Neger - eine Beleidigung / beleidigend?

vom 30.08.2009, 21:46 Uhr

Ich finde "Schwarzer" mindestens genauso beleidigend. Tatsache ist aber, dass "Neger" auf jeden Fall einen rassistischen Hintergrund hat. Wie aber schon erwähnt, sehen es wohl die meisten "Dunkelhäutigen" (ist das genauso diskriminierend?) auch als Beleidigung, wenn man die überkorrekte Bezeichnung "stark pigementierter Mitbürger mit afrikanischen Emigrationshintergrund" verwendet.

Man gerät aber schon teilweise in Schwierigkeiten sich politisch korrekt auszudrücken finde ich. Bei uns heißt es auch Mohrenkopf oder Negerküsse, auch wenn letzteres seltener Gebrauch findet. Ich könnte mich glaube niemals daran gewöhnen Schaumküsse anstatt Mohrenkopf zu sagen. Hier wird auch Colabier als Mohrenkopf bezeichnet.

Mir ist noch ein Beispiel eingefallen. Wenn man zB. zu zweit da steht und sieht gerade jemanden (einen "Dunkelhäutigen") und möchte e twas sagen, was mit ihm zu tun hat, wie weist man dann daraufhin? Man sgat ja auch bei "Weißen" dann eher etwas wie "der mit der langen Nase", "der Langhaarige" und ähnliches. Und zwar darum weil es unter den Weißen hervorsticht. Aber wenn wir eine Dunkelhäutigen sehen fällt eben die Hautfarbe direkt auf, da sie eben doch eine Minderheit sind. Und was soll man da dan nsagen? "Neger" weiß der andere sofort wer gemeint ist und in so einem Fall ist es ja auch ohne den negativen Beigeschmack, sondern dient nur der sofortigen Erkennung.

Auch muss ich sagen, dass alle meine dunkelhäutigen Bekannte keinerlei Problem damit haben "Neger", "Schwarzer" etc. genannt zu werden, sogar teilweise selbst über ihre Hautfarbe Witze reißen und andere Dunkelhäutige auch als "Neger" bezeichnen. Vielleicht ist das aber auch ungewöhnlich, dass es denen nichts ausmacht.

Was mich nun doch noch interessiert, ob es denn überhaupt irgendeine Bezeichnung gibt, die politisch korrekt, nicht diskriminierend und für jeden verständlich ist? Wie soll man sagen? Sowohl der ultrakorrekte Ausdruck, als auch die gängigen Ausdrücke, wie "Schwarzer" oder "Neger" sind diskriminierend. Was ist denn nun die "vornehmste" Bezeichnung? :shock:

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das Problem dabei nennt sich "Euphemismus Tretmühle", dies besagt, dass wenn man ein Wort wegen eines negativen Klanges durch ein anderes ersetzt, es über kurz oder lang dann auch den negativen Klang des ersetzten Wortes annimmt. Damit ist es wohl immer falsch, die Farbe einer Person explizit hervorzuheben. Wozu das im Alltag gut sein soll, ist eh zweifelhaft.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke dass das Wort „Neger“ negativ besetzt ist und ich würde es deshalb nicht gegenüber einem Farbigen verwenden, wobei es aber durchaus zu meinem Sprachgebrauch gehört. Auch ist es öfters so dass im normalen Umgangston meistens von Negern in abfälliger Weise gesprochen wird wenn man es auch negativ meint. Das sie selber äußerst gereizt reagieren können wenn sie so angesprochen werden habe ich auch schon gehört, wobei ich aber selber keine Farbigen persönlich kenne.

Leider ist es hier im Osten so dass bei den meisten älteren Personen die ich kenne ausschließlich das Wort Neger verwendet wird, genau wie Fidschi für die Vietnamesen. Das ist irgendwie nicht wegzukriegen. Selbst angeblich so weltoffene und gebildete Mitbürger haben diese Wörter drauf wie ich schon des öfteren bemerkte. Zu DDR- Zeiten war hier in der Gegend mal eine Delegation aus Afrika zu Besuch die der Landwirtschaftsminister, ein Mann von schlichtem Gemüt, mit „liebe Halberstädter, liebe Neger“ begrüßte. Ich kann mich nicht erinnern dass damals die Farbigen auch anders genannt wurden.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



@Diamante
Man kann das Pferd aber nicht von hinten aufzäumen - nur weil es Negerküsse gibt und anderes ist das keine Rechtfertigung, dass es doch legitim ist. Denn diese Begriffe sind erst später entstanden nachdem das Wörtchen Neger durch rassistische Schriften eingeführt wurde - es ist an sich immernoch rassistisch und der Gedanke, warum man diesen Namen gewählt hat, war es auch. Schließlich sollten Kunden damit genau dieses Klischee assoziieren.

Oder mal anders gesagt: Wenn ich für Süddeutsche den Begriff "Schluchtenscheißer / Inzüchtler" und für Norddeutsche "Deichtrampel / Fischköpfe" etabliere (was ja in Teilen Deutschlands durchaus oft und regelmäßig verwendet wird), dann ein entsprechendes Gericht dazu kreiiere - macht es das besser? Und ich wette, alle außer die Betroffenen, finden nichts schlimmes an solchen Begriffen und haben auch gleich ein Klischeebild vor Augen.

Und Mohr bezeichnet im Gegensatz zu Neger fast alle Menschen mit einer dunklen Hautfarbe, z. B. auch Araber - auch ist hier die Herkunft eine völlig andere, denn Mohr entstammt nicht irgendwelchen komischen Rassentheorien und ist auch nicht durchgängig negativ belegt. Neger bezeichnet konkret minderwertige Afrikaner (siehe Entstehungsgeschichte) mit Ausnahme der Nordafrikaner.

Und mal abgesehen davon sind die deutschen Gerichte in der Hinsicht sehr rückwärtsgewandt eingestellt, kein Wunder in einem Land, dass zumindest im Westteil nie wirklich entnazifiziert wurde und wo Rassismus landesweit noch als Kavaliersdelikt gilt (solange es nicht in den Medien kommt) - auch wenn (ironischerweise im Osten) ein Gericht "Neger" als Schimpfwort und Beleidigung bestätigt hat. Da sorgt international übrigens auch gern für Kritik.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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