Arbeitslos nach dem Studium

vom 17.10.2007, 23:38 Uhr

Vielleicht weiß ja hier jemand einen guten Rat: ich habe einen sehr guten Freund, der seit 1,5 Jahren mit dem Studium (Architektur) fertig ist. Er hat sich bei zahllosen Firmen beworben, meist ohne Stellenausschreibung, da scheinbar nicht viele Architekten gesucht werden derzeit. Er hat auch schon 4 Praktika gemacht, jedes Mal mit der Aussicht, letztendlich eingestellt zu werden - aber leider Fehlanzeige.
Mittlerweile hat er aufgegeben, lebt einfach nur so vor sich hin von Harz IV und bewirbt sich auch nicht mehr.
Kann ich ihm irgendwie helfen? Kennt hier jemand vielleicht gute Seiten für arbeitslose Akademiker bzw. Architekten oder kennt jemand ganz zufällig eine Firma, die einen Architekten benötigt?
Ich mache mir einfach große Sorgen um meinen Kumpel und möchte ihm ganz dringend helfen, aber mehr als aufbauende Worte - die er meist nur belächelt - finde ich nicht

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» samuel » Beiträge: 157 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Dein Freund muss tatsächlich den Hintern allein hochkriegen.

Ein ehemalige Klassenkameradin hatte zweitweilig ein ähnliches Problem. Sie hat sich dann erst freiberuflich versucht und während dieser Tätigkeit weiter eine feste Arbeitsstelle gesucht und letzten Endes gefunden.
Dafür musste sie allerdings weit umziehen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Naja das Problem liegt wohl daran, dass dein Freund arbeitsmarkttechnisch das falsches Fach studiert hat. Architekten gibt es echt genug und deshalb sind die Jobchancen recht schlecht.
Aber vielleicht kann er ja durch irgendwelche Zusatzqualifikationen seine Chancen verbessern. Architekten haben doch auch auf dem Sektor "Statiker" oder "Raumplaner" zu tun. Evtl kann er sich ja auf den Bereichen noch mehr qualifizieren. Weil, wenn er nur ein ganz normales Architekturstudium hat bringt ihm das nicht unbedingt weit.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich selbst studiere momentan Modedesign und hab genau solche Befürchtungen, dass es bei mir genauso eintrifft wie bei deinem Freund.
Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Mode wird imm gebraucht und auch immer bedeutsamer, hingegen ist Architektur eben stark von der gesamtwirtschaftlichen Lage abhängig.
Ich rate deinem Freund, gerade jetzt nicht aufzugeben, sondern weiterhin Bewerbungen loszuschicken oder Praktika zu machen mit Aussicht auf Festeinstellung, weil ja zumindest "scheinbar" die Wirtschaft wieder besser wird.
Klar sind das vor allem Jobs mit niedrigeren Gehältern, aber, wie sagt man so schön: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!".
Könnte mir gut denken, dass demnächst wieder mehr Architekten gesucht werden, weil sich alle von der "guten Laune" (was ja nicht schlecht ist) anstecken und dann auch eher zu "Großeinkäufen" wie Häusern bereit sind.

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Der größte Fehler wäre jetzt die völlige Resigantion und das Reinrutschen in die Dauerarbeitslosigkeit, da sowas bei einem zweiten Versuch ja auch im Lebenslauf erkannt wird, was soll dein Freund sagen, wenn er auf die Lücke angesprochen wird?
Wenn er die Wahrheit sagt, werden Firmen wohl meinen, dass er keinen Kampfgeist hätte und würden ihn dann möglicherweise nicht einstellen.
So würde er nicht mehr aus dem Teufelskreis rauskommen.

Er sollte also so bald wie möglich weiter alles Mögliche versuchen.
Die Praktika müssen weitergemacht werden, vielleicht die Fühler weiter ausstrecken und in anderen Städten schauen, vielleicht sogar im Ausland, es gibt ja auch andere Länder in denen Architektur gerade richtig gut läuft und manchmal auch die Boom-Branche ist, also ich denke an die Golfstaaten.

