Hamburger Schanzenfest: Krawalltourismus inklusive

Gestern fand in Hamburg das alljährliche Schanzenfest statt. Dies ist ein Straßenfest in der Schanze - einem vor allem für die autonome Szene bekannten Viertel. Eigentlich war das Schanzenfest die Idee eines schönen, sommerlichen Straßenfestes, doch schon seit einigen Jahren gibt es immer wieder Krawalle, bereits letztes Jahr rückte die Polizei schon mit Wasserwerfern an um in der Nacht die massive Gewaltbereitschaft unter Kontrolle zu bekommen.

Dieses Jahr sollte eigentlich kein Schanzenfest mehr genehmigt werden, doch weil man sich vermutlich gedacht hat, dass das Verbot für noch extremere Krawalle sorgen würde, wurde das Schanzenfest wieder genehmigt. Und letzte Nacht kam es trotzdem wieder zu Ausschreitungen. Barrikaden wurden gegen die Polizei errichtet, Müllcontainer in Brand gesetzt - das Feuer griff zum Teil auf Gebäude über.

Die Wasserwerfer wurden nun schon als Löschfahrzeuge eingesetzt. Spiegel Online berichtet von rund 1.000 autonomen Demonstranten, während der ein oder andere Augenzeuge meint, dass es wenig Autonome, dafür aber viele auf Krawall gebürstete Jugendliche aus allen möglichen anderen Gegenden dort waren.

Nicht nur auf dem Schanzenfest, auch zum 1. Mai und anderen Daten kommt es in bestimmten Gegenden häufig zu "berühmten" Krawallen. In Berlin Kreuzberg zum Beispiel geht es durchaus ähnlich ab. Auch hier las in diesem Jahr einige Berichte, die vor allem von Krawalltourismus berichten. Vornehmlich Jugendliche aus anderen Gegenden - häufig nicht mal aus derjenigen Stadt - reisen an um sich "das Spektakel" anzusehen, viele rennen mit, schmeißen Flaschen und Steine.

Ich kann es ehrlich gesagt kaum verstehen, warum man sich freiwillig und irgendwie grundlos an solche Orte begibt. Die Autonomen, die ja als Verursacher solcher Unruhen gelten, haben ja wenigstens irgendwie ihre Gründe, um für oder gegen irgendwas zu demonstrieren. Ob diese Gründe gerechtfertigt sind für solchen Krawall ist natürlich eine andere Geschichte.

Aber hier stehen zumindest irgendwelche Überzeugungen dahinter. Bei den zahlreichen Krawalltoursiten gibt es solche Gründe normalerweise ja nicht - sie wollen einfach nur mal mitmachen, mal dabeisein bei so was. Einen großen Adrenalinschub erleben und sich vor Freunden profilieren vielleicht. Brauchen Jugendliche von heute sowas? "Krieg spielen" an einzelnen Tagen? "Mal was erleben"?

Was ist denn nur so toll daran? Ich meine übrigens natürlich keineswegs "alle Jugendlichen". (Mir ist durchaus klar, dass es auch zahlreiche vernünftige Jugendliche gibt - ich selber bin altersmäßig ja auch nicht gerade weit davon entfernt)

Meiner Ansicht nach hätte man die entsprechenden Häuser schon längst räumen lassen sollen, aber was soll es. Mit Polizisten habe ich zwar keine negativen Erfahrungen gemacht aber einige Vorfälle in den letzen Jahren haben mir doch zu denken gegeben und ich vertraue deutschen Polizisten nicht mehr blind.

Es gibt eben aggressionsbehinderte Jugendliche, die hier einfach mal ihre Wut ausleben. Dafür gäbe es sicher nützlichere Dinge aber wenn es natürlich so tolle Steilvorlagen gibt, braucht man sich über diese Form des Aggressionsabbaus nicht zu wundern. So etwas würde eben Geld kosten und dieses Geld haben wir nicht. Dafür gibt es lieber tolle G36, die ab und zu mal etwas ungenau schießen oder Marineflieger, die nicht seetauglich sind.