Während dem Essen aufstehen - Kind abgewöhnen

Also ich finde schon, das ein Kind nicht einfach nach dem Essen aufspringen sollte. Nur wird es schwer sein einem Kind von 6 Jahren das noch beizubringen, wenn es bisher immer alle Freiheiten hatte. Das wird verdammt schwer für deine Mutter, denn eine wirklich konsequente Erziehung schien dein Bruder nie zu haben.

Meine Kinder fragen immer ob sie schon aufstehen dürfen. Dann entscheiden wir als Eltern, ob sie dürfen oder nicht. Wobei sie nicht fragen müssen, wenn sie mal zur Toilette müssen während dem Essen. Aber spielen und fernsehen kann auch warten bis alle fertig sind. Sowas nennt man Höflichkeit und sollte eben Kindern schon von klein auf anerzogen werden.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich selbst daran überhaupt nicht halte. Es kommt schon mal gut vor, dass ich mit dem Essen schneller fertig bin als meine Eltern, aber wenn es dann kein gutes Gesprächsthema mehr gibt, kann es auch schon vorkommen, dass ich mich beispielsweise wieder in mein Zimmer verziehe. Meine Eltern handhaben das jedoch nicht viel anders. Gerade sonntags beim Mittagessen steht mein Vater oftmals schon auf, wenn er fertig ist, um seine Sportsendung zu schauen. Bisher haben meine Eltern mir eigentlich noch nie gesagt, dass ich es unterlassen soll und dass es unhöflich ist. Wenn dann müssten sie ja erst einmal mit gutem Vorbild vorangehen und es selbst durchziehen. In meinem Freundeskreis ist es da eigentlich ähnlich. Da kommt und geht eigentlich auch so gut wie jeder wie er möchte.

Wieso bezeichnet man es dann eigentlich als unhöflich, wenn man aufsteht, während die anderen noch essen?

Mir wurde als Kind beigebracht, dass man erst dann aufsteht, wenn alle mit dem Essen fertig sind. Alles andere finde ich auch einfach unhöflich, denn man möchte doch auch gerne in Ruhe das Essen genießen und nicht durch das ständige Aufstehen gestört werden. Meine Mutter war da auch sehr konsequent, was das angeht und ich habe mir das auch ein wenig bei ihr abgeschaut. Mein Sohn wird jetzt drei und er sitzt in seinem eigenen Treppen-Hochstuhl, wenn wir essen. Ich habe ihm auch schon frühzeitig erklärt, dass man Warten muss, bis alle fertig gegessen haben. Das war ab Anfang auch ein wenig schwierig, weil kleinere Kinder auch noch nicht so viel Geduld haben und versuchen, ihren eigenen Willen durchzusetzen. Das war dann zwar hart, da er ständig versucht hat, während des Essens aufzustehen, wenn er keinen Hunger mehr hatte, aber man muss da eben durch. Ich finde es einfach auch wichtig, gemeinsam zu essen. Da kann ja nicht jeder kommen und gehen, wann es ihm gerade gefällt.

Deine Mutter scheint sich da ja echt nicht richtig durchsetzen zu können, was den Bruder angeht. Mit 6 Jahren sollte man schon verstehen, warum man sitzen bleiben sollte, aber wenn er das von Klein auf nicht gelernt hat, wird es schwierig, ihm das jetzt noch zu erklären. Also für mich ist es wichtig, dass man das Mittagsessen (oder was auch immer) gemeinsam beginnt und auch wieder beendet, aber das scheinen andere hier auch anders zu sehen. Also ich würde mich da schon gestört fühlen, wenn ich noch am Essen wäre und jeder um mich herum den Tisch verlässt, aber das ist eben Ansichtssache. Es sollte also jeder selbst entscheiden, ob er seinem Nachwuchs ein solches Verhalten beibringen möchte oder eben nicht. Bei meinem Sohn klappt es auch nicht jeden Tag, dass er sitzen bleibt, aber in den meisten Fällen eben schon und ich finde das ehrlich gesagt auch deutlich angenehmer.

Unsere beiden großen sind 4 und 6 Jahre alt. Bei uns herrscht am Esstisch auch kein Redeverbot. Eher im Gegenteil. Beim Abendessen kommt die ganze Familie zusammen und da wird dann schon über den Tag geredet, was es im Kindergarten Neues gab, wie es im Fußballtraining war etc. was wir allerdings beim Essen nicht wollen, ist das herumgealbert wird oder mit dem Essen gespielt wird. Darauf legen wir Allergrößten wert und lassen das auch nicht zu. Morgens beim Frühstück ist naturgemäß etwas anders. Hier wird in der Regel eher geschwiegen, da alle noch nicht so ganz wach sind. Das muss ich sagen ist auch sehr angenehm morgens und ich hoffe das bleibt auch noch eine weile so. Wer mit dem Essen fertig ist, muss bei uns auch nicht am Tisch sitzen bleiben. Er kann seinen Teller nehmen, diesen in die Küche stellen und danach in seinem Zimmer spielen. Naturgemäß verschwinden die beiden Jungs meistens zeitgleich und meine Frau und ich bleiben noch eine Weile am Tisch sitzen, bevor wir dann den Tisch abräumen.

Erzwungenes schweigen finde ich nicht gut, da es vor allem Kindern sehr schwer fällt sich an so etwas zu halten und Sinn macht das aus meiner Sicht auch nicht. Zumindest sehe ich keinerlei Vorteile bzw. Nachteile darin.

Weshalb soll ein Kind eigentlich zu hause am Tisch untätig warten wenn es satt gegessen ist? Nur weil Andere etwas mehr essen oder langsame Esser sind? Wenn dem Kind das gemeinsame Zusammensein am Tisch wichtig ist wird es von selbst sitzenbleiben.

Wie oft gibt es denn eigentlich noch gemeinsame Mahlzeiten? Mein Mann arbeitet und kommt zu den unterschiedlichsten Zeiten heim, ich selbst bin in einem Discounter im "Schichtdienst" beschäftigt und meine beiden Kinder haben unterschiedliche Stundenpläne. Jeder geht und kommt zu den unterschiedlichsten Zeiten und isst demzufolge auch meist allein. Wenn dann mal wirklich alle Familienmitglieder zusammen essen (Sonn- oder Feiertag) dann hat Jeder etwas zu erzählen und Alle bleiben "automatisch" länger sitzen..

Es gibt meiner Meinung nach genügend wichtigere Dinge die man seinem Kind beibringen sollte, aber nicht unbedingt etwas, das heutzutage in den meisten Familien überhaupt nicht mehr möglich ist.