"Arbeit nur für Deutsche" ausländerfeindlich?

vom 10.07.2009, 14:54 Uhr

Hallo,

Neulich sass ich am späten Nachmittag zuhause, und da das Wetter schlecht war und mir gerade nicht der Kopf nach Malerei oder Lyrik stand, habe ich einfach mal den Fernseher eingeschaltet. Es wäre ja auch mal interessant, zu sehen, was aktuell so überall läuft, dachte ich mir. Dabei schaltete ich auch auf einem Regionalsender vorbei, bei dem gerade die ersten Vorabendnachrichten liefen.

"Für Deutsche haben wir immer Arbeit.", sagte gerade in diesem Moment, als ich diesen einen Regionalsender einschaltete, eine ältere Frau, die sich aber durchaus noch im berufstätigen Alter befand. Sie war wohl, wie sich dann herausstellte, die Leiterin eines Unternehmens. Darauf, dass sie wirklich betont gesagt hatte, für Deutsche gäbe es bei ihr immer Arbeit, wurde nicht weiter eingegangen.

Ich persönlich frage mich nun, ob das denn jetzt als ausländerfeindlich betrachtet werden könnte, oder nicht. Ist es gesellschaftlich verpönt, solche Sätze von sich zu geben? Oder gilt das als ganz normal und nicht zu kritisieren? Ist es denn überhaupt rechtlich einwandfrei, Arbeitsplätze nur an Deutsche zu verteilen, oder bezieht das Anti-Diskriminierungs-Gesetz diese Thematik auch mit ein? Dass man in diesem Fall den Bewerber einfach mit einem anderen Vorwand ablehnen würde, wenn man es aufgrund der Nationalität nicht darf, dessen bin ich mir natürlich absolut bewusst.

Ich persönlich muss zugeben, als erstes kamen mir bei diesem einen Satz die Parolen von NPD und Co. in den Sinn, die "Arbeit nur für Deutsche" und ähnlich lauten. Irgendwie finde ich es auch merkwürdig, Menschen nicht nach ihrer Qualifizierung, sondern nach ihrer Nationalität auszuwählen. Ich persönlich würde mich, wenn zwei Menschen vor mir stünden, und ich einen als Angestellten wählen sollte, lieber daran halten, wer die besseren Fähigkeiten hat. Da wäre es mir doch egal, ob einer nun Deutscher und der andere Grieche wäre, oder der eine hellhäutig und der andere dunkelhäutig. Das ist aber auch nur meine eigene, subjektive Meinung.

Wohlgemerkt soll es hier um Menschen gehen, Deutsche und Ausländer, die in Deutschland leben und auch eine offizielle Arbeitsgenehmigung in diesem Land haben. Nicht darum, extra neue Einwanderer aus dem Ausland herzuschaffen, um sie hier arbeiten zu lassen. Vielleicht geht es auch weiter und "Ausländer" bezieht sogar die Kinder von Einwanderern mit ein, die hier geboren worden sind und auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Ich weiß, in den Köpfen vieler Menschen sind das immernoch "Ausländer", weil sie "so aussähen".

Natürlich kann ich aber auch verstehen, wenn Menschen sich beklagen, obwohl sie schon "immer" hier lebten, bekämen sie keine Arbeit. Aber im Gegensatz dazu würde ein Einwanderer, der noch nicht ganz so lange in Deutschland lebt, und der eventuell auch wieder zurück in sein Heimatland reist, den Beruf bekommen. Den Ärger dahinter kann ich verstehen.

Aber ist es dennoch richtig, Deutschen den Vorrang gegenüber Ausländern oder Menschen mit einem ausländischem und einem deutschen Elternteil zu geben, wenn es um Einstellungen für Arbeitsplätze geht? Oder kann man das schon als diskriminierend betrachten?

Eine Ungleichbehandlung von Menschen ist es ja, schon ganz objektiv betrachtet.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde das schon als diskriminierend betrachten, wenn man das so sagt. Das impliziert ja schon, dass man "für Ausländer aber keine Arbeit hat". Ich fürchte aber sogar, dass solche Anwandlungen aufgrund der miserablen Wirtschaftslage wohl eher zu- als abnehmen werden. Je mehr Arbeitslose es gibt, desto mehr Entscheidungsspielraum haben die Arbeitgeber und desto mehr können sich diese dann natürlich auch erlauben.

