Kinder zwingen, zu ihren Geschwistern zu stehen?
Wie schon in einem anderen Thread geschrieben wurde einer unserer Jungs bei einem Klassenfest vom gemeinsamen Fußballspiel der Kinder ausgeschlossen, weil er angeblich nicht gut genug gespielt hätte. Unser anderer Sohn hat sich überhaupt nicht darum gekümmert, obwohl er es mitbekommen hat, sondern hat einfach weitergespielt als ob nichts passiert wäre.
Die beiden Jungs sind gleich alt und halten sonst immer fest zusammen, gehen gemeinsamen Freizeitaktivitäten nach, weil sie alles gemeinsam machen möchten. Wir müssen sogar darauf achten dass unter der Woche jeder in seinem eigenen Bett schläft und sie nicht gemeinsam in einem Bett liegen und Unsinn aushecken. Umso mehr hat uns diese Verhalten am letzten Wochenende überrascht und zugegebenermaßen auch ein wenig geärgert.
Mein Freund hat sich den Sohn vorgenommen und hat versucht ihm zu erklären, wie sich sein Bruder gefühlt hat als er nicht mehr mitspielen durfte. Und er hat ihm auch gesagt dass er von den beiden Jungs erwartet, dass sie zusammen halten und in Zukunft dann nicht einer alleine weiterspielt, sondern solidarisch mit dem Bruder auch aufhört zu spielen. Oder eben mit den anderen Kindern redet dass niemand ausgeschlossen wird, egal ob Bruder oder ein anderes Kind.
Ich weiß aber nicht, ob es wirklich etwas hilft einem Kind so etwas quasi vorzuschreiben. Sollte diese Solidarität nicht besser von dem Kind selbst kommen? Und wie kann man das erreichen? Die Jungs sind beide fast neun, man könnte also schon mit ihnen darüber reden - nur wie?
Wie würdet Ihr reagieren? Würdet Ihr von Euren Kindern verlangen Rücksicht zu nehmen und für Geschwister oder Freunde einzutreten? Oder fändet Ihr es ok, wenn ein Kind weiterspielt, obwohl Geschwisterkind oder Freund zusehen müssen?
Jetzt aber mal ganz ehrlich - glaubst du, dass die anderen zum Spielen aufgehört hätten, wenn beide nicht mehr gespielt hätten? Was soll denn das bringen? Solidarität hin oder her, was kann euer "gut spielende" Sohn dafür, wenn der andere keinen guten Tag hat und schlecht spielt? Warum sollen die beiden ewig die Fehler des anderen ausbaden? Ich finde das unfair. Ich glaube, euer Sohn hat sich instinktiv richtig verhalten, denn sonst wäre das ganze Spiel durcheinander gewesen. Manchmal lernen Kinder, wenn sie sehen, dass sie zuschauen müssen, wenn sie sich nicht zusammennehmen.
Und wenn euer zweiter Sohn wirklich "mies" im Fußball ist, warum dann nicht eine andere Beschäftigung für ihn suchen? Müssen denn beide Kinder die gleiche Freizeitaktivität durchführen? Früher oder später werden sie getrennte Wege gehen und verschiedene Talente entwickeln. Ihr könnt sie ja nicht in eine Form pressen und verlangen, dass sie immer alles gleich machen! Sie werden immer Brüder bleiben, das kann ihnen niemand wegnehmen. Sie können auch Brüder UND Freunde bleiben, ohne immer alles zusammen machen zu müssen. Kinder sind phantasiereich genug, um trotzdem Möglichkeiten zu finden, sich miteinander zu beschäftigen.
Ich finde eure Reaktion nicht sinnvoll, da der Junge, der offenbar besser spielen kann, dadurch ein falsches Signal erhält. Ich kann gut verstehen, dass der Junge, der von dem Spiel ausgeschlossen wurde, sehr traurig über den Verlauf des Tages war und vielleicht auch ein bisschen neidisch auf seinen Bruder war, der ja gut genug spielen konnte, um an dem Fußballspiel teilnehmen zu dürfen.
