Christen im Beruf
Ich hätte da mal, rein interessehalber, da ich mich zur Zeit für Religionen und ihre Auswirkungen im Alltag interessiere, folgende Frage.
Wie ergeht es euch als Christen im Beruf?
Empfindet ihr euch als gelassener, als "Nicht-Christen“?
Habt ihr als Christen Vorteile oder auch Nachteile in manchen Situationen?
Wurdet ihr auf Grund eurer Religion im beruf schon einmal verspottet?
Oder ist eure Religion, egal ob evangelisch oder katholisch, ganz unabhängig von eurem beruf, will sagen, wird eure Religion innerhalb eures Berufslebens überhaupt thematisiert - sowohl von euch selbst ausgehend, als auch von Arbeitskollegen bzw. "fremden“ Personen?
Vielen Dank für eure (hoffentlich zahlreichen) Antworten!
Ich komme aus einer sehr toleranten Stadt. Meine christlichen Kommilitonen werden weder verspottet, noch anderweitig diskriminiert. Warum auch. Atheisten werden das ja auch nicht, weil sie "religionslos" sind, oder ?
Auch Vor-und Nachteile gibts hier nicht.
Ist das dein Ernst?
Du fragst uns tatsächlich ob wir wegen unserer Religion, dem Christentum, diskriminiert werden? Frag uns ob wir wegen unserer Glatze, unseres Bierbauches oder unseren schlechten Zähnen diskriminiert werden, aber doch nicht weil wir Christen sind.
Ohne an dieser Stelle religiöse Minderheiten anzugreiffen, bin ich dennoch der Meinung dass das Christentum die vorherrschende Religion in Deutschland ist. Das ist so als wenn ich mich als Deutscher im eigenen Land diskriminieren lasse weil ich deutsch bin.
Ausserdem sind die meisten selbst ernannten "Atheisten" wie ihr sie nennt, einfache Christen die ihre Religion nicht wahrhaben wollen oder verleugnen. Ich kenne jedenfalls keinen wirklichen Atheisten.
Sobald man aus der Kirche austritt ist man doch noch lange kein Atheist. Ich sehe es auch nicht ein Steuern für meinen Glauben zu zahlen. Wozu auch? Damit ich beten darf? Oder dass ich an Gott glauben darf? ^^
Ich weiche vom Thema ab.
Kurz: Nein ich habe keine Nachteile dadurch dass ich bekennender Katholik bin und wurde weder diskriminiert, noch wurde ich jemals deswegen verspottet.
Ausserdem sind die meisten selbst ernannten "Atheisten" wie ihr sie nennt, einfache Christen die ihre Religion nicht wahrhaben wollen oder verleugnen. Ich kenne jedenfalls keinen wirklichen Atheisten.
So ein Quatsch. Ich verleugne weder meine Religion, noch "will ich sie nicht wahrhaben". Ich brauche sie nicht. Und ich glaube nicht. Weder an Gott, noch an Satan, noch an sonstwen.
Und ja, ich feier Weihnachten /Ostern etc. pp. aber nicht weil ich so unsagbar dankbar bin, dass angeblich da jemand geboren wurde, dem ich so unendlich dankbar sein muss, sondern aus Toleranz.
Egal, und wenn ich gezwungen wäre, einer Religion beizutreten,wäre es nicht das Christentum. Scheinbar fehlt hier so ein bischen die Toleranz gegenüber "Leuten die ihre Religion verleugnen" Oh, man.
Also hier muss ich winny2311 mal zustimmen:
Brainsucker86 hat geschrieben:Ausserdem sind die meisten selbst ernannten "Atheisten" wie ihr sie nennt, einfache Christen die ihre Religion nicht wahrhaben wollen oder verleugnen. Ich kenne jedenfalls keinen wirklichen Atheisten.