Es ist aber auf der anderen Seite überhaupt schwierig mit der Diskriminierung bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Denn was ist denn mit anderen Kriterien? Es wird ja leider oft viel mehr nach Sympathie bzw. dem äußerlichen Erscheinungsbild und Auftreten gegangen als nach den reinen Fähigkeiten eines Mitarbeiters. So gesehen ist das ja auch Diskriminierung, aber nachweisen kann man so etwas ja nicht.

In Amerika ist es anders, zumindest bestehen da auf dem Papier sehr strenge Anti-Diskriminierungsgesetze - deshalb darf man dort bei einer Bewerbung kein Passbild beifügen und auch bestimmte Angaben zu Religion, etc. fehlen im Lebenslauf. Aber spätestens beim Bewerbungsgespräch kann man sich, seine Herkunft, sein Aussehen bzw. Auftreten ja auch nicht mehr verstecken, also ist der Nutzen hier auch eher fragwürdig.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Leider habe ich das nicht im Fernsehen gesehen und so ist es schwieriger etwas darüber sagen zu können. An sich und nach deiner Beschreibung finde ich es aber schon komisch.

Eventuell ist es auch nur etwas unglücklich ausgedrückt und man will klar stellen, dass wenn man Arbeit will, auch welche bekommt in Deutschland. Und eventuell schließt das nunmal auch in Deutschland lebende Ausländer mit ein. Es ist eben fraglich, wie genau man Ausländer definiert (für sich persönlich, nicht der gängigen Definition nach).

Natürlich will man, dass Deutsche Arbeit haben, aber ich finde nicht, dass man das so trennen sollte. Denn es macht tatsächlich den Eindruck, als schließe man Ausländer aus und das ist dann schon diskrimienierend. In einigen Berufen kann ich mir vorstellen, dass man da gute, bzw. sehr gute Deutschkenntnisse haben muss. Aber mancher Ausländer hat mehr auf dem Kasten, als ein Deutscher. Das kann man ja nicht anhand der Nationalität festmachen, schließlich gibt es auch genug ausländische Mitbürger, die sehr gut deutsch sprechen können.

Man sollte tatsächlich nach Können und auch Sympathie entscheiden und nicht nach der Nationalität.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Da du den Beitrag anscheinen nicht ganz gesehen hast, betrachte ich das erst mal als eine Aussage, die aus dem Zusammenhang gerissen ist. Natürlich klingt die Aussage so erst mal krass, aber wie gesagt - du hast ja nicht gesehen was davor gesagt wurde und deshalb möchte ich darüber nicht urteilen.

Bei einigen Jobs ist eine bestimmte Staatsangehörigkeit schon ein Hindernis, einem Bekannten von mir ist zum Beispiel mal ein Geschäft geplatzt, weil er wegen seiner amerikanischen Staatsangehörigkeit kein Visum bekommen hat. Aber viel häufiger kommt es wahrscheinlich vor, dass man in seinem Job mit einem bestimmten Kundenkreis zu tun hat, der bestimmte Vorurteile hat.

Ich bin da sehr zwiegespalten, einerseits finde ich es natürlich ziemlich daneben wenn Menschen diskriminiert werden und natürlich sollte bei einem Job die Qualifikation im Vordergrund stehen.

Andererseits finde ich es aber besser, wenn ein Chef in seiner Jobausschreibung klar sagt was er will und was er nicht will, weil man dann einfach sofort weiß, auf welche Jobs man sich gar nicht erst bewerben muss. So erspart man sich die Enttäuschung. Denn jemand, der keinen "Ausländer" (egal wie er das Wort nun genau definiert) einstellen will, wird das nicht tun, egal ob er das nun in seine Anzeige schreiben darf oder ob er das als offiziellen Grund für eine Nichteinstellung nennen darf oder nicht. Dann sagt er dem Bewerber eben, dass er nicht ins Team passt oder was man sonst so an Standardformulierungen kennt, für den Bewerber macht das keinen Unterschied.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Hallo,

Vielleicht sollte ich klarstellen, dass es mir nicht darum geht, ob diese Frau, die dort im Fernsehbeitrag eine Wortäußerung machte, rassistisch sei oder nicht. Selbst, wenn sie es wäre, dann wäre das zwar schade, aber ich wüsste dennoch nicht, wieso ich mich über eine Person, die am anderen Ende des Landes lebt und der ich wohl auch niemals begegnen werde, unnötig aufregen sollte. Da gibt es direkt hier bei mir vor Ort einige Dinge, die wären eine gewisse Wut eher wert, beispielsweise die zunehmenden "Missionierungsversuche" der NPD, die hier mittlerweile an jedem Bahnhof "Infostände" aufbaut, beziehungsweise dass soetwas in dem Maß genehmigt wird.

