Zeugen Jehovas - Vorurteile oder Wahrheit

Ich habe mich nach dem Tod meines Schwiegervaters mit meiner Freundin unterhalten, die wie gesagt Zeuge Jehovas ist. Wir haben dann auch viel über Gott geredet und dass ich den Glauben verloren habe, weil ein Gott der einer einzigen Familie so viel zumutet wie der Familie meines Freundes ist in meinem Augen kein Gott sondern ein Teufel.

Ich selbst glaube schon lange nicht mehr an Gott. Was hilft mir Gott? Geht es mir wegen ihm besser oder passiert wegen ihm weniger? Nein! Aber egal! Da könnte ich jetzt noch ewig schreiben, ich möchte aber beim Thema bleiben. Jedenfalls hab ich viel mit meiner Freundin geredet und sie hat mir dann eben erzählt, wie sie die Sachen alle sieht. Und ich muss jetzt ganz ehrlich sagen: Mancher Katholik glaubt er ist so "heilig" und gläubig und ehrt Gott, nur weil er am Sonntag in die Kirche geht. So ein Blödsinn!

Ein Zeuge Jehovas beschäftigt sich weit mehr mit der Bibel als ein Katholik der jeden Sonntag in die Kirche geht! Meine Freundin hat 2 mal in der Woche Versammlung. Da wird die Bibel immer und immer wieder durchgegangen. Dann müssen die auch noch so eine Art Vortrag über ein Thema aus der Bibel halten, zusätzlich machen die paarweise noch einmal wöchentlich ein Studium, wo sie quasi die Bibel studieren. Ich hab noch nie einen Katholiken gesehen, der sich so viel mit der Bibel beschäftigt hat.

Wie hier schon eine geschrieben haben, ist das "nur" eine Religion. Was wäre, wenn wir hier eine Diskussion über den Islam führen? Ich glaub da würden auch solche Sachen rauskommen wie die Frauen sind nichts wert etc. Sowas gibt es in jeder Religion.

Ich bin wie schon gesagt nicht sehr gläubig, aber wenn man mit älteren Leuten reden, die sehr gläubig sind, dann weiß man, dass man in der katholischen Kirche auch viele Sachen gar nicht dürfte, aber jeder von uns macht sie. Da brauch ich nur an die 10 Gebote denken. Was steht da alles drinnen! Du sollst nicht lügen. Ich behaupte jetzt mal, dass ziemlich jeder schon mal gelogen hat, auch wenn es nur eine kleine Notlüge war. Oder du sollst Vater und Mutter ehren. Wie oft ist es in der heutigen Zeit dass man sich mit den Eltern nicht versteht?

Es gibt in jeder Religion solche und solche. Manche halten sich eben ganz streng daran, andere sehen es eher locker. Ich finde man sollte keine Religion verurteilen, nur weil man Sachen von ihnen hört, die sie angeblich nicht dürfen.

Ich finde es schon schlimm, dass Zeugen Jehovas keine Blutkonserven bekommen dürfen. oft ist es das Blut das einem das Leben rettet. Aber das wollen sie nicht. Das Blut ist nicht sauber und wenn Gott will, dass das Leben vorbei ist, dann ist es vorbei denken sich die Zeugen! Wenn ich da an meine Freundin denke finde ich es schlimm, wenn man weiß ihr passiert etwas, sie stirbt und das nur, weil sie kein Blut bekommen darf. Aber das ist ihr Glaube. Und den akzeptiere ich.

Wenn man will findet in jeder Religion etwas, was einem nicht passt. Man sollte von jedem die Religion akzeptieren. Nur weil jemand katholisch, evangelisch, moslem, Zeuge oder sonst was ist, ist er kein anderen Mensch.

Ich bin auch in diesem Glauben erzogen worden. Es heißt nicht buchstäblich, dass man seine Kinder schlagen soll, aber in der Bibel wird von der so genannten Rute der Zucht gesprochen. Und demzufolge legt das jeder für sich aus. Ich habe auch oft Prügel bezogen, mit dem Kochlöffel oder auch nur mit der flachen Hand. Ob man das jetzt als Prügel bezeichnen kann, weiß ich nicht, aber ich finde es natürlich alles andere als in Ordnung. Ein Kind ist hilflos und kann sich nicht wehren, wenn man als Erwachsener einfach nur anfängt, zu schlagen, hört man auf, zu denken. Für mich ist das so, als würde man sich an einem Schwächeren vergreifen.

