Erneute Rassismus-Diskussion in den USA

vom 25.07.2009, 19:36 Uhr

Ich bin mir sicher, die meisten haben es sicherlich schon in den Nachrichten gehört, was wieder einmal in den USA passiert ist: Ein dunkelhäutiger Mann aus Cambridge (nahe Boston) hatte seinen Schlüssel nicht dabei uns versuchte aus dieser Not heraus, gemeinsam mit einem Taxifahrer seine eigene Haustüre aufzubrechen. Die Polizei nahm ihn darauf hin fest, obwohl er seinen Ausweis dabei hatte und so nachweisen konnte, dass es sein eigenes Haus ist und er hier wohnt. Besonders tragisch bei der Sache ist, dass der Mann ein Harvard Professor und Dozent für Afroamerikanische Forschung ist. Daher hat er eigentlich einen sehr guten Ruf und ist relativ bekannt.

Auch Präsident Obama lies der Vorfall nicht kalt und erklärte die Polizei für dumm und einfältig. Man sollte doch wirklich denken, dass die Rassenunruhen langsam aber sicher beigelegt werden könnten, zumal der neue Präsident als Wandel und Sinnbild für die Gleichberechtigung steht.

In meinen Augen trägt die Polizei in Amerika einen großen Teil an der weiterhin so starken Diskriminierung bei. Ich verstehe nicht, warum sie den Mann festgenommen haben, obwohl dieser sich doch ausweisen konnte. Man hat ja schon oft gesehen, dass die Polizei in den USA zu ziemlich drastischen Mitteln greift, wenn es um die Verbrechensbekämpfung geht. Komischerweise werden Prominente schnell wieder laufen gelassen, Dunkelhäutige und Latinos, Ausländer und Arme Bürger bekommen aber meist die volle – und oft unnötige- Härte des Gesetzes zu spüren.

Komisch finde ich es auch, dass die Nachbarn, welche die Polizei alarmierten, angeblich nicht sahen, dass es sich um den Bewohner des Hauses handelt. Ich würde doch erkennen, ob das mein Nachbar ist, oder nicht? Was denkt ihr? Warum ist die Frage der Hautfarbe und der Herkunft in Amerika immer noch so ein starkes Thema? Hat der neue Präsident beim Thema der Gleichberechtigung nichts verändert?

Benutzeravatar

» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eigentlich sollte man meinen, das die Amerikaner sich durch die Wahl ihres farbigen Präsidenten nun endgültig von der Rassendiskriminierung verabschiedet haben.

Doch ich glaube das dieses Problem , die Schwarze genau so zu Akzeptieren wie die Weiße Bevölkerung hält sich immer noch Hartnäckig in vielen Köpfen der Weißen Bevölkerungsschicht, Besonders die Polizei ist da nicht Zimperlich wenn es um Schwarze Tatverdächtige geht, lassen sie gern mal auch ohne zwingenden Grund ihrer Gesinnung freien Lauf.

Doch ich denke schon das Präsident Obama sich im Laufe seiner Amtsperiode um eine deutliche Verbesserung der Beziehungen zwischen Schwarz und Weißer Bevölkerung mit aller Kraft einsetzen wird, damit solche Übergriffe durch die Polizei in Zukunft deutlich weniger werden.

Benutzeravatar

» pikas52 » Beiträge: 41 » Talkpoints: 1,30 »


Ich habe mir den original Bericht in BBC auch nur zufällig angesehen. In meinem Gesicht wechselte die Mimik zwischen Lachen und Ernsthaftigkeit. Es ist auch in Deutschland schon vorgekommen, daß Hausbesitzer versehentlich festgenommen wurden. Daran dachte ich zuerst und mußte Schmunzeln. Erst als ich im Laufe der Nachrichten feststellte, daß es sich hierbei pimär um die Hautfarbe des falsch Inhaftierten handelte, verging mir das Lächeln.

Allerdings ist mir sofort der Gedanke gekommen, daß es sich bei jedem Polizisten auch um einen "normalen" Menschen handelt. Daß die Rassenproblematik mit der Ernennung eines farbigen Amerikaners nicht gänzlich vorbei sein konnte, war mir klar. Es wird immer eine gewisse Lobby gegen die Angleichungen von "Schwarzen" und "Weißen" geben. Das liegt in der Natur von manchen Menschen und ist natürlich auch eine Frage der Erziehung. Erziehung von der eigenen Familie aber auch der Medien.

