Zivi oder FSJ?

vom 26.06.2009, 13:17 Uhr

Ich mache nächstes Jahr Abitur. Anschließend darf ich Wehrdienst bzw. Ersatzdienst ableisten. Da ich es strikt ablehne zur Bundeswehr zu gehen, bleiben für mich die Optionen Zivildienst zu leisten oder ein Jahr ein Freiwilliges soziales Jahr zu machen. Ich bin sozial sehr engagiert, aber auch politisch. Bisher konnten mich am meisten die Beschreibung des FSJ Politik (das in Niedersachsen aber noch ein Pilotprojekt ist) überzeugen.

Ich habe das Gefühl, dass das FSJ viel mehr Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung bietet. Das Arbeiten scheint viel selbständiger und freier. Neben 25 Tagen Seminare soll man ein eigenes Projekt realisieren.

Natürlich ist es stark abhängig von der Zivildienststelle, was man machen muss, aber ich habe immer den Eindruck, dass Zivis oft als billige Arbeitskräfte gesehen werden. Dafür sollen Zivis mehr Geld als FSJ'ler bekommen? Was für Erfahrungen habt ihr mit dem freiwilligem sozialen Jahr bzw. mit dem Zivildienst gemacht? Was für Zivildienststellen findet man im sozialen Bereich (Jugend/Kinderpflege) oder im Politischen?

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» mich » Beiträge: 665 » Talkpoints: 2,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mein Sohn hat gerade das Problem, dass er Anfang des Jahres gemustert wurde und jetzt noch ganz schnell eine Stelle finden muss (er bekommt heute sein Abiturszeugnis). Gerade die Stellen im FSJ sind rah gesät, also bewirb dich möglichst schnell.

Mein Sohn hat sich für ein ökologisches Jahr interessiert, aber auch ein kulturelles sah vielversprechend aus. Beim Ersten kann man unteranderem in Umweltorganisationen arbeiten. Auch dort ist oft eine politische Ausrichtung. Im kulturellen Bereich ist dann ehr Kunst oder Theater angesagt. Also Austellungen betreuen, archivieren, oder aber Theaterstücke mit vorbereiten, dann meist mit politischem/sozialkritischem Hintergrund.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo!
Also ich kann, da weiblich :wink: , nur aus dem Bekanntenkreis berichten. Meine Mum arbeitet als Heilerziehungspflegerin, sehr lange war sie in einem Diakonischen Integrationskindergarten, jetzt ist sie im Förderbereich einer Behindertenwerkstadt.

Ich weiß ja nicht, was im sozialen Bereich dich besonders interessiert. Bei meiner Mum waren aber immer auch Zivis und die waren auf keinen Fall nur "billige Arbeitskräfte" . Natürlich ist man in solch einer Einrichtung "eingeplante Arbeitskraft" die halt schon weniger bekommt, als ein Angestellter sonst. Aber es ist eine tolle Gelegenheit in dem Bereich reinzuschnuppern. Und du brauchst dir da auch keine Sorgen machen (ok, Ausnahmen gibt es sicher immer) das du nichts sinnvolles tust. Du bist mit für die Gruppe verantwortlich, und übernimmst Verantwortung - soviel wie eben möglich.

Den Zivis bei meiner Mum hat es immer gefallen und sie werden auch gern genommen, denn bei der Arbeit mit Erwachsenen wird schon mal ein "starker Mann" gebraucht und auch in KITAS wird ja immer der Mangel an Männern beklagt, die freuen sich auch über Zivis. Wenn dir das nicht so liegen sollte, kannst du auch in Jugendprojekten nachfragen, wenn es bei euch sowas gibt.

Normaler Weise gibt es ja Vermittlungsstellen, bei denen man sich bewerben kann und mit denen dann gemeinsam eine passende Stelle gesucht wird. Sicher kann es acuh nicht schaden, wenn du mal in Einrichtungen die dich interessieren nachfragst. Da musst du dann halt darauf achten und betonen, dass es kein Praktikum, sondern wirklich Zivi sein soll. Wenn die Zivis nehmen, dann wissen sie ja selbst, wer ihr Träger ist und können dir das dann mitteilen.

Und wie gesagt fragen die eigentlich überall, was du dir für eine Arbeit vorstellst. Wenn du dann betonst, dass du wirklich was lernen willst, stecken die dich schon nicht in den Wald zum Kleinholz machen, oder so.

» selkie » Beiträge: 8 » Talkpoints: 6,22 »



Ich war Zivis in einem Krankenhaus und auch wenn oftmals gesagt wird, man sei nur Zivi - Jeder weiß, dass diese den Laden da am Laufen halten. Klar, man wird belastet und rumgeschickt und ja, man steht auf recht niedriger Ebene.

