Selbständiges Arbeiten - ist das jetzt vorbei?

Als Außendienstmitarbeiter einer großen Versicherungsfirma bin ich selbstständiges Arbeiten gewöhnt. Nun habe ich in ein großes Autohaus gewechselt, in dem ich Luxuslimousinen verkaufen soll. Ich habe keine Probleme damit, auch mit reichen, verwöhnten Kunden entsprechend umzugehen.

Mein Vorgesetzter ist der einzige, der mir große Schwierigkeiten bereitet. Es gibt nichts, was er mir nicht vorschreibt. Sogar die Farbe meiner Anzüge gibt er vor. Wie ich einen Kunden zu begrüßen habe, wie ich eine Autotür zu öffnen habe und sogar wie ich eine Visitenkarte überreichen soll. Das ist doch kein selbstständiges Arbeiten!

Also ich empfinde die genannten Dinge nur bedingt als Einschränkung des selbstständigen Arbeitens. Denn immerhin sind es doch Dinge, die man zum einen der Corporate Identity zurechnen könnte. Zum anderen ist es doch auch so, dass Du - Teese - aus einer ganz anderen Branche kommst und daher Dinge sicher nicht gelernt hast, die man jetzt einfach von Dir erwartet.

Hier wäre es sicher auch mal interessant zu wissen, wie Du belehrt wirst - denn auch der Ton macht bekanntlich die Musik. Ebenfalls wäre es zur Beurteilung wichtig zu wissen, wie lange Du schon in dem Unternehmen arbeitest. Gerade zu Anfang ist es doch nicht so selten, dass man da erst einmal an die Gepflogenheiten des neuen Unternehmens heran geführt wird. Klar ist es da schwierig sich unterzuordnen - erst recht wenn man zuvor sehr selbstständig gearbeitet hat. Aber das ist nun mal so, wenn man neu in einem Unternehmen ist.

Ich denke auch, dass diese Vorgaben, was Dein Auftreten anbelangt, ungeachtet der Tatsache, ob es sich hierbei nun um die exakte Kleidung nach den entsprechenden Kriterien oder Dein persönliches Auftreten handelt, nicht wirklich eine generelle Einschränkung Deines selbständigen Arbeitens darstellt, sondern vor allem ein einheitliches und verlässliches Auftreten dieses Unternehmens gewährleisten soll, das sogar irgendwie nachvollziehbar ist, wenn man sich überlegt, wie vorsichtig und mit Bedacht in bestimmten Gesellschaftsschichten vorgegangen werden sollte.

Irgendwie drängt sich mir hier auch der Vergleich mit einem Butler auf, der genaugenommen auch nichts anderes tut als die Wünsche seiner Herrschaften schon dann zu erkennen, bevor diese formuliert wurden und sie entsprechend zu erfüllen, weil ihm das gleichermaßen ein Anliegen als auch eine Ehre ist.

Auch diese Berufsgruppen unterliegen einigen Vorgaben, die teilweise fest vorgegeben sind und sich teilweise aufgrund der allgemeinen Höflichkeits- und Anstandsregeln eben so gehören. Dass ein Unternehmen, welches sich mit seiner Dienstleistung oder seiner Produktpalette an eine entsprechend betuchte Klientel wendet, genau diese Punkte im Vorfeld ebenfalls erfüllen möchte, damit sich diese Klientel nicht an Missachtungen bestimmter Verhaltensregeln anstoßen kann, finde ich nicht sonderlich weithergeholt, sondern eher nachvollziehbar.

Solange Dir nicht ein genauer Wortlaut im Gespräch vorgeschrieben wird, der sich wirklich durch das gesamte Gespräch hindurchzieht, würde ich nicht sagen, dass die Selbständigkeit in Deinem Beruf Dir aufgrund dieser erwähnten Vorgaben nun komplett flöten gegangen ist. Wenn Du Dich allerdings mit diesen Vorgaben eingeschränkt und unselbständig fühlst, sodass Du in diesem Beruf nicht weiter arbeiten kannst oder möchtest, ist es sicherlich sinnvoller, dass Du Dich anderweitig nach etwas umsiehst, das Dir mehr entgegenkommt.