Verbot von MMA in Deutschland

vom 09.07.2009, 17:22 Uhr

In Zuammenhang mit dem ersten UFC Kampf in Köln ist die Diskussion um MixedMartialArts aufgekommen bzw. ihrem "Nutzen" für die Gesellschaft. MixedMartialArts oder MMA ist ein Kampfsport. Er unterscheidet sich zu sog. Kampfkünsten (wie z.B.: Karate, Kung-Fu, Wing-Tsun, Taekwon Do) dadurch, dass der sportliche Ehrgeiz den größten Teil der Motivation ausmacht. Der Wettbewerb ist das Ziel, d.h. man will besser sein als der Andere. Bei Kampfkünsten hingegen steht die Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund. Das Ziel ist es mit sich selbst "ins Reine zu kommen". Auch wenn das jetzt überheblich klingen mag bedeutet es im Prinzip nur, dass ein Kampfkünstler sich selbst als größten Gegner hat.

MMA ist an und für sich keine eigenständige Kampfsportart sondern ein Regelwerk, welches aus verschiedenen Kampfsportarten zusammengestellt wurde. Ähnlich dem K1, welches eine "offene Plattform" ist, auf der sich Kämpfer unterschiedlichster Stylrichtungen begegnen und nach einem für Alle geltenden Regelwerk kämpfen.

MMA beinhaltet neben Elementen aus dem Kick- und Thaiboxen auch diverse Elemente aus dem Jiu-Jitsu, Judo oder aber auch aus dem Ringen. Die Kombination von diesen, so unterschiedlichen, Kampfsportarten erlaubt es, dass beispielsweise dem Gegner, der mit dem Rücken auf dem Boden liegt noch mit den Ellbogen zum Kopf geschlagen wird. Ein weiterer, oft vorgebrachter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die Kämpfe in einem sechseckigen Käfig statt finden.

Kritiker dieses Sportes haben es geschafft, dass nicht volljährige Personen der Zugang zu dem am 13.6. in Köln statt gefundenen Veranstaltung verwährt geblieben ist. Allerdings ist ihnen das nicht genug. Sie fordern ein Verbot von MMA in Deutschland.

Meine Frage ist jetzt, ob man MMA eurer Meinung nach als Sport bezeichnen kann und ob ihr ein Verbot unterstützen würdet. Hier dazu einige Anregungen meinerseits.

MixedMartialArts ist, wie eingangs bereits erwähnt, eine Kompilation diverser Kampfsportarten. Die Kombination von Muay-Thai (Thaiboxen) und Ringen erlaubt es beispielsweise, dass man den Gegner zu Fall bringen kann, und dann auf den am Bodenliegenden mit Ellbogenstößen einschlagen darf. Diese gern gezeigten Bilder zeugen von einer unglaublichen Brutalität, sodass der Eindruck entsteht, hier werden Leute ohne Regeln auf einander losgehetzt.

Die Idee, die hinter MMA steckt, war den perfekten Kämpfer zu finden. Ein Beispiel: Was bringt es einem TaekwonDoka wenn er einem Straßenkämpfer gegenüber steht, der als einziges Ziel sieht, seinen Gegner auf den Boden zu bekommen und ihm dann aus dem Stehen oder Sitzen bis zur Bewusstlosigkeit, oder sogar schlimmer, zu prügeln. MMA ist also die Suche nach einem Allrounder, wie z.B.: beim Mehr- oder Vielkampf in der Leichtathletik. Biathlon würde auch als hinreichendes Beispiel gelten, da auch hier nur der gewinnt, der sowohl die körperliche Kraft und Ausdauer für den Skilanglauf als auch die Ruhe und geistige Stärke für das Schießen besitzt.

Viele Leute klagen über einen Qualitätsverlust beim MMA gegenüber klassichen Kampfsportarten/-künsten. Vergleicht man aber die Ergebnisse eines Fünfkämpfers mit denen, der auf eine Disziplin spezialisierten Einzelsportlers, stellt man ebenfalls eine Leistungsdifferenz fest. Die Sauberkeit fällt also der Vielseitigkeit zur Last und wird reduziert.