Da könnte man vielleicht schauen welche Architekturbüros an Projekten arbeiten und diese Ansprechen, vielleicht ist ja gerade die Nachfrage nach jungen Architekten hoch?
Oder vielleicht sind da auch deutsche Büros tätig, die eine Zweigstelle in einer deutschen Stadt haben, diese könnten vielleicht auch jemanden suchen.

Ich finde nicht das, was derDaene sagt, so stimmt.
Mode ist auch gut mit Architektur vergleichbar. Architektur wird auch immer benötigt, es können ja aber nicht immer nur Milliardenprojekte sein. Aber Brücken, Wohnhäuser und Bürogebäude sind einfach immer gefragt.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass man jede Woche ein neues höchstes Gebäude der Welt planen muss.
Also ich rate ganz klar, Hinter hoch und weiter!
Das ist das beste und sinnvollste was man in so einer Situation machen kann, alles andere verschlimmert nur alles.

» dr.schmerz » Beiträge: 108 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Viele potenzielle Arbeitgeber bewerten zu viele Praktikas als negativ. In der Regel sollten es deshalb nicht mehr auf vier sein, die man hinter sich hat. Von daher würde ich mit weiteren Praktikas vorsichtig sein, auch wenn sie einen zumindest beschäftigen und ein bisschen Geld dabei in die Kasse kommt.

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» .:d2k » Beiträge: 575 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Stimmt, immer mehr Praktika sind auch nicht wirklich toll, spricht für sich.
Aber ist, denke ich, immer noch besser als keine Praktika und eine Lücke im Lebenslauf. Eventuell wäre es ja möglich, an Zusatzqualifikationen, wie sie schon genannt werden, teilzunehmen, dann braucht man sonst nicht unbedingt etwas machen, da eine berufsspezifische Tätigkeit bereits besteht.

dr.schmerz, mal ganz ehrlich, es ist ein erheblicher Unterschied zwischen Mode und Architektur: Konfektionsware kostet weit unter 100€, Prêt-À-Porter meist unter 1000€ und nur bei Haute Couture können das wirklich große Geldsummen sein.
Ein Haus fängt bei ca. 500.000€ an (inkl. Grund), sag ich jetzt einfach als ganz ganz groben Richtwert.
Aber wie gesagt, das wäre dann auch ein Milliardenprojekt, für so jemanden, der wöchentlich Haute Couture einkauft, ein Haus zu bauen, das wären dann schon eher 50.000.000€.
Dagegen kauft wirklich JEDER in Deutschland Konfektionsware, sofern er sich dafür nicht zu fein ist.
Und selbst so Läden wie kik, ALDI und Konsorten benötigen für ihre Abteilungen Modedesigner, es gibt also weitaus mehr Bedarf an Modedesignern als an Architekten im Allgemeinen.

Und die bisherige depressive Stimmung in Deutschland ist nun einmal nicht unbedingt förderlich, dort mittendrin den Entschluss zu fassen, ein Haus zu bauen, weil es einfach immer mit einem Restrisiko verbunden ist, dass man die Finanzen falsch eingeschätzt hat und am Ende aus den Schulden nicht mehr herauskommt. Dagegen braucht man einfach Bekleidung, ich sage bewusst nicht Mode, sondern Bekleidung, und die wird einfach wirklich IMMER designt, von daher kann der Arbeitsmarkt zwar auch irgendwann überfüllt sein, aber er ist zumindest nur sehr wenig von der wirtschaftlichen Lage des Landes abhängig.

Ich mein, gefragt sind Wohnungen und Häuser klar immer, irgendwo müssen die Leute ja schlafen, aber die gehen ja auch nicht nach 2-3 Jahren kaputt wie Bekleidung, die man dann neu kaufen muss. Sondern die werden oft übernommen oder nur renoviert. Von daher ist eine Sättigung vom Punkt 0 aus relativ schnell erreicht. Zudem man bei Bekleidung schneller in ein "Sammeln" reingeraten kann als bei Immobilien. :D

» DerDaene » Beiträge: 609 » Talkpoints: 3,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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