ABER du machst was. Du hast Verantwortung. Und ja, die Bezahlung ist um einiges Höher (glaube der aktuelle Sold im letzten Drittel beträgt 670 Euro und nochmal 170 Euro bar als Entlassungsgeld, wenn dein Dienst zu Ende ist).

» devdeamon » Beiträge: 63 » Talkpoints: 51,45 »



devdeamon hat geschrieben:Ich war Zivis in einem Krankenhaus und auch wenn oftmals gesagt wird, man sei nur Zivi - Jeder weiß, dass diese den Laden da am Laufen halten. Klar, man wird belastet und rumgeschickt und ja, man steht auf recht niedriger Ebene.

Das kommt aber auch ganz auf das Krankenhaus an. Ich habe meinen Zivildienst in einem kleinen Fachkrankenhaus für Psychiatrie absolviert und wurde dort voll integriert. Ich wurde den Patienten als Pfleger vorgestellt, durfte auch viel allein machen und teilweise entscheiden und hatte auch bei einigen Therapien zu denen die Patienten begleitet werden mussten schon mal bis zu 10 Patienten allein in meiner Obhut.

Im Prinzip konnte man keinen Unterschied zwischen mir und den anderen Krankenpflegehelfern oder Pflegehelfern feststellen. Ich wurde ebenso im Schichtdienst eingesetzt, musste Nachtschichten mitmach usw. Dadurch konnte ich aber auch gut mal 1 Woche frei rausarbeiten. Nur das die examinierten Krankenpfleger - und schwestern eine kleine Stufe höher standen ist ja klar, wenn es dann um Medikamentengabe oder solche Dinge ging. Und ich war natürlich immer der erste der abkommandiert wurde, wenn auf einer anderen Station mal dringen für 2-3 Tage jemand gebraucht wurde.

Zum Schluss konnte ich sogar noch 3,5 Monate "richtig" in dem Krankenhaus arbeiten, bevor mein Studium losging und ich bekam dadurch bei weniger Arbeitszeit das doppelte Gehalt im Gegensatz zum Sold.

Aber natürlich kommt es darauf an was man für Interessen hat und auch später mal machen will. Wer später mal etwas im Gesundheitsbereich machen will, für den ist der Zivildienst in einem Krankenhaus schon eine gute Sache. Aber natürlich nur, wenn man in den gesamten Ablauf mit integriert wird und viele Sachen gezeigt bekommt. Das passiert aber meist nur in kleineren Häusern.

Wer zum Beispiel ein starkes Interesse an der Politik hat, der sollte die Möglichkeit nutzen dort ein FSJ zu machen, so wie du es vorhast. Allerdings verdient man in der Regel weniger, teilweise nicht einmal die Hälfte. Wem also die Art des Ersatzdienstes egal ist, dem würde ich auf Grund des Geldes den Zivildienst empfehlen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke es kommt ganz auf die Stelle an. Als Zivi bekommst du deutlich mehr Geld als ein FSJler. Das klingt total schwachsinnig, weil ein FSJ die Arbeit freiwillig und ein Zivi sie machen muss.

Aber zur Stelle. Es gibt Stellen wo du als Zivi total integriert bist, vernünftige Arbeit machst und nicht als "Zivi" abgestempelt bist. Du bist nicht nur ein "billiger Mitarbeiter". Aber es gibt auch Stellen, wo du einfach nur "der Zivi" bist und den ganzen Tag in der Küche Gemüse schnippeln, oder in manchen Krankenhäuser Betten schieben oder Glühbirnen wechseln darfst.

Ich bin beim Arbeiter-Samariter-Bund Zivi (immer noch) und ich bin einfach nur Ausbilder. Das heißt ich bilde für Breitenausbildung aus. Darunter fallen u.a. die Führerscheinkurse. Also Erste Hilfe Kurse. Meine Tätigkeit ist total genial, weil ich einfach mal selber extrem davon profitere. Ich bekomme Rhetorik-Seminare, bekomme eine Rettungssanitäerausbidlung, wenn ich die haben möchte bezahlt und lerne einfach eine Menge, das ich fürs spätere Leben gebrauchen kann.

Der Witz an der Sache ist, dass hier auch FSJler sind, die exakt die gleiche Arbeit machen wie ich, ABER 200€ weniger verdienen. Also solltest du dich auf jeden Fall vorher über deine Stelle informieren, was du als FSJ oder Zivi verdienst und was deine genauen Tätigkeiten sein werden.

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» RudiRuessel1990 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 13,51 »


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