Der expressionistische Film

vom 14.10.2007, 23:20 Uhr

Vielleicht benötigt der ein oder andere hier etwas über den "expressionistischen Film" darum bekommt ihr hier eine kurze Zusammenfassung, die euch weiterhelfen könnte!

In den Nachkriegsjahren anfangs der Weimarer Republik, in denen man in Deutschland die Folgen des verlorenen Krieges durch Inflation, Arbeitslosigkeit und Aufständen zu spüren bekommt, vollzieht der deutsche Film eine Hinwendung zum Expressionismus. Während das Medium in den Kriegjahren in Bedeutungslosigkeit fiel, sieht man in dieser Stilrichtung – die schon in anderen Zweigen der Kunst, insbesondere der Malerei, Skulptur, der Literatur und des Dramas bereits in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts aufgekommen ist und im Allgemeinen seine Blütezeit bereits erlebt hat – eine Flucht aus der objektiven Darstellung der Welt. Der subjektive Ausdruck verdeutlicht die Hoffnungslosigkeit, der Welt und insbesondere dem eigenen Ich nicht entrinnen zu können. Dies spiegelt sich in den fragil wirkenden Filmkulissen wieder.

Der Weltkrieg ist aber nicht der einzige Auslöser dieses Wechsels gewesen. Schon ein Jahr vor Ausbruch des Krieges veröffentlicht Paul Wegener „Der Student von Prag“ (1913). Dort zeigt Wegener ein erstes Interesse an der symbolhaften Darstellung seelischer Verfassungen. Im Film rettet ein armer Student eine gut aussehende Gräfin. In seiner Besessenheit von dieser Person unterzeichnet er einen Vertrag eines Zauberers der besagt, dass er unendlichen Reichtum bekommt und alle seine Wünsche in Erfüllung gehen. Natürlich unterschreibt der Student sofort, ohne über negative Konsequenzen nachzudenken.

Hier tritt bereits das Motiv des von fremden Kräften bestimmten und moralisch nicht haftbaren Menschen hervor, das sich als Leitmotiv durch den expressionistischen Film der zwanziger Jahre zieht. Der expressionistische Film wird aber erst mit dem Auftreten vom Drehbuchautor Carl Meyer eine Stilrichtung die internationale Beachtung findet. Durch sein Drehbuch für „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920) legt er den Grundstein für eines der bedeutsamsten Werke, das die visuelle Gestaltung des expressionistischen Films am deutlichsten darstellt. Die Handlung befasst sich mit Dr. Caligari, der auf einem Jahrmarkt ein somnambules Medium – einen Schlafwandler – namens Cesare aufstellt, der die Zukunft voraussagt. Zwei gute Freunde besuchen die Vorstellung und Cesare sagt einem von beiden seinen Tod voraus. In der darauf folgenden Nacht wird dieser auch umgebracht und es kommt ans Tageslicht, dass Dr. Caligari ein Wahnsinniger ist, der Cesar als Mordinstrument benutzt. Zu Schluss schlägt der Film noch einmal einen Haken, da die ganze Handlung nur im Kopf eines Patienten einer psychiatrischen Anstallt stattgefunden hat und Dr. Caligari der Leiter dieser Anstallt ist.

Das Wichtige bei diesem Film sind aber zum einen die visuelle Gestaltung und das Szenenbild. Für die Produktion wurden drei expressionistische Maler verpflichtet, die sich den Grundsatz gesetzt haben, dass der Film Graphik werden muss. Es wurde eine gänzlich surreal wirkende Kulisse gebaut, die mit verzerrten Stadtbildern, aufgemaltem Licht und Schatten und kontrastreicher Beleuchtung einen völlig realitätsfremden Eindruck vermittelt. Es wurde komplett auf Außenaufnahmen verzichtet, um noch offener mit der Belichtung spielen zu können, die sich vollends jeglichen Naturgesetzen widersetzt. In „Das Cabinet des Dr. Caligari“ kann man auch inhaltlich eine Grundhaltung des Expressionismus sehen. Zum einen die Absage an die natürliche Realitätsvorstellung, deutlich in der Verfremdung der Kulisse zu sehen. Damit verbunden ist die Auflehnung gegen die rationale Ordnung und Logik und der Protest gegen die herrschende Gewalt. Allgemeiner verfasst wurde die Enttäuschung einer Intellektuellen- und Künstlerschicht, angesichts der Schrecken des Krieges und der Wirren der Nachkriegszeit, ausgedrückt.

Dieser letzte Punkt weißt Parallelen zu der Entstehung des Film noir auf, der nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA entstand. Aus den Grundzügen des expressionistischen Films entstand diese Filmgattung. Einige Elemente wurden in beiden Genres gleich oder in leicht abgewandelter Form verwendet; die Grundstimmung der Angst, Bedrohung und des Ausgeliefertseins wurde quasi übernommen. Silhouetten, Spiegelbilder und Porträts sind Metaphern für die Ich-Spaltung, die Entfremdung des Individuums und der Machtlosigkeit. Außerdem drücken Spiegelbilder den Mythos des Doppelgängers aus, der durch seine Präsenz Chaos in das geregelte Leben bringt. Die Funktion von Schatten wurde nicht glatt übernommen, man musste diese an die Erfordernisse der Kriminalhandlung anpassen, ihre klassische Rolle wurde aber weiterhin in Traum/Alptraum-Sequenzen, Drogenrauschszenen und allgemeiner psychischer Verwirrung der Person übernommen.

Ein banaler Bauteil sind Treppen, da sie eigentlich durch ihre alltägliche Rolle im Bewusstsein unrelevant sind. Diese wurden in beiden Genres eingesetzt um den Konflikt zwischen dem Unbekannten und dem Bekannten zu zeigen. Die Symbolik des Hinuntersteigens in die Ungewissheit und das Spiel mit Licht und Schatten rufen Urängste hervor.

» dr.schmerz » Beiträge: 108 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Was soll das denn hier werden. Ich glaube das ist auch nicht erlaubt einfach was aus dem Netz zu kopieren und hier einstellen.

» MrSilverBlue » Beiträge: 190 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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