Sollte man nur in der Ehe Kinder bekommen?

Mein Bruder Rudolf lebt mit seiner Lebensgefährtin schon vier Jahre zusammen. Sie haben sich ihre Wohnung gemeinsam eingerichtet. Da sie auch Arbeitskollegen sind, sehen sie sich von morgens bis abends. Erstaunlicherweise verläuft ihre Beziehung sehr harmonisch. Mein Bruder will jedoch auf gar keinen Fall jemals heiraten.

Nun wünscht sich seine Freundinnen ein Baby. Sie ist der Meinung, dass die Ehe einem Kind rechtliche und finanzielle Sicherheit gibt. Daher möchte sie meinen Bruder jetzt heiraten. Ist ihre Ansicht korrekt?

Also aus meiner Sicht: NEIN. Ich bin selbst gerade schwanger und ich und mein Partner werden nicht heiraten. Er wird die Vaterschaft anerkennen und das Sorgerecht wird aufgeteilt. Man muss heute nicht mehr heiraten um ein Kind groß zu ziehen, anders als noch vor wenigen Jahren hat der Vater mittlerweile mehr Rechte als früher, auch unverheiratet.

Es macht kaum noch einen Unterschied ob man verheiratet ist oder nicht. Das Kind kann entweder auf die STeuerkarte aufgeteilt werden oder (so sagte mir eine Freundin) man kann das Kind komplett bei einem auf die Steuerkarte drauf nehmen.

Viele stört dass die Eltern dann immer noch zwei verschiedene Namen haben, aber deshalb heiraten? Ne nicht wirklich.

Von mir auch ein klares "Nein". Es gibt doch viele Paare, die nicht heiraten wollen sei es aus finanziellen Gründen oder einfach aus Überzeugung und denen sollte man doch nicht verbieten Kinder zu bekommen.

Bekannte von mir beispielsweise leben seit 21 Jahren glücklich zusammen und haben zwei Kinder. Die Beiden haben nie geheiratet und das ändert ja nichts an der Beziehung. Sie meinen man kann auch so zusammen leben und hat dann im Falle einer Trennung einfach weniger Sorgen. Ob das nun immer positiv ist bleibt fraglich.

Ich weiß gar nicht, ob verheiratete Paare heutzutage noch mehr Unterstützung bekommen als unverheiratete. Kennt sich da jemand aus?

Ich werfe hier einmal das dritte "Nein" in den Raum. Ich finde, heutzutage ist es nicht mehr unbedingt notwendig, zu heiraten, wenn man Kinder haben möchte. Als unverheiratetes Paar kann man eine Vaterschaftsanerkennung vom Vater unterschreiben lassen, beim Gericht das gemeinsame Sorgerecht vereinbaren und dann haben beide Elternteile die gleichen Rechte, wie sie auch automatisch in einer Ehegemeinschaft vorliegen. Eine Ehe ist heutzutage auch so leicht geschieden, dass es für mich kaum noch mehr ins Gewicht fällt, ob man nun verheiratet ist oder nicht.

Ich selbst bin jetzt seit vier Jahren und fünf Monaten mit meinem Lebensgefährten zusammen. Wir haben ein gemeinsames Kind, einen Sohn, der jetzt zwei Jahre und acht Monate alt ist. Zudem bin ich mit unserem zweiten gemeinsamen Kind schwanger, das im nächsten Februar auf die Welt kommen wird. Es stand bei uns nie im Raum, heiraten zu müssen, weil Kinder da sind. Wir haben gemeinsames Sorgerecht für unseren Sohn vereinbart, damit hat mein Lebensgefährte auch offiziell seine Rechte. Wir haben schon vor, noch zu heiraten, das ist aber eher für uns das Gefühl, dass wir unser Leben zusammen auch offiziell so zeigen wollen.

Auch von mir gibt es hier ein klares "Nein". Es ist heute weder rechtlich noch finanziell ein Vorteil, wenn man verheiratet ist. Eine Lebensgemeinschaft bietet genau die gleichen Vor- und Nachteile. Ich kenne selbst auch einige befreundete Paar, die gar nicht oder erst nach dem Kinderwunsch geheiratet haben.

Ich selbst muss allerdings gestehen, dass es mir persönlich durchaus wichtig war, dass mein Mann und ich erst geheiratet und dann erst Kinder bekommen haben. Das hatte aber nichts mit den Rechten oder Finanzen zu tun, sondern nur damit, dass das der für mich "richtige" Ablauf ist. Nachdem mein Mann ohnehin auch heiraten wollte, hat es für uns gepasst. Hätte mein Mann allerdings nicht heiraten wollen, hätte ich ihn nicht erpresst oder gezwungen!

Auch von mir gibt es hier ein klares "Nein". Es ist heute weder rechtlich noch finanziell ein Vorteil, wenn man verheiratet ist.

Sorry Nipfi, aber seit dem als unverheirateter mit Kind nicht mehr in Steuerklasse 2 kommt, bietet die Heirat nun mal leider doch einen finanziellen Vorteil. In dem Punkt kann ich also leider nicht zustimmen.

Aber ansonsten auch von mir ein klares NEIN zum Thema. Ich lebe mit meiner "Frau" seit nun mehr 6 Jahren zusammen, wir erwarten diesen Monat unser zweites gemeinsames Kind und arbeiten theoretisch beiden in eigenem Restaurant.

Unsere Beziehung ist mit Sicherheit nicht immer harmonisch und bei uns kann es auch schon mal lauter werden, aber trennen wegen solcher Kleinigkeiten?

Was allerdings die Rechte unserer Kinder angeht, gibt es keinerlei Einschränkungen. Bei beiden Kindern habe ich direkt die Vaterschaft anerkannt, das Sorgerecht ist geteilt und beide Kinder tragen meinen Nachnamen. Meine Frau ist ein Pflegekind und verbindet mit ihrem Namen nichts, