Besser strenger oder kumpelhafter Chef?

vom 26.07.2009, 18:25 Uhr

Der eine hat einen netten Chef, mit dem man sich auch privat gut versteht und der andere Chef führt ein strenges Regiment und sorgt dafür, dass immer genug Distanz zwischen ihm und seiner Belegschaft ist. Was man als Arbeitnehmer lieber hätte ist wohl klar: einen lieben, netten, verständnisvollen Chef, der sich auch in die Probleme seiner Angestellten hineinversetzen kann. Das soll hier aber nicht die Frage sein.

Mich interessiert vielmehr, ob wohl ein solcher Chef erfolgreicher ist mit seinem Unternehmen, oder einer, der eben die Menschen auf Distanz hält? Das Arbeitsklima ist ja doch wichtig, allerdings arbeiten ja nicht alle Chefs auch direkt mit ihren Leuten zusammen,sodass sie eher darauf achten, ob es zwischen den Mitarbeitern gut klappt.

Was glaubt ihr, welche Art Chef ein Unternehmen besser führen kann? Ein Unternehmen ist j größten Teils auch vom Chef abhängig, welches ist wohl erfolgreicher?

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich glaube das hängt auch von der Größe des Unternehmens ab. Ein mehrere tausend Mann Laden kann nie ein persönliches, offenes Arbeitsverhältnis mit seinen Angestellten führen. Dann hätte der Chef ja gar keine Zeit mehr für seine eigentliche Tätigkeit.

Ein kleiner mittelständiger Betrieb fährt mit einer vertrauensvollen Umgebung ggf. besser, das kommt meines Erachtens aber auch oft auf die Firmenkultur, die Branche und die Gesamtsituation an. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann diese Strategie auch nach hinten losgehen, wenn nur einer der Mitarbeiter querschießt. Denn dann sind Chef und Angestellter plötzlich keine Freunde mehr wenn es um das monetäre geht.

Letztendlich macht es wohl immer der Mix aus. Wenn ein Chef ein distanziertes Verhältnis will dann kann er damit durchaus ein stabiles und erfolgreiches Unternehmen führen. Distanz heisst ja nicht gleich respektloses Verhalten.

» lustigerlurch » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,00 »


Ich denke, im Normalfall wird die Arbeit effektiver sein, wenn der Arbeitgeber mitarbeiterorientiert und aufgabenorientiert zu gleichen Teilen ist. Die Arbeit ist nunmal Arbeit. Dort soll man sich wohlfühlen und das Gefühl haben, dass der Chef ein offenes Ohr für Probleme der Mitarbeiter hat und auch ein Schwätzchen sollte ab und an drin sein. Andererseits wurde man eingestellt, um das Unternehmen zu stärken und Arbeit zu verrichten, für die man bezahlt wird. Dies sollte einem auch bewusst sein, wenn man zur Arbeit geht.

Ich denke, dass es schwierig wird, wenn ein Mensch, der durch die Arbeit hauptsächlich Kontakte pflegen will (z.B. nach Umzug in eine neue Stadt oder unterschiedliche Interpretation des Arbeitsverhältnisses) auf einen Chef trifft, der eher aufgabenorientiert ist. Ebenso wird es anstrengend (für beide Seiten), wenn ein aufgabenorientierter Mitarbeiter auf einen äußerst mitarbeiterorientierten Chef trifft. Dann kann die Situation natürlich auch sehr unangenehm werden.

Um die Ausrichtungen der Führungspersonen zu testen, stehen heute viele Instrumente zur Verfügung, die im Rahmen eines Assessment Centers oder auch in Berufs(-krisen-)beratungen u.ä. zum Einsatz kommen. Um einem solchen "Dilemma" von vornherein zu entkommen, werden daher Personen gesucht, die keine besonders große Affinität zu einem der beiden Pole haben und Aufgaben als auch Mitarbeiter gleichermaßen im Blick haben. Dazu gibt es auch schon sehr viel Forschung und gängige Tests.

Aber auch wenn der Chef nach bestimmten Auswahlkriterien nun als sehr geeignet eingestuft wurde, so heisst das ja nicht, dass er es im Berufsleben auch 1:1 so hinbekommt (auch wenn die Testverfahren recht valide sind).
Auch die zweite Seite, die Mitarbeiter, spielen ja eine ganz besondere Rolle und was man wertet, ist ja nicht immer die eigene Beziehung zum Chef, sondern auch die Beziehungen der anderen Mitarbeiter zum diesem.
Es gibt also eine Fülle von Faktoren, die zur gleichen Zeit wirken und daher denke ich, dass es immer extrem auf das Team ankommt, ob ein mitarbeiter- oder aufgabenorientierter Chef gut ankommt.

Bei der Frage nach dem lockeren oder strengen Chef ist auch zu untersuchen, in welchem Rahmen das Arbeitsverhältnis besteht und wie hoch daher auch die eigene Motivation ist, das Unternehmensziel zu erreichen. Steigt man z.B. in das Projekt eines Freundes ein, weil man selbst an dem, was er macht, großes Interesse hat, so wäre es unangepasst und unnötig, wenn dieser Freund oder Bekannte nun als Big Boss auftreten würde.

Ich denke, darüber lässt sich noch viel diskutieren und ich bin auf weitere Beiträge sehr gespannt!

» unicorn » Beiträge: 69 » Talkpoints: 0,13 »



Ich habe einen kumpelfhaften Chef. Schon gleich bei meinem ersten Arbeitstag galt bei allen Kollegen und beim Chef das Du. Das bedeutet aber nicht, dass ich durch das Du weniger Respekt vor ihm habe. Ganz im Gegenteil. Jeder in der Firma (ca. 50 Mitarbeiter) hat großen Respekt vor ihm, da er in seinem Fach wirklich ein Ass ist. Er ist zwar nicht unbedingt Geschäftsführer, sondern mehr Informatiker. Ich muß dazu sagen, dass ich in einer Softwarefirma arbeite, und mein Chef Diplom-Informatiker ist. Selbst unser Chefentwickler hat großen Respekt vor unserem Chef, da er weiß, was unser Chef kann. Zudem hat er die Firma ganz alleine aufgebaut und zu dem gemacht, was sie heute ist.

Wäre die Firma größer, wäre es vielleicht sicherlich sinnvoller, wenn der Chef nicht so kumpelhaft ist, denn umso größer die Firma, desto größer die Verantwortung. Da wäre es dann sicherlich sinnvoll, das Verhältnis untereinander auf eine professionellere Basis zu stellen.

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» struppi66 » Beiträge: 567 » Talkpoints: 0,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe bereits sowohl eine strenge, als auch eine kumpelhafte Chefin gehabt. Meine erste Ausbilderin war sehr streng und jedes Wort von ihr war quasi Gesetz. Vor ihr hat wirklich jeder gezittert und wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen sich ihr in irgendeiner Art und Weise zu widersetzen. Man konnte zwar auch eine Menge Spaß mit ihr haben, aber man musste auch sehen, dass man ihr wirklich alles recht macht und das war eigentlich unmöglich.

Meine jetzige Chefin ist eher der kumpelhafte Typ. Bevor sie wirklich mal meckert, muss schon einiges passieren. Sie versucht in der Regel einen in ruhigem Tonfall auf Fehler hinzuweise und sieht über Kleinigkeiten auch mal hinweg. Wenn man Probleme hat, kann man auch jederzeit zu ihr kommen.

Ich denke das Beste ist es ein gesundes Mittelmaß finden. Wo meine erste Chefin eben zu streng war und schnell ausgerastet ist, da fehlt meiner jetzigen Chefin ein bisschen die Strenge. Deshalb passiert es ihr auch eher mal, dass ihr Mitarbeiter (ich denke da speziell an unsere Auszubildende die zum Glück in eine andere Filiale versetzt worden ist) auf der Nase herumtanzen, weil sie wissen, dass sie keine wirklichen Konsequenzen zu befürchten haben.

