Studiengebühren rechtens und gerecht?
Übrigens @Harlekin:
Studiengebühren lösen nicht das "Problem" Langzeitstudium, denn ein Langzeitstudierender zahlt keine Langzeitstudiengebühren, wenn er Studiengebühren zahlt!
Kreato hat geschrieben:Außerdem gibt es in der Bundesrepublik immer noch Länder, die keine Studiengebühren verlangen. Dann können doch die Studierenden aus sozial schwächeren Familien z.B. nach Sachsen gehen. Wie gesagt: Bafög steht doch auch zur Verfügung.
Warum kommen eigtl. so viele Menschen darauf, dass Dienstleistungen - in diesem Fall sogar elitäre Dienstleistungen - nicht bezahlt werden müssen?
Weil diese "elitären Dienstleistungen" letztlich auch wieder dem Staat zugute kommen. Und es stimmt eben nicht, dass jeder der studieren will, es auch kann. Ich kenne genug Beispiele, die arbeiten, Bafög bekommen (und sich damit ja schon Schulden aufladen) und für die Studiengebühren auch wieder einen Kredit aufnehmen müssten. Ich finde es einfach dreist, wie einfach sich das manche Leute machen. Thema Bafög - nur weil einen die Eltern absolut nicht unterstützen können, heißt das noch lange nicht, dass man auch den Höchstsatz bekommt, da sind viele schon über 150 Euro monatlich froh, und damit ist meistens nicht mal ansatzweise die Miete bezahlt, von den Lebenserhaltungskosten ganz zu schweigen.
Thema "arbeitsintensive Studiengänge" - mag bis vor einigen Jahren noch zugetroffen haben, jetzt eben nicht mehr. Ich zB studiere Englisch und Deutsch /Bachelor, allerdings nicht auf Lehramt und ich hatte noch kein laues Semster, und schon gar keine lauen Ferien, die meistens mit 4 Hausarbeiten, mündlichen Prüfungen und Vorbereitungen aufs nächste Semester (Lektüretests um überhaupt in Seminare aufgenommen zu werden) vollgestopft sind, von unbezahlten Praktika ganz zu schweigen.
Wer so einen Spaß daran hat, sich auf Elite und Selektion zu berufen, der soll meinetwegen an die teuren Privatunis, bzw ins Ausland gehen. Für das, was die meisten Unis bieten, unter anderem auch die, wo ich bin, bin ich nicht bereit 730 Euro pro Semester zu bezahlen (Semester- + Studiengebühr.) Und zu den Bundesländern, wo es noch keine Studiengebühren gibt - entweder ganz oder gar nicht, das ist ja ein absolut scheinheiliges Argument. Viele Studiengänge werden in bestimmten Kombinationen nur in bestimmten Bundesländern angeboten, bei anderen regelt die Zuteilung die ZVS, bei wiederrum anderen sorgt auch der NC schon für eine "natürliche Selektion". Das sind für mich alles halbgare Fakten, die als Argumentation überhaupt nicht zusammenpassen und sich teilweise sogar heftig widersprechen.
Der Punkt ist: Jeder, der will und die Fähigkeiten hat, sollte studieren können, ohne sich ewig einen Kopf machen zu müssen, wie er das finanzieren soll und mit was für einem Schuldenberg er sein Studium beenden wird.
Ah, jetzt kommen wir doch zum Kern:
Für das, was die meisten Unis bieten, unter anderem auch die, wo ich bin, bin ich nicht bereit 730 Euro pro Semester zu bezahlen
Was erwartest du denn für 730€?
Kreato hat geschrieben:Was erwartest du denn für 730€?
Mal die grundlegenden Sachen: intakte Toiletten und ein größeres Kursangebot - es kann nicht sein, dass ich mich mit 100 anderen Studenten um 25 Plätze in einem Seminar streiten muss, welches alle (!!!) brauchen, um ihr Studium in der Regelzeit beenden zu können, um nicht das Bafög gestrichen zu bekommen. Insbesondere, wenn sich das in jedem Semester wiederholt.
Mal davon ab: Es ist keinerlei Unterschied festzustellen in irgendeinem Aspekt des Unilebens, seit die Gebühren erhoben werden. Weder in der Ausrüstung, der Anzahl der Dozenten, der Kursvielfalt oder einem anderen Punkt. Etwas verwirrend, wenn man bedenkt, dass pro Semester ~ 14 Mio € mehr in die Kasse gespült werden.
Hm,
an meiner Hochschule werden zahlreiche Tutorien angeboten. Ein Teil der Gebühren wird für Exkursionen ausgegeben. Es wurden viele neue Medien angeschafft und neue Werkstätten gegründet.
Dass eine Hochschule ihre Gelder nicht "richtig" und für die Studierenden Gewinn bringend einsetzt steht doch auf einem anderen Papier als die Rechtfertigung der Studiengebühren (im Allgemeinen)...
Tutorien und Exkursionen wurden hier schon vorher angeboten. Davon abgesehen steht die Rechtfertigung der Studiengebühren immer noch aus.
