Pässe mit Fingerabdruck gegen die Menschenwürde?
Ich habe nur dieses Thema hier Pass mit Fingerabdrücken in der Suche gefunden. Aber ob es sinnvoll ist oder nicht, will ich gar nicht diskutieren. Mir geht es darum, ob es immer schlimmer wird mit der Überwachung. Sinnvoll ist dieser Pass bestimmt. Aber wie sieht das mit der Menschenwürde aus?
Wir haben uns im kleinen Kreis über diese Reisepässe unterhalten und kamen zu den verschiedensten Aussagen. Ich bin der Meinung, dass ich nichts zu verbergen habe und wenn es der Sicherheit dient, dann gebe ich auch meinen Fingerabdruck her.
Einige waren aber der Meinung, dass es gegen die Menschenwürde wäre, wenn man ohne dass man was getan hat seinen Fingerabdruck geben müsste. Früher musste man seine Fingerabdrücke nur geben, wenn man straffällig geworden ist und außerdem ist im Pass ja nur ein Fingerabdruck und wenn man sich diesen Finger verletzt (Unfall, Finger verloren, Fingerkuppe stark verbrannt oder geschnitten), dann muss man sich einen neuen Pass machen lassen, der wieder Geld kostet.
Ich persönlich sehe es nicht so eng und denke, dass es eben immer alles überwachter wird und man auch nicht dagegen ankommen kann und ich fühle mich nicht in der Menschenwürde gedemütigt. Wenn man ins ferne Ausland reisen will, braucht man so einen Reisepass und man ist gezwungen einen machen zu lassen. Und dieser Zwang, der auferlegt wird, war für einige in der Runde etwas, was gegen die Menschenwürde geht.
Wie seht ihr das? Fühlt ihr euch auch in der Menschenwürde verletzt , wenn ihr gezwungen seid, einen solchen Pass machen zu lassen oder nehmt ihr es eher locker? Würdet ihr auf den Auslandsurlaub verzichten, der einen solchen Pass vorschreibt, weil ihr nicht gezwungen werden wollt, euren Fingerabdruck herzugeben? Oder ist es euch relativ egal und ihr denkt da eher wie ich, dass es eben der Lauf der Zeit ist?
Also das der Pass die Menschenwürde verletzt, sehe ich nicht so. Dennoch halte ich sehr wenig von den "neuen" Pässen. Das schlimme ist nicht mal unbedingt, dass die Fingerabdrücke gespeichert werden, sondern das der Reisepass und der zukünftige Personalausweis einen RFID-Chip. Dieser ermöglicht es alle Daten auf dem Personalausweis (unter anderen auch ein biometrisches Bild von dir) unbemerkt aus der Distanz auszulesen. Es gibt genug erfolgreiche Versuche von Menschen, die die Daten ohne Autorisierung auslesen konnten.
Die Diskussion lässt sich leider nicht darauf beschränken, ob der Pass die Menschenwürde verletzt oder nicht. Dies folgt nämlich direkt aus der Frage, was an immer mehr Überwachung schlimm ist. Denn ein zu hohes Maß an Überwachung verletzt schlicht viele Grundgesetze und meiner Meinung nach die Menschenwürde. Ich bezweifel auch stark, dass der Pass sinnvoll ist.
Fakt ist durch Ausweise mit einem RFID-Chip ist es leicht möglich zu verfolgen wo sich Menschen aufhalten bzw. deren Pass - auch wenn dies noch keine Rechtsgrundlage ist und der Personalausweis noch ein Jahr auf den RFID-Chip verzichtet. Dies ist auch über die Vorratsdatenspeicherung mittels des Handys möglich. Aber was ist daran denn schlimm? Der gesunde Menschenverstand sollte einen im Grunde sagen, dass es nicht richtig sein kann, dass der Staat immer wissen kann, wo man sich aufhält bzw. wo man sich aufgehalten hat. Das Verfassungsgericht urteilte einst in einem Fall, dass der Mensch deutlich in seiner Freiheit eingeschränkt wird, wenn er weiß, dass sein Handeln dokumentiert wird. Beispielsweise überlegt man es sich zweimal zu einer Demo zu gehen, wenn man weiß, dass Informationen über die Teilnahme mehrfach gespeichert werden.
