Jugendbewegungen - Erfahrungen und Meinungen
Ich war als Kind und Jugendliche lange Zeit aktiv in einer Jugendbewegung tätig. Zunächst fuhr ich natürlich nur als Teilnehmerring mit zu den Ferienlagern, mit etwa 16 fing ich dann an, als Betreuerin zu arbeiten und auch allgemein mehr und mehr organisatorische Aufgaben zu übernehmen. Natürlich war es dann auch irgendwann an der Zeit, die Bewegung zu verlassen, weil ich eben zu alt wurde und auch immer weniger Zeit hatte, aber für ein paar Jahre war die Jugendbewegung ein großer Teil meines Lebens.
Mir haben die Aktivitäten mit der Jugendbewegung sehr in meiner Entwicklung geholfen. Als ich das erste mal bei einem der Ferienlager war, war ich gerade am Anfang der Pubertät. Ich war in meiner Schule nicht sonderlich beliebt, hatte kaum Freunde, fühlte mich anders und hässlich, das übliche eben. Im Ferienlager wurde jeder erstmal so akzeptiert; es kam nicht so sehr darauf an, wie man aussah oder was man konnte, sondern eher, wie man sich in der Gemeinschaft verhielt. Ich schöpfte daraus sehr viel Selbstbewusstsein und lernte, dass es verschiedene Menschen und Gruppen von Menschen gibt und dass man nicht immer in jede Gruppe hineinpasst, was aber nicht heißt, dass man generell keine Freunde finden kann.
Später lernte ich dann durch meine Tätigkeit als Betreuerin und Organisatorin, Verantwortung zu übernehmen, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten - vor allem in stressigen Situationen - und natürlich vieles im Umgang mit Kindern. Eine weitere Sache, die ich meiner Meinung nach vor allem aus den Jahren in der Jugendbewegung mitgenommen habe, ist die Fähigkeit, einfach mal mit anzupacken, Dinge zu erledigen, wenn sie gemacht werden müssen, auch wenn man gerade keine Lust dazu hat. Ich sehe so oft Leute, auch Erwachsene, die sobald es etwas zu tun gibt, anfangen zu argumentieren, dass sie ja nicht dafür verantwortlich seien. Dadurch wird viel Zeit verschwendet, in der man die besagte Aufgabe dreimal erledigen könnte. Bei einem Ferienlager ist für sowas kein Platz, da muss man auch mal was aufräumen, putzen, aufbauen, mit dem man nicht direkt in Verbindung steht - einfach, weil die Dinge schnell erledigt werden müssen.
Ich habe als Betreuerin auch immer wieder bei Kindern gesehen, wie sie sich im Laufe der Zeit positiv verändert haben. Da es sich um eine Jugendbewegung handelte, hing sie auch einer bestimmten Ideologie an, dadurch hatten wir neben Spaß und Spiel immer auch einen Bildungsauftrag. Wir hatten häufig sozialschwache Kinder und Kinder mit Lern- und/oder Integrationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten bei unseren Aktivitäten. Teilweise konnte ich wirklich beobachten, wie die Kinder sich ihren Schwierigkeiten stellten, offener wurden, besser mit anderen Kindern umgehen konnten.
Abgesehen davon ist es auch für viele Kinder eine gute Möglichkeiten, neue Leute kennenzulernen. Ich kenne durch meine Zeit in der Jugendbewegung Leute aus ganz Deutschland und sogar aus der ganzen Welt, weil wir auch internationale Verbindungen mit anderen Bewegungen und Organisationen hatten. Ich habe so auch Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen und Charakteren kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte, weil ich in meinem eigenen Umfeld wohl immer nur Freunde gehabt hätte, die mir sozial und wirtschaftlich ähneln.
Was haltet ihr von Jugendbewegungen? Ist das für euch eher eine nette Freizeitbeschäftigung oder etwas, was ein Kind wirklich positiv beeinflussen kann? Habt ihr selbst oder eure Kinder gute oder schlechte Erfahrungen damit gemacht? Wart ihr selbst in einer Jugendbewegung aktiv?
Hi,
also ich finde es gibt sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Jugendbewegungen. Man sollte sich also im Vorhinein gut darüber informieren wenn man selbst eintreten möchte bzw. seine Kinder dort hinschicken möchte. Da man dort doch sehr prägende Erfahrungen sammeln kann. Das Internet eignet sich dafür wohl am besten.
Bei uns in der Nähe (Mecklenburg-Vorpommern) gibt es einen sehr schönen Verein. Dieser Organisiert Wanderungen und vieles mehr wie z.B. Kanufahrten, Kletter Ausflüge und einiges weiteres. Dabei wird sehr viel Wert auf Eigenverantwortung gelegt obgleich natürlich immer erfahrene Mitglieder und Gruppenleiter dabei sind um in schwierigen Situationen zu helfen. Die Ausflüge werden nicht nur in Deutschland gemacht sondern gehen oft auch ins Ausland vielfach nach Osteuropa oder auch nach Schweden oder Norwegen. Der Verein hat auch eine ganze Menge hochwertiger Ausrüstung die er umsonst ausleihen kann. Es werden auch verschiedene Veranstaltungen in Schulen oder Kindergärten gemacht wie Kistenklettern. Ich persönlich habe so einige schöne Urlaube mit dem Verein verbracht.
