Anleitung: Liköre selber machen

Meine Tante hat immer ihre Liköre selber gemacht und die waren echt super lecker. Aber leider lebt meine Tante nicht mehr und hat ihre Rezepte mit ins Grab genommen. Ich würde wie sie gern meine Liköre selber machen aber mir fehlen die Rezepte und ehrlich gesagt auch ein bisschen die Ideen was man so alles zu Likör verarbeiten kann.

Wer macht das auch selbst oder wer hat gute Adressen über die ich an Rezepte kommen kann? Ich würde mich sehr freuen wenn ich hier ein wenig Hilfe bekommen könnte.

Ich kenne ein paar sehr leckere, ausgefallene und auch günstige Likörrezepte. Leider kann ich dir keine genauen Mengenangaben nennen, ich mache das immer so nach Gefühl.

Im Spätsommer kannst du an jedem Waldrand massenweise Holunderbeeren pflücken, am besten wenn sie richtig schwarz sind. Mit einer Gabel kannst du die Beeren vom Stiel trennen, dann waschen und sehr gut abtropfen lassen. Jetzt nehme ich immer saubere Punica oder Milchflaschen und fülle sie zu 3/4 voll mit den Beeren. Dazu eine kleine Handvoll weißen oder braunen Kandis und dann die Flasche mit Korn oder Wodka auffüllen. Ich nehme lieber Wodka, der ist geschmacksneutraler. Das Ganze lässt du mindestens 4 Wochen an einem warmen Platz stehen. Ab und zu die Flasche schütteln damit sich der Zucker auflöst. Ich lasse es sogar bis zu 3 Monate stehen, dann gießt man alles durch ein Sieb und bei Bedarf kann man nochmal nachsüßen.

Im Herbst kannst du Schlehen sammeln, dass ist recht mühsam, weil sie stachelig sind und in manchen Jahren gibt es kaum Schlehen. Die Zubereitung ist fast dieselbe wie bei den Holunderbeeren, außer dass du die Schlehen vor der Zubereitung ein paar Tage einfrieren solltest, weil sie erst dadurch süß werden. Beide Liköre schmecken leider erst nach rund einem Jahr Standzeit richtig gut, vorher sind sie etwas sauer und herb.

Das ganze Jahr über kannst du Himbeerlikör machen. Dazu wieder eine Milchflasche zu 2/3 mit tiefgefrorenen Himbeeren füllen, weißen Kandis dazu, das Mark einer Vanilleschote und die Schote selbst, 3 schwarze Pfefferkörner und mit Wodka aufgießen.Jetzt wieder 4-8 Wochen ziehen lassen und durch ein sehr feines Sieb abgießen. Auch dieser Likö wird geschmackvoller, wenn man ihn noch ein paar Wochen reifen lässt, damit sich die Aromen besser verbinden.

Alle diese Liköre halten sich gut und gerne 3 Jahre, wenn sie nicht vorher getrunken wurden.

Schlehenlikör ist wirklich dass Beste was es gibt. Ansonsten nehme ich auch gerne schwarze Johannisbeeren zur Likörbereitung, die machen nicht so viel Arbeit und stehen fast unbegrenzt im Garten zur Verfügung. Ich fülle die mit der Gabel abgestreiften und gewaschenen Beeren in ein sauberes Konservenglas ohne Eigengerüche, fülle sie mit hochprozentigem Schnaps (früher hieß der Primasprit und hatte so um die neunzig Prozent Alkoholgehalt) auf so dass sie bedeckt sind und gebe Zucker dazu. Am besten den braunen Rohrzucker verwenden, es geht aber auch normaler Zucker. Auch ich kann nichts über die genaue Menge sagen, es sind aber schon ein paar Esslöffel.

Die fest zugeschraubten Konservenggläser stelle ich auf ein sonniges Fensterbrett und lasse sie dort einige Zeit stehen. Täglich wird einmal kurz geschüttelt damit sich der Zucker besser verteilt und auflöst. Nach ungefähr drei Monaten fülle ich den Schnaps in eine schöne Flasche oder eine Karaffe um. Die Früchte nicht wegwerfen! Entweder zum Eis essen oder in den Tee oder Glühwein geben. Gerade in der kalten Jahreszeit macht sich das gut.

Hier noch zwei kuriosere Rezepte aus meiner Jugendzeit. Man nehme eine Flasche billigen weißen Fusel und gebe ein bis zwei piri-piri dazu. Das sind die ganz scharfen Minipeperonis. Nach etwa zwei Wochen ist deren Schärfe in den Schnaps übergegangen. Das ist nur was für ganz Harte. Die etwas softeren mögen vielleicht Apfellikör. Hier nimmt man einen guten und aromatischen Apfelsaft, gebe etwas Bittermandelaroma (vom Backen) dazu und je nach Geschmack und gewünschtem Alkoholgehalt eine Flasche Korn. Das schmeckt auf jeden Fall besser als die ganzen Fruchtimitate.

Falls du gerne Lakritz magst, hätte ich da noch ein Rezept für Lakritzlikör anzubieten. Dazu brauchst du zwei Tütchen "Türkisch Pfeffer". Das sind dänische Lakritzbonbons mit flüssigen Lakritz in der Mitte. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob die hier zu haben sind. Ich bringe Sie mir immer aus dem Urlaub von dort oben mit. Auf alle Fälle bekommst du sie aber im Internet, da habe ich Sie auch schon einmal bestellt.

Die Bonbons kommen in eine Flasche mit großer Öffnung. Diese füllst du dann mit einer Flasche Wodka auf und lässt Sie mehrere Tage stehen. Zwischendurch kannst du sie immer mal wieder ein bisschen schütteln, dann lösen sie sich bekanntlich schneller auf. Nach spätestens einer Woche kannst du ihn dann genießen. Sollte er dir zu stark sein, kannst du ihn mit ein bisschen Wasser mildern.

Ich mache auch mal ab und zu das ein oder andere Likörchen selbst. Mein absoluter Favorit dabei ist der Zitronen-Ingwer-Likor. Ich habe leider auch keine genauen Mengenangaben aber im Endeffekt schneidest du Ingwer sehr klein, presst zwei oder je nach Geschmack mehr Zitronen aus, reibst den oberen Teil der Schale ab und gibst das alles in einen Topf. Das Ganze wird mit etwas Zucker aufgekocht und kommt dann in eine Flasche, dazu wird dann der Rest der Flasche (es sollte eine Flasche mit ca. 0,5 Litern Fassungsvermögen sein) mit Vodka gefüllt. Das wird dann vier bis sechs Wochen stehen gelassen, ab und zu mal durchgeschüttelt und nach Ablauf der Zeit gesiebt, sodass die Flüssigkeit keine Stückchen mehr enthält. Dieser Likör schmeckt sehr lecker. Einige Rezepte lassen sich hier finden.