Groschenromane - Wer kennt sie noch?

Wer kennt sie noch? Die Groschenromane, die es früher an jedem Kiosk für wirklich nur ein oder zwei Groschen gab. Heute gibt es sie zwar immer noch, aber sie kosten schon fast so viel wie ein Taschenbuch.

Diese Romane gibt es als Arztroman, Liebesschnulze, Western, Krimi oder Thriller. Sind diese Romane überhaupt noch "in"? Kauft die überhaupt noch jemand? Früher hatten die Leute diese Romane kistenweise zu Hause und sie tauschten sie mit Nachbarn und Freunden und wenn man Oma oder Tante oder auch die Mutter irgendwo gesucht hat, daßen sie in einer Ecke und haben Groschenromane gelesen.

Als meine Schwiegermutter starb, haben wir diese Romane kistenweise entsorgt. Kennt ihr in eurer Verwandtschaft auch ältere Menschen, die solche Romane lieben oder lest ihr zwischendurch auch mal solche Groschenromane? Ich muss sagen, dass ich so einmal im Jahr auch mal so einen Roman lese. Denn ein paar dieser Romane habe ich nicht entsorgt, als meine Schwiegermutter starb.

Diese "Schnulzen-Romane" kenne ich auch. Meine Mutter ist da in einem richtigen Tausch-Zirkel drin. 3 oder 4 ältere Damen (alle so um die 70 Jahre alt) kaufen sich diese Romane regelmäßig und geben sie dann untereinander weiter. Mittlerweile bekomme ich diese Heftchen auch schon stapelweise um sie an die Oma meines Mannes weiterzuleiten.

Für mich persönlich sind diese Romane nichts. Irgendwie sind diese Geschichten doch fast identisch und haben so gut wie immer ein Happy End. So weiß man im Vorfeld schon wie die Geschichte ablaufen wird. Ich bleibe da lieber bei meinen herkömmlichen Büchern und je dicker, desto lieber.

Ich selber interessiere mich nicht für Groschenromane, ich lese lieber richtige Romane und je länger, desto besser. Ich arbeite aber in einem Discounter und dort gibt es alle paar Monate solche Heftchen in Packs zu kaufen für etwa 2€, was doch einiges weniger ist als der Preis für Taschenbücher. Darunter befinden sich dann Ärzte- und Liebesromane und noch einiges anderes. Meistens sind es eher Frauen über 40, die sich solche Heftchen kaufen. Die jüngere Generation wie ich zum Beispiel, findet wohl weniger Gefallen daran.

Bei uns gab es früher solch An- und Verkaufläden für Groschenromane und Comics und single Schalplatten. So bin ich dann auch zu den Groschenromanen gekommen. Am liebsten waren mir die in Adelshäusern, Arztromane und Gruselromane.

Eine Tante aus der ehemaligen DDR hatte uns ab und an besuchen dürfen und die nahm die Romane immer mit. Einmal wollte ich ihr was gutes tun und kaufte ein paar von den dickeren Romanen, die wie Taschenbücher waren, aber die wollte sie nicht. Denn sie hat sie über die Grenze geschmuggelt, indem sie die Romane unter ihre Unterwäsche gestopft hat, da sie klein und rund war, vielen die dünnen Hefte nicht auf. Sie hatte auch eine bestimmte Methode entwickelt, dass sie nicht rascheln, war echt krass. Sie sagte uns, dass es verboten war die Romane einzuführen.

Wenn ich heute die Romane sehe, komme ich noch manchmal in Versuchung mir einen zu kaufen, aber eigentlich lese ich jetzt lieber Bücher und die Themen interessieren mich nicht wirklich mehr. Ach, als ich nach Hamburg kam, da kauften eine Kollegin und ich uns immer die Perry Rhodan Hefte. Damals fing gerade die fünfte Auflage neu an und man konnte mit Heft 1 starten. Das ist eigentlich auch der Ärger an den Romanen, es sind oft fortlaufende Geschichten und wenn man die Charaktere nicht kennt, dann braucht es eine Zeit, ehe man sich eingelesen hat.

Ja, in der DDR waren sie verboten und trotzdem waren Massen davon im Umlauf. Und auch bei uns wurden die untereinander getauscht. Meine Oma, Tante und auch meine Mutter hatten die Romanehefte. Offiziell durfte ich die Dinger ja als Jugendliche nicht lesen. Aber wenn meine Eltern arbeiten waren hab ich mir doch einen bei Mutter geschnappt. 2 bis 3 Stunden und man war da durch.

Meine Mutter hatte auch mal welche geschmuggelt. Allerdings hat sie die Dinger in Ungarn im Urlaub geschenkt bekommen. Was war das für ein Drama, das ich doch keinen Mucks sagen sollte, wenn der Zoll kommt. Naja ist damals gut gegangen. Die waren nämlich in einem Korb unter dem Obst versteckt.

Später habe ich sie dann auch zwischen dickeren Büchern ganz gern mal gelesen. Einfach weil es Themen waren, wo man nicht nachdenken musste. Eine willkommene Abwechslung eben. Als dann meine Oma vor Jahren verstorben war, haben wir dort die Heftchen wirklich Kistenweise gefunden. Im letzten Jahr durfte ich die dann alle bei Ebay verscherbeln. Schön nach Themen sortiert haben die auch gut was gebracht.

