Essstörungen alle zusammen behandeln?
Ich habe gerade eine Reportage nebenbei laufen gehabt, da ging es um ein stark übergewichtiges Mädchen. Diese hat sich dazu entschlossen in eine Klinik zu gehen und sich da behandeln zu lassen. In ihrem Zimmer war ein magersüchtiges Mädchen untergebracht. Sowas hört man ja öfter, dass die Kliniken alle Essstörungen gemeinsam behandeln. Ich frage mich allerdings, ob das so sinnvoll ist?
Schon allein ein magersüchtiges Mädchen mit einem adipösen zusammen aufs Zimmer zu lassen halte ich für merkwürdig. Das anorektische Mädchen sieht Tag für Tag, was aus ihr werden kann, wenn sie "die Kontrolle verliert" und ich glaube nicht, dass das im Sinne des Erfinders ist. Und das adipöse Mädchen sieht vor sich, wohin es führen kann. Immerhin ist das vielleicht ein kleiner Ansport, schlank zu werden, aber das zeigt einem ja wieder nur das andere Extrem auf.
Ich hätte gedacht, dass der Ansportn eher vorhanden ist, wenn mehrere adipöse Menschen zusammen abnehmen. Schämen müssen sie sich untereinander ja nicht und da ist es doch ein kleienr Kampf, wer mehr Gewicht verliert auif gesunde Art und Weise. Bei Anorexie oder Bulimie sind mehrere Personen mit dieser Krankheit vielleicht nicht unbedingt vorteilhaft - aber wenn man davon ausgeht, dass die Mädchen (und natürlich auch Jungen) freiwillig da sind, dann wäre das auch schon wieder ein Ansporn gesund zu werden.
Da frage ich mich wirklich, warum man das so handhabt? Sicherlich haben alle zusammen Probleme mit dem Essen, aber auf ganz unterschiedliche Weise.
Hallo!
Ich habe das schon öfters gehört, dass da im Prinzip in der Behandlung kaum Unterschiede gemacht werden. Gemeinsame Therapiesitzungen und auch gemeinsame Zimmer sind da wohl üblich.
Sicher kann man das sehr negativ sehen. Aber die Ärzte und Therapeuten haben wohl auch ihre Erfahrung damit und vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn die Betroffenen Personen auch sehen, dass es nicht nur das eine gibt, sondern eben auch das genaue Gegenteil und vielleicht soll grade das helfen nicht auf die genau entgegengesetze Linie zu kommen.
Im Bereich der Psychiatrie (und Essstörungen zählen zu psychischen Erkrankungen) ist es oftmals so, das man versucht Patienten mit dem selben Krankheitsbild nicht auf ein Zimmer zu legen. Nicht bei allen Erkrankungen, aber bei vielen. Gerade bei solchen die in irgendeiner Form Zeichen von dysfunktionalem Verhalten aufweisen. So werden hier in der Psychiatrie (nur mal als Beispiel) Borderliner möglichst nicht auf ein Zimmer gelegt, weil die Gefahr besteht, das sie sich gegenseitig runterziehen.
Wie du selbst schon sagst, hälst du es auch nicht für gut Menschen mit Magersucht oder Bullemie auf ein Zimmer zu legen. Weil sie sich gegenseitig runterziehen könnten. Ähnlich sieht es bei Fettsucht (Adipositas) halt auch aus.
