Warum schickt man sein Kind in das Internat?
Hallo,
in letzter Zeit sieht man viel im Fernsehen dass wohlhabende Familien ihre Kinder in Internate rund um die Welt schicken. Somit sind die Kinder fast das ganze Jahr von zu Hause weg und führen ein eigenständiges Leben, ganz getrennt von den Eltern.
Bei mir stellt sich immer die Frage warum sie das machen. Denken sie dass ein Internat ein Garant ist für eine gute Ausbildung und das sie später leichter in einen Beruf kommen? Viele Familien legen Wert auf eine teure und strenge Ausbildung, da kommen die Schulen immer in Frage.
Ab und zu schleicht sich bei mir das Gefühl ein, dass die Eltern froh sind wenn die Kinder nur am Wochenende oder in den Ferien zu Hause sind. Dann können sie in aller Ruhe ihren Geschäften nachgehen. Aber wenn man keine Lust auf seine Kinder hat, hätten sie sich das früher überlegen sollen. Versteht mich nicht falsch, ich möchte das nicht verallgemeinern, jedoch scheint das besonders oft der Fall bei reichen Familien zu sein, oder was denkt ihr?
Ich war selbst während meiner Berufsausbildung in einem Internat. Hatte aber den Grund, das ich eben nur dort den Beruf erlernen konnte. Wobei ich aber auch festgestellt habe, das ich damit wesentlich früher selbständiger war als andere ehemalige Mitschüler, die noch täglich von Mama versorgt worden.
Demzufolge hat so ein Internat, wenn auch in anderen finanziellen Dimensionen auch seine Vorteile. Kinder werden damit selbstbewusster, weil sie sich nicht an Mama oder Papa wenden können und haben damit eben auch bessere Chancen sich später durchzusetzen.
Das dies in erster Line bei reicheren Familien vorkommt, ist ja leicht zu erklären. So ein Internatsplatz will ja auch bezahlt werden. Zusätzlich ist es ja auch so, dass neben den reinen Schulkosten und der Unterbringung das eigene Kind ebenfalls noch Geldmittel benötigt. Also ist das in erster Linie ein teurer Spaß und für normale Haushalte nur schwer zu machen. Noch dazu wenn mehrere Kinder betroffen sein sollen.
Richtig mag es auch sein, dass diese Form der Erziehung den Eltern viel mehr Freiräume schafft, als das klassische Modell eines Familienlebens. Jedenfalls wenn man unterstellt, dass die Eltern die Kinder aufwachsen sehen wollen. Aber ich denke, wer genug Geld für die Internatslösung hat, hätte auch Geld für eine interne Lösung.
Daher glaube ich schon, dass den Eltern die elitäre Ausbildung im Fordergrund steht. Evtl. empfinden sie es auch als Opfer für ihre Kinder, sie auf ein teures Internat zu schicken und eben nicht/kaum an deren Leben teilzuhaben – aber eben für eine bessere Ausgangssituation im späteren Erwachsenenleben.
Ein Garant für Erfolg ist aber so eine Schule alleine nicht! Doch hier können sich schon republikweite Netzwerke bilden. Und die haben einen stärkeren Einfluss auf Erfolg oder nicht als die Ausbildung selbst.
Ich schaue ja nicht öfter fern, da bleibt mir die Frage, in welchem Zusammenhang eigentlich darüber berichtet wird. Denn etwas neues ist das Ganze ja wahrlich nicht.
Hallo!
Ich denke, dass es einige Gründe haben kann. Zum ersten gibt es hochbegabte Kinder, die anders als in einem Internat nicht gefördert werden können, weil die Eltern nicht mithalten können. Das wäre das Internat, wo man auch mit Stipendium rein kann und was die Eltern eben nichts kostet. Dies ist also auch für die "arme" Gesellschaft gedacht.
Die Reichen werden ihre Kinder in ein Internat geben, weil sie glauben, dass die Kinder in einer "normalen" Schule unter "normalen" Kindern nicht so gefördert werden können. Ausserdem sind solche Eltiteinternate auch mit Personal ausgestattet, was sich in einer normalen Schule nicht bewegen würde. Es sind einfach die besten Lehrer und Professoren, die die Kinder schulen. Das kostet auch Geld und den Kindern wird außerdem in solchen Eliteinternaten auch "Benehmen" beigebracht. Ihnen wird beigebracht, wie sie sich in der vornehmen Gesellschaft zu bewegen haben und sie kommen nicht so schnell auf die schiefe Bahn.