Sobald man aus der Kirche austritt ist man doch noch lange kein Atheist
Also Moment mal - das stimmt auf keine Fall. Ich würde es als beleidigend sehen, wenn man mich als Christen hinstellt, und meine Familie hat seit mehr als 5 Generationen der Kirche abgeschworen, wo ist man denn da noch Christ? Na gut Du sagst ja selbst die meisten, aber dazu komme ich später.
Ich bin wie winny ein wirklicher Atheist, ich glaube an nichts, sondern nur an beweisbare Wahrheiten, womit aller religiöser Mummenschanz für mich wegfällt.
Brainsucker86 hat geschrieben:Ohne an dieser Stelle religiöse Minderheiten anzugreiffen, bin ich dennoch der Meinung dass das Christentum die vorherrschende Religion in Deutschland ist.
Falsch, fahr mal nach Ostdeutschland - dort ist das Christentum eine Minderheitsreligion - sie stellen zwar immernoch die Mehrheit in der Grupe der Gläubigen, nur die Gruppe der Gläubigen ist gemessen an der Gesamtmenge aller Ossis deutlich in der Minderheit. Je nachdem heißt es 84 % zu 16 % oder nach sehr positiven Studien noch bestenfalls 60 % zu 40 %. Die Mehrheit sind Atheisten und haben mit der Kirche nichts am Hut.
Und dort findest Du auch eine Diskriminierung von Christen, ich habe es selbst in der Schule erlebt - wir hatten bei 76 Schülern gerade einmal 4 (!) Christen und die wurden stets belächelt und von jedem, sogar den Verachteten in der Klasse verarscht, verspottet und belächelt, woran sie aber selbst Schuld waren (durch sehr eigenartiges Verhalten, z. B. Heulend aus dem Klassenzimmer rennen, als der Biologielehrer die Evolutionslehre erklärte und die biblische Schöpfungsgeschichte als Mumpitz abgetan hat). Im Gegenzug dazu hat selbst der einzige Jude in der Stufe bei zig Neonazis in der Stufe niemals ein Problem gehabt, auch nicht wegen seiner Religion.
Und auch außerhalb der Schule hab ich oft genug erlebt, dass man Christen in Ostdeutschland sehr oft auch dieses Verhalten im öffentlichen Leben entgegenbringt bzw. sie so betrachtet, als kommen sie von einem anderen Stern und seien meschugge.
Subbotnik hat geschrieben:Und auch außerhalb der Schule hab ich oft genug erlebt, dass man Christen in Ostdeutschland sehr oft auch dieses Verhalten im öffentlichen Leben entgegenbringt bzw. sie so betrachtet, als kommen sie von einem anderen Stern und seien meschugge.
Mich würde mal interessieren, ob Du das bei allen (sich zu ihrem Glauben bekennenden) Christen beobachtet hast, oder auch nur bei jenen, die ihren Glauben als die einzig "wahre Wahrheit" betrachten. Also ein ähnliches Verhalten, wie Deine (ehemaligen) Mitschüler zeigen.
Denn wer als Christ seinen Glauben lebt, bei sich selbst mit dem Christ-Sein anfängt, seinen Glauben aber nicht den Mitmenschen aufdrängt, ihn lediglich auf Nachfrage oder in einer passenden (Gesprächs-)Runde vorstellt, der wird meiner Erfahrung nach nicht diskriminiert. Jedenfalls ist mir das noch nie passiert und ich kenne niemanden, dem das schon mal passiert ist. Im Gegenteil meist ergeben sich daraus spannende Gespräche, die für mehr Toleranz und Verständnis sorgen.
Dass Christen im Osten eher als "meschugge" angesehen werden, ist aber auch Folge der jahrelangen Entwicklung in der DDR. Erst staatliche Verfolgung und später nur noch subtile Unterdrückung des Glaubens.
Brainsucker86 hat geschrieben:Ausserdem sind die meisten selbst ernannten "Atheisten" wie ihr sie nennt, einfache Christen die ihre Religion nicht wahrhaben wollen oder verleugnen. Ich kenne jedenfalls keinen wirklichen Atheisten.
