Kann zu viel loben auch schädlich sein?

vom 31.07.2009, 21:44 Uhr

Hallo!

Neulich habe ich mich mit einer Freundin unterhalten. Wir saßen in einem Café und am Nebentisch war eine Mutter mit 2 Mädchen. Die Kinder wurden in der kurzen Zeit, wo wir da saßen, ständig gelobt. Egal, was die Kinder machten "Das hast du aber fein gemacht" " Ich bin richtig stolz auf dich" " Du bist ja ein fleissiges Mädchen". Das hielt sich so dran und kaum ein Satz war kein Lob für die Kinder.

Es ist ja gut und schön. Aber ich hatte bei den Kindern das Gefühl, dass sie schon darauf warteten, wenn sie irgendwas machten, dass ein Lob kommt. Ich habe mich dann mit meiner Freundin unterhalten und sie meinte, dass die Kinder ja schon förmlich "süchtig" nach Lob sind und zu viel Lob wohl auch nicht so besonders gut sein kann.

Was haltet ihr von zu viel Lob? Kann das auch nach hinten los gehen und die Wirkung verfehlen? Oder sollte man Kinder wirklich ständig loben und ihnen sagen, wie toll sie sind?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich weiß nicht, aber Lob ist auf jeden Fall besser als Kritik. Das ideale Verhalten in der Pädagogik wäre ja, gutes Verhalten zu loben oder gar zu belohnen und schlechtes Verhalten zu ignorieren. Das fällt natürlich schwer, gerade bei einem Kind in der Trotzphase, welches den ganzen Supermarkt zusammenschreit. Es ist natürlich auch nicht immer einfach, jeden lobenswerten Schritt zu erkennen. Deshalb ist ein goldenes Mittelmaß für mich in Ordnung, aber wie kann man denn schon dieses Mittelmaß finden?

Allerdings denke ich auch, dass zu viel Lob nicht gut sein kann, da es dann nichts besonderes mehr für die Kinder ist. Vielleicht haben die Kinder aber gerade an diesem Tag so viele Fortschritte gemacht und sind ja normalerweise vielleicht nicht so brav wie an diesem Tag? Man muss natürlich auch immer die Hintergründe kennen. Ich wäre glaube ich so dreist gewesen und hätte die Mutter gefragt, warum sie aus der Dauerlobeshymne nicht mehr heraus kommt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Natürlich ist Lob besser als Kritik, dennoch kann zuviel Lob auch irgendwann dazu führen, dass es von den Kindern gar nicht mehr Ernst genommen bzw. registriert wird.

Stellt euch nur mal vor, man würde euch für jeden Handgriff, den ihr tätig loben. Würdet ihr dann noch Wert darauf legen? Oder überhaupt wirklich hinhören? Als ich denke nicht, dass ich das Lob dann noch Ernst nehmen würde oder überhaupt zuhören würde!

Bei unserem Sohn versuche ich ein gutes Mittelmaß zu wählen. Wenn er etwas geschafft hat, dass ihm total schwer gefallen ist, lobe ich ihn natürlich. Wenn er aber etwas getan hat, das er ohnehin schon kann oder das eben getan werden muss (Müll wegwerfen, Spielsachen wegräumen) verzichte ich eher auf das Lob. Ich denke aber, dass das generell eher situationsbezogen ist und natürlich auch nicht verallgemeinert werden darf/ kann.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Zu viel Lob ist insbesondere dann schädlich, wenn Kinder für Selbstverständlichkeiten gelobt werden oder aber über den grünen Klee, wenn also Dinge gelobt werden, die so toll nun wirklich nicht sind. Damit verwöhnt man Kinder auch unbewusst über die Maße. Dass habe ich mal in einem Artikel gelesen und es scheint mir auch in der Theorie auch sehr plausibel. Allerdings ist die Anwendung solcher Erkenntnisse auch recht schwer. Denn immerhin gleicht kein Kind dem anderen und jedes hat andere Voraussetzungen.

