Einem Behinderten den reservierten Platz überlassen?
Ich bin am Freitag früh morgens von meinem Wohnort mit der Bahn zurück zu meinem Studienort gefahren, da ich dieses Wochenende für ein Seminar da sein muss. Die Fahrt dauert vier Stunden, weshalb es natürlich schön ist, einen Sitzplatz zu haben, zumal man früh morgens ja gerne auch noch mal ein Nickerchen in der Bahn macht. Normalerweise fahre ich montags ungefähr um die gleiche Zeit und daher weiß ich auch, dass die Bahn immer recht voll ist. Die meisten Leute reservieren zwar nicht im Voraus einen Platz, aber wenn der Zug in meinen Ort kommt, sind fast immer schon alle Sitze belegt.
Aus diesem Grund reserviere ich auch immer schon ein paar Tage vorher, weil ich sonst als Zusteigende kaum eine Chance auf einen Sitzplatz hätte. Als ich gestern in den Zug stieg, stellte ich fest, dass auf meinem Platz jemand saß und schlief (wie fast alle Fahrgäste). Ich stieß den Mann an und erklärte ihm freundlich, dass er auf meinem Platz säße. Er war noch halb verschlafen, fing aber an, seine Sachen zusammenzusuchen und aufzustehen. Während er das tat, fiel mir auf, dass er nur einen Arm hatte. Ich fühlte mich schlecht, weil man ja eigentlich Behinderte nicht von ihrem Sitzplatz verscheucht. Dann kam der Schaffner und wies den Mann an, aufzustehen, bat aber auch die anderen Fahrgäste in der Nähe, einen Platz für ihn freizumachen.
Ich habe dann nicht so viel darüber nachgedacht, weil der Mann ja auch saß. Außerdem war er auch nicht gehbehindert, insofern hätte er vielleicht auch stehen können. Dennoch bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob mein Verhalten in Ordnung war. Außerdem stelle ich mir auch die Frage, wie es gewesen wäre, wenn nun auf meinem Platz jemand gesessen hätte, der alt oder schwer gehbehindert ist. Theoretisch steht mir der Platz ja zu und die Platzreservierung kostet auch nichts, es hat also jeder die Möglichkeit, einen Sitzplatz zu bestellen - sogar problemlos per Telefon und Internet. Aber trotzdem kann man ja einen gebrechlichen Menschen nicht einfach auf den Gang verscheuchen. In dieser Art von Zügen hier gibt es keine festen Behindertenplätze, es fahren auch recht viele alte und gebrechliche Leute.
Wie denkt ihr darüber? Sollte man in dem Fall auf seinen reservierten Platz verzichten? Oder einen gesunden Fahrgast ohne Reservierung bitten aufzustehen? War es überhaupt in Ordnung, dass ich dem Mann seinen Platz "weggenommen" habe? Oder findet ihr, dass man auf seinem Recht bestehen muss?
Als erstes muss ich dazu sagen, du wusstest ja im Vorhinein nicht das er behindert ist, woher sollte man das auch wissen wenn man es nicht direkt sieht. Ich finde du hast in der Sache das richtige gemacht das du auf deinen Platz bestehen wolltest, jedoch wie du gesehen hast, das er behindert ist hätte ich ihm den Platz gelassen. Er war behindert und hat es in der Bahn so und so nicht leicht, andere Leute die nicht reserviert haben und so einen Platz ergattert haben werden auch nicht aufstehen und ihren Platz aufopfern, so etwas gibt es meist sehr selten, daher hätte ich ihn dort sitzen lassen. Ich hätte einfach gewartet bis woanders ein Platz frei geworden wäre und hätte mich dann dort hingesetzt. Den meistens steigen eh viele Personen wieder aus. Man muss halt dann einfach schnell sein.
Behinderten und Alten Leuten sollte man meiner Meinung nach immer den Vorrang lassen, für sie ist es ohnehin schon nicht angenehm mit der Bahn zu fahren und dann auch noch stehen zu müssen ist nicht so toll für solche Leute. Sie können ja meistens nicht selber mit dem Auto oder so fahren, also sollten diese eine Sondergenehmigung bei Sitzplätzen bekommen.
Wenn dieser Behinderte auch nur einen Arm hatte ist für ihn Stehen ohnehin schwer weil er sich nicht so gut festhalten kann wie jemand der 2 Arme hat. Und wenn dir das wieder einmal passiert würde ich ihm einfach den Platz wieder freundlich anbieten. Noch dazu würde ich ihm sagen, dass man die Plätez kostenlos reservieren kann. Dann musst du erstens kein schlechtes Gewissen haben und zweitens hast du eine gute Tat geleistet.
Normalerweise würde ich es für richtig halten, dass du auf dein Recht bestanden hast. In dem speziellen Fall ist das natürlich etwas ungünstig verlaufen, aber du konntest vorher nicht wissen, dass der Mann behindert ist.
Generell würde ich aber auch den älteren oder behinderten Fahrgästen den Vortritt bzw. Sitzplatz geben, da diese Leute es schon so schwer genug haben, ich denke als komplett gesunder Mensch kann man es sich kaum vorstellen, wie es ist, auf einen Arm verzichten zu müssen.
Ich persönlich würde mich wohl nach so einem Ereignis fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, ihn sich wieder setzen zu lassen, allerdings wüsste ich nicht, wie ich das anbieten sollte, ohne dass es merkwürdig scheint, da man die Person erst aufgescheucht hat, dann die Behinderung sieht und sie sich dann doch wieder setzen lassen will.