Allerdings musst du auch mal die Situation von dem anderen, sportlicheren beziehungsweise geschickteren Jungen sehen. Er hat offenbar eine gute sportliche Leistung gezeigt und durfte daher auch mitspielen. Wenn er nun das Signal bekommt, dass seine Leistung gar nicht richtig anerkannt wird, finde ich das schon schlimm genug. Dass er aber auf Spaß und ein schönes Erlebnis verzichten soll, nur weil ein anderer eben nicht mitmachen kann, finde ich für den Jungen sehr enttäuschend.
Menschen bringen nun einmal in vielen Bereichen recht unterschiedliche Leistungen. Und ich bin der Meinung, dass man jedes Kind bestmöglich fördern sollte und es nicht dazu erziehen sollte, sich nur am Schwächeren zu orientieren, auch wenn es selbst mehr erreichen könnte.
Vielleicht ist das folgende Beispiel ein bisschen zu krass, vor allem im Vergleich mit diesem recht belanglosen Fußballspiel, allerdings interessiert mich deine Meinung dazu dennoch. Stelle dir einmal vor, dass einer deiner Jungs ganz normal das Abitur ablegt und auch das Potential hätte, ein Studium erfolgreich zu absolvieren. Was wäre nun, wenn das Geschwisterkind nicht zu diesem Weg in der Lage wäre und vielleicht nur die Hauptschule und eine einfache Ausbildung schafft. Würdest du dem ehrgeizigeren oder leistungsstärkeren Sohn dann auch nahe legen, seine Pläne zu vergessen, nur weil sein Bruder offensichtlich nicht die gleiche Leistung bringt?
Es ist sicher sinnvoll, auf schwächere Menschen zu respektieren und sich nicht über sie lustig zu machen. Allerdings sollte jemand, der einfach mehr Potential hat, nicht darunter leiden, dass ein anderer eben schwächer ist, auch nicht wenn es sich um den eigenen Bruder handelt.
Letztendlich müssen die beiden Kinder doch nicht in allen Bereichen gleich stark sein. Der Junge, der scheinbar nicht besonders gut Fußball spielen kann, hat doch sicher andere Fähigkeiten, vielleicht sogar welche bei denen der andere Sohn nicht mithalten kann. Es handelt sich doch um zwei Individuen und ihr solltet die Kinder auch als solche behandeln. Geschwister müssen doch nicht exakt die gleichen Freizeitaktivitäten bevorzugen. Auch wenn die beiden Jungen sonst sehr viel teilen und sich sehr gut verstehen, muss der Sport doch nicht zwangsläufig auch noch von beiden ausgeübt werden, vor allem nicht wenn der eine Junge einfach nicht mithalten kann.
Ich finde auch, dass der Junge, gut im Fußball ist, nicht aufhören muss zu spielen, nur weil sein Bruder ausgeschlossen wird. Davon hat keiner von den beiden etwas. Denn der Junge, der nicht mitspielen darf, fühlt sich dann vielleicht auch noch schuldig weil sein Bruder wegen ihm aufhören muss. Und der andere wird sich auch ärgern, vielleicht sogar über den Bruder, wegen dem er nicht weiterspielen darf. Erst recht, wenn er sich nicht selbst zu diesem Verhalten entschließt, sondern das nur macht, weil es die Eltern sagen. Außerdem gebt ihr als Eltern demjenigen, der nicht so gut Fußball spielt, auch noch ein schlechtes Gefühl, weil er dann mitkriegt, dass man aufgrund seiner "Schwäche" auch noch Rücksicht auf ihn nehmen muss.
Ganz anders sieht es meiner Meinung nach aus, wenn derjenige, der teilnehmen darf, die anderen Kinder versucht zu überreden, seinen Bruder auch mitspielen zu lassen. Das wäre ein feiner Zug von ihm, auch wenn es vielleicht bem Versuch bleibt und die anderen Kinder nicht auf ihn hören. Aber das Verhalten, das er gezeigt hat, finde ich egoistisch. Auch Kinder in dem Alter können sich schon altruistisch verhalten und sollten es auch! Gerade in diesem Fall, denn eure Kinder scheinen erstens nicht nur Geschwister sondern auch gute Freunde zu sein. Und Freunde halten zusammen. Zweitens haben die beiden ja anscheinend den gleichen Freundeskreis und ich finde es gemein, jemanden auszuschließen, wenn er keinen anderen hat, mit dem er spielen kann.
