Wehrdienst
So, ich habe jetzt mal eine Frage an alle männlichen Teilnehmer dieses Forums, die ihren Wehrdienst schon absolviert haben, beziehungsweise verweigert haben:
Es ist zwar noch eine Weile hin, bis ich mich entscheiden muss, ob ich meinen Wehrdienst antrete oder verweigere und Zivildienst machen, aber trotzdem beschäftigt mich die Frage im Moment und ich wollte von euch wissen, was ihr den gemacht habt und ich wollte eure Beweggründe dazu wissen.
Was habt ihr denn so für Erfahrungen bei der Bundeswehr gesammelt und wie war es da so, in welcher Kaserne wart ihr stationiert und würdet ihr es nochmal machen, beziehungsweise würdet ihr es anderen Leuten empfehlen, diese Erfahrung mal zu machen?
Und genau das gleiche bei denen die verweigert haben: Wo habt ihr euren Zivildienst geleistet und was habt ihr so für Erfahrungen gesammelt?
Im Moment würde ich wohl eher dazu tendieren zum Bund zu gehen, aber dort auch wirklich nur die Grundausbildung zu absolvieren und dann höchst wahrscheinlich aufzuhören und mich dann meinem Studium zu widmen.
Mein schwerwiegendster Punkt den Wehrdienst zu absolvieren wäre, dass ich so vielleicht ein wenig selbständiger werde und von zu Hause weg komme (bis aufs Wochenende).
Und von einem Verwandten, der im Moment gerade bei den Fallschirmjägern ist und sich jetzt sogar überlegt um zwei Jahre zu verlängern, habe ich erfahren, dass es ihm viel Spaß macht. Aber ich hatte sonst leider keine Möglichkeit mich mit ihm länger zu unterhalten.
Also bitte ich um eure Meinungen und hoffe, dass ich mich mit eurer Hilfe bald entschieden habe.
Naja, ich denke nicht, dass du deine Entscheidung von anderen abhängig machen solltest. Wenn es dich schon jetzt etwas mehr reizt, zum Bund zu gehen, ist das doch eigentlich ein gutes Zeichen.
Ich für meinen Teil habe verweigert, meinen Zivildienst im Krankenhaus absolviert und danach sogar noch eine Weile weitergearbeitet. Im Nachhinein würde ich das als eine extrem wichtige und prägende Erfahrung bezeichnen, da man lernt, Verantwortung zu übernehmen, man wird mit dem Tod, mit Krankheiten und anderen Problemen, die damit zusammenhängen konfrontiert und die Arbeit ist, bzw war es zumindest in meinem Fall, sehr anstrengend, körperlich als auch psychisch, aber das kann man wahrscheinlich nicht verallgemeinern, kommt drauf an, wie groß das Krankenhaus ist, welche Zustände dort herrschen und wo man überhaupt eingesetzt wird. Außerdem gibt es ja noch diverse andere Lokalitäten, wo man den eigenen Zivildienst ableisten kann.
Wo die Vorteile beim Bund liegen, kann ich nicht wirklich beurteilen, vermutlich ist der Dienst aber auf jeden Fall gut für Disziplin und die körperlichen Fähigkeiten.
Ich habe verweigert - warum? Einmal weil ich sonst enterbt worden wäre (kein Scherz), die Bundeswehr für mich ein Deppenhaufen ist und ich auf meinen Komfort und Freundin nicht verzichten wollte. Pazifist bin ich keiner und auch sonst hätte mich nichts zum Zivildienst bewogen, ich halte auch nichts von diesem ganzen "Tolle Erfahrung anderen Menschen helfen" Gedöns, das war wirklich das letzte was ich wollte und will, bin da bekennender Egoist.
Am Zivildienst fand ich gut, dass ich mir die Stelle mehr oder weniger aussuchen konnte, ich einen fast normalen Tagesablauf hatte, normale Arbeitszeiten, mehr als ein Bundeswehrheini verdient habe - da ich noch dies und das drauf bekam, z.B. Miete, bezahlte Fahrkarte die ich in Benzin umgesetzt habe gut 56 Euro extra Benzingeld im Tank, Zuschüsse hier und da jeden Abend zuhause bei meiner Freundin war, also im Grunde ein völlig normales Leben führen konnte, mich mit meinen Freunden weiter treffen konnt, Abends auch mal einen draufmachen konnte und teilweise mal angeschlagen zum Dienst kam.
