Nebelkerze: Arbeitsmarktstatistik
Man kennt es ja, dass auf Seite 1 der Tageszeitung immer wieder von Massenentlassungen zu lesen ist. Doch gleichzeitig spricht man oft von den wohl niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit Monat/Jahr XY, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sehen dann auch nicht mal so schlecht aus. Auch bei den Arbeitslosenzahlen wird mächtig getrickst.
Im Februar 2008 zum Beispiel meldete die Bundesagentur für Arbeit 3,6 Millionen arbeitslose. Zuerst wird man sicherlich denken, dass das ja eigentlich in Ordnung ist, denn der Rest der Einwohner (abzüglich Rentner, Schüler) haben ja einen Job, aber dem ist natürlich nicht so.
Wenn man Arbeitslos ist und auf Staatskosten an einer Berufsqualifizierungsmaßnahme teilnimmt, dann gilt man offiziell schon gar nicht mehr als arbeitslos, dass heißt man ist in den 3,6 Millionen Arbeitslosen nicht mit eingerechnet.
Im Februar des Jahres 2008 nahmen rund 1,4 Millionen Arbeitslose an einer solchen Berufsqualifizierungsmaßnahme teil. Und sogar das Gesetz gibt vor, dass Arbeitslose die an solchen Maßnahmen zur aktiven Arbeitsmarktpolitik teilnehmen nicht als arbeitslos gelten (§ 16 Arbeitslose, SGB III)
Wenn man arbeitslos ist und über 58 Jahre, dann gilt man auch nicht mehr als arbeitslos, nach zulesen in § 428, SGB III. Auch die Ein-Euro-Jobber, die neben dem Arbeitslosengeld etwas dazuverdienen werden nicht als Arbeitslos gezählt. Im Februar 2008 hatten wird rund 287.000 Ein-Euro-Jobber. Arbeitslose die auf Grund einer Krankheit nicht mehr arbeiten können, gelten ebenfalls nicht als arbeitslos. Es gibt eine Menge solcher Ausnahmen, die offiziell als nicht arbeitslos gelten.
Um wieder auf das Beispiel vom Februar 2008 zurückzukommen. Laut Bundesagentur für Arbeit hatten wir damals 3,6 Millionen Menschen ohne Arbeit. Folgende Zahlen stammen ebenfalls von der Bundesagentur für Arbeit: Empfänger Arbeitslosengeld I insgesamt 1,1 Millionen, Empfänger Arbeitslosengeld II 5,1 Millionen macht zusammen 6,2 Millionen Arbeitslose. Und 3,6 Millionen hört sich ja besser an als 6,2 Millionen ohne Arbeit.
Arbeitslosengeld II Empfänger sind ja teilweise auch in Jobs, oder minderjährig und deshalb kann man wohl nicht alle dazu zählen. Dafür kommen aber noch so einige andere hinzu. Was nicht berücksichtigt ist, sind die ganze Sperren. Zudem gibt es eine ganze Menge Menschen, die Anspruch hätten, sich aber nicht trauen, weil sie sich schämen, nicht einschränken lassen möchten oder einfach nicht in der Lage sind Hartz4 zu beantragen.
Und dann gibt es noch ganz viele Leute, die Alternativen finden. Damals waren es die Ich-AGs. Junge Leute machen oft eine Schulausbildung nach der nächsten. Ebenso gibt es ganz viele Menschen unter 30 auf dem Zweiten Bildungsweg, die teilweise nur "Schüler" sind, weil das Bafög, inkl. dem Wohngeld nicht nur etwa so hoch ist wie Hartz4, sondern man "nebenbei" auch noch Kindergeld bekommt und bis zu 400€ monatlich dazu verdienen kann. Und dabei wird man wesentlich weniger kontrolliert, bekommt keine "Vorladungen", usw. wie beim Arbeitslosengeld II.
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