Ich weiß nicht, ob ich diese Freundschaft noch möchte

Na wenn ich Dein Post so lese, sieht es für mich eigentlich ganz danach aus, als wüßtest Du schon ziemlich genau, daß Du nicht wiklich scharf drauf bist, Dich weiterhin mit dem jungen Mann zu treffen. Über Unbeholfenheit kann man ja noch hinwegsehen, aber daß er Dich immer zahlen läßt und Dich nie einlädt, das finde ich nicht akzeptabel. Es erwartet ja niemand, daß der Mann die Frau immer einlädt, aber ein in etwa ausgeglichenes Verhältnis sollte da meiner Meinung nach schon herrschen.

So, wie Du schreibst, hegst Du nicht allzugroße Sympathien für Deinen E-Mail - Freund, und wenn das sich alles genauso abspielt, wie Du berichtest, dann kommt es mir so vor, als sei es auch für ihn sehr bequem, daß er eine Freundin hat, die ihn quasi finanziert bei den gemeinsamen Unternehmungen. Ich würde mal bei der nächsten Frage nach einem Treffen auf seine Schiene einsteigen. Jammer auch mal rum, Du hast kein Geld momentan, ob er Dich abholen und/oder einladen kann. Laß ihn mal bezahlen, egal, was Ihr unernehmt. Wenn er schon im Mail-Verkehr durchblicken läßt daß er das Date gerne auf einen Zeitpunkt verschieben würde, an dem flüssiger bist, oder ihm auf einmal einfällt, daß er an dem Wochenende doch was dringendes zu tun hat, dann weißt Du, welchen Stellenwert diese Freundschaft bei ihm hat.

Ihr trefft euch im 6 bis 8 Wochen Turnus? Hat er denn vielleicht in den Wochen dazwischen noch ein oder zwei Freundinnen, die ihn aushalten? Könnte ja schon sein, daß das eine Masche ist, und da sie bei Dir ja schon seit einiger Zeit zu funktionieren scheint, offenbar auch keine schlechte. Ich möchte dem Mann jetzt keine betrügerischen Absichten unterstellen, obwohl es sich sicherlich so anhört, aber der Gedanke hat sich bei mir spontan eingestellt, daß das eine Masche sein könnte.

Ich denke, dass Dich noch mehr stört als das, was Du bereits beschrieben hast, Mareikel. Oft stören einen selbst an einem anderen Menschen oft auch Dinge, die nicht oder nur schwer zu verbalisieren sind. Tatsache ist jedenfalls, und das hast Du deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er Dich mehr stört als erfreut.

Und allein das ist meiner Meinung nach Grund und Rechtfertigung genug, die entsprechenden Schlüsse zu ziehen und die Freundschaft, sofern sie denn eine ist, wonach es sich wiederum allerdings nicht anhört, wenn ich mir Deine Schilderungen so durchlese, beenden, wenn sie Dich denn tatsächlich hauptsächlich belastet und Du außer Dankbarkeit (auch dafür, dass er einer von wenigen Freunden ist) nichts weiter für ihm empfindest.

Ich an Deiner Stelle würde wohl eher versuchen, an den Punkten anzusetzen, die mich eben stören. Das setzt allerdings voraus, dass mir an dem Menschen wirklich was liegt und ich die Freundschaft eigentlich gern aufrecht erhalten würde, allerdings aber eben die paar erwähnten Dinge, die mich immens stören, dafür erstmal klären müsste. Es sollte nicht allzu schwer sein, ihn auf seine Unbeholfenheit, wie Du sie bei der Umarmung beschreibst, anzusprechen und ihn da zu bitten, etwas umsichtiger zu sein.

Auch seine beruflich immer wieder neuen Pläne und das, was sie eigentlich aussagen, nämlich seine Planlosigkeit, vielleicht sogar seine Willenlosigkeit, kannst Du ansprechen. Vielleicht offenbart sich dann, dass er ein Problem hat, bei dem Du ihm helfen kannst, wer weiß? Auch so etwas gehört zu einer Freundschaft dazu. Und vielleicht ist das eigentliche Problem, das hinter dieser Planlosigkeit und Orientierungslosigkeit steht, ja tatsächlich ein eher kleines, an dem man arbeiten kann. Probier das doch mal, wenn Dir die Freundschaft zu ihm das wert ist.

Wenn ich in einer Freundschaft mit Charakterzügen oder Angewohnheiten konfrontiert bin, die mich stören, überlege ich eigentlich grundsätzlich, ob sie mich so sehr stören, dass ich das ansprechen muss oder ob ich dem anderen auch ohne dieses Thematisieren einfach zugestehen kann, ein paar Macken zu haben, die sich nicht auf meine Zuneigung zu ihm auswirken.