Ich wäre als Kind auch enttäuscht gewesen, wenn mein Bruder einfach nur Mitläufer gewesen wäre und mich ausgeschlossen hätte. (Aber bei uns gab es dieses Problem nicht in der Weise, weil wir nicht im gleichen Alter und auch noch Bruder und Schwester sind. Daher hatten wir auch unterschiedliche Freunde und haben unterschiedliche Sachen gespielt. Manchmal durften halt dann "die Mädchen" oder "die Kleinen" nicht mitspielen, aber das ist unter Kindern denke ich normal.)
Mich würde noch interessieren, wie sich die zwei nach dem Spiel verhalten haben. War der eine sauer auf seinen Bruder? Oder hat der andere sich entschuldigt?
Ich kann zwar nicht aus der Elternperspektive berichten, dafür aber aus der Kinderperspektive. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist den Kindern vorzuschreiben, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollen. Wenn Kinder jünger sind und ich gehe einfach einmal davon aus, dass eure beiden Jungs noch jünger sind wollen sie oft nicht so viel mit ihren Geschwistern machen.
Man sieht die Geschwister eben mehr als Familienmitglied denn als Freunde. Ich wollte früher auch lieber etwas mit meinen Freundinnen machen anstatt mit meinem Bruder. Es hat mich wirklich gestört, wenn meine Mutter gesagt hat, wir sollen doch auch mit ihm spielen. Ich war dann sauer auf ihn, obwohl er ja nichts dafür konnte und ich denke, so wird es eurem Sohn, der gut im Fussball ist auch gehen. Ihr solltet die individuellen Talente fördern und nicht beide zum Fussball spielen schicken, da der schwächere vermutlich immer schwächer bleiben wird.
Mit der Zeit ändert sich das Verhältnis dann aber. Man sieht den anderen dann auch als Freund und hat ein viel engeres und besseres Verhältnis, weil man ja gleichzeitig ein Teil der Familie des anderen ist. Die Streits aus der Kindheit sind vergessen und man unterstützt den anderen so gut es geht und verbringt gerne Zeit mit ihm, auch ohne Aufforderung der Eltern.
Ich kann nachvollziehen, dass man sich als Mutter Solidarität von den Kindern untereinander wünscht, natürlich. Aber trotzdem ist das vermutlich total normal, dass man sich auch mal weiterentwickeln möchte und man möchte nicht als Geschwisterpaar immer nur als Doppelpack betrachtet werden. Du kannst ja auch von deinem einen Sohn nicht erwarten, dass er aufhört zu spielen, wenn sein Geschwisterteil nicht mitspielen darf. Ich finde das total realitätsfremd so etwas zu erwarten. Gerade bei Kindern ist so ein Verhalten doch an der Tages- ordnung.
Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, die es mal gab mit meinen besten Freundinnen in der Grundschule. Damals haben wir draußen zusammen gespielt und eine ist hingefallen und hat sich das Knie aufgeschlagen. Weil ihre Schwester, die auch dabei war, aber Blut nicht sehen mochte, ist sie einfach weggelaufen und hat ihre Schwester dort liegen gelassen. Da war die Mutter nacher auch total sauer und sie mächtig Ärger bekommen. Aber im Nachhinein finde ich, dass derartige Momente bei Kindern oft normal sind. Es kommt immer wieder vor, dass man den Bruder oder die Schwester im Stich lässt und vermutlich MUSS man das auch mal um zu kapieren, was man falsch gemacht hat. Ich selbst habe mal meinen Bruder im Stich gelassen als er auf dem Nachhauseweg von einem anderen Jungen geschlagen wurde, weil ich einfach nicht immer die große Aufpasserin sein wollte. Ich wollte, dass er auch mal alleine ist und wir nicht immer nur den Doppelpack darstellen. Das hat mich genervt.
Heute weiss ich natürlich, dass das falsch war. Aber mit Sicherheit ist deshalb dein Sohn kein schlechter Mensch. Er möchte nur einfach auf mal er sein.
Ich habe ebenfalls so einen Schwachsinn noch nicht gehört. Was soll es denn bringen, wenn quasi der Bruder für die Vergehen des anderen mitbüßen soll? Wenn der Bruder eine schlechte Note in der Schule hat, soll dann der andere, der eine eins schreibt auch sagen: "Herr Lehrer, ich hätte bitte gerne eine 5, weil mein Bruder auch eine 5 hat?" So ein Verhalten bzw. so eine Erziehungsmaßnahme finde ich persönlich überhaupt nicht sinnvoll. Ich würde so etwas von meinen Kindern nie verlangen, hätte ich zwei.
