Wann schiebt man ein Kind ab?

vom 22.07.2009, 19:32 Uhr

Vor einigen Tagen habe ich ein Gespräch mit einer Mutter gehabt, deren Kind auch die Kita besucht. Und angeregt durch den Thread Kind in den Kindergarten abschieben möchte ich gern mal Eure Meinungen hören.

Besagte Mutter meinte also, dass es von einigen Müttern ziemlich schlimm wäre, weil diese ihre Kinder öfter auch dann ganztags im Kindergarten betreuen ließen, obwohl sie mal einen Tag frei hätten und das Kind wenn nicht schon daheim behalten, dann doch zumindest vor der Mittagsruhe abholen sollten.

Betroffene Gesichter (auch meines) blickten darauf zu Boden. Klar hat mein Kind ab und an mal frei, aber ich verzichte nicht immer darauf, das Kind nachmittags betreuen zu lassen. Denn wenn auch keine Aufgaben aus der Erwerbstätigkeit liegen bleiben, dann ist ja auch schließlich immer noch etwas anderes im Haushalt zu tun. Und da kann man dann auch schon mal auf die Kinder verzichten.

Aber damit war die Tirade noch nicht beendet. Denn es ging weiter, dass es wohl kein Wunder sei, wenn solche abgeschobenen Kinder später schlechter in der Schule seien usw. usf. Keine der anwesenden Mütter antwortete noch darauf. Eine andere (befreundete) Mutter fragte mich aber später unter vier Augen, ob ich das auch so sähe.

Tue ich aber nicht. Denn auch die besagte tonangebende Mutter lässt die Kinder auch mal von älteren Geschwistern, Großeltern oder aber anderen älteren Verwandten betreuen. Da frage ich mich dann aber: wenn man schon von Abschieben spricht, ist dies denn kein Abschieben? Auch früher (in der Großfamilie - davon war nämlich im Vergleich die Rede) hat die Mutter ihre Kinder nicht allein betreut sondern auch andere Familienmitglieder in die Betreuung eingebunden. Was also ist der Unterschied zwischen Fremdbetreuung und Betreuung innerhalb der Familie? Gibt es überhaupt einen Unterschied oder beruhigt man dadurch nur sein Gewissen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Für mich persönlich gibt es durchaus einen Unterschied zwischen der Betreuung durch einen Kindergarten oder durch einen Verwandten. Der wohl größte Unterschied ist, dass die Verwandten (je nachdem ob andere Kinder vorhanden sind) ihre volle Aufmerksamkeit dem Kind widmen können und ganz anders auf das Kind eingehen können.

Ich finde aber nichts dabei, wenn man sich als Elternteil mal die "Freiheit" heraus nimmt und das Kind etwas länger im Kindergarten lässt, um den Haushalt zu machen oder auch mal zum Shoppen zu gehen. Für mich wird es erst dann zum sogenannten Abschieben, wenn das Kind jeden Tag so lange im Kindergarten bleiben muss, obwohl es nicht notwendig ist.

Dennoch muss ich sagen, dass ich mir bis jetzt (unser Sohn geht seit April in den Kindergarten) noch keinen einzigen Tag herausgenommen habe, an dem ich ihn länger als bis 14 Uhr im Kindergarten gelassen habe! Es kann aber natürlich auch noch sein, dass das mit der Zeit kommt! :lol:

Zu der Frage nach dem Ganztagesplatz muss ich sagen, dass es für mich als Kindergartenpädagogin einen großen Unterschied macht, ob das Kind ganztags bis 15 Uhr oder Ganztags bis 17 Uhr (oder noch länger) bleibt. Denn um 15 Uhr oder 15: 30 sind noch viele Kinder da und es ist auch ein nicht allzu langer Tag für das Kind. Bleibt das Kind aber bis 17 Uhr oder noch länger, fühlt es sich oftmals etwas vernachlässigt (wenn es dann weniger Kinder werden oder es sogar das letzte Kind ist). Auch ist für viele Kinder ein Kindergartentag bis 17 Uhr viel zu lang!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde nicht sagen, dass man sein Kind gleich abschiebt, wenn man es mal in der Kita lässt, obwohl man frei hat. Wie du schon sagst, bleibt sicher auch im Haushalt einiges liegen, wenn man berufstätig ist. Dann möchte man doch die Zeit nutzen, um die Arbeiten zu verrichten, um anschließend genügend Zeit für das Kind zu haben. Ich denke, dass es nicht verwerflich ist, wenn man das mal macht. Allerdings finde ich es nicht gut, wenn man das Kindes jedes mal in der Kita lässt, wenn man als Mutter dann frei hat.