Jetzt provoziere ich einmal ein bisschen und schreibe alle möglichen Gründe auf. Ich glaube nämlich, dass es nicht nur ein, sondern viele Motive gibt, warum Eltern die Kinder auf ein Internet schicken. Dass es in der Regel betuchte Eltern sind, ist bei den Kosten eigentlich klar und kein Motiv.
1) Man ist das Balg los.
2) Die normale Schule hat das Kind nicht mehr geschafft.
3) Man wird mit dem Balg selbst nicht mehr fertig.
4) Die Kinder der Familie werden aus Familientradition auf das Internat geschickt.
5) Das Kind soll früh beginnen ein Beziehungsnetzwerk aufzubauen und die Beziehungen zwischen Internatsschülern sind einfach oft enger. Außerdem verkehrt man gleich in den "adäquaten Kreisen".
6) Die Betreuung durch die Lehrer ist individueller und besser.
7) Es wird im Internat nicht nur "Lehrstoff" wie an der Schule vermittelt. (Das kann verschiedene Aspekte haben: Religiös oder sozial, es gibt auch Sportinternate)
8 ) Das Kind wird früher zur Selbständigkeit erzogen.
9) Das Kind will von sich aus auf ein Internat.
Und zukünftig wird es noch einen zehnten Grund geben: Die Eltern haben in ihrer Jugend zu viele Harry Potter-Romane gelesen.
Ich habe ein befreundetes Ehepaar, deren Tochter auf einem Internat ist. Die Gründe dafür sind sehr einleuchtend und für mich auch total nachvollziehbar. Die Tochter ist nebenbei (also neben dem Abitur) Leistungssportlerin und sie ist auf einem Internet, das sehr eng mit dem Sport zusammenarbeitet. Sie kann dort einfach den nötigen Freiraum haben, den sie für ihr Training braucht und genauso sind auch die Unterrichtszeiten abgestimmt. Das kostet die Eltern zwar einen Haufen Geld, aber anders würde sich Leistungssport und Abitur in ihrem Fall gar nicht unter einen Hut bringen lassen. Von daher finde ich das schon sehr gut so und bisher war auch ihre Tochter damit immer sehr zufrieden.
Leider ist das Internat eben auch sehr teuer, aber ich denke in diesem Fall lohnt sich das auch wirklich. Am Wochenende ist sie dann immer zu Hause, wenn sie vom Sport aus nicht sowieso unterwegs ist. Schade ist dabei eben nur, dass kein richtiges Familienleben mehr zustande kommt.
In manchen Fällen ist es wirklich so, dass Eltern ihre Kinder sicherlich weniger daheim haben wollen. Aber das wird wohl dennoch eine Ausnahme sein. Nur hört man davon eben öfter, weil es ja so ungeheuerlich ist (ich finds auch nicht schön, aber sowas wird auch gerne hochgeschaukelt).
Ansonsten ist es natürlich so, dass manche Kinder eine spezielle Förderung brauchen und normale Schulen sind dazu kaum im Stande. Weil Internatskosten hoch sind, kann sich das auch nicht jeder leisten und man vermeiden gleichzeitig ein bestimmtes Klientel.
Desweiteren lernt ein Kind natürlich wesentlich schneller Selbstständigkeit. Das ist definitiv so, wenn einem die Eltern nicht alles hinterher räumen oder sie zum mindest einfach nicht zusammen wohnen.
Natürlich kann das schwer sein für ein Kind, manche finden es aber auch als Erleichterung. So gibt es ja die Balletschulen. Die Kinder verfolgen ein bestimmtes Ziel und da ist es meistens so, dass sie dafür eben auch bereits sind, auf bestimmte Sachen - in dem Falle eben die Eltern - zeitweiße zu verzichten. Wenn man an bestimmten Schulen gerlernt hat, kommt man unter Umständen auch weiter, weil einem das schon allein bestimmte Türen öffnet.