Es ging mir nur darum, ob man die Aussage "Arbeit nur für Deutsche" beziehungsweise "Für Deutsche haben wir immer Arbeit." allgemein als ausländerfeindlich bezeichnen könnte, beziehungsweise ob das als ausländerfeindlich wahrgenommen wird, oder nicht. Sprich, wo die Grenzen zur Ausländerfeindlichkeit liegen. Mich interessierte einfach, ob die meisten Leute hier diese Aussagen diskriminierend oder gerechtfertigt finden. Mich kümmert das Stimmungsbild in der Gesellschaft. Sicherlich spiegeln die User von Talkteria nicht 1:1 die Gesellschaft "da draußen" wieder, aber Hinweise kann man den hier geäußerten Meinungen sicherlich schon entnehmen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo!

Also für mich ist so eine Äußerung ganz klar ausländerfeindlich! Ich finde gerade heutzutage wo man immer öfter solche Sätze hört, sollte man das nicht beschönigen. Auch in meinem Bekannten- und Freundeskreis sowie meiner Familie fallen des Öfteren unbedacht ausländerfeindliche Sätze. Natürlich muss man auch sehen, dass einige Ausänder (die nach Deutschland eingewandert sind) nicht gewillt sind die deutsche Sprache zu lernen und teilweise selber die Kultur "unseres" Landes nicht zu tolerieren bereit sind. Dass man so jemanden ungern einstellt, ist nun auch verständlich.

Ich denke man muss einfach vorsichtig sein, was man sagt und vor allem wie man es sagt!

Um auf den Fernsehbeitrag einzugehen: Ich habe vor einigen Monaten einen Bericht gesehen und da hat doch wirklich der "Bürgermeister" (vielleicht war er auch nur Gemeinderat o.ä.) stolz verkündet, dass in "seiner" Gemeinde keine Ausländer mehr wohnen, da man sich derer erfolgreich entledigt hat. Die Vermieter haben sich schlicht geweigert an Ausländer zu vermieten. Wen wundert es da noch, dass die deutsche Vergangheit nicht ruht...

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo,

Das mit dem Bürgermeister, was du da erzählst, ist ja schrecklich! Falls du es irgendwo nachlesen kannst oder jemanden kennst, der Genaueres weiß, wäre es gut, wenn du hier schreiben könntest, wo man mehr darüber nachlesen kann, oder zumindest, um welche Stadt es sich dabei handelte.

Ich denke, das Problem vieler Menschen ist, dass sie nicht differenzieren wollen. Sie sehen Menschen lieber als Klischees und werfen sie in Schubladen. Auch nach ihrer Nationalität. Da gibt es dann im Kopf nur "die Ausländer", auch, wenn alle Ausländer anders sind. Wenn es solche Vorurteile nicht gäbe und Menschen jeden Mitmenschen einfach als Individuum sähen, dann gäbe es wohl auch keinen Rassismus und keine Ausländerfeindlichkeit mehr.

Ich persönlich finde übrigens auch, dass es ausländerfeindlich ist, Ausländern ohne Beachtung ihrer Qualifikation einen Arbeitsplatz zu verweigern. Der Spruch, den ich gehört habe, ist tatsächlich grenzwertig. Vielleicht hat sich die Frau missverständlich ausgedrückt. Aber wenn es wirklich so gemeint war, dass sie nur Deutsche anstellt, dann finde ich das schon inkorrekt. Selbst, wenn sie schon einmal ausländische Arbeitskräfte gehabt haben sollte und von diesen enttäuscht wurde, so rechtfertigt das meiner Meinung nach nicht, alle Ausländer in einen Sack zu werfen und als arbeitsuntauglich zur Seite zu schieben.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich sehe zwischen den beiden Sätzen Arbeit nur für Deutsche und Für Deutsche haben wir immer Arbeit schon einen großen Unterschied. Der erste Satz ist für mich ganz klar diskriminierend und ich finde ihn ausländerfeindlich. Denn da ist ja die ganz klare Aussage, dass man anderen Nationalitäten und vielleicht auch Rassen nur ungern Arbeit gibt - ungern bedeutet in dem Fall, nur wenn man sonst starke Beeinträchtigungen zu befürchten hat.