Dazu auch mal ein Zitat aus der hessischen Verfassung. Aufgrund dieses Artikels wurden übrigens auch schon einige erfolgreiche Klagen eingereicht: In Artikel 59 heißt es nämlich, "Schulgeld könne gesetzlich nur angeordnet werden, wenn die wirtschaftliche Lage des Schülers, seiner Eltern oder der sonst Unterhaltspflichtigen es gestattet“.
Tutorien und Exkursionen wurden hier schon vorher angeboten.
Hier auch, nur jetzt eben mehr bzw. teilfinanziert.
Ich kenne die hessische Verfassung nicht, jedoch verstehe ich Schulgeld als etwas anderes als Studiengebühren...
Zum einen gibt es in D seit 1717 eine allgemeine Schulpflicht - keine Studienpflicht. Demnach sollen alle Kinder eine mind. 8-jährige Grundausbildung in der Schule wahrnehmen. Das ist eine Pflicht! Für diese verpflichtende Wahrnehmung - die übrigens im frühen 18. Jhd. von den Eltern zumeist als Schulzwang bekämpft wurde - gibt es staatliche Institutionen, deren Finanzierung der Staat übernimmt. Dein Studium ist eine Option - selbstgewählt. Es erlaubt dir künftig weitaus mehr Möglichkeiten als einem "lediglich Schulpflichtigen", weshalb sich eine Beteiligung an der Finanzierung deiner Ausbildung a priori ergibt.
Das erklärt dann aber absolut nicht, warum schon mehrere Gerichte dieser Argumentation rechtgegeben haben. Und die werden mit der Materie wohl recht gut befasst sein. Außerdem geht es doch gar nicht darum, ob und wie hoch die Studiengebühren sind, sondern dass es nicht sein kann, dass einige dadurch die Möglichkeit verlieren, zu studieren.
Aber da werden wir wohl auf keinen Nenner kommen. Du hast deinen elitären (hauptsächlich auf die finanziellen, nicht auf die intellektuellen Möglichkeiten bezogenen) Standpunkt, ich habe meinen.
Studiengebühren sind so schlecht nicht! Fakt ist, dass es für ein Kind einer Akademikerfamilie wahrscheinlicher ist, dass es zu gegebener Zeit einmal studieren wird als ein Kind von einer bildungsfernen Schicht. Wenn wir annehmen, dass die Akademikerfamilie über mehr Geld verfügt als die Familie aus der bildungsfernen Schicht, was ja nicht wirklich unwahrscheinlich ist, dann haben wir mehr Studenten aus reichem Hintergrund als aus armen Hintergrund. Wenn man nun die Studiengebühren erlässt, dann ist da indirekt eine Förderung von Familien mit gesicherten finanziellen Verhältnissen. Das ist dann ja nicht im Sinne des Erfinders.
Es geht ja eigentlich darum Personen mit geringen Finanzen das Studium zu ermöglichen. Da braucht es doch kein Giesskannenprinzip! Man muss doch nur schauen wie die finanziellen Verhältnisse der Familie aussehen und dann weiss man, ob die Familie es nötig hat, dass dem Studenten die Studiengebühren erlassen werden oder nicht. Somit würden vielleicht 70% der Studenten weiter von den Eltern unterstützt werden müssen, da die sich das ja auch gut leisten können. Die restlichen 30% aus den bildungsfernen Schichten haben Anrecht auf eine Unterstützung und kommen in den Genuss des Studiengelderlasses.
Ein grundsätzlicher Erlass der Studiengebühren ist demnach höchst asozial und zu verhindern!
Hi,
Ich studiere in Österreich und zahle seit Anbeginn meines Studiums Studiengebühren. Nicht so viel wie jetzt bei uns in Deutschland, sondern "nur" knappe 400 €. Dennoch frage ich mich, wo das Geld hingeht.
Wir sind zu viele Studenten auf zu wenig Platz. Teilweise müssen wir in den Gängen stehen oder auf Treppen sitzen um Vorlesungen beiwohnen zu können. Hörsäle sind für ca. 200 Personen ausgerichtet bei Lehrveranstaltungen, die erfahrungsgemäß von ca. doppelt so vielen besucht werden. Da es sich um Pflichtveranstaltungen handelt muss man diese absolvieren und wenn man nicht stehen oder auf Treppen sitzen will, muss man sich Stunden vorher einen Platz sichern.
Des weiteren gibt es an unserem Institut 2 Computerräume mit jeweils knappen 20 Plätzen. Für insgesamt 4 Studiengänge und hunderte von Studenten.
Zudem haben wir keine Studentenparkplätze vor dem Haus. Der Parkplatz, der sich direkt vor der Uni befindet, kostet pro angefangener halben Stunde 3,30€ (!), das heißt nach einer Vorlesung ist man ein halbes Vermögen losgeworden. Will man das nicht, muss man durch die halbe Stadt laufen, um von seinem Parkplatz zur Uni zu gelangen. Wenn man nur mal schnell ein Buch zurückgeben will ist das extrem nervig.
Ich weiß also nicht wirklich, was mit unseren Geldern geschieht. Neue Lehrmittel werden dadurch sicherlich nicht gekauft, unsere Ausrüstungen sind sehr defizitär und studentenfreundlich ist das Umfeld auch nicht. Auch die Unterrichtsmaterialien müssen von uns noch zusätzlich käuflich erworben werden, also auch da können die Studiengebühren nicht hineinfließen.
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