Wann lernen Kinder wesentliche Dinge?
Mein Freund hat mich gestern etwa sehr interessantes gefragt, als wir über meinen kleinen Neffen geredet haben. Er hat sich nämlich die Frage gestellt, wann Kinder die wesentlichen Dinge im Leben verstehen. Er hat mir beispielsweise die Frage gestellt, wann ein Kind wohl weiß, was wirklich ein Bundeskanzler ist und was dieser tut oder wann ein Kind weiß was Mathematik ist. Ein Kinder versteht natürlich schnell, was Zahlen sind, aber was wirklich Mathematik ist, versteht man doch erst später oder?
Also ich habe ihm so geantwortet, dass ich gemeint habe, dass man soll Grundlegenden Dinge erst dann lernt, wenn sie in der Schule irgendwann besprochen werden, aber es muss doch mit Sicherheit irgendwelche "Richtlinien" dafür geben, wann ein Kind soll simplen Dinge erlernt.
Habt ihr vielleicht von euren Kindern mitbekommen, wann sie dieses Verständnis hatten oder habt ihr eine Ahnung wann man sowas erlernt? Ich persönlich könnte nämlich nicht sagen, wann ich das erste mal wusste, was ein Bundeskanzler ist, das mit der Schule war halt nur eine Vermutung meinerseits.
Was die wesentlichen Dinge im Leben sind, das definiert wohl jeder anders. Ich wüßte jetzt nicht unbedingt, was nun wirklich essentiell ist bzw. woran man wirklich verzichten kann.
Um mal bei den Beispielen zu bleiben: Was Mathematik ist, das ahnt auch mein 5-Jähriger schon, auch wenn es für ihn bisher "nur" das Rechnen und Zählen bis 100 ist. Ebenso weiß mein Sohn schon, dass der Bundeskanzler Deutschland regiert und dass wir derzeit einen weiblichen Bundeskanzler namens Angela Merkel haben. Ebenso weiß er, dass die Bundesländer Ministerpräsidenten haben und der unseres Bundeslandes Wolfgang Böhmer heißt. In diesem Zusammenhang hat er erfahren, dass der Bundespräsident die Gesetze beschließt und das dieser im Moment Horst Köhler ist. Sicher kann ich einem 5-Jährigen das nicht alles im Detail erklären (schon allein weil ich es selbst nicht immer im Detail weiß), aber so grundlegende Dinge kann man schon erklären.
All dies habe ich meinem Sohn nicht eintrichern müssen, sondern er hat selbst danach gefragt. Weitere interessante Fragen waren, wie Ultraschall funktioniert, wie Stahl produziert wird und warum verschiedene Stahlsorten verschiedene Eigenschaften haben, wie eine Zeitung hergestellt wird - zum Glück war hier nur die physische Komponente gemeint.
Man lernt solche "simplen" Dinge meines Erachtens nicht unbedingt erst in der Schule. Der Lernprozess ist doch sehr individuell und so sollte im Optimalfall auch ein Kind gefördert werden. Ebenso sollte der Lernprozess auch schon vor und/oder neben der Schule stattfinden.
Das ist schon eine komische Fragestellung. Die wesentlichen Dinge im Leben auf der einen Seite, die Frage nach dem Kanzleramt auf der anderen Seite. Es gab schon zahlreiche Befragungen unter der Wahlberechtigen (also, keine Kinder mehr), welche Fragen zur Gesetzgebung aber auch zum Aufgabenegebiet des Kanzlers beantworten sollten. Die Antworten waren wohl eher dürftig. Haben diese Erwachsenen nun die wesentlichen Dinge im Leben versäumt?
Oder die Frage, wer von wann bis wann denn Kanzler war - gerne auch Bundespräsident. Ist das nun wesentlich oder schon der erweiterten Allgemeinbildung zuzurechnen? Und das, obwohl dies letztlich Thema in jeder Schulform ist!
Auch Mahtematik ist so eine Sache. Was verstehen Erwachsene unter Mathematik. Ich gebe zu, dass ich z.B. Integralrechnungen oder bei Differenzialgleichungen heute schlich keine Chance mehr hätte. Obwohl es (beiläufig, weil "Handwerkszeug") Thema in den Fächern wie z.B. Mathematik, Physik und Elektrotechnik war. Prüfungsrelevant!