Aber ich denke auch, dass es einen Unterschied gibt, ob das Kind bei Verwandten oder in der Kita ist. Für das Kind ist es ja etwas anderes, wenn es bei Oma und Opa ist oder eben in der Kita. Aber egal, wo man sein Kind dann lässt, würde ich es nicht als abschieben bezeichnen, wenn man dies eben mal so handhabt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das Wort "abschieben" gefällt mir gar nicht im Zusammenhang mit Kindern, die man ja liebt. Ich habe meine Kinder "nur" von 8-12 in den Kindergarten gebracht. Meine Kinder waren 2 Jahre auseinander. Ehe meine Tochter in den Kindergarten kam, vergingen somit auch 3 Jahre. ich habe vom 2.-3. Lebensjahr mein Sohn und meine Tochter zusammen zu Hause gehabt und war ehrlich gesagt froh, dass ich dann ein Kind im Kindergarten hatte.

Als dann auch meine Tochter in den Kindergarten kam, hatte ich als alleinerziehende Mutter dann auch mal Zeit für mich und doch haben einige gemeint, dass ich meine Kinder abschiebe. Meine Mutter war so ein mensch, die von abschieben sprach und wenn ich sie mal gebeten habe, die Kinder mal am Wochenende zu nehmen, damit ich auch mal ausgehen konnte, wurde diese Diskussion des Abschiebens weitergeführt.

Ich fand das sehr schlimm und ich habe mich furchtbar schlecht gefühlt. Denn ich habe meine Kinder in meinen Augen nicht abgeschoben. Ich habe sie einfach mal in Betreuung gegeben. Denn auch ich brauchte mal eine Auszeit.

Ich finde es schlimm, wenn man davon spricht, dass Kinder abgeschoben werden. Selbst, wenn man sie ganztägig in den Kindergarten gibt. Für die Kinder ist es oftmals besser, wenn sie im Kindergarten mit den anderen Kindern spielen können als wenn sie eine unausgeglichene Mutter zu Hause haben, die sich selber nicht mehr lieben kann. Denn darunter leiden die Kinder oftmals viel mehr als wenn man sie ganztägig in den Kindergarten gibt.

Ich hätte mir damals gewünscht, dass es Tagesstätten bei uns gegeben hätte. Aber leider gab es das nicht und wenn man dann als Mutter nicht mal eine Ima hat, die mal die Kinder nimmt ohne vorwurfsvoll von abschieben redet, fühlt man sich wirklich schlecht.

Von Abschieben würde ich reden, wenn man die Kinder tagsüber in den Kindergarten gibt und für die Nacht zur Oma, damit man sich ja nicht mit den Kindern beschäftigen muss. Aber Kindergarten alleine ist für mich kein Abschieben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nipfi und Nelchen, warum soll die Betreuung durch Verwandtschaft, insbesondere Oma und Opa, denn per se besser sein? Ich würde mein Kind nicht gern ständig dort betreuen lassen, weil wir in vielen Dingen (was die Erziehung betrifft) einfach viel zu unterschiedlicher Meinung sind. Im Gegensatz dazu stimme ich mit den Grundsätzen der Kita geradezu überein. Da finde ich es dann schon besser, dass Kind dort betreuen zu lassen und das ist auch der Grund, warum ich der Großfamilie nur bedingt nachtrauere.

Im übrigen würde mich mal (ernsthaft) interessieren, wieso ein Kindergartentag bis 17:00 Uhr zu lang ist? Bei uns werden im Schnitt 1/5 der Kinder erst kurz vor der Schließung abgeholt. Allein sind die Kinder dann höchsten mal 5 Minuten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Oh Gott was muss ich für eine schlechte Mutter sein. Denn ich habe diese Woche mal komplett ohne Aussentermine und meine kinder hole ich erst so gegen 16 Uhr aus der Kita ab. Aber dann jammern sie, das ich doch bitte nochmal nach Hause gehen soll, da sie noch dort bleiben müssen. Soweit zur aktuellen Situation.