Wenn die Kinder schon förmlich süchtig nach Lob sind, dann hätte ich wohl mit ihnen vereinbart, dass eben nicht mehr jede gute Tat gelobt wird, sondern dass man vielleicht am Abend bespricht, wie der Tag so insgesamt gelaufen ist und so auch loben kann.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Lob ist umso wertvoller, je seltener es gegeben wird. Ich halte nichts davon, wegen jeder Kleinigkeit zu loben, wenn etwas gut gemacht wurde, kann man das auch knapp kommentieren mit einem "Ja, ist okay so." und dann das Thema wechseln. Sonst nutzt sich das Lob meiner Meinung nach ganz schnell ab; es ist doch nichts besonderes mehr, wenn sowieso für jede Kleinigkeit gelobt wird. Und ganz besonders, wenn diese Kleinigkeiten auch noch Selbstverständlichkeiten sind. Ab einem gewissen Alter sollten Kinder in Cafes problemlos mit am Tisch sitzen und sich benehmen können; ohne dafür gelobt zu werden.

Anders sieht es aus, wenn es Sachen sind, die dem Kind wirklich schwer fallen und wo es sich vielleicht bisher vergeblich bemüht hat. Wenn ein Kind bisher zum Beispiel in Mathe nur Fünfen schrieb und kommt dann plötzlich mit einer Drei nach Hause, ist das absolut ein Grund für ein Lob; denn da ist das Lob dann ja auch ganz klar ein Ansporn, diesen Level zu halten und sich vielleicht sogar noch weiter zu verbessern.

Mich nerven solche Mütter auch, die dann nicht nur ihr Kind laufend loben, sondern auch noch ohne Aufforderung ständig verkünden, was ihr Kleines alles schon kann (was aber meist dann Sachen sind, die für Kinder in dem Alter nicht außergewöhnlich, sondern ganz normal sind).

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Allerdings kann zu viel Lob schädlich sein. Dass Lob irgendwann gar nicht mehr ernst genommen wird, wenn man dauernd gelobt wird, wurde ja schon angesprochen. Es kann aber auch zu massiven Enttäuschungen führen. Denn Mami und Papi sind im Zweifelsfall die einzigen, die für jeden Pups, den ihr Sprössling lässt überschwänglich loben. Im Kindergarten geht das nicht nahtlos so weiter, von der Schule mal ganz zu schweigen. Da werden einfache Handgriffe völlig selbstverständlich vom Kind erwartet und nicht jedesmal kommentiert. Das erwartete Lob bleibt also aus.

Und nicht nur das, werden Fehler gemacht, kommt sogar Kritik. Für Kinder, die normal erzogen werden, ist das auch kein Problem, wenn ihnen mal gesagt wird, dass sie das schöner hätten machen können oder, dass dort gar ein Fehler drin ist. Kinder deren Eltern aber jede Leistung als perfekt und wundervoll eingestuft worden war, reagierten schockiert bis verärgert. Ich habe das schon mehrfach beobachtet, wie solche Kinder wegen Kleinigkeiten("Der Bauch von deinem B könnte ein bischen runder sein, probier das doch bei der nächsten Reihe mal aus.") komplett ausgerastet sind oder anfingen bitterlich zu weinen. Sie konnten überhaupt nicht damit umgehen, dass ihnen gesagt wurde, sie hätten etwas falsch gemacht, weil sie eben nur Worte wie toll, super, großartig, spitze, wunderschön und klasse als Reaktion auf ihre Leistungen kannten.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo!

Natürlich kann Lob auch schädlich sein. Wenn man es einfach ständig macht, dann denken Kinder oft, dass sie alles machen dürfen, was sie wollen und trotzdem alles gut ist. Ich habe zwar selbst keine Kinder, aber dafür einen Neffen. Ich krieg oft von meiner Schwester mit, das sie ihren Kleinen lobt, wenn er beispielsweise ein neues Wort gelernt hat oder wenn er allgemein irgendetwas neues erlernt hat. Auch wenn er total lieb ist, wenn Besuch da ist, kriegt er manchmal ein kleines Lob.