Doch nun zurück zum Fall. Bestätigt sehe ich meine These mit der Forderung des, ich glaube Boss vom Revier, daß sich der Präsident für seine Äußerung gegen die Handlung des weißen Officer, rechtfertigen solle. Ich glaube mich zu erinnern, daß er sogar von einer Entschuldigung gesprochen hat. Der Präsident wurde öffentlich von einem amerikanischen Policeman kritisiert. Die Polizisten in dem Revier, waren nicht gerade angetan, daß Mr. Obama sich gegen die Handlungweise des Officers ausgesprochen hatte.

Ich möchte nicht beurteilen, wer nun Recht hat oder nicht. Man kann diesen Fall in so viele Richtungen auslegen. Der Polizist hätte nur seinen Job gemacht und es wäre unwichtig, ob es ich um einen Weißen oder Farbigen "Kriminellen" handeln würde. Oder der farbige "Kriminelle" sei ihm gerade recht gekommen und es war für ihn ein Vergnügen, einen nicht Weißen festnehmen zu können. Sogar, daß sich der Präsident ungerechtfertigt für den Farbigen eingesetzt hätte, kann man mutmaßen. Und und und. Nein, darüber läßt sich nur spekullieren.

Was für mich aber sonnenklar ist, daß es auch Amerikaner gibt, denen die Präsidentschaft des Mr. Obamas ein Dorn im Auge ist. Egal, ober er nun weiß oder farbig ist. Oder gerade dewegen? Für die ist dieses Szenario natürlich ein gefundenes Fressen. Der Fall ist noch nicht beendet. Und auch der Rassismus, gehört wenn überhaupt jemals, noch lange nicht der Vergangenheit an.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist leider immer wieder Thema (auch in Deutschland kommt es doch immer wieder zu Anschlägen oder Angriffen auf Ausländer). Und in den USA wird sich das vermutlich auch nicht so schnell legen. Es ist toll, dass Obama Präsident geworden ist und es gibt ganz sicher sehr, sehr viele, die voll hinter ihm stehen. Aber es wird auch immer welche geben, die gegen ihn sind. Und solche, die Schwarze diskriminieren.

Trotzdem hat Obama allein durch sein Amt gezeigt, dass auch ein Schwarzer alles erreichen kann (denn das Amt des Präsidenten dürfte ja das höchste Amt überhaupt in Amerika sein). Und das ist ganz bestimmt ein sehr hilfreiches Zeichen, was er da gesetzt hat. Nicht nur für die Weißen, auch für die Schwarzen, denn ihn zu sehen ist für sie doch vermutlich auch sehr Mut machend.

Was die Nachbarn angeht, die den unfreiwilligen Einbrecher nicht erkannten: Das kann sogar ganz unabsichtlich geschehen sein. Ich hab mal gelesen, dass für viele Weiße die meisten Schwarzen sehr gleich aussehen (und ich selbst muss gestehen, dass ich, wenn ich sie nicht näher kenne, das gleiche Problem habe; wenn ich Leichtathletik gucke, wo ja oft mehrere dunkelhäutige Läufer bei sind, orientiere ich mich meist nur an dem Sportdress, den sie tragen), was auch ein Problem ist, wenn Verdächtige vorgeführt werden und ein Weißer einen schwarzen Täter erkennen soll.

Wobei man bei Nachbarn eigentlich schon denjenigen ein wenig besser kennen sollte, zumindest soweit, dass man ihn erkennt. Zumal man ja den Fall ganz einfach hätte damit klären können, dass die Polizei einen der Nachbarn fragt, ob es wirklich der Hausbesitzer selbst ist - spätestens, wenn sie vor ihm stehen, hätten sie ihn ja erkennen müssen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Mich würde interessieren, ob es hell oder dunkel war, als das alles geschah. Wenn es dunkel war, kann ich die Nachbarn verstehen. Ich würde in dem Fall vielleicht auch die Polizei rufen, denn ich würde lieber auf Nummer sicher gehen.