Mein bisher aufregendstes und schönstes Erlebnis war dabei eine 2 Monatige Fahrt nach Russland, allerdings nur mit erfahrenen Mitgliedern. Wir sind mit dem bis nach Moskau gefahren und haben dort einige Zeit bei Gastfamilien gewohnt. Wenn man kein Russisch kann sollte man nicht auf eigene Faust losgehen und etwas suchen. Ich habe einen geschlagenen Tag damit verbracht mit Bus und Bahn wieder nach Hause zu finden nachdem ich einfach in die U-Bahn eingestiegen bin um einmal nach einer Wäscherei zu suchen.
Danach sind wir nach Sibirien weiter gefahren um dort Wandern zu gehen. Die Landschaft dort ist einfach atemberaubend schön. Unsere Pausen haben wir in kleinen Dörfern gemacht. Bei uns war auch noch eine Gruppe russischer Jugendlicher die uns begleitet haben. Es macht viel Spaß Menschen aus anderen Ländern abends am Lagerfeuer in der Wildnis kennen zu lernen und mit Händen und Füßen zu versuchen sprachliche Barrieren zu überwinden.
Da ich nicht genau weiß ob es hier erlaubt ist den Verein zu nennen lass ich es einfach mal sein, wer etwas mehr wissen möchte kann mir gerne eine PN schicken ich antworte aufjedenfall.
Ich denke, es kommt sehr auf die Jugendbewegung an sich an, und auch auf die Gruppenmitglieder. Das hat verschiedene Gründe, die ich hier näher erläutern möchte.
Erstens, es muss ja nicht zwangsläufig so sein, dass auch der größte "Außenseiter" dort in der Gruppe gerne aufgenommen wird. Ich kann mir leider sehr gut vorstellen, dass es auch Gruppen gibt, wo dann selbst wieder einige Mitglieder an den Rand gedrängt und gemobbt werden. Dann kann die Jugendbewegung für das Kind oder den Jugendlichen zur Hölle werden, und die Gruppenfahrten über mehrere Tage dann sowieso. Je nachdem, wie die Organisation dann strukturiert sind, kann es dann wohl auch schwer für den Gemobbten sein, wieder aus all dem heraus zu kommen.
Zweitens, gibt es sicherlich auch Jugendbewegungen, die man aus weltanschaulichen oder politischen Gründen als sehr kritisch empfinden kann. Es gibt Fahrten, da wird den Kindern sehr viel über eine Religion oder eine politische Ausrichtung eingetrichtert, dass man es fast schon als Propaganda-Veranstaltung bezeichnen könnte. Sofern die Eltern selbst dieser Richtung angehören, mag es ihnen nicht missfallen. Aber ich persönlich fände das schon gefährlich. Abgesehen davon, dass ich meine, dass so etwas nicht gerade zu einer individuellen Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes führt. Und die Fähigkeit zur Bildung einer eigenen Meinung wird es auch nicht gerade verbessern.
Drittens, kann man natürlich die zum Teil hierarchischen Strukturen einiger Jugendbewegungen an sich schon kritisieren. Einige Leute mögen das toll finden, andere Menschen finden allein das Vorhandensein einer Hierarchie unter den Mitgliedern schon undemokratisch und daher nicht erstrebenswert. Auch das ist wieder Ansichtssache.
Viertens, können Zwangsaktivitäten innerhalb einer Gruppe, in die man durch seine Eltern gebracht wurde, schon sehr frustrierend sein, wenn man möglicherweise selbst nicht wirklich zu dieser Gruppe steht. Vielleicht entwickelt man sich auch mit der Zeit in eine einfach andere Richtung und stimmt nicht mehr mit den Idealen der Gruppe überein. Nur, was kann man da als Kind schon ausrichten? Wenn die Eltern sich nicht kümmern, was man möchte, sondern einen irgendwo anmelden, weil sie es wünschen, ist man als Kind doch sehr machtlos.
Fünftens, schränken regelmäßige Gruppenaktivitäten ja irgendwie auch die Freizeit, die man sonst so zur eigenen Verfügung hat, ein. Wenn man sonst viele Hobbies hat, müsste man die möglicherweise zurückstellen, was einige Leute durchaus auch frustrieren könnte. Für mich beispielsweise wäre es gar nichts, da meine gesamte Freizeit schon für meine individuellen Hobbies genutzt wird. Da bliebe keine Zeit noch für ein weiteres Hobby, und wenn meine Eltern mich zwingen würden, statt meiner aktuellen Hobbies jetzt auf irgendwelche Gruppenfahrten zu gehen, dann würde mich da schon ziemlich nerven.
Das nur einmal, um auch die negativen Seiten zu nennen. Die positiven wurden ja schon genannt, und denen stimme ich durchaus überein! Also, es hält sich in etwa die Waage mit Vorteilen und Nachteilen. Und es ist mit Sicherheit eine Frage des eigenen Geschmacks und eigenen Charakters, ob einem solche Gruppenaktivitäten zusagen, oder nicht.
Ich selbst war übrigens nicht in so einer Gruppe, wobei ich Leute kenne, die in solchen Gruppen waren. Da gab es auch sowohl schlechte, als auch gute Erfahrungen. Nur, für mich selbst wäre das eben nie etwas gewesen. Ich bin ein eher zurückgezogener Mensch seit meiner Kindheit, und mit Menschenmengen kann man mich jagen. Ich verbringe meine Freizeit lieber alleine oder mit einer weiteren Person, allerhöchstens mit zwei weiteren. Ein Lager, in dem ich mit zahlreichen Gleichaltrigen zusammen wäre, fände ich unangenehm. Menschen haben nun einmal unterschiedliche Charaktere.
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