Sobald man aus der Kirche austritt ist man doch noch lange kein Atheist
Vielleicht etwas unglücklich formuliert, mein Vater hat es einmal so ausgedrückt.
Jeder Mensch glaubt an etwas, dass ihm in schwierigen Situationen Kraft gibt. Das muss nicht Gott sein! Allerdings sind die wenigsten Menschen so stark, dass sie nur durch den Glauben an sich selbst schwierige Situationen durchstehen. Deshalb glauben eben doch viele an eine höhere Macht bzw. höhere Mächte, wie auch immer man die nennt.
Aber mal zurück zum Thema:
vonZitzebitz hat geschrieben:Oder ist eure Religion, egal ob evangelisch oder katholisch, ganz unabhängig von eurem beruf, will sagen, wird eure Religion innerhalb eures Berufslebens überhaupt thematisiert - sowohl von euch selbst ausgehend, als auch von Arbeitskollegen bzw. "fremden“ Personen?
In meinem Berufsleben wird Religion überhaupt nicht thematisiert. Von daher gibt es keine Unterschiede zwischen Christen und Nichtchristen. Auch die Frage nach Vor- und Nachteilen hat sich damit erledigt und die nach Spott erst recht.
vonZitzebitz hat geschrieben:Empfindet ihr euch als gelassener, als "Nicht-Christen“?
Das ist mal eine spannende Frage. Ich fühle mich in vielen Situationen gelassener als viele Mitmenschen. Das liegt für mich an meiner positiven Lebenseinstellung und dem "nacheifern" von Vorbildern, die allerdings allesamt auch Christen sind. Von daher, ja, ich fühle mich irgendwie gelassener.
Ich frag mich wie man auch bitte als Christ in Deutschland diskrimniert werden sollte?! Erstens merkt das doch keiner, wenn man es niemandem erzählt (Sieht und hört ja keiner und steht ja auch niemandem auf der Stirn geschrieben) und zweitens ist es doch in Deutschland absolut keine Seltenheit, Christ zu sein. Im Gegenteil: Nicht Christ zu sein ist doch wesentlich unnormaler.
Ich kann mir beim Besten Willen also nicht ausmalen wie man in Deutschland für die Tatsache, Chrsit zu sein, diskriminiert werden sollte. Vielleicht, das wäre alles, was ich mir noch vorstellen könnte, man arbeitet ansonsten nur mit Moslems zusammen, die Kopftuch trage nund man selbst eben nicht. Da kann ich mir vorstellen, dass die einen blöd anreden oder sowas, aber ansonsten kann ich mir das ehrlich nicht ausmalen. Würde mich sehr interessieren, wie du auf die Idee kommst. Prinzipiell find ich sowas nämlich sehr schlimm aber in diesem Fall einfach zeimlich weit hergeholt.
JotJot hat geschrieben:Dass Christen im Osten eher als "meschugge" angesehen werden, ist aber auch Folge der jahrelangen Entwicklung in der DDR. Erst staatliche Verfolgung und später nur noch subtile Unterdrückung des Glaubens.
Natürlich, das steht außer Frage - Das Christentum wurde so gesehen mehr oder weniger staatlich "ausgelöscht". Das sehe ich genauso.
JotJot hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, ob Du das bei allen (sich zu ihrem Glauben bekennenden) Christen beobachtet hast, oder auch nur bei jenen, die ihren Glauben als die einzig "wahre Wahrheit" betrachten. Also ein ähnliches Verhalten, wie Deine (ehemaligen) Mitschüler zeigen.
Gute Frage - ich muss ehrlich sagen: weniger. Die Fanatiker waren natürlich absolut unten durch und mussten sich alles gefallen lassen.
Jedoch habe ich dies trotzdem auch bei anderen erlebt - wenn ich so zurückdenke.
Z. B. am Beispiel der Jugendweihe und an Weihnachten, da praktisch Bekannte und Freunde von mir schon oft einen dummen Spruch gedrückt bekamen, der ihren Glauben verhöhnte, wenn es hieß, sie müssen zum Kommunionsunterricht oder an Weihnachten / Ostern in die Kirche (wenn man sie z. B. einlud, etwas zusammen zu unternehmen).