Dennoch ist es wichtig dies nicht zu übertreiben. Er kriegt beispielsweise auch genauso oft zu hören, dass er etwas nicht gut gemacht hat. Wenn er ins Bett muss und nicht möchte, wird er natürlich auch mal angemotzt, da so etwas nicht geht.

Eltern, welche die Kinder nur loben sind meiner Meinung nach auch nicht gleich super Eltern. Da läuft dann ja irgendwas in der Erziehung falsch. Man verletzt ein Kind ja nicht gleich dadurch, dass man im sagt, dass es etwas falsch gemacht hat. Jeder Mensch macht nun mal Fehler und gerade die kleinen müssen daraus noch lernen und machen öfters Dinge falsch. Man sollte die Kinder auf keinen Fall anmeckern, aber ihnen sagen, dass es nicht gut war, sollte jedenfalls gesagt werden.

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» lisachen » Beiträge: 355 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ob zu viel Lob jetzt schädlich ist, da bin ich mir nicht so sicher. Ich denke aber das es irgendwann wenn man immer nur Lob zu hören bekommt, dann selbstverständlich ist und dann rgendwann auch gar nicht mehr wirklich als Lob aufgenommen wird.

Ich halte bei meinem Kind ein gesundes Mittelmaß. Wenn er zum Beispiel zwei Stunden mit mir beim Arzt warten muss, und das ist für ein 5 Jährigen nicht so schön die ganze Zeit still zu sein, wirklich lieb war, dann wird er von mir auch gelobt. Und wenn er Mist baut, dann schimpf ich auch.

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» lissy02 » Beiträge: 621 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke schon, dass man einen Menschen - und ganz besonders auch Kinder - auch zuviel loben kann. Wenn jemand ständig gelobt wird, wird das Lob irgendwann als selbstverständlich angesehen und das Kind erwartet dann schon aufgrund von absoluten Kleinigkeiten ein Lob.

Der Meinung, dass ein Lob besser ist als Kritik möchte ich mich allerdings nicht anschließen. Kritik ist kein negativ definierter Begriff, auch wenn viele Leute ihn dazu machen. Zum einen gibt es auch positive Kritik, die man durchaus auf die Stufe des Lobes stellen kann, und zum anderen sollte man einem Kind beide Seiten aufzeigen können. Wie soll ein Kind lernen, was richtig und was falsch ist, wenn es zwar weiß, was gut ist, allerdings nie gesagt bekommt, wenn es etwas nicht so gut gemacht hat. Natürlich sollte das Verhältnis ausgewogen sein. Es ist mit Sicherheit schlecht für das Kind, wenn man es permanent mit negativer Kritik überschüttet, allerdings ist die andere Seite auch nicht ohne Gefahren.

Ich denke auch, dass ein Lob umso wertvoller ist, wenn es nicht inflationär verwendet wird. Ich denke auch, dass es sinnvoll ist, dem Kind zu vermitteln, warum es gelobt oder getadelt wird, und zwar in einer Form, die ein Kind auch versteht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke schon, dass zu viel loben schädlich ist, wenn man beispielsweise Kinder wegen jeder Kleinigkeit lobt wird es für sie zur Gewohnheit, sie wissen dann auch ein richtiges Lob nicht mehr einzuschätzen und sehen es als selbstverständlich an, da sie es so gewohnt sind.

Ich würde daher Kinder nur loben, wenn es einen ernsthaften Grund gibt. Zum Beispiel wegen guten Noten in der Schule oder sinnvoll erbrachte Taten, aber eben nicht wegen jeder Kleinigkeit.

» Crazymausal » Beiträge: 241 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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