Leider kenne ich aus den damaligen Zeiten viele Eltern, die ihren Kindern auch vor anderen mal eine Backpfeife gegeben haben, was ich persönlich als Demütigung empfinde. Bei den Zeugen ist das scheinbar eine Form der "Züchtigung". Aber ich denke, auch da gibt es Unterschiede, die Zeiten haben sich geändert und Kindesmißhandlung wird hart geahndet, was auch vollkommen richtig ist. Viele sind sicher auch mit der Zeit gegangen und versuchen, ihre Kinder ohne körperliche Züchtigung zu erziehen. Man sollte es also nicht verallgemeinern.

Natürlich sind die meisten Vorurteile über die Zeugen Jehovas falsch. In meiner Nachbarschaft gibt es eine kleine Gemeinschaft der Zeugen Jehovas und ich finde sie fallen nicht so extrem auf wie sie in den Medien und im Hinterkopf der Gesellschaft abgestempelt werden.

Jacqui, mich würde mal interessieren, ob Du heute auch noch zu den Zeugen Jehovas gehörst oder ob Du ausgestiegen bist.

Ich bin einmal mit den Zeugen Jehovas konfrontiert worden, weil ein Junge bzw. dessen Familie Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft sind. Das war für den Knirps von 5 Jahren im Kindergarten schon heftig, weil er mitbekommen hat, dass andere Kinder ihren Geburtstag dort feiern und er eben seinen Geburtstag nicht gefeiert hat. Er war in der Gruppe sehr beliebt und wurde auch oft eingeladen. An sich war er ein fröhlicher Junge, aber wenn es um so etwas ging, wurde er sehr ernst und in sich gekehrt. Ich glaube, ihm fiel es richtig schwer, nicht so zu sein, wie die anderen Kinder es waren. Wir konnten da aber nichts ausrichten und es tat mir ehrlich gesagt schon weh, dass er dadurch ausgeschlossen wurde.

Ansonsten gab es hier durchaus Fälle, dass man etwa alle halbe Jahre von mindestens zwei Zeugen Jehovas aufgesucht wurde. Da man aber mit der Zeit seine Pappenheimer kennt, wenn sie hier herumlaufen, habe ich die Tür dann irgendwann nicht mehr geöffnet. Den obligatorischen "Wachturm" haben sie dann in den Briefkasten gesteckt, der ist hier dann im Altpapier gelandet. Inzwischen ist es nicht mehr der Fall, dass sie hier herumlaufen, was wohl auch daran liegen mag, dass es in einem Dorf wohl schwieriger sein wird, jemanden von dieser Glaubensgemeinschaft zu überzeugen.

Ob die Zeugen Jehovas ihre Kinder nun wirklich schlagen oder nicht, das weiss ich nicht. Ich würde so etwas nicht auf die Religion schieben oder es gar als einen Freifahrtsschein sehen. Auch Leute, die keine Zeugen Jehovas sind, schlagen ihre Kinder, was ich als schlimm genug empfinde.

@steph: In einem neueren Thread schreibt sie anscheinend, dass sie kein Mitglied mehr ist, seitdem sie 18 Jahre geworden ist. Außerdem hat sie sich wohl behandeln lassen, was ich auch aufgrund ihrer Schilderungen in dem "militärischer Drill"-Thread sehr gut verstehen kann. Natürlich habe ich das nun auch noch mit in meine Meinung im Hinterkopf über die Zeugen Jehovas mit aufgenommen und mein Denken ist bestimmt nicht besser über diese Religion geworden.

Bei uns klingeln die Zeugen Jehovas auch dauernd, in letzter Zeit aber nicht mehr, weil ich etwas lauter ihnen gegenüber geworden bin . Es sind bei uns immer die zwei gleichen Damen, anscheinend auch die letzten und einzigen Vertreter dieser Religion in unserem Ort, so genau weiß ich es aber nicht. Auf jeden Fall hat sich meine Mutter schon öfter Mal ein wenig an der Tür aufhalten lassen, mehr war aber auf keinen Fall los. Die Prospekte, die sie bekommen hat, sind auch kurz nach dem Verlassen im Müll gelandet. Auch wenn sie bei uns ihre Wurfsendungen à la "Der Turm" einwerfen, landen diese umgehend in der Papiertonne oder werden gleich zum Ofen gegeben.

Wenn man Mitglied dieser Religion ist, dann respektiere ich dies, aber man sollte auch respektieren, dass nicht jeder ein Zeuge Jehovas werden möchte. Man kann ja Stände an irgendwelchen großen Plätzen auf machen, das machen andere Religionen ja auch und da stört es auch niemanden großartig. Aber herum laufen, das ist einzigartig bei den Zeugen Jehovas und ich finde es einzigartig unnötig, weil ich kaum jemanden kenne, der wirklich die vertretenden Meinungen der Damen bei uns im Ort teilt. Also ist das Herumlaufen doch eher für die Katze und man sollte sich einen neuen Weg überlegen, mehr Mitglieder für seine Religion zu gewinnen.