Hast Du Dir die Frage schon gestellt, ob das hier funktionieren kann? Oder stört er Dich wirklich so intensiv, dass Du Dich eher abgestoßen fühlst und sich die oben aufgezählten Überlegungen gar nicht mehr zum weiteren Verfolgen anbieten?

Ich denke auch, dass du dich doch eigentlich schon entschieden hast und "nur" noch den letzten Schritt gehen musst, um diese Freundschaft nun wirklich zu beenden, bzw. diesem jungen Mann mal zu sagen, dass dir sein Verhalten nicht passt. Damit würde ich anfangen. Dass er dir auf die Nerven geht brauchst du ja nicht unbedingt zu sagen, aber auf jeden Fall würde ich es ansprechen, dass du dich von ihm ausgenutzt fühlst und dass es so nicht weiter geht, dass du das meiste bezahlst, wenn ihr zusammen etwas unternehmt.

An seiner Reaktion merkst du ja dann, wie er zu der Sache steht. Vielleicht ist er ja sogar bereit, in Zukunft mindestens die Hälfte der Kosten zu bezahlen. Das wäre aber wohl nur dann der Fall, wenn er gar nicht wirklich gemerkt hätte, dass er dich die ganze Zeit ausgenutzt hat. Also ist diese Möglichkeit doch ziemlich unwahrscheinlich. Wenn er irgendwie beleidigt reagiert, weißt du genau, dass du ins Schwarze getroffen hast und diese "Freundschaft" nur darum existierte, weil du immer brav die meisten Kosten getragen hast. Dann weißt du genau, dass es an der Zeit ist, diese Freundschaft zu beenden.

Ich denke, dass du dich schon vor ziemlich langer Zeit entschieden hast, dass du diese Freundschaft nicht mehr möchtest. Gerade, weil es so einseitig ist. Er nimmt nur und gibt nichts und so kann eine Freundschaft auf Dauer nicht funktionieren. Man muss nehmen und geben und nicht nur nehmen. Außerdem scheint er nicht für dich da zu sein und das sollte auch nicht so in einer Freundschaft sein.

Du solltest daher mit ihm darüber reden, was dir nicht passt. Sag es direkt, wenn du die Freundschaft noch haben willst, und beende die Freundschaft einfach, wenn du sie nicht mehr retten willst. Es hat irgendwie keinen Sinn ewig an einer scheinbar nicht funktionierenden Sache festzuhalten. Sicherlich kommt es auch nur darauf an, dass es dir eben missfällt und deswegen ist es doch auch egal, ob wir das hier als schlimm oder nicht schlimm bewerten.

Wenn du diese Freundschaft nicht weiter führen möchtest, dann solltest du das dem jungen Mann einfach sagen. Immerhin bringt es ja nichts, um jeden Preis eine Freundschaft aufrecht erhalten zu wollen, wenn. Man sich grundsätzlich nicht versteht und nur genervt voneinander ist. Dabei scheint es bei dir ja der Fall zu sein, dass du nur noch genervt von dem jungen Mann bist und dass dich recht vieles an ihm stört. Diese Eigenschaften scheinen jedoch teilweise an seinem Charakter zu liegen und von daher denke ich nicht, dass sie sich plötzlich so abstellen lassen. Von daher wirst du dich mit dieser Person wohl nie richtig verstehen können und ich denke, dass es nichts bringt, sich zu treffen, wenn du ohnehin nur genervt von den Treffen bist und dich wieder darauf dreist, allein sein zu können.

Ich denke, dass man auch nicht mit jeder Bekanntschaft auch gleich zwangsläufig eine Freundschaft führen muss. Und wenn man merkt, dass man zu verschieden ist, dann sollte man es lieber bei einer Freundschaft belassen. Stattdessen sollte man sich auf die Freunde konzentrieren, mit denen man sich wirklich gut versteht und mit denen man wirklich Spaß hat und bei denen die Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruht.

Wenn du willst, dann kannst du mit deinem Freund aber auch erst einmal über deine Bedenken sprechen und ganz klar sagen, wie sehr dich sein Verhalten stört. Dabei solltest du auch ansprechen, dass du dir ausgenutzt vorkommst. Möglicherweise ist dem jungen Mann vielleicht gar nicht so bewusst, dass dich dieses Verhalten stört und vielleicht könnt ihr durch ein gemeinsames Gespräch versuchen, auf eine Lösung zu kommen. Es zu probieren, schadet ja auch nicht und im Zweifelsfall kannst du die Freundschaft ja noch immer beenden.