Ich finde nichts dabei, wenn ich diesen Herrn von meinem im voraus reservierten und bezahlten Sitz verwiesen hätte. Er hätte ja schliesslich selber das gleiche machen können. Noch dazu wo er als Behinderter das glaube ich sogar gratis hätte machen können.
Man sieht einem Menschen ja nicht unbedingt an, wenn er so schlafend oder schlafend tuend auf dem Sitz sitzt, dass er behindert ist. Ich hätte vielleicht überlegt, wenn es eine schwangere Frau gewesen wäre, vielleicht mit noch einem weiteren kleinem Kind. Trotzdem sehe ich es nicht als Selbstverständlichkeit an, meinen "gekauften" Platz einfach so abzugeben. Schließlich sind die meisten anderen nicht reservierten Sitzplätze ebenso freimachbar. Jeder hätte seinen Sitzplatz gesichert indem er die 2 Euro für die Reservierung ausgegeben hätte. Bei Fahrten von mehreren Stunden würde ich es auch niemandem übel nehmen. Bei Kurzstrecken allerdings wärs sicherlich etwas anderes.
Es ist schon ein Unterschied, ob man weiß, dass derjenige behindert ist oder nicht und in diesem Falle wusstest du es nicht. Hättest du ihn aber gebeten aufzustehen, obwohl du das gesehen hast, wäre das schon nicht schön. Ich würde fas sagen unverschämt.
Es ist auch fraglich, ob es was gebracht hätte, wenn du ihn zurückgerufen hättest, als du gesehen hast, dass er nur einen Arm hat. Manche wollen nicht so behandelt werden, als seien sie behindert, auch wenn sie es sind. Sie wollen halt nicht, dass man sie nur so behandelt, weil sie eingeschränkt sind. Also ist es vermutlich sogar besser, wenn man da nichts mehr sagt. Außerdem hat sich der Schaffner ja schon um ihn gekümmert.
Allerdings hätte ich ihm wohl meinen Platz angeboten, wenn der Schaffner nicht dafür gesorgt hätte, dass er einen anderen bekommt. Auch wenn der Mann zwar nicht gehbehindert ist, so ist es schon übel, wenn man eine so lange Fahrt stehen muss und das mit nur einem Arm. Ich persönlich wechseln auch gerne mal die Hand, mit der ich mich festhalte und das ist ihm nun ja nicht möglich.
Hallo!
Ich glaube, dass ich in der Beziehung eher keinen Unterschied machen würde, ob derjenige Behindert ist oder nicht. Erstmal wollen die meisten Behinderten als gleichwertige Menschen behandelt werden und wollen oft gar keine Rücksichtnahme. Dann würde ich es so sehen, dass jeder Zug, jede Bahn auch Behindertensitzplätze in den vordersten Abteilen eines Waggons hat. Diese sollten dann auch frei für behinderte Menschen sein.
Wenn ich einen reservierten Platz habe, dann habe ich mich darum gekümmert, dass ich nicht stehen muss. Und genau das hätte der behinderte Mann auch tun können. Es ist also jedem sein gutes Recht, wenn er den für ihn reservierten Platz auch in Anspruch nimmt.
Muß Diamante da recht geben: Zügen haben alle Behindertenplätze, die sogar an besonders günstigen Stellen gelegen sind, grade weil Behinderte oft Schwierigkeiten beim aus- und einsteigen haben. Und das durchschlängeln durch die schmalen Gänge ist auch nicht das wahre Vergnügen wenn man körperlich nicht so kann wie man will.
Und reservierte Plätze sind gekennzeichnet, insofern braucht man dann echt kein schlechtes Gewissen zu haben, zumal der Schaffner IMMER für einen Behinderten einen anderen Platz suchen und notfalls freimachen wird. (Kein Scherz: Notfalls kann man sogar im heiligen Dienstabteil plaziert werden, unter lauten Zähnenknirschen.)
Für jemanden der seine Reservierung für einen anderen freigibt hingegen bleiben nur die Klappsitze - oder stehen.
Dein Verhalten war richtig. Denn es wurde ja schon mehrmals gesagt, das jeder die Möglichkeit hat sich einen Platz reservieren zu lassen. Auch das es Plätze gibt, die vorrangig für behinderte Menschen sind, ist in jedem Zug so. Also warum solltest du jetzt ein schlechtes Gewissen haben?
Meinen reservierten Platz würde ich da nur räumen, wenn jemand, aus welchen Gründen auch immer, droht aus den Schuhen zu kippen. Da muss man halt schnell handeln, damit sich der betreffende nicht noch bei einem Sturz verletzt.
Ich denke, das war schon ganz in Ordnung, was du gemacht hast. Besonders auch, weil du ja vorher nicht wusstest, dass er behindert war.
Wäre er nicht in der Lage gewesen, zu stehen, oder wäre er schwerbehindert gewesen, wäre das sicher etwas anderes gewesen, aber dann hätte er sich sicher auch im Voraus einen Platz reserviert. Und er ihm fehlte ja auch „nur (das ist keineswegs mindernd gemeint)“ ein Arm, wäre es ein Bein gewesen, hätte er vielleicht nicht so gut stehen können, aber so war das schon in Ordnung. So wäre es möglicherweise schwierig geworden, sich festzuhalten, aber da der Schaffner ihm ja direkt einen Sitzplatz besorgt hat, war das Ganze sicher okay, auch der Behinderte selber wird sich sicher nicht angegriffen gefühlt haben.
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