Ich bin mir sicher, dass es genug "normale" Eltern gibt, die ihre Kinder gerne auf ein Internat schicken würden, wenn sie es sich leisten könnten. Wahrscheinlich ist in dieser Gesellschaftsschicht das potentielle Bedürfnis sogar wesentlich größer.
Denken sie dass ein Internat ein Garant ist für eine gute Ausbildung und das sie später leichter in einen Beruf kommen?
Na ja, wenn ich mal vom deutschen Schulsystem ausgehe, wo bis Mittags Unterricht ist und danach sind die Schüler sich selber überlassen, denke ich schon, dass eine Schulform, die Betreuung bei den Hausaufgaben, Nachhilfe, Lerngruppen und so weiter anbietet und wo sinnvolle Freizeitbeschäftigungen angeboten werden einen gewissen Vorteil bietet. Denn die meisten Eltern (egal wie viel Geld sie haben) haben nun mal nicht die Zeit um sich jeden Tag so intensiv um die Kinder zu kümmern. Es sind nämlich oft nicht die Kinder mit den Top Noten, die auf dem Weg zum Einser Abitur sind, die in ein Internat kommen, sondern Kinder, die in der Schule Probleme haben.
Aber wenn man keine Lust auf seine Kinder hat, hätten sie sich das früher überlegen sollen.
Das ist nun wirklich Quatsch. Hast du schon mal über Quantität und Qualität von Beziehungen nachgedacht? Es gibt Familien mit Kindern, die nebeneinander her leben und deren Familienleben vor dem Fernseher statt findet - und es gibt Familien, die sich nur am Wochenende sehen oder auch seltener und die deshalb die Zeit gemeinsam planen und dann wirklich intensiv zusammen sind. Ich bin jedenfalls fest davon überzeugt, dass Kinder mehr von Eltern haben, die sich am Wochenende richtig Zeit nehmen als von solchen, die sie tagtäglich vor der Glotze oder dem Computer abstellen und Ich finde es da ziemlich anmaßend, die These in den Raum zu stellen, dass diese Leute keine Lust auf Kinder hätten.
Und ganz nebenbei bemerkt, gibt es auch Kinder, die gerne ins Internat gehen. Sei es nun weil sie Dank Harry Potter und Co. leicht romantisierte Vorstellungen haben oder weil sie im Ausland neue Erfahrungen machen wollen und ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern wollen. Es gibt ja auch viele Kinder, die während der Schulzeit für ein Jahr ins Ausland gehen und viele dieser Kinder werden ihre Eltern während dem Austauschjahr überhaupt nicht sehen, da könntest du ja genauso fragen, was das denn für Eltern sind, die es erlauben, dass ihr Kinder für ein Jahr ans andere Ende der Welt zieht, wo es keinen kennt und nicht mal die Sprache richtig spricht.
Naja, lustige Meinungen die hier teilweise zu lesen sind, gerade für ich als ehemaligen, englischen Internatsschüler, wenn ich auch nur ein Semester bzw. 2 Trimester durchgehalten habe - was jedoch weniger am Internet selber, sondern eher an England selbst lag, da ich mich in dem Land nie wohlgefühlt habe (affektiertes Verhalten, schreckliches Essen, unerträgliche "Bewohner" usw. ).
meredesgrey hat geschrieben:Bei mir stellt sich immer die Frage warum sie das machen. Denken sie dass ein Internat ein Garant ist für eine gute Ausbildung und das sie später leichter in einen Beruf kommen?
Tja, einfache Antwort: Damit es ihren Kindern mal besser geht als ihnen oder zumindest genauso gut und auch dort besser geht. Und das war`s auch schon. Sein Kind "loswerden" kann man nämlich auch wesentlich billiger haben.
Und dafür ist das Internat in gewissen Grenzen sehr gut geeignet. Rein von der Bildung her wird da auf einem völlig anderem Niveau unterrichtet als in "normalen" Schulen - da mutiert selbst das Gymnasium im direkten Vergleich zur Hauptschule was die Vermittlung der Bildungsangebote angeht. Wer die komplette Internatslaufbahn halbwegs erfolgreich durchläuft (ich kann nur von England und auch nur von den sogenannten "gehobenen Internaten" sprechen) ist in der zehnten Klasse auf einem Bildungsniveau, wo man in der öffentlichen Schule normalerweise bis zum Abi bzw. A-Level braucht. Nicht ganz, aber anders gesagt: In der zehnten Klasse kann man sich bereits gut mit einem 11. oder 12. Klässler messen, je nach Schwerpunkt.