Ein zu hohes Maß an Überwachung liefert mit sich ein Verlust an individueller Freiheit. Die Menschen sind heutzutage schon nicht mehr die freien mündigen Bürger, die sie seien sollten, sondern werden alle vorverdächtigt. Über jeden werden Daten erfasst, obwohl kein Anzeichen vorliegt, dass die Person straffällig werden könnte - meiner Ansicht nach sehr kritisch für eine Demokratie.
Ein solcher Ausweis ist ein Schritt weiter in Richtung Überwachung. Manchen mag das egal sein, weil es ja der Sicherheit dient. Tut es dies aber wirklich? Ist der Ausweis wirklich so sinnvoll wie von dir impliziert? Ich sehe jedenfalls kein Mehr an Sicherheit. Auch von den versprochenen schnelleren Ausweiskontrollen habe ich nichts mitbekommen. In den USA darf ich weiterhin ein Bild von mir machen lassen und meine Fingerabdrücke abgeben.
Im Übrigen lassen sich die RFID-Chips durch eine Mikrowelle lahm legen.
Ja, ja, dieses wenn ich nichts zu verbergen habe, dann kann ich ja auch alles offen legen. Eigentlich bin ich auch so gestrickt, aber manchmal sage ich mir, dass ich es einfach nicht möchte. Punkt Schluss! Einfach so, ich möchte nicht, dass irgend wer weiß, wo ich was gemacht habe, auch wenn er vor Langeweile bei der Überwachung meiner Person einschlafen würde.
@mich: ich dachte, dass Test ergeben hätten, das diese Chips im Moment noch nicht ausgereift sind und garnichts bringen. Ich hatte in der Tageszeitung (Hamburger Abendblatt) gelesen, dass bei dem Versuch Testpersonen zu verfolgen, diese mit anderen Testpersonen z.B. im Bahnhof verwechselt wurden. Also ist das System noch nicht so Einsatz fähig.
Was die Fingerabdrücke betrifft, da hätte ich kein Problem diesen ab zu geben egal, ob es früher nur für Straftaten genutzt wurde. Nur so ein Chip, der auf Entfernung ausgelesen werden kann, der würde mich schon gewaltig in meiner Privatsphäre stören.
Ich war mal bei einem Verbraucherportal angemeldet, da sollte ich eine Software installieren, damit mein Surfverhalten untersucht werden kann, das ging mir auch zu weit. Auch wenn ich nicht auf irgend welchen dubiosen Seiten unterwegs bin, aber ich will eben nicht, das irgend wer weiß, was ich wann mache. Ich bekomme ja schon die Krise, wenn einer beim Schreiben im I-Net hinter mir steht und nur mal so guckt, was ich da mache. Und da handelt es sich um Personen aus meinem nächsten privaten Kreis und nicht um wild fremde Menschen.
Ich sehe das eigentlich wie du, Diamante. Es ist eben mittlerweile so, aber in meiner Menschenwürde fühle ich mich da nicht verletzt. Ich selbst würde sogar noch sehr viel weiter gehen. So viele unaufgeklärte Verbrechen die es gibt, wäre ich ja auch dafür, dass man seine Fingerabdrücke abgeben MUSS, irgendwo halt, wie bei der Polizei. So könnte man, wenn ein schlimmes Verbrechen begangen wurde auf die Datenbank zugreifen und wüsste direkt, von wem diese Fingerabdrücke stammen. Natürlich müsste vor der Verurteilung dann ja noch klar werden, wie diese Fingerabdrücke dorthinkommen, wo sie eben gefunden worden sind.
Auch hätte ich nichts dagegen, würde wir alle eine DNA-Probe abgeben müssen. Ich sehe es nunmal so, dass dann vielleicht weniger Morde und Vergewaltigungen passieren, wenn die Leute wissen: Der Polizei liegen meine DNA und meine Fingerabdrücke vor.