Ich hab im Krankenhaus auf der Unfallstation gearbeitet, was keine schlechte Erfahrung war und ich sowieso dahin wollte, damit man noch etwas für später lernt. Da war ich zu 95 % als Krankenpfleger aktiv, musste also oft genug alle Aufgaben eines Krankenpflegers übernehmen. Nur 95 % deswegen, weil ich keinen Nachtdienst machen musste und nicht das gleiche Gehalt bekam, aber es war so schon lustig, auch wenn einen die Patienten manchmal genervt haben und die Arbeit wesentlich härter war als Biwak & Zeit totschlagen beim Bund, da man wirklich dauernd in Beschlag genommen wurde und als Zivi natürlich auch nicht die nettesten Aufgaben hatte, auch wenn das "Arsch abwischen" mir bis auf 2mal in 9 Monaten Dienstzeit nie passierte. Als Zivi steht man günstigerweise über den FSJlern und Praktikanten, die man das dann erledigen lassen kann (wenn man sich durchsetzt).
Naja, und wenn man nicht ins Krankenhaus geht sondern Fahrdienst macht oder Jugendarbeit hat man einen völlig lässigen Job - ich wollte noch was für meine medizinische Bildung tun, da ich später am liebsten im Südpazifik oder arabischen Ausland wohnen würde und mir da schon gerne selber helfen könnte, falls mal was passiert. Nebenbei habe ich noch meinen Jagdschein gemacht und in den USA mit schweren Waffen geschossen, die kein Bundeswehrsoldat so schnell gesehen hätte, soviel zu Zivis & Pazifisten. Achso, da ich jede Menge Überstunden aufbaute (jeden Tag eine Stunde) und den Urlaub bis zum Ende ansparte, hatte ich am Ende nur 7 Monate reellen Dienst inkl. 3 Wochen Lehrgang und 2 Monate "bezahlten Urlaub".
Also bei mir war der Zivildienst eine durchweg egoistische Entscheidung und ich bereue sie nicht, da ich für mich persönlich viel da rausholen konnte und im Grunde jede Menge Vorteile hatte. Einer meiner Freunde war fröhlich beim Bund und hat nach 3 Monaten schon rumgejammert, da er 5 Tage auf Stube hocken musste, seine Freundin nur am Wochenende sah (die ihm dann durchgebrannt ist, weils ihr zu blöd war) und das ganze kaum genießen konnte, da ihn die Bundeswehr schnell ankotzte als Abiturient lässt man sich eben ungern von einem Hauptschüler, der nichtmal richtig Deutsch kann, Befehle erteilen, aber da ist auch jeder anders zudem war seine Hauptmotivation, das Ballern und Kriegsspielen, gar nicht sooo an der Tagesordnung, wie er sich das erhofft hat.
Meine Situation passt hier ziemlich gut rein und ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken ein fauler asozialer Mensch zu sein der nicht zum Bund gehen will.
Situation: Ich habe vor einem Jahr meine Schulische Laufbahn (war auf einer technischen Hochschule) abgebrochen und bin bei einem super Betrieb als Desiger und Media Controller untergekommen machen in diesem Betrieb eine Ausbildung die 3 Jahre dauert.
Nun habe ich letzte Woche vom Bund einen Brief bekommen das ich anfang nächstes Jahres eingezogen werde. Mich hat das erst mal richtig geschockt und habe mich gleich bei meinem Boss erkundigt ob er mich als "Azubi" gemeldet hat und ob er das nicht mit dem Bund geklärt hat? Doch mein Boss hat all seine Pflichten erfüllt und doch wollen sie mich einziehen.
Ich kann durch den Einzug meine gesammten Kurse die ich durch die Firma bekomme leider nicht absolvieren und werde falls ich eingezogen werde meine Ausbidlungsstelle verlieren. Natürlich auch mein Gehalt und dies zieht einen langen Schweif nach sich. Ich kann meine Wohnung nicht mehr bezahlen und auch das Auto nicht mehr. Ich stehe vor dem Privaten Ruin und ich habe nach dem Wehrdienst nicht mal eine Ausbildung da ich die Schule abgebrochen habe und der Betrieb mich dann nicht mehr an der Ausbildung teil haben lässt.
Hier finde ich das der Staat einem die Chance zum leben ziemlich verbaut und vermiest wenn nicht gar zerstört. Und sowas finde ich nicht gut.
