Biblische Schöpfungsmythen
Als Schöpfung versteht man die Erschaffung alles Existierenden durch den einen Gott, aber auch die erschaffene Welt (Kosmos) selbst.
Die Bibel beschreibt die Erschaffung der Welt im ersten Buch Mose als einen sechstägigen Akt, ausgeführt durch das Wort Gottes. Während Gott an den ersten drei Tagen die „Lebensräume“ (Tag 1: Licht, Tag, Nacht; Tag 2: Himmel, Gewässer; Tag 3: Erde, Meer, Pflanzen) formt, so erschafft er an den darauf folgenden Tagen die dazugehörigen „Bewohner“ (Tag 4: Sonne, Mond, Sterne; Tag 5: Vögel, Wassertiere; Tag 6: Landlebewesen, Mensch). Am siebten Tag ruht Gott.
Im zweiten Schöpfungsbericht der Bibel wird sehr auf die Erschaffung des Menschen eingegangen, der erst als Mann und dann (zur Hilfe des Mannes) als Frau geformt wird. Auch die restlichen Lebewesen werden erst nach dem Mann (jedoch noch vor der Frau) geschaffen, ebenfalls zu dessen Hilfe.
Schließlich endet die Schöpfungsgeschichte damit, dass sich der erste Mann und die erste Frau (Adam und Eva) nicht an ein von Gott gegebenes Verbot halten (nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen). Sie werden aus ihrem Lebensraum, dem Paradies, vertrieben und erhalten als Strafe ihre Sterblichkeit.
„Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ - Um mit der Untersuchung des Anfangs des ersten Buch Mose zu beginnen, muss zunächst einmal gefragt werden: Worum handelt es sich bei dem Text? Handelt es sich um einen Tatsachen-, ja vielleicht sogar einen Augenzeugenbericht? Nein, denn niemand war dabei, als Gott die Welt erschuf.
In der Genesis wird die Schöpfung als faktisches Geschehen dargestellt. Jedoch handelt es sich bei der Schöpfungsgeschichte um einen Mythos. Diese Arbeit wird sich mit den beiden Schöpfungsgeschichten der Bibel beschäftigen, der israelitischen, priesterschriftlichen Schöpfungserzählung Genesis 1,1-2,4a sowie dem zweiten, jahwistischen Schöpfungstext Genesis 2,4b-25, der sich hauptsächlich mit der Erschaffung und dem Bild des Menschen befasst.
Die Entstehung des Mythos
Die erste Schöpfungsgeschichte der Bibel, Genesis 1,1-2,4a, wurde von Priestern im babylonischen Exil (587-539 v. Chr.) verfasst. Die reiche Oberschicht Israels war nach Mesopotamien gebracht worden, Jerusalem und die Tempel waren zerstört, was Entwurzelung und starke Verunsicherung zur Folge hatte.
Der Text entstand als Antimythos, zur Abgrenzung gegen den Glauben in Babylonien, um sich des eigenen Glaubens zu vergewissern. Laut dieser priesterlichen Schöpfungserzählung fand die Erderschaffung um 4004 v. Chr. statt, das Alter des Weltalls an sich beträgt maximal 10.000 Jahre (zum Vergleich: nach naturwissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Universum 13,7 Milliarden Jahre alt).
Der jahwistische Schöpfungsbericht Genesis 2,4b-25 wird von den meisten Forschern als älter eingestuft als der erste, seine Entstehung wird auf etwa 950 v. Chr. geschätzt. Er stammt aus einer wahrscheinlich bäuerlich geprägten Gesellschaft, vermutlich aus dem judäischen Bergland, da das Wasser nicht wie im ersten Schöpfungstext als bedrohlich, sondern als gut dargestellt wird und auch die Fische bei der Erschaffung der Lebewesen fehlen.
Die beiden Schöpfungserzählungen sind als Metaphern zu verstehen, denn die Bibel ist das Gotteswort im Menschenwort, sie wurde nicht den Menschen von Gott wortwörtlich diktiert, sondern ist Menschenwerk und deshalb nicht ohne Mängel, Irrtümer und Widersprüche.
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