Aber um zum Thema zu kommen, ob der Polizist rassistisch gehandelt hat. Also zuerst einmal haben viele Leute verschiedene Vorstellungen von Rassismus. Manche Leute werden es rassistisch finden, wenn ein Polizist während seiner Arbeit gegen einen Schwarzen vorgeht, andere würden dies als Pflicht eines Polizisten sehen.

Deswegen muss man sich fragen: Hat der Polizist nicht eigentlich nur seine Arbeit getan? Was wäre, wenn ein Weißer versucht hätte, seine Tür aufzubrechen und ein Schwarzer Polizist hätte ihn aufgehalten? Würden das auch alle Menschen rassistisch finden?

Ich selbst weiß auch nicht so recht, ob der Polizist rassistisch gehandelt hat. Denn man könnte in diesem Fall viele verschiedene Meinungen einholen und hätte trotzdem noch keine eindeutige Antwort.

» Fisch » Beiträge: 81 » Talkpoints: 1,40 »


Alleine das Grundthema ist doch ein Problem. Warum werden manche Menschen schlechter behandelt, weil sie in bestimmten Ländern geboren sind, weil sie eine andere Hautfarbe haben usw. Da greift eigentlich auch der Spruch "Ich bin in jedem Land ein Ausländer außer in meinem Mutterland". Warum sollten zum Beispiel Deutsche besser sein als Türken, die in Deutschland leben? Oder andersherum Türken besser als Deutsche? Warum sollten Menschen mit einer dunklen Hautfarbe schlechter sein als Menschen mit einer hellen Hautfarbe?

Mensch ist Mensch.

Für mich gibt es da keine Unterschiede. Leider gibt es die für viele Menschen noch. Und der Fall aus den USA zeigt, dass in der Hinsicht noch sehr viel getan werden muss. Solange das nicht verstanden wird, kann es auch keinen Frieden geben. Es entsteht ein Hass auf Menschen.

Zum Beispiel war mein Bruder am Wochenende in Kiel und war dort auf einem Konzert. Er hatte bei Freunden übernachtet. Als sie von dem Konzert nach Hause kamen wollten zwei von der Gruppe noch einmal ein wenig spazieren gehen. Nur 500 Meter von diesem Haus entfernt wurden sie von vier Türken angemacht und zusammengeschlagen (mit sogenannten Teleskopschlagstöckern). Einer der beiden war eine Zeit lang Bewusstlos. Aber ist das ein Grund nun ein Hass gegen alle Türken zu schüren? Nein.

Das war mal mein Kommentar dazu.

» Ärik » Beiträge: 30 » Talkpoints: 0,01 »


Rassendiskriminierung ist nicht nur in den USA ein Thema, sondern auf der ganzen Welt, noch ist aus meiner Sicht kein Volk der Welt völlig frei von Rassismus. Es gibt in jedem Land die richtigen Rassisten, aber auch Menschen mit Vorurteilen gegen andere Rassen, und solange diese existieren wird es die Diskriminierung immer geben.

Das mit den Nachbarn find ich auch ein wenig kurios, obwohl man vielleicht auch mal anerkennen sollte das sie die Polizei gerufen haben, machen auch nicht immer alle ;)

Dennoch ist es mal wieder ein Armutszeugnis das gerade die Polizei dann nicht auf den Ausweis und die Beteuerungen reagiert das er dort wohne, zumal man dies auch mit den Nachbarn recht schnell dann rausfinden könnte.

Benutzeravatar

» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Rassismus steht in den Vereinigsten Staaten leider noch an der Tagesordnung, vor allen in den Südstaaten ist es dort noch sehr, sehr schlimm. Viele Bürger können einfach nicht akzeptieren, dass Farbige mittlerweile die gleichen Rechte haben, wie sie und fühlen sich bedroht. Der Rassenhass in Amerika ist nach wie vor etwas, womit dort täglich gelebt werden muss, so sagen auch viele Mischlinge oder nicht ganz so Dunkelhäutige, dass sie froh seien, nicht dunkler zu sein, da sie es ansonsten wesentlich härter im Leben hätten.