Die waren manchmal auch garnicht so schlecht vom Inhalt her. Meine Mutter hat immer geschimpft, dass es Schundliteratur wäre und alles erfunden, aber manchmal wurden auch Tatsachen eingeflochten. In einem Roman ging es um den Panda Bären im Berliner Zoo und dass es da Probleme mit der Nachzucht gab.

Kurze Zeit später stand genau das in der Zeitung und genau die Thesen, warum es bei Panda Bären so problematisch mit der Nachzucht ist, wie ich es vorher in dem Groschenroman gelesen hatte. Daraus habe ich gelernt, dass Themen, die erwähnt werden und einen interessieren es durchaus Wert sind sie auf Echtheit zu untersuchen, so kommt man neben bei zu etwas mehr Wissen. Natürlich stimmt nicht alles, aber doch so das eine oder andere. Und wenn man sowieso nachguckt, dann erfährt man ja auch das Richtige.

Ich habe sogar noch ein paar von der Sorte hier herum liegen. Mein Vater ist früher viel Zug gefahren und wenn er kein anderes Buch dabei hatte, hat er sich eben ein Grusel-Heftchen am Bahnhofskiosk gekauft und das unterwegs gelesen. Die Qualität sei sehr durchwachsen, meinte er, aber ein paar gute Geschichten seien schon dabei gewesen, wenn auch das meiste eher mau war. Ich selbst habe noch keines davon gelesen, ich werde bei Gelegenheit mal hineinschauen.

Und dann kenne ich die natürlich noch von den Liebesgeschichten aus der Teenie-Zeit. Da gab es dann auch solche Heftchen, gesponsort von Bravo oder Popcorn, in denen man dann auch Geschichtchen auf dem Niveau der Fortsetzungsroman, die oft auch in solchen Zeitschrifen waren, fand. Eine meiner Freundinnen hat diese Hefte verschlungen und gesammelt. Ich habe mal eines oder zwei gelesen, aber mir waren Liebesgeschichten damals schon zu seicht und langweilig, da hätte ich mich eher für de Gruselhefte begeistern können.

Im Keller habe ich noch ein paar Kisten davon, ich hatte mal immer vor sie auf dem Flohmarkt zu verkaufen aber bei dem Vorhaben ist es leider geblieben. Meistens handelt es sich um diese berüchtigten Liebesromane, meine Frau hat sie sich früher regelmäßig gekauft. Leider kenne ich niemanden der so etwas noch liest, mal von unserer fast neunzigjährigen Oma abgesehen. Wobei ich mir allerdings nicht so recht vorstellen mag was sie sich bei den Backara und Tiffany- heften so dabei denkt.

In manchen Ferienhäusern liegen noch ein paar von den alten Heften aus die schon fast musealen Charakter haben. Ich denke da so an den Kuss der Spinnenfrau, grottenschlechte Western und Arztromane. Die Western lese ich sogar manchmal, aber nur um die Zeit totzuschlagen.

Diese Groschromane sagen mir auch noch etwas und ich meine, dass meine Mutter auch diese gelesen hat. Auch als Jugendliche habe ich diese Hefte gelesen, da gab es doch von "Denise" oder so auch romantische Geschichtchen, die ich als Jugendliche nicht allzu schnulzig fand, sondern schon schön. Heute würde ich selbst so etwas nicht mehr lesen, zumindest gehe ich mal davon aus. Es kann ja sein, dass ich meine Meinung noch mal ändere und mir vielleicht mal für eine Fahrt, im Urlaub oder im Krankenhaus so etwas kaufe, weil ich da mal Lust habe, etwas in der Art mal wieder zu lesen.

Diese Heftchen werden nach wie vor noch produziert, so dass sie wahrscheinlich noch gekauft werden. Aber welches Klientel sie kauft, weiss ich nicht. Ich habe da noch nie darauf geachtet. Interessant ist es aber, dass es zu einigen Serien auch noch diese Groschenromane gibt. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Fans von solchen Serien dann auch die dazugehörigen Groschenromane kaufen.

Diese Groschenromane kenne ich auch noch, denn mein Opa hat sie immer gelesen und jedes Mal, wenn wir meine Oma besucht haben, haben wir Kinder uns einen großen Spaß daraus gemacht, nachzusehen, welches Heft er jetzt nun wieder liest und uns darüber zu amüsieren. Ich bin mir nun nicht ganz sicher, aber ich meine doch, dass meine Oma außerdem diese Arzt-Groschenromane gelesen hat. Allerdings kann ich leider nicht sagen, ob auch in der Nachbarschaft meiner Oma über die Inhalte dieser Romane getratscht wurde oder ob man diese dort nicht aus gesellschaftlichen Aspekten lesen musste und sie rein dem Privatvergnügen meiner Oma dienlich waren.

Meine Großeltern sind nun schon seit Jahren verstorben und ich kenne niemanden mehr, der diese Groschenromane kauft. Aber es wird wohl noch genügend Abnehmer geben, denn immer wieder, wenn ich einkaufen gehe, sehe ich diese Hefte in Kassennähe auf einem separaten Buchständer in der Nähe der Zeitschriften aufgestellt und es scheint auch ein relativ großes Sortiment davon zu geben.

Ich selbst kam nun noch nicht in den fragwürdigen Genuss, solche Heftchen vererbt oder weitergegeben zu bekommen, was mich auch bisher nicht weiter stört. Ich wüsste ohnehin nicht, an wen ich sie weitergeben könnte, ehrlich gesagt, denn ich kenne niemanden entsprechenden Alters mehr, der damit etwas anfangen könnte.