Tatort im Fernsehen

vom 14.07.2009, 22:45 Uhr

Lebt der gute alte Tatort im Fernsehen noch? Früher war es ja wohl mal der Straßenfeger, aber da gab es auch noch keine Privatsender. Manche Folgen gucke ich ganz gern, wenn ich Lust auf Nostalgie habe.

Da gibt es doch noch eine fast heile Welt, vom Mord mal abgesehen, und der Mörder war immer der gärtner, oder der Butler. Aber so richtig zeitgemäß ist das nicht mehr, oder? Die Welt draußen ist irgendwie anders, es gibt Drogen, es gibt Menschenhandel und keiner mordet mehr, um sich ein Erbe zu erschleichen. Hat sich der Tatort im Fernsehen eigentlich überlebt?

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Ich würde keinesfalls sagen, dass der Tatort im Fernsehen sich überlebt hat. Ich kenne viele leidenschaftliche Tatort-Fans - und das in allen Alters- und Gesellschaftsklassen.

Wenn man sich wie ich - als leidenschaftlicher Tatort-Gucker - alten und neuen Folgen immer wieder anschaut, dann merkt man, dass sich über die Jahre immer wieder Veränderungen abzeichnen, die den Tatort auch heute noch aktuell und realistisch erscheinen lassen.

Immerhin besteht diese Serie schon seit über 30 Jahren und hat sich praktisch mit der Technik, den Ansprüchen der Zuschauer und den Fakten und Umständen des normalen Lebens immer weiter mit entwickelt. Ich glaube, wenn dem nicht so wäre, dann wäre auch diese Serie schon lange aus dem Programm verschwunden.

War es früher der klassische Krimi - der fleißige Kommissar, die braven Assistenten, die biederen Bürger und die fiesen und bösen Täter - so sind heute manche Tatort-Folgen am Rande des spannenden Thrillers, andere mit einem Touch von „Heimatfilm“ (positiv gemeint) und wieder andere bewegen sich deutlich in Richtung Comedy oder Charakterstück. Die früher eher unfehlbaren Kommissare sind immer mehr zu „normalen“ Menschen geworden, die neben ihrer Arbeit für die Mordkommission ein sehr eigenes Privatleben mit führen.

Auch die Themen sind meiner Meinung weiterhin lebensnah. Da geht es heute aktuelle Themen wie Ausländerfeindlichkeit, Sterbehilfe, Korruption in Politik und Wirtschaft, das Ausnützen von Arbeitnehmern, Mobbing, Gewalt gegen Kinder und vieles mehr - das ist definitiv keine „heile Welt“. Und die Tat an sich ist oftmals kein „gemeiner Mord“ mehr, sondern steht in engem Zusammenhang mit genau diesen Problemen und Themen unserer Zeit.

Ich glaube, was den Tatort dazu noch „am Leben hält“ sind die wechselnden Schauplätze, in denen sich das jeweilige Lokalkolorit kombiniert mit den dort lebenden Menschen widerspiegelt. Und das, ohne zu pauschalisieren und oft mit einer mehr oder weniger großen Portion Humor und Selbstkritik.

» raggy » Beiträge: 127 » Talkpoints: 13,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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