In irgendeiner Form tut man in so Einrichtungen immer voneinander lernen. Ich für mich war ja nun schon mehrfach in der Psychiatrie. An sich wegen Borderline. Allerdings liegt auch noch Adipositas vor (oder lag). Das ist dort aber keinem wirklich aufgefallen. Ich wurde darauf auch nicht behandelt und hätte das auch nicht gewollt. Ich lernte bei meinen Aufenthalten aber eine junge Frau kennen, die wie ich Borderline hat. Allerdings liegt bei ihr halt noch Magersucht und Bullemie vor. Und das auch in einer Form das es immer irgendwie Thema war. Wobei wir Beide, denke ich, voneinander gelernt haben. Mir geht es zum Teil zumindest so. Ich habe seit dem letzten Aufenthalt extrem abgenommen. Aber ich habe auch immer ihr Beispiel vor Augen, was passieren könnten, wenn ich es übertreibe. Wobei Bullemie für mich nicht wirklich ein Thema ist. Aber ich habe halt vor Augen was passieren kann. Und ich denke, genauso sieht sie, wie es halt andersrum laufen kann. Aber halt auch wie wichtig regelmässiges Essen ist. Das war etwas, auf das ich an sich immer Wert gelegt habe. Und auch etwas was sie kaum kennt. Und sie hat bei mir auch gesehen, das es zum Beispiel besser ist, was zu Essen bevor man das Haus verlässt.
In so einer Klinik bekommt man zwar mit wie es anderen geht. Aber am meisten bekommt man das halt von den Mitpatienten die auf einem Zimmer liegen mit. Ich würde es als (für mich) grausam erachten, wenn mir jemand detalliert sagen würde, du musst dann und dann das und das essen. Genauso würde sie eventuell mitleiden, wenn man mich zum Sport zwingen würde. Und man macht sich, trotz unterschiedlicher Erkrankungen auch mehr Mut.
Und so Sachen, die typisch für die jeweilige Essstörung sind, lassen sich ohne Kontrollzwang des Pflegepersonals in Grenzen halten. Beispiel bei Bullemiekranken die Kotzerei nach dem Essen. Das traut man sich doch weniger, wen jemand nicht betroffenes auf dem Zimmer ist. genauso wie ein adipöser Patient keine Süßigkeiten horten kann, ohne das es auffällt. Klar kann beides trotzdem passieren. Aber das sind Sachen die im Beisein Gleich"gesinnter" einfacher fallen würden.
Hallo zusammen!
Ich denke auch, dass zwei Mädchen mit verschiedenen Essstörungen vielleicht ehr miteinander klar kommen und noch verschiedene Erfahrungen austauschen können. Anscheind hat es schon zu einigen Erfolgen geführt, diese unterschiedlich erkrankten Mädchen auf ein Zimmer zu legen. Sonst würden es die Ärzte und Therapeuten sicher nicht machen.
Die beiden Mädchen mit den unterschiedlichen Krankheiten werden sich auch bestimmt gegenseitig Mut machen können und so auch vielleicht ehr lernen, ein gesundes Gewicht zu bekommen und nicht von einem Extrem ins andere zu rutschen.
Es ist nun einmal so, dass Essstörungen verschiedenster Ausprägungen, die auf den ersten Blick wahrscheinlich wenig miteinander gemein haben, doch das Resultat ähnlicher/gleicher Ursachen sind. Bei der Behandlungen von Essstörungen wird natürlich in erster Linie auf diese Ursachen eingegangen, die der Krankheit zu Grunde liegen, alles andere führt zu nichts. Natürlich kann man Magersüchtige dazu zwingen, zu essen, aber sie würden so nie lernen, es freiwillig und selbstständig zu tun.
Dadurch, dass die Ursachen ähnlich sind, denke ich, dass es sinnvoll ist, verschiedene Essstörungen gemeinsam zu behandeln. Natürlich kann der Anblick einer Adiposen für ein magersüchtiges Mädchen ein abschreckendes Beispiel sein, allerdings könnte sie sich in Gegenwart eines stark Untergewichtigen auch fett fühlen. Wie soll man so etwas umgehen?
Es muss klar sein, dass gerade Magersüchtige über eine vollkommen falsche Selbsteinschätzung verfügen. Und diese wird nunmal nicht von ihrem akuten Umfeld hervorgerufen, sondern ist fest in ihnen verwurzelt. Ob da nun Dünne oder Dicke in der Nähe sind, dürfte nicht die größte Rolle spielen.
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