Als guter Chef muss man sowohl ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter haben und nicht immer alles so ernst sehen, andererseits aber auch mal ein Machtwort sprechen können. Wenn man ein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern pflegt und so ein angenehmes Arbeitsklima schafft, wird man auf Dauer wahrscheinlich mehr erreichen, als wenn man immer nur Befehle erteilt und gleich ausrastet wenn Fehler passieren.

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» Fainne » Beiträge: 633 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ein gesunder Mittelweg ist sicher die beste Variante. Es ist gut, wenn ein Chef zwischendurch auch mal Späßchen mit den Mitarbeiter macht und einen persönlichen Umgangston pflegt. Er sollte dennoch die Fähigkeit haben, klar und sachlich und unternehmensorientiert arbeiten.

In Kursen zur Mitarbeiterführung wird mittlerweile ja auch propagiert, die Angestellten auf Augenhöhe zu behandeln. Menschen arbeiten effektiver, wenn sie sich auf der Arbeitsstelle wohlfühlen und das ist letztendlich für alle ein Gewinn - vor allem auch für das Unternehmen. Sehr strenge Vorgesetzte kommen bei den untergebenen Mitarbeitern oft nicht so gut an. Dadurch entsteht oft ein unangenehmes Betriebsklima, durch das die Produktivität abnehmen kann.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nun ja, ich denke, dass ein netter Chef besser für die Produktivität und Motivation der Mitarbeiter ist. Bei uns ist es so, dass ich mit keinen besseren Chef vorstellen kann. Na gut, eigentlich habe ich jetzt 3 Chefs, den Senior, den Junior und die Tochter vom Chef, mit der ich zusammen im Büro sitze. Es ist ein Familienunternehmen, aber der Senior hat mich im Jahr 2001 eingestellt. Und ich war von Anfang an begeistert.

Er ist mehr der kumpelhafte, großzügige und tolerante Mensch, der auch Verständnis aufbringt, wenn einer seiner Mitarbeiter mal ein Problem hat. Wo hat man das denn noch heutzutage?! Es interessiert doch in der Regel keinen Chef, wie es einem privat geht oder so. Mein Chef fragt auch ab und an mal, ob alles klar ist und so. Und man kann auch mal lustig mit ihm sein. Ich finde, das ist genau die richtige Mischung. Allerdings darf man das auch nicht ausnutzen, denn da kann er schnell sauer werden und das dauert dann, bis der Ärger verflogen ist. Damals, als noch zwischen den Pausen geraucht wurde, sind die männlichen Kollegen bald jede Stunde zum Rauchen gekommen. Und nun hat es ihm gereicht und es darf nur noch in den Pausen geraucht werden, so ist das eben.

Ich werde nie vergessen, als ich mal mit meinem ehemaligen Freund telefonierte und ihn bat, mir Geld zum Einkaufen zu geben, weil mein Konto leer war. Gerade in diesem Moment kam mein Chef ins Büro und hörte das. Es dauerte keine 2 Minuten, da kam er wieder und legte mir einen 100 Euro-Schein auf den Tisch. Ich war im ersten Moment so perplex, weil es mir ja auch ein Stück weit peinlich war. Aber ich will damit nur sagen, es gibt auch nette Chefs! Natürlich habe ich ihm das Geld gleich am nächsten Tag wiedergegeben.

Oder auch mit dem Urlaub wird es bei uns recht locker gehandhabt. Meine Kollegin und ich, wir sind ja nur zu zweit, so dass das Büro immer besetzt sein muss. Wenn einer von uns mal spontan einen halben Tag frei nehmen möchte, geht das auch, dem Chef ist nur wichtig, dass das Büro besetzt ist. Man muss also nicht erst Tage vorher einen Antrag stellen. So eine Arbeitsatmosphäre finde ich schon besser, als wenn man eine strengen Chef hätte, von dem man lieber die Hacken, als die Spitzen sieht! :wink:

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die gesunde Mischung macht's, allerdings sieht man nicht immer auf den ersten Blick, ob man einen kumpelhaften Chef vor sich hat oder eben einen distanzierten Chef. Man kann auch beides sein und ich finde schon, dass so etwas relativ schwer zu stemmen ist und gerade bei jüngeren Menschen in Führungspositionen ist es so, dass sie sich eher lockerer geben. Zwar gibt es da auch andere Extreme, aber wenn ich mir so die Umgebung umschaue, sind die jüngeren etwas lockerer und offener und die älteren Chefs etwas strenger und distanzierter. Jedoch mache ich so etwas nicht am Alter fest und ich versuche auch jedem Chef unvoreingenommen zu begegnen.