Jedoch muss ich dazu auch sagen, handelte es sich in meinem Bekannten- und Freundeskreis um eine Gruppe von 6 Personen, von denen 5 mittlerweile aus der Kirche ausgetreten sind. Warum sie überhaupt Mitglied waren konnten sie schon damals leicht beantworten: Die Großeltern hätten das gerne und sie bekämen so mehr Geld - bei der Jugendweihe waren die (christlichen) Großeltern scheinbar nicht so spendabel .
Aus diesem uns bekannten Grund hielt sich der Spott eher in Grenzen, sondern zielte weniger auf die Religion ab, sondern mehr auf das "Pantoffelheldentum" gegenüber den Großeltern, manchmal auch Eltern.
Hm, würde mich mal interessieren wo ihr alle so herkommt. Bei uns, sowohl auf dem Dorf als auch in der Stadt, war es absolut üblich, Kommunion zu feiern, zum Konfirmationsunterricht zu gehen, Weihnachten zu feiern, und teilweise sogar, sonntags mit der Oma in die Kirche zu gehen. Gut, das ist alles schon gute 15 Jahre her, aber hat sich das etwa mittlerweile so stark geändert? Oder ist es einfach ein regionaler Unterschied?
Ich komme aus Süddeutschland und hier wir ddas Christentum natürlich eh ernster genommen als beispielsweise im Norden Deutschlands. Das behaupte ich jetzt einfach mal so. Bei uns war es eben immer üblich, dass man eine Bibel zu Hause hat und ein Gesangbuch und die Oma war sonntags immer in der Kirche. War das bei euch nie so?
Sippschaft hat geschrieben:Hm, würde mich mal interessieren wo ihr alle so herkommt.
Aus der Nähe von Zerbst, Sachsen-Anhalt, als Kind und wieder. Nachbarkreis Wittenberg, in dem Luther die Reformation einläutete.
Bei uns war es eher so, dass die evangelischen Christen auf jeden Fall toleriert wurden. Die "Katholschen" wurden schon eher schief angesehen. Da ich sehr ländlich wohne und die Bewohner sich schon über Generationen hinweg kennen, wusste natürlich jeder von jedem welcher Glaubensrichtung wer angehört
Viele waren einfach nur in der Kirche, weil Oma und Opa das auch schon waren und die Alten hatten einfach das Sagen, da haben sich dann auch Mutter und Vater gebeugt und ihr Kind zur Christenlehre, Konfirmation geschickt. Bei uns war es also irgendwie auch Pantoffelheldentum; Tradition, das muss so sein und basta! Viele waren dann auch nur Weihnachten in der Kirche. Bibeln und Gesangsbücher wurden einfach so weitervererbt, weil sie so schön und auch Familienerbstücke waren.
In unserer Klasse waren allerdings 1/3 der Schüler in der Christenlehre und wurden später konfirmiert, und das aus eigener Überzeugung. Wir waren so überzeugend, dass sogar eine Mitschülerin, deren Eltern atheistisch waren, sich die ganze Sache ein halbes Jahr mal näher angeschaut hat.
Die meisten haben sich dann von der Kirche abgewandt. In den letzten Jahren habe ich nur eine ehemals sehr gute Freundin wieder im Gottesdienst getroffen, wir waren beide aus freien Stücken dort.
Aber noch mal zurück zum Thema. Ich denke, dass es ziemlich selten sein wird, dass Christen im Beruf diskriminiert werden. Denn der christliche Glaube kann ja sehr privat gelebt werden, so dass lose Bekannte gar nicht bemerken, wenn jemand Christ ist.
Meine Beobachtung ist eher, dass fanatische Christen diskriminieren. Und dass diese dann auch diskriminiert werden ist (leider) nicht verwunderlich. Aber das ist wohl ein anderes aber auch spannendes Thema.
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