Tod der "Vermieterin"

vom 15.07.2009, 20:44 Uhr

Irgendwie bin ich noch ganz durcheinander und weiss auch nicht recht wie ich mich verhalten soll.

Ich bin vor 15 Jahren etwa in meine Wohnung gezogen. Den Mietvertrag schloss ich damals mti einem älteren Ehepaar (damals schon über 70 Jahre alt) und deren Schwiegersohn. Ich kannte alle schon länger, weil ich halt auch in den Viertel hier aufgewachsen bin, die Grosseltern sich kannten, sowohl Vermieter wie auch Kinder quasi mit meinem Vater und seinen Schwestern aufgewachsen sind und weil ich halt zwei Häuser weiter in der Metzgerei meines Vaters arbeitete und sie da Stammkunden waren.

Das ältere Ehepaar war schon immer eher ein wenig schrullig. Nicht im Bösen gemeint. Irgendwie war es süß. Ich zog in die Nachbarwohnung. Wurde zum Teil auch wie das dritte Enkelkind behandelt.

Die Beiden wurden älter. Er hatte schon damals schlecht gehört und war sehr schlecht zu Fuß. Seit ein paar Jahren war sie nun auch noch demenzkrank und bettlägerig. Kontakt bestand kaum. Unter Anderem weil ich halt auch nicht wusste, wie ich vorallem ihm klar machen soll, das ich nicht mehr arbeiten gehe. Das war ihm immer wichtig.

Mittlerweile sind beide über 90 Jahre alt (gewesen). Haben eine Pflegekraft gehabt die mit im Haus wohnte. Die eine Tochter wohnt mit ihrem Mann im Haus ( zweiter Vermieter), die andere Tochter und der Sohn kamen gelegentlich vorbei. Wobei die andere Tochter weiter weg lebt.

Die Woche wunderte ich mich über das enorme Müllaufkommen. Wobei halt hier im Haus schon sehr viel Müll produziert wird. Aber im Hausflur standen so orangene Säcke, die man hier zusätzlich zu den normalem Mülltonnen kaufen kann und dann halt neben die Tonnen stellt. Ich stufte das alles als Kleidung ein und dachte nur, na da wird jemand ausmisten. Heute stand ein angebrochener Sack im Hausflur und da waren wissenschaftliche Bücher drin. Das wunderte mich dann schon. Als ich später heimkam, kramte der jüngere Vermieter ( der auch schon über 60 Jahre alt ist) vor seiner Wohnungstür rum. Ich meinte nur so, ob er ausmistet. Da pampt der mich ganz komisch an, das müsste nun ja sein. Da wir eh nicht so gut miteinander auskommen bin ich halt weiter.

Später rief mein Vater an. Er leitete das Gespräch gleich mit einem: Du ich kann am Freitag nicht mit zur Beerdigung kommen. Aber zur Trauerfeier komme ich. Ich nur: Wer denn gestorben sei? Gedanklich noch bei einem anderen Trauerfall, bei dem die Beerdigung letzte Woche Freitag war. Ei die Frau X. sei gestorben. Ich erstmal sprachlos. Ja wann denn? Naja er kramte die Zeitung raus und teilte mir mit, letzten Sonntag. Uff. Wie gesagt ich wohne in der Nachbarwohnung. Ich habe nichts, absolut nichts mitbekommen. Ok ich hatte auch Ohropax zum Schlafen drinne und habe ziemlich lange geschlafen. Das erklärt aber auch das Verhalten meines Vermieters heute mittag.

Um die Beerdigung werde ich nicht drumherum kommen. Wobei ich ihr gerne die letzte Ehre erweise. Meine Tanten gehen sicherlich hin und da wird sich jemand finden, der mich mit nehmen kann. Hoffe ich zumindest. Alleine hätte ich schon Hemmungen. Vorallem weil mir das Ablauf bei Beerdigungen nicht vertraut ist.

Ich weiss auch nicht, wie ich mich nun gegenüber meinen anderen Vermietern verhalten soll. Wenn ich ihn sehe, werde ich mich wohl entschuldigen, das ich es halt nicht wusste und deshalb so komisch war.

Ich frag mich halt nun auch, was aus dem Mann meiner Vermieterin wird. Da man ja scheinbar schon fleissig mit dem Ausräumen der Wohnung beschäftigt ist. Die wissenschaftlichen Bücher können nur von ihm sein. Er war mal Lehrer oder Oberstudienrat oder so.

Soll ich bei den im Haus wohnenden Kindern klingeln und mein Beileid ausdrücken? Wie verhalte ich mich dem hinterbliebenen Ehemann gegenüber? Wie gesagt, wir hatten an sich Jahre keinen Kontakt und er ist sehr schwerhörig. Wobei ich bei den Kindern ( es wohnt nur das "Vermieterehepaar" mit im Haus an sich noch ein wenig anders denke. Als meine Mutter vor gut zwei Jahren verstarb, sprach mich auch keiner an. Er meinte mal zu mir, er habe meinem Vater ein Trauerkärtchen geschickt und ja schon mit meinem Vater gesprochen. Ich dachte damals nur, an sich bin ich ja die Tochter und mir wünscht er kein herzliches Beileid oder so. Beom Tod seiner Eltern habe ich ein Trauerkärtchen geschrieben.

Und in mir sind soviele Fragen. Und ich bin traurig. Auch wenn sie schon so alt war, irgendwie hat sie es halt so lange geschafft. :-(

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Es ist natürlich schon unangenehm, wenn man als Wohnungsnachbar im gleichen Haus keine Mitteilung darüber erhält das ein Bewohner des Hauses verstorben ist.

Doch solltest du es nicht so persönlich nehmen, denn deine Vermieter lebten schließlich in den letzten Jahren ihr eigenes zurückgezogenes Leben, in dem du als Nachbar sicherlich keine Rolle mehr gespielt hast.

Daher würde ich nun nachdem du die Todesnachricht bekommen hast, eine Beileidskarte versehen mit einer Trauerbekundung, und vielleicht ein paar kurze aufmunternde Worte aus alten Zeiten schreiben und sie dem alten Herren zukommen lassen. Eine Teilnahme an der Trauerfeier sollte dabei allerdings nichts im wege stehen.

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» pikas52 » Beiträge: 41 » Talkpoints: 1,30 »


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