Und wenn JotJot darüber schreibt, dass ein 5jähriger mit Bundesländern, Regierungen und der Gesetzgebung vertraut ist, mag das sein. Ist aber definitiv eine Ausnahme. Jedenfalls im Süden der Republik! Damit meine ich nicht einen Einzelfall, sondern wäre bereit zu wetten, dass in der gesamten Kindergartengruppe kein Kind den Bundespräsidenten benennen könnte. Und ich halte die Kinder oder Eltern nicht für "dumm"! Und es erschliesst sich mir auch nicht, wieso ein Kindergartenkind nach der Gesetzgebung fragen würde. Aber das mag individuell verschieden sein.
Und zu wesentlichen Dingen: die Kinder "lernen" im Kindergarten schon Englisch. Ich bin kein Freund davon, halte es aber z.B. wenigsten nicht für schädlich. Ist aber kein Grund, den Kindergarten zu wählen oder auszuschliessen. Wichtiger ist mir, wenn die Kinder ein Körpergefühl entwickeln. Eben in dem Alter klettern lernen. Toben ohne sich und anderen weh zu tun. Gerne auch einen Handbohrer nutzen. Oder ein Schnitzmesser. In dem Alter "denken" Kinder eher körperlich. Evtl. ist das eine Verallgemeinerung, aber ich habe beobachtet, dass diese in meinem Umfeld richtig ist.
derpunkt hat geschrieben:Oder die Frage, wer von wann bis wann denn Kanzler war - gerne auch Bundespräsident. Ist das nun wesentlich oder schon der erweiterten Allgemeinbildung zuzurechnen? Und das, obwohl dies letztlich Thema in jeder Schulform ist!
Wer wann Kanzler war ist jedenfalls definitiv eine andere Fragestellung als was eigentlich ein Kanzler ist und macht. Wer und wann, sowas gehört zur Bildung und zum stumpf erlernten (auswendig gelernten). Aber was der macht ist etwas, das man nicht lernt, sondern irgendwann versteht oder auch begreift. (der Bundeskanzler ist allerdings trotzdem ein komisches Beispiel). Der Verstand begreift abstrakte Dinge selbstverständlich erst später als im Kindergartenalter. Jedenfalls die meisten
Ich erinnere mich zum Beispiel aufgrund einer bestimmten Begebenheit noch sehr klar, dass ich in der vierten Klasse keine Ahnung hatte, was Krieg ist. Natürlich kannte ich die Definition - zwei oder mehr Gruppen bekämpfen sich mit Waffengewalt und viele Menschen sterben im Krieg - aber begriffen habe ich das nicht. Selbst heute, die Oberstufe liegt längst hinter mir - glaube ich, Krieg nur zum Teil begriffen zu haben, da ich etwas vergleichbares einfach noch nie erlebt habe und deswegen nur Nachrichtenbilder und Fernsehkommentatoren dazu in meinem Kopf schwirren. Ich weiß nicht, ob ihr Krieg zu den "wesentlichen Dingen" zählt, aber solche Dinge wie beispielsweise Mathematik fasse ich für mich als abstrakte Sachverhalte auf, um die es meiner Meinung nach eher geht - eben die Dinge, die man nicht lernt durch eigene Erfahrung (bspw. Schwerkraft) oder auswendig lernt (wer wann Kanzler war).
Gerade Mathe ist auch ein schwieriges Beispiel: Nur weil ich weiß, dass ich in der Schule Mathe-Unterricht habe und das bedeutet mit Zahlen zu rechnen, weiß ich zum Beispiel nicht, das Mathematik eine Art Naturgesetz beschreibt. Das zwei und zwei nicht vier ist weil ich das so lerne (auswendig-lerne?) sonden weil zwei und zwei vier ist.
Deswegen glaube ich auch nicht, nur weil man die Definition von etwas kennt, hat man es begriffen (nimm's mir nicht übel JotJot, dein Kleiner ist offensichtlich trotzdem auf dem besten Weg mit seiner Wissbegierde). Begriffen hat man etwas erst, wenn es irgendwann "klick" macht. Und manche Dinge begreifen manche Leute nie. Dazu sollte man sich auch die Frage stellen, ob es für Max Müller wirklich nötig ist zu verstehen, was Zentrifugalkraft ist, solange er mit seinem Fahrrad trotzdem nicht aus der Kurve fliegt. Ein anderes gutes Beispiel ist auch die Liebe. Bevor man jemanden geliebt hat, begreift glaube ich keiner wirklich dieses abstrakte Ding. Das zum Beispiel passiert bei den allermeisten wohl irgendwann in der Schulzeit.