Aber wie gesagt ich möchte mich nicht vor dem Wehrdienst drücken nur auf die Zeit der Ausbildung eine Aufschiebung erbitten. Doch das ist anscheinend nicht möglich.
Hat jemand gleiche Erfahrungen gemacht? Oder ist jemanden das gleich schon mal passiert?
@Slipknotdani: Das ist eigentlich unmöglich, ich habe vier Leute in meinem Bekanntenkreis, die alle direkt nach der Schule eine Ausbildung begonnen haben und deswegen nicht zum Bund müssen, beziehungsweise wenn erst nach der Ausbildung.
Ich habe die Regeln jetzt zwar nicht 100%ig im Kopf, aber ich weiß, dass du bei einer laufenden Ausbildung nicht eingezogen werden darfst! Hier
Es ist definitiv verboten, wenn dein Arbeitgeber oder dein zuständiges Kreiswehrersatzamt da blockt und/oder nicht hilft, musst du dich eben mal an andere Stellen wenden.
@Slipknotdani: Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig als den Wehrdienst zu verweigern, aber ich hätte mir an deiner Stelle sowieso eher zweimal überlegt mit der Schule aufzuhören.
@all: Danke, eure Erfahrungen waren echt hilfreich, aber ich kann mich immer noch nicht wirklich entscheiden, was ich nun machen soll.
Falls andere noch Erfahrungen austauschen wollen könnt ihr das hier gerne tun.
Noch musste ich den Wehrdienst nicht absolvieren, aber habe Mitte November meine Musterung. Ich weiß noch nicht, ob ich ernsthaft verweigern soll oder es das dreiviertel Jahr einfach durchziehen sollte. Ich meine es gibt sicher auch noch den Ausweg über THW und alles, aber da ist die gebundene Zeit mehr als das sechsfache, des Wehrdienstes.
Vielleicht besteht ja auch noch die Möglichkeit, dass ich ausgemustert werde, dass wäre natürlich optimal, da ich sehr viel mit Allergien zu tun habe, vor allem gegen Gräser bin ich sehr allergisch und da man die meiste Zeit draußen ist, wäre das nichts für meine Gesundheit, da ich dann von geschwollenen Augen bis teilweise Atemnot schon alles hatte.
Nun ich selber bin eine Frau und auch nicht scharf auf freiwilligen Wehrdienst.
Mein Mann hat sich ausmustern lassen weil er einfach nicht von Bund ,Armee oder sonstigen Institutionen in die Richtung hält aber asozial ist der sicher nicht denn mein Mann pflegt alte und kranke Menschen und ist sehr sozial.
Also asozial ist man deswegen nicht gleich denke ich.
Ich danke euch vielmals für die schnelle und ausführliche Hilfe und werde mich mal bei verschiedenen stellen erkundigen.
@AdultMusic: Ich muss sagen ich es war unklug die schule zu lassen aber wenn es einen unglücklich macht jeden Tag zur Schule zu gehen und sich nicht interessiert was die Person an der Tafel verzapft?
Ich wurde von meinen Eltern zu diesem Schritt gezwungen oder gedrängt wollte eigentlich nie eine höhere Ausbildung machen wäre mit einer Lehre zufrieden gewesen doch haben sie mich so weit motiviert das ich es nicht lassen konnte.
Doch in den letzten Jahren ist mir immer wieder das Gefühl gekommen ich möchte eigentlich was anderes machen und es bringt mir absolut nichts wenn ich meinen Ausbildung abschließe dann habe ich mich entschlossen es zu lassen und eine Ausbildung zum Grafiker zu beginnen und es gefällt mir mega gut, nur macht mir der Staat wieder einen Strich durch die Rechnung und will mir das ganze irgendwie mega vermiesen.
Aber ich werde mich jetzt nochmals beim Bund erkundigen ob das überhaupt alles mit rechten Dingen zu geht und ich werde euch dann sicher informieren wenn es euch interessiert wie es weiter gegangen ist.
AdultMusic hat geschrieben:@Slipknotdani:
Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig als den Wehrdienst zu verweigern, aber ich hätte mir an deiner Stelle sowieso eher zweimal überlegt mit der Schule aufzuhören.
Na das bringt auch nicht wirklich was, denn wenn man den Wehrdienst verweigert, kann man immernoch als Zivi rangezogen werden es verschiebt nur die Problematik.
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