Der zweite Satz kann zwar je nach Kontext auch ausländerfeindlich sein, muss es aber nicht. In meinem Bekanntenkreis gibt es auch einige Landwirte, die schon häufiger befragt wurde, ob sie denn keine Deutschen einstellen würden. Da könnte auch ein solcher Satz fallen und der wäre dann absolut nicht ausländerfeindlich gemeint. Der würde dann eher bedeuten, dass man mit den Deutschen als Arbeitnehmer nicht zufrieden ist, weil die ganz schnell wieder aufgeben, und so gesehen ein Lob für die (Saison-)Arbeiter anderer Nationalitäten sein, weil die eben härter im Nehmen sind.

Sicher kann der oben zitierte Satz auch ausländerfeindlich gemeint sein, aber das ist dann doch schon stärker vom Kontext abhängig.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo!

@ Wawa 666: Leider kann ich mich kaum mehr daran erinnern, da das schon ziemlich lang her ist und ich habe auch leider erst gegen Ende des Beitrags rein geschaltet... Ich fand es einfach unglaublich dreist so etwas stolz (!) im Fernsehen zu erzählen!

Ich glaube, dass man den Satz, den die Dame im TV gesagt hat nicht überbewerten soll, da es aus dem Kontext gerissen war und wir nicht wissen was die Frage war oder das Thema. Es ist gut möglich, dass es hier zum Beispiel um die Sprachqualifikationen ging. Ich möchte Ausländerfeindlichkeit keinesfalls in Schutz nehmen, aber vorschnelles Urteilen ist auch nicht ok! Der Satz an sich ist sicher mehr als kritisch, aber ohne Kontext ist es schwer zu beurteilen, ob die Dame tatsächlich ausländerfeindlich ist, oder sich nur ungut ausgedrückt hat!

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne den besagten Fernsehbeitrag nicht, finde die Aussage der Frau allerdings grenzwertig, zumindest in der Form, in der sie hier wiedergegeben wurde. Falls die Frau wirklich zum Ausdruck bringen wollte, dass sie für einen Deutschen immer einen Arbeitsplatz hat, während sie für einen Ausländer mit der gleichen Qualifikation keine Arbeit hat, finde ich die Aussage eindeutig rassistisch.

Mich interessiert, um welche Art von Unternehmen es sich bei der Firma dieser Frau handelt. Auch wenn ich Ausländerfeindlichkeit nicht entschuldigen möchte, gibt es doch Punkte, über die man nachdenken sollte, bevor man jemandem ein rassistisches Verhalten unterstellt.

Zum einen sollte man sich anschauen, um welche Art von Unternehmen es sich handelt. In einer großen Fabrik mit Fließbandarbeit dürfte es ziemlich egal sein, ob jemand die deutsche Sprache in Wort und Schrift perfekt beherrscht. Für viele dieser Jobs werden auch keine besonderen Bildungsabschlüsse verlangt, so dass es in diesen Bereichen egal ist, ob man die Arbeit an einen deutschen oder an einen ausländischen Bewerber vergibt. Falls es sich um einen Job mit Kundenverkehr handelt, sollte zumindest sichergestellt sein, dass der Mitarbeiter mit den Kunden in deutscher Sprache in einer angemessenen Form kommunizieren kann. Wenn ein ausländischer Bewerber gute Deutschkenntnisse hat und die anderen üblichen Anforderungen erfüllt, sehe ich keinen Grund, warum man ihn nicht einstellen sollte.

Ich denke, dass man als Arbeitgeber bei Bewerbern nur darauf schauen sollte, wie gut sie die ihnen gestellten Anforderungen erfüllen können. Hautfarbe, Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung und Geschlecht haben hierbei absolut nichts zu suchen. Dennoch wird diesen Faktoren nach wie vor zuviel Bedeutung beigemessen. Das Antidiskriminierungsgesetz verbietet zwar Vorverurteilungen und Diskriminierung aufgrund dieser Faktoren, allerdings werden Bewerber dann einfach aus anderen Gründen abgelehnt, so dass der Konflikt mit dem Gesetz umgangen wird.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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