Also dass die Bildung gerade auf Internaten besser ist (nicht immer, kommt auf den Typ und Schwerpunkt an) sollte kein Geheimnis sein - in Deutschland vielleicht eher weniger, aber vor allem im Ausland ist die vermittelte Qualität der Bildung an öffentlichen und privaten Schulen völlig unterschiedlich.
Dazu kommt, dass den meisten Kindern das Internat sogar Spaß macht - bei uns war es fast ein Mix aus Idealschule in einem Freizeitpark . Sprich: Nach der Schule konnte man reiten, segeln, golfen, segelfliegen, Cricket spielen usw.. Das Angebot war so breit gefächert, im Grunde war man immer beschäftigt wenn man es wollte.
Und abgesehen von der besseren Bildungsgrundlage, die natürlich im Nachhinein vieles leichter macht, vor allem wenn es um Bewerbungen an hochklassigen Universitäten geht oder "Karrierelaufbahnen" ist das natürlich auch Networking pur, fast wie eine Art Verbindung. Wen man da als Freund bezeichnen kann, der kann einem später auch noch oft helfen (und umgedreht), da sich natürlich die Bahnen oft kreuzen solang man nicht einen völlig exotischen Bildungsweg einschlägt. Obwohl selbst das nichts ausschließt wie ich selbst vor kurzem feststellen durfte - man kennt halt jemand, der oft jemand kennt dass man sich auch über 3 Ecken noch gut (weiter-)helfen kann.
Fazit: Bessere Bildung und gutes Networking = bessere Chancen auf ein gutes Leben. Was ich halt eingangs meinte .
meredesgrey hat geschrieben:Aber wenn man keine Lust auf seine Kinder hat, hätten sie sich das früher überlegen sollen. Versteht mich nicht falsch, ich möchte das nicht verallgemeinern, jedoch scheint das besonders oft der Fall bei reichen Familien zu sein, oder was denkt ihr?
Naja, ich sehe das wie Cloudy24. Oft hat man eher den Eindruck bei "bestimmten Typen", dass die sich Kinder nur als temporäres Hobby zulegen was dann später nur noch als Belastung empfunden wird. Anders kann ich mir das fehlende Engagement bei vielen Eltern nicht erklären, warum diese nicht mehr für ihre Kinder tun - auch ohne großartige finanzielle Mittel. Familienleben ist da mehr eine Abschiebestation oder Zeit, die man halt gemeinsam rumbringen muss mit einem Gestaltungspotenzial, welches nicht gerade als empfehlenswert bezeichnet werden kann. Klar ist der Leistungsdruck und die Erwartungshaltung die viele "reiche" Eltern (je "besser", je mehr) auf ihre Kinder ausüben alles andere als ideal - aber so gesehen immernoch besser als gar nichts von beiden wenn man an die Zukunft der Kinder denkt (mit dem Hintergedanken: "Sie sollen es mal besser haben..."). Das sind jetzt zwar zwei Extreme und in der Regel liegt die Wahrheit eher in der Mitte, aber naja - anderes Thema würd ich sagen .
P.S.: Als ich gerade den Post von ronald noch einmal überflogen habe ist mir noch was zu Internaten eingefallen, was mir im Grunde immer unbewusst auffällt. Man lernt dort auch gewisse "Themen, Normen und Maßstäbe" (ist immer recht schwer, das konkret zu beschreiben), die einen qualitativen, sozialen Unterschied darstellen. So "Dinge", an denen man schnell (wenn man damit aufgewachsen und erzogen worden ist) erkennt, ob der andere sozial "zu einem passt" oder nicht, im Grunde wie ein Instinkt, den man nicht später wie bei My Fair Lady mal lernen kann - im Grunde ein Gemenge aus zahlreichen Einzelfaktoren, was fast untereinander als Code zu verstehen ist, eben auch bei Menschen, die sich nicht durch Networking kennen.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-82021.html
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