Wenn man die ist, mit der betrogen wird!

Also erst einmal: Deine Freundin braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie ja nicht wusste, dass er vergeben ist. Nun weiß sie es ja und kann es natürlich lassen sich mit ihm zu treffen.

Und zweitens: Ich denke aber, auch wenn sie es gewusst hätte, dann wäre es kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Immerhin ist ER seiner Freundin ja fremdgegangen. ER ist böse. Nicht deine Freundin. Wenn man jemanden toll findet und sich sogar verknallt - soll man dann sein eigenes Glück zurückstecken, nur wegen jemanden, den man nicht mal kennt? Das wäre lächerlich.

Und drittens: Wenn sie das aber so sauer macht und sie wohl nicht die gleiche Ansicht hat wie ich, dann würde ich ihm auch sagen, dass er es seiner Freundin erzählen soll - weil du es sonst machst! Das Problem ist nur, dass deine Freundin Beweise braucht. Oder würdet ihr einer Fremden glauben, die erzählt, sie hätte was mit eurem Freund gehabt? Ich würde es nicht glauben. Ich würde Beweise sehen wollen.

Ich denke, dass deine Schwägerin sich zu sehr in diese Situation hineinsteigert. Ich denke nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen wegen dieser kleinen Geschichte haben muss. Selbst wenn sie vorher schon gewusst hätte, dass der Mann eigentlich vergeben ist, liegt es doch nicht in ihrer Verantwortung, darüber zu entscheiden, ob jemand seinen Partner betrügt oder nicht. Wenn jemand ein schlechtes Gewissen haben muss, dann ist das dieser Mann, der seine Freundin hintergangen hat. Allerdings steht dann noch zur Debatte, ob die Frau nicht vielleicht ohnehin schon etwas von dieser Geschichte wusste. Es gibt schließlich auch offene Beziehungsformen. Wenn deine Schwägerin sich irgendwie unwohl fühlt, übernimmt sie Verantwortung für etwas, das nicht in ihrer Verantwortung liegt.

Hat dieser Mann deiner Schwägerin Hoffnungen gemacht, dass sich zwischen ihnen mehr als nur eine nette Flirterei oder Affäre entwickeln könnte? Falls ja, wäre ich an Stelle deiner Schwägerin nur darüber sauer, aber ich würde mir auf keinen Fall Gedanken über die Story machen, die zwischen dem Mann und seiner Hauptfreundin läuft. Ich finde die Gedanken, die sich deine Schwägerin nun macht, nur schwer nachvollziehbar.

Was deine Schwägerin selbst denkt, ist in dieser Situation irrelevant. Sie weiß doch überhaupt nichts über diese andere Frau und weiß auch nicht, ob diese Bescheid wissen möchte oder nicht. Sie weiß ja nicht einmal, ob die beiden nicht vielleicht doch eine offene Beziehung führen. Bevor sie sich Sorgen über das Wohlergehen anderer Leute macht, sollte sie erst einmal über ihre eigene Situation nachdenken und überlegen, wie sie weiter verfahren will.

Falls sie Spaß mit dem Mann hat, aber keine tiefere Verbindung anstrebt, könnte sie die kleine Geschichte auch einfach weiterlaufen lassen. Da seine Schwägerin das aber scheinbar nicht möchte, sollte sie sich einfach zurückziehen und sich nicht in die Beziehung dieser beiden Menschen einmischen. Das ist ein Problem, das nur den Mann und die Frau etwas angeht. Wenn ihr so viel daran liegt, kann sie den Typen mal direkt mit ihrem neu erworbenen Wissen konfrontieren. Sie soll sich aber wirklich nur an ihn wenden und nicht auch noch an die Frau. Es ist allein seine Aufgabe, dieses Problem zu lösen.