Ich fühle mich da nicht irgendwie meiner Menschenwürde beraubt, sondern würde mich sicherer fühlen, weil so was sicher den ein oder anderen Verbrecher abschrecken würde. Ich kann auch nicht verstehen, warum man so strikt und pochend gegen so was sein sollte, wenn man sich doch nichts vorzuwerfen hat. Das ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.
Dieses Argument:
Ich bin der Meinung, dass ich nichts zu verbergen habe und wenn es der Sicherheit dient, dann gebe ich auch meinen Fingerabdruck her.
wird garantiert von irgendjemandem immer bei einem solchem Thema rausgekramt, wenn ich so etwas im Bekanntenkreis diskutiere warte ich immer förmlich darauf. Und ich frage mich dann immer wie weit solche Leute bereit sind ihre Persönlichkeitsrechte aufzugeben wenn man ihnen nur gut genug verkauft, dass ja alles nur ihrer Sicherheit dienen würde.
Ich bin allem, was in Richtung Überwachungsstaat führt, gegenüber ziemlich skeptisch. Und während ich den Gewinn an "Sicherheit" durch einen Fingerabdruck im Pass nicht wirklich sehe, ist es eine Tatsache, dass ich dadurch wieder ein Stück mehr über mich Preis geben muss und keinen Einfluss mehr darauf habe wie und von wem diese Daten benutzt werden.
Ich fühle mich dadurch nicht in meiner Menschenwürde verletzt, das würde für mich eine Demütigung meiner Person voraussetzen, aber ich fühle mich in meiner Informationellen Selbstbestimmung eingeschränkt.
Diamante hat geschrieben:Aber ob es sinnvoll ist oder nicht, will ich gar nicht diskutieren. [...] Sinnvoll ist dieser Pass bestimmt.
Dann würde ich meine Aussage aber mal nicht mit einer unbewiesen spicken, denn ob diese Pässe sinnvoll sind ist eben überhaupt nicht so sellbstverständlich wie Du Dir das mal eben zurechtlegst! Hättest Du den anderen Thread mal durchgelesen, wär Dir das auch klar - oder siehe alternativ der Post von mich, abgesehen sind diese Chips weder 100 % sicher und außerdem noch manipulierbar!
Diamante hat geschrieben:Ich bin der Meinung, dass ich nichts zu verbergen habe und wenn es der Sicherheit dient, dann gebe ich auch meinen Fingerabdruck her.
Na wenn es der Sicherheit dient, kannst Du ja auch dem Staat erlauben, Dir einen Chip in den Nacken pflanzen zu lassen und überall bei Dir im Haus Kameras zu installieren - oder hast Du etwa etwas zu verbergen oder begehst heimlich Straftaten? Na wenn nicht, spricht doch nichts dagegen - oder?
Diamante hat geschrieben:Ich persönlich sehe es nicht so eng und denke, dass es eben immer alles überwachter wird und man auch nicht dagegen ankommen kann und ich fühle mich nicht in der Menschenwürde gedemütigt.
Klar, je mehr Menschen es gibt die so denken wie Du und alles machen würden was der Staat von ihnen verlangt, desto eher werden wir auch alle immer mehr überwacht. Seit wann kommt man denn nicht mehr dagegen an? Dann wählt man halt keine Parteien mit faschistoiden Tendenzen, größenwahnsinnigen Innenministern und anderen Parteikadern, die Staaten die soetwas fordern reihenweise in den Hintern kriechen, die eben sowas wollen - sondern diejenigen, die das Gegenteil wollen! Noch leben wir in einer Demokratie, wo man noch auf sowas Einfluss nehmen kann - und nicht mehr in einer Diktatur, wo man das einfach so hinnimmt (und manche selbst da nicht)!
Brini hat geschrieben:Ich kann auch nicht verstehen, warum man so strikt und pochend gegen sowas sein sollte, wenn man sich doch nichts vorzuwerfen hat.
Weil manche halt noch mitdenken bzw. sich auch mal vor Augen halten, was denn in einer freiheitlichen Demokratie die Begriffe (Freiheit / Demokratie) nun eigentlich bedeuten. Und Freiheit ist nun einmal nicht relativ - oder wie es Benjamin Franklin kurz gefasst sagen würde: "Wer die Freiheit für die Sicherheit aufgibt wird beides verlieren".
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