Mir ist es wichtiger, dass die Chemie stimmt und man miteinander klarkommt. Das geht mit einem strengen Chef aber genauso gut wie mit einem, der versucht, immer nett und freundlich zu sein. Nur letzteren würde ich wohl nach einer Weile nicht mehr so ganz ernst nehmen können, wenn er sich nicht durchsetzen oder nicht durchgreifen kann. Aber das kann ich so nicht beurteilen.

Ich hatte bislang Vorgesetzte, mit denen hatte ich weniger zu tun und wenn man sich nicht so oft sieht, ist es noch etwas anderes, als wenn man sich tagtäglich begegnet. Da herrschte zwar auch eine Distanz, aber ich habe auch viel Verständnis und Respekt erfahren und erhalten. Aber mir war der Umgang mit der Chefetage nicht ganz so wichtig, sondern eher das Miteinander mit den Kollegen.

Aktuell habe ich in dem Sinne keinen Chef, der mir nun täglich über den Weg läuft. Wenn etwas anliegt, wird telefoniert, aber mehr auch nicht. Es sind ja nun auch keine Dinge, die einen persönlichen Kontakt erfordern, so dass der auch nicht benötigt wird. Ich wüsste auch nicht, wie es funktionieren sollte, da ich mit dem Auto unterwegs bin und das Büro meines Vorgesetzten ganz woanders liegt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich glaube, welche Art von Unternehmensführung besser ist, lässt sich nicht so pauschal sagen. Einerseits sichert eine strenge Führung, dass jeder Arbeiter seinen Job ernst nimmt. Aber andererseits wagt es dann auch keiner, Verbesserungsvorschläge einzubringen. Auch herrscht dann unter den Angestellten ein ziemlich harter Konkurrenzkampf.

Daher denke ich mal, dass in Unternehmen, wo es auf Teamarbeit und auch auf Kreativität im Denken ankommt, ein verständnisvoller Chef am richtigen Platz ist. Er regt damit das Arbeitsklima an. Jeder fühlt sich frei im Denken, versucht, sein Bestes zu geben, weil er ja ein Teil des Großen und Ganzen im Betrieb ist. Das Zugehörigkeitsgefühl spielt dabei eine große Rolle. Man ist verantwortlich für den Erfolg oder Verlust des Unternehmens. Erfolge sind dann auch persönliche Erfolge, Verluste sind auf eigenes Verschulden zurückzuführen.

Auf Ämtern hingegen oder in Produktionsstätten, wo Arbeiter hart für ihr Geld schuften müssen und letztendlich sich auch nicht so mit ihrem Unternehmen identifizieren, ist eine strenge Unternehmensführung angebracht, da es sonst zu einer niedrigen Effizienz beim Arbeiten kommen kann. Das ist dann zwar für den einzelnen nicht so angenehm, aber dafür die einzige Möglichkeit, das Unternehmen erfolgreich führen zu können.

Immerhin muss ein Unternehmer ja auch mal unliebsame Entscheidungen treffen. Es kann vorkommen, dass er Entlassungen vornehmen muss oder Angestellte abzumahnen sind. Sowas fällt dann bei einem kumpelhaften Verhältnis zwischen Chef und Angestellten sehr schwer.

» bigfoot11de » Beiträge: 575 » Talkpoints: 3,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke auch, dass der Mittelweg hier die richtige Verfahrensweise ist, wobei ich allerdings auch glaube, dass es eine Charakterfrage und somit abhängig vom Einzelnen ist, ob er überhaupt überhaupt auch mal kumpelhaft mit seinen Mitarbeitern umgehen kann, ohne bei diesen gleichzeitig Respekt einbüßen zu müssen und Distanz abzubauen. Ich glaube nämlich, dass es da einen sehr schmalen Grat gibt, der schnell überschritten wird, ohne, dass der Betreffende, der diesen Grat überschreitet, das merkt.