Immerhin muss ja der eine Bruder daraus lernen, dass man, wenn man mitspielen möchte, sich mehr anstrengend soll. Deshalb ist es nicht gerade vorteilhaft, wenn man den Bruder die Dinge ausbaden lässt, die der andere verbockt hat. Also meiner Meinung nach ist dieses Verhalten wiedersprüchlich!
Hallo Nicky, ich kann Deine Bedenken durchaus nachvollziehen und denke auch, dass es nicht sinnvoll ist, den Jungs etwas vorzuschreiben. Ich selbst habe mich mit meinem Bruder meist auch recht gut verstanden, aber auch ich sollte mich nicht um jeden Preis mit ihm solidarisch zeigen. Oft genug habe ich das auch von allein getan. Manchmal war es mir aber auch einfach zu viel oder es gab vielleicht einen guten Grund das nicht zu tun. Ich wäre ziemlich sauer gewesen und hätte absolut kein Verständnis dafür gehabt, wenn sich da unsere Eltern eingemischt und Solidarität um jeden Preis gefordert hätten.
So ganz kann ich das Vorgefallene übrigens nicht verstehen: Wer hat denn den einen Jungen vom Fußballspiel ausgeschlossen? Was mich auch mal interessieren würde: seid Ihr als Eltern sicher, dass der ausgeschlossene Junge an dem Tag nicht vielleicht wirklich schlecht gespielt hat und daher im Sinne der Mannschaft eben nicht mitspielen durfte? Fußball ist nun mal ein Mannschaftssport. Ausgehend davon würde ich sicher entscheiden, wie das Gespräch läuft. Wenn der ausgeschlossene Jung nun wirklich nicht gut war, dann ist da in meinen Augen kein Bedarf den anderen zum Gespräch zu bitten. Dafür kann der ja nichts und es wäre sicher kontraproduktiv, wenn er dann solidarisch sein muss.
War es aber so, dass das schlechte Fußballspiel nur vorgeschoben war und eigentlich die Nase nicht passte, dann ist da schon Gesprächsbedarf. Allerdings würde ich auch hier nicht bedingungslose Solidarität mit dem Bruder fordern sondern darüber sprechen, dass es grundsätzlich nicht in Ordnung ist ein anderes Kind auszuschließen, weil einem die Nase nicht passt und das auch noch mit einem vorgeschobenem Grund.
du hast geschrieben, dass die beiden Jungen jetzt neun Jahre alt sind. Ich finde,dass das ein gutes Alter ist um den Kindern zu zeigen, was es bedeutet zusammenzuhalten und füreinander da zu sein. Das heißt auch, dass man zu seinen Freunden und Geschwistern steht, egal was die anderen Leute in diesem Moment gerade sagen.
Ich finde, dass dein Freund richtig reagiert hat, als er es deinem Sohn erklärt hat. Es ist am besten, wenn ein andere "Mann" es den beiden Jungen erklärt, da ich denke, dass dein einer Kleiner nur nicht zu dem anderen Kleinen gehalten hat, weil es darum ging "cool" zu sein. Vielleicht hatte er Angst, dass er ausgeschlossen wird, wenn er zu seinem Bruder hält.
Ich muss da auch aus Kindersicht zu sagen, wenn man versucht die Kinder unbedingt dazu zu bringen, zueinander zu stehen, artet das meistens ins genaue Gegenteil aus. Wenn ihr den einen Sohn dazu bringen wollt dass er sich solidarisch verhält wird er das vielleicht als nicht angemessen empfinden, und weil ihr als Eltern quasi allmächtig und unfehlbar seid, wird er die Schuld seinem Bruder geben.
Wenn Interesse besteht würde ich mich auch für einen weiter gefassten Gedankenaustausch zur Verfügung stellen, ich bin nämlich selbst Zwilling und könnte vielleicht ein paar Sichtweisen beisteuern, die man als Eltern nicht unbedingt ins Auge fasst, gerade zu Problemen bei Geschwistern die gleichalt sind oder zumindest nahe beieinander liegen.
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