Wenn Leute nun behaupten, dass MMA außergewöhnlich hart ist, mögen sie vielleicht sogar Reacht haben. Allerdings gibt es genügend Gegenbeispiele, dass andere brutale Kampfsportarten gesellschaftstauglich sind. Boxen ist hier lediglich ein Paradebeispiel. Das wird selbst in den öffentlich/rechtlichen Sendern übertragen und auch hier gibt es regelmäßig "hässliche Zwischenfälle", ganz zu schweigen von der Tatsache, dass auch hier schon Leute zu Tode gekommen sind.

Ein Jugendschutz ist meiner Meinung nach sinn- und wertvoll, um Minderjährige noch nicht mit dieser Art von Sport zu konfrontieren. Allerdings kann ich das Verlangen nach einem Verbot nicht verstehen, da Boxen beispielsweise auch nicht verboten ist und meiner Meinung nach genauso zur Nachahmung verleiten kann. Es werden auch z.B.: keine Küchenmesser verboten, obwohl in unzähligen Filmen damit Leute erstochen werden.

» de_Man » Beiträge: 1 » Talkpoints: 2,00 »



Ich ärgere mich immer wieder maßlos darüber, dass solche Diskussionen überhaupt aufkommen müssen. Meiner Meinung nach soll man sich, wenn man will, den Sport ansehen oder man lässt es eben.

Da ich selbst auch Thaiboxen und MMA betreibe, möchte hier mal folgendes aus meiner Sicht richtigstellen.

Zuerst einmal zu deiner Aussage, dass bei MMA immer der Wettbewerb das Ziel sei. So eine Aussage lässt sich vielleicht über einen Sportler treffen, nicht jedoch über alle MMA-Kämpfer. Ich würde deine pauschalisierte Aussage jedoch eher umdrehen, aus meiner Erfahrung suchen sehr viele MMA-Kämpfer nicht den Wettbewerb, sondern vor allem die eigenen Grenzen. Ein guter Kampfsportler sieht aus meiner Sicht in sich selbst seinen besten Gegner.

In der Akademie, in welcher ich trainiere, steht immer der Respekt vor dem Gegner im Vordergrund. Es mag sein, dass dies hier auch aus dem Muay Thai übernommen wurde und andererorts anders gehandhabt wird, jedoch finde ich, dass man ohne Respekt vor dem Gegner keine Kampfsportart betreiben kann.

Der Grundgedanke des MMA, den Kämpfer zu einem "Allround-Talent" zu machen, ist sicherlich der Grund für die Härte und Brutalität dieses Kampfsportes. Jedoch sollte man hierbei Bedenken, dass Personen, die MMA betreiben, körperlich lange Zeit robust gemacht wurden sowie auch der Geist dieser Personen im Normalfall ein sehr starker ist. Sie haben eine ganz andere Einstellung zu Schmerzen als der Ottonormalbürger. Hier übernehmen sicherlich auch viele ein Credo des Muay Thai, "der Schmerz ist dein Freund". Wenn jemand MMA betreibt, ist also keinesfalls davon auszugehen, dass er das Risiko, verletzt zu werden, nicht kennt. Jeder der Kämpfer weiß, dass er mit der Entscheidung, das Oktagon (die Kampffläche) zu betreten, das Risiko einer Verletzung auf sich nimmt.

Was ich an dem Anfangspost leider überhaupt nicht verstehe, ist, warum du einen Jugendschutz als sinnvoll erachtest. Sicher mögen beispielsweise Fernsehübertragungen von UFC-Kämpfen äußerst brutal wirken, doch mit den richtigen Erklärungen des Kommentators kann man so sicher einige Jugendliche ab circa 12 Jahren zu diesem meiner Meinung nach fantastischen Sport hinführen. Ich selbst bin 14 Jahre alt und kann nur berichten, dass Thaiboxen und auch auch MMA eine hervorragende Fitnessübung, ein gutes Konzept zur Selbstverteidigung sowie ein sehr guter Ausgleich zum Alltag darstellen.

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» snypa95 » Beiträge: 95 » Talkpoints: 0,16 »


Ich als MMA Trainer sage hier nur No Face! Und Jesus liebt euch! Ich würde da gar nicht weiter drauf eingehen. Das ist wie immer in Deutschland irgendwer beschwert sich zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle und schon hat man ne Debatte voller Schwachsinn am Bein kleben. Ich hoffe wirklich dass die Leute eines Tages mal zur Vernunft kommen werden und vielleicht mal die Verletzungen in den MMA und im Fußball gegeneinander halten und dann können sie ja entscheiden welcher Sport verboten gehört.

» Yalcinator » Beiträge: 450 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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