Meine Meinung zur Betreuung durch Großeltern ist da ähnlich wie bei JotJot. Denn ganz allgemein gesagt, setzen die Großeltern zu wenig Grenzen und lassen den Kindern Dinge durchgehen, was zu Hause und in der Kita niemals möglich gewesen wäre. Dazu wäre hier vor Ort eh nur meine Schwiegermutter vorhanden und da weiss ich, das sie mittlerweile komplett überfordert ist mit den zwei Mädels.

Ausserdem vertrete ich die Meinung, das genau diese Kinder, die eine Regelmässigkeit beim Besuch der Kita haben, auch die Schule besser packen. Denn sie lernen dadurch schon sehr früh, das man nicht nach Lust und Laune bummeln darf. Ich sehe es nämlich direkt, was für ein gezeter diese "Schwänzerkinder" schon seit dem letzten Jahr veranstaltetn, wenn es um das Thema Schule geht. Die jammern in einer Tour wie doof doch Schule ist. Einfach weil ihnen schon klar ist, das sie dann nicht zu Hause bleiben können, wenn Mama mal frei hat.

Zudem stellt die Kita bei uns eine Betreuungszeit von 6.00 bis 17.00 Uhr zur Verfügung, welche ich zwar voll bezahle, aber nicht komplett nutze. Aber das Recht dazu habe ich. Wobei man hier auch kulant ist, wenn es mal unvorhergesehen später wird. Kann ja immer Mal was passieren. Und ich hab auch schon anrufen müssen, das ich in der Strassenbahn durch einen Unfall festsitze und nicht weiss, was ich die Kinder holen kann. War dann auch kein Problem, wenn offiziell schon geschlossen gewesen wäre.

Aber Mütter zu verdammen, die auf der einen Seite eine angebotene Dienstleistung nutzen und dabei ihren Kindern auch noch was mit auf den Lebensweg geben, ist in meinen Augen komplett falsch. Denn auch hier gilt wieder. Was Hänschen nicht lernt....

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich würde es davon abhängig machen, wie gerne das Kind in den Kindergarten geht. Ein Extrembeispiel wären jetzt meine Geschwister und ich: wir haben den Kindergarten gehasst. Gut, das waren andere Zeiten und wir hatten eine total diktatorische Kindergartentante. Außerdem hatten wir auch die Möglichkeit, mit den Nachbarskindern über die Gärten hinweg den ganzen Tag zu toben. Morgens mussten wir zwar in den Kindergarten, aber nachmittags hat unsere Mutter uns nur hin, wenn es absolut notwendig war und nur unter viel Geheule. Wenn man die Kinder dann für die eigene Freizeit in den Kindergarten zwingt, kann man unter Umständen schon von "abschieben" reden.

Aber heutzutage gehen doch die meisten Kinder gerne in den Kindergarten. Eine Freundin von mir hat ihren Sohn fast immer bis 17 Uhr im Kindergarten, auch wenn es mal nicht nötig ist. Der Kleine ist auch immer sauer, wenn sie ihn früher holt und er nicht mehr weiterspielen kann. Dort sind viele Kinder bis zum Schluss in der Kita, es wird also nicht langweilig. Wenn meine Freundin den Kleinen früher holen würde, bloß weil ihr jemand ein schlechtes Gewissen einredet, würde sie dem Kind nichts gutes tun.

Ich finde, man kann seine Kinder ruhig mal länger in der Kita lassen. Auch wenn man die Zeit nur dafür nutzt, mal eine Stunde vor der Glotze zu liegen. Mütter haben doch auch das Recht, mal was für sich selbst zu tun.

Zur Betreuung durch Familienmitglieder: ich denke, das dient schon dazu, das schlechte Gewissen zu beruhigen. Natürlich kümmern sich Oma und Opa intensiver um das Kind, aber was wirklich besser für das Kind ist, ist sicher individuell verschieden. Ich kenne Kinder, die sind lieber im Mittelpunkt bei den Großeltern und andere, die finden es total langweilig dort und ziehen gleichaltrige Spielkameraden zu jeder Tageszeit vor.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, ein Kind fühlte sich nur dann abgeschoben, wenn es eigentlich weiss, dass jemand einfach keine Lust auf seine Anwesenheit hat und es nicht an der mangelnden Zeit der Mutter liegt. Mir ging es als Kind immer so, dass ich meinen Eltern nie übel genommen habe, dass ich in die Kita oder zu Verwandten musste, während sie arbeiten waren. Ich war zwar echt noch klein, aber ich habe natürlich verstanden, dass sie einfach keine Zeit hatten und es anders nicht möglich war und dementsprechend habe ich mich dann auch nicht so gefühlt als wäre ich angeschoben worden. Vielleicht hilft es auch, das eigenen Kind einfach zu fragen wie es sich dabei fühlt.