Mir ist das schon in der Schule einmal aufgefallen, denn wir hatten damals einen Englischlehrer, der wirklich in jeder Klasse sehr beliebt und gleichzeitig hoch geschätzt war. Er hatte es nicht nötig, mit Klassenbüchern auf den Tisch zu donnern oder die Klasse zur Ruhe zu brüllen. Wurde es mal etwas lauter im Raum, weil sich zwei oder drei miteinander unterhielten, dann hat er einfach seine Stimme etwas gedämpft und so die Aufmerksamkeit derer, die sich unterhalten haben, ganz schnell genau damit auf sich gezogen. Das hat gereicht, um sie zur Ruhe zu bringen.

Und das hatte nichts mit einer Angst der Schüler zu tun, und wenn man das doch als Angst interpretieren wollte, dann hatten die betreffenden Schüler höchstens Angst davor, dass sie sich von diesem Lehrer entfernen würden, denn es war wirklich ein toller Mensch, mit dem man eben hervorragend auch mal Spaß haben konnte, ohne, dass dieser zu weit ging oder Distanz abbaute. Das war für ein Schüler-Lehrer-Verhältnis wirklich außergewöhnlich, jedenfalls habe ich das zuvor noch nicht erlebt – und danach auch nicht mehr. Und es ging jedem von uns so: niemand wollte zu diesem Lehrer ein schlechtes Verhältnis haben.

Ähnlich erlebe ich nun meinen Chef, bei dem es mich gar nicht wundern würde, würde er mir eines Tages das Du anbieten. Ich habe zwar schon bemerkt, dass er mir gegenüber ein anderes Verhalten an den Tag legt und irgendwie doch noch eine Ecke weniger distanziert ist als den anderen Kolleginnen gegenüber, allerdings pflegt er doch zu allen ein grundlegend gleiches Verhältnis. Auch er ist sehr locker, stellt sich mit uns auf eine Stufe, hilft sehr viel mit und nimmt Arbeit ab, ohne darauf zu pochen, dass er uns ja genau für diese Tätigkeiten, die er uns nun abnimmt, ursprünglich eingestellt hat.

Gleichzeitig entsteht daraus – jedenfalls bei mir – aber auch der Wunsch, dieses nette, freundliche Verhältnis genau so, wie es eben ist, aufrecht zu erhalten, und schon deshalb versuche ich, diese Distanz, die da noch ist, auch zu wahren und meinen Respekt deutlich zu zeigen.

Mein Chef hat wirklich einen guten Weg gefunden, zielstrebig seine Anforderungen durchzusetzen und gleichzeitig ohne Nachdruck genau diesen Anforderungen hinterher sein zu müssen und sie zu verfolgen. Er setzt offenbar voraus, dass wir das tun, was vereinbart wurde, wofür wir im Gegenzug mit einem wirklich freundlichen, netten Entgegenkommen seinerseits belohnt werden. Ich würde schon sagen, dass mein Chef tatsächlich eher Kumpel als Chef ist, aber ich weiß eben, dass er mein Chef ist und das Sagen hat. Und ich weiß auch, dass ich in der Arbeit nicht zum Spaß bin, sondern zum Arbeiten.

Und irgendwie habe ich so das Gefühl, als wäre diese Erkenntnis Teil meiner eigenen Erfahrungen, die ich bisher im Berufsleben gemacht habe und auch zu einem anderen Teil bedingt durch das Verhalten meines Chefs. Und ich kann auch mit Sicherheit, weil aus meiner eigenen Erfahrung, sagen, dass ich mit Chefs, die einfach nur streng und sonst gar nichts sind, nicht auf Dauer klar komme, da fehlt mir tatsächlich der Faktor, der mich gern zur Arbeit gehen lässt: die Menschlichkeit des Gegenüber.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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