Ich kann mich ansonsten dem herschenden Tenor nur anschließen: Das ist eine absolut individuelle Sache, die nicht bloß von Intelligenz, sondern auch von eigenen Erfahrungen, aber auch von Interesse/Neugierde an der Thematik angetrieben wird. Und vor allem lernt man ja keineswegs "alle abstrakten Dinge mit 12" sondern mit 10 versteht man dies, mit 15 vielleicht erst das - gerade in der (Vor-)Pubertät interessiert man sich prinzipiell für den Moment nicht so sehr für Wissen und Begreifen in der Schule.
Hallo Taline,
leider kann ich Dir bzgl. der Kanzlerfrage nicht ganz folgen Richtig ist, dass man um die einzelnen Kanlzer benennen zu können, diese Namen auswendig lernen muss. Neu wäre mir aber, dass die Funktion (also, was der Kanzler ist und was er macht) aus dem Titel ableiten können soll. Was die Funktionen eines Kanzlers sind, ist ebenso nichts als auswendig lernen. Es gibt kein Naturgesetz, welches die Aufgaben definiert/beschränkt. So gesehen ist das sogar willkürlicher, als die Reihe der vergangenen Kanzler. Denn die ist nicht mehr änderbar. Die Aufgaben des Kanzlers schon.
Und auch Mathe ist ein schönes Beispiel. Auch hier gibt es kein Naturgesetz, sondern eine willkürliche Festlegung! Das eins und eins zwei ist, ist ein Axiom das nicht angezweifelt wird. Diese Festlegung erlaubt es, alles andere davon abzuleiten. Mehr ist nicht dahinter. Jetzt könnte man sich mit Leuten aus der theoretischen Mathematik unterhalten, welche durchaus in der Lage sind, gegen dieses Axiom zu argumentieren. Und schon wäre diese grundfeste Überzeugung (1+1=2) weg . Doch fürchte ich, dass dies eher akademische Diskussionen sind.
Vollkommen richtig ist aber, das lernen immer Individuell geschieht. Durch Training kann man sicher Fördern - die Frage ist nur, welchen Effekt das haben soll, wenn's schlicht nicht altersgerecht bzw. interessengesteuert (die des Kindes!) ist. Und ich habe die Erfahrung, dass z.B. Vorschulkinder eher körperlich Lernen, wenngleich ich dazu sagen muss, dass ich kein Waldorfpädagoge bin!
Taline hat geschrieben:Deswegen glaube ich auch nicht, nur weil man die Definition von etwas kennt, hat man es begriffen (nimm's mir nicht übel JotJot, dein Kleiner ist offensichtlich trotzdem auf dem besten Weg mit seiner Wissbegierde). Begriffen hat man etwas erst, wenn es irgendwann "klick" macht.
Deswegen habe ich auch geschrieben, dass es mein Kleiner ahnt. Ob er es wirklich kapiert bzw. es Klick gemacht hat, kann ich natürlich nicht wissen, sondern nur ahnen. Und darum eben ahnen. Momentan ist sicher auch viel auswendig lernen dabei. Aber das ist doch auch irgendwie der Beginn des Verstehens, dass man zunächst Dinge erfragt und diese weiter durchdenkt bzw. hinterfragt, bis es eben Klick macht. Bei vielen Dingen ist es auch schwierig zu sagen, wann es denn wirklich endlich zum Verständnis gekommen ist.
Und genau dieser Beginn des Verstehens setzt schon bei etlichen Kindergartenkindern ein - und das obwohl es keinen wirklichen Grund gibt, warum die Kinder auf einmal bestimmte Fragen stellen. Ich frage mich auch manchmal, wieso ein Kind an einem Nachmittag fasziniert vom Ultraschall ist und wissen will wie das Verfahren funktioniert und warum es in welcher Situation angewandt wird. Verständlicher ist da schon, wenn ein Kind nachfragt, wie sich die Schweinegrippe ausbreitet (das hören selbst die Kleinen schon).
@derpunkt, vor Dir hat niemand etwas davon erwähnt, wann ein Kind die komplette Liste der Bundeskanzler aufsagen können sollte. Es ging darum, wann ein Kind verstehen kann, was die Aufgabe des Bundeskanzlers ist. Das hat nur zum Teil etwas mit auswendig lernen zu tun, sondern auch viel mit Verstehen.
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