Später hingegen wurde das bei uns anders. Ich war 7 oder 8 und meine Eltern haben angefangen, nur noch alleine, also zu zweit, in den Urlaub zu fahren. Sie machten meistens 2 bis 3 Wochen im Sommer Urlaub und wollten uns Kinder dann nicht dabei haben. Wir mussten dann immer bei Verwandten schlafen, weil uns aber keiner die gesamte Zeit über versorgen konnte, mussten wir dann auch noch innerhalb dieser Zeit ständig die Familie wechseln. Da hatte ich sehr sehr schnell das Gefühl, abgeschoben zu werden. Einfach weil ich wusste: Sie könnten uns mitnehmen, aber sie wollen einfach nicht.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich persönlich fand die ganze Diskussion, schon fast beleidigend. Wenn ich mal einen Tag frei hatte, nun bin ich ja eh gerade in Elternzeit zu Hause, dann nahm ich mir auch das Recht diesen Tag frei zu machen. Das soll heißen, meine Tochter bliebt obwohl ich zu Hause war den ganzen Tag also, bis circa 15.30 Uhr in der Kita.

Erstens fand ich es toll auch mal Zeit für mich zu haben, die braucht man ab und an mal, wer das Gegenteil behauptet, der soll mir zeigen wie er das macht ohne irgendwann als nervliches Wrack zu enden und zweitens nutze ich die Zeit um zu Hause klar Schiff zu machen also, doch wieder nicht frei.

Das als Abschieben zu bezeichnen finde ich gelinde gesagt frech. Abschieben, dass ist in meinen Augen, wenn man in jeder feien Minute und auch am Wochenende jemanden sucht, der auf das Kind aufpasst um selber drallen zu gehen. Das Kinder die trotz frei der Mutter in die Kita gehen, am Ende schlechter in der Schule sind als andere, ist ja wohl so eine haltlose und unüberlegte Aussage. Die Kinder lernen doch in der Kita, sie sitzen doch nicht den ganzen Tag in einer Ecke und warten darauf abgeholt zu werden.

Sich wenn ich ständig meine Kinder zu Oma und Opa bringe oder ältere Geschwister bemühe, obwohl ich die Zeit hätte und womöglich noch daneben sitze dann ist es was anderes, dann finde ich es auch unmöglich aber doch nicht wenn ich mein Kind in die Kita bringe, wenn ich mal 1 oder 2 Tage frei habe.

Aber da gehen die Meinungen auseinander, das taten sie schon immer und das Ganze endet dann immer in Streitereien darüber wer denn nun die bessere Mutter sei. Abschieben ist unmöglich das steht fest und außer Frage aber man sollte beachten wie die Situation ist, Kita ist in meinen Augen vollkommen legitim auch wenn man frei hat.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde, man muss hier wirklich unterscheiden. Abschieben ist es für mich beispielsweise, wenn ein Kind wirklich das ganze Jahr von Morgens bis Abends in der Betreuung ist, weil die Eltern arbeiten. Natürlich kann man sich auch einmal einen Nachmittag für den Haushalt Zeit nehmen.

Bei uns war es aber der Fall, dass der Papa des Kindes dann im Krankenstand war, weil er einen gebrochenen Arm hatte und das arme Mädchen trotzdem von Morgens bis Abends betreuen ließ. Also ich meine mir als Betreuerin macht das nichts aus, aber ich denke, dass sich das Kind selber dann auch abgeschoben vorkommt.

Da merkt man einfach, dass das Kind eigentlich nur eine Belastung ist und dass man es, so oft es eben möglich ist, fremd betreuen lässt. Ich verstehe aber Eltern, die wirklich viel arbeiten und die dann auch gerne einmal in Ruhe einkaufen gehen und den Haushalt machen.

Man muss das wirklich abwägen. Und ob es einen Unterschied gibt, zwischen der Familie und der Kita. Ich finde, es liegt eben auf der Hand, dass es eben lieber gesehen wird, dass sich die Verwandten darum kümmern, weil es dann auch irgendwie normal ist und es dann in der Familie bleibt.

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