Da ich genau neben einem US-Militärstützpunkt wohne, hat man natürlich auch Amerikaner als Freunde, u. a. auch Farbige. Auch diese berichten oft, dass es innerhalb des Militärs immer wieder zu Differenzen kommt, oft spielt die Hautfarbe dabei eine Rolle. Ein einzelner Farbiger in einer komplett weißen Einheit hat dort einen sehr, sehr harten Standpunkt und geht mit Sicherheit nicht unbedingt gerne zur Arbeit.

Des Weiteren konnte ich auch schon oft beobachten, wie farbige Frauen teilweise auf weiße Frauen losgehen, aus Angst "die Weiße" könnte ihr den Mann wegnehmen.

Allerdings muss ich auch anmerken, dass der Rassimus zu einem begrenzenten Stück auch hausgemacht ist, denn es gibt auch viele Dunkelhäutige Amerikaner, die den Hellhäutigen gegenüber sehr provokativ sind.

» que_Linda » Beiträge: 688 » Talkpoints: 9,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Xenophobie ist eigentlich etwas, das mal einen Zweck hatte, der ging aber irgendwann auf dem Weg zum aufrechten Gang verloren. Der Homo sapiens sapiens kann relativ problemlos auch andere Artmitglieder in den sozialen Verband eingliedern, eigentlich könnte er sich also von dem alten Ballast befreien. Dooferweise gibt es einiges in uns, was sich noch längst nicht den grad herrschenden Zeiten angepasst hat. Die Abneigung mit dem Rücken zur Tür zu sitzen. Furcht in der Dunkelheit. Rasenden Appetitt auf richtig fettiges Fleisch. Und eben auch Xenophobie. Die Angst vor dem Fremden.

Der Fremde kann schon der neue Nachbar sein, mit dem wir noch keine soziale Interaktion hatten und deshalb noch keinerlei Beziehung aufbauen konnten. Den wir misstrauisch beäugen und erst einmal vermuten der baut heimlich Atombomben im Hobbyraum, hortet Leichen im Keller und trennt seinen Müll nicht. Je ähnlicher der Fremde uns selbst ist, desto schneller erkennen wir Gemeinsamkeiten und fassen Vertrauen. Eine andere, nicht so wirklich bekannte Religion, anderes Essverhalten, andere Sitten - all das sind Hürden die erst einmal überwunden werden wollen. Und wenn denn auch noch das erste Grundmerkmal, das Aussehen ein grundlegend anderes ist, dann wird es schwieriger die Gemeinsamkeiten zu erkennen.

Dabei sind die Gemeinsamkeiten weit in der Überzahl. Man merkt es nur nicht so richtig, besonders wenn Erziehung, Gewohnheit und das was man von außen mitbekommt dagegen spricht. Und genau das ist der Casus Cnaxus in den USA: Die Gewohnheiten im denken.

Ich habe einige Bekannte, die in den Staaten aufgewachsen sind und nun hier leben. Sie meinen, das es einfach völlig unterschiedliche Arten sind, wie grade die dunkelhäutige Bevölkerung hier und da gesehen wird. In Europa sei oft erstmal eine gewisse Hemmschwelle da, wenn die aber überwunden ist, dann würde sehr schnell eine Integration in den entsprechenden sozialen Bereich stattfinden. Zwar gebe es durchaus recht ähnliche Vorurteile, aber wenn erst einmal klar ist das man keine Drogen dealt, wäre das Thema komplett vom Tisch. Der Generalverdacht unter den Schwarze in den USA oft stehen existiert in Westeuropa meistens kaum bis gar nicht. Es gibt auch in der gebildeten Mittelschicht kein unterschwelliges schlechtes Gewissen aufgrund der arg unglücklich verlaufenen gemeinsamen Vergangenheit. In der Hinsicht wären allerdings die Deutschen noch etwas neurotischer, aber wenigstens würden die nicht ihre jüdischen Nachbarn verdächtigen, wenn in der Nachbarschaft eingebrochen wurde.

Im Grunde knabbern die USA noch immer am Erbe ihrer Vorfahren und kriegen es einfach nicht auf die Reihe irgendwann sich von dem Fluch ihrer Vergangenheit soweit zu befreien, das ein echtes Miteinander in allen Bevölkerungsschichten machbar ist. Schade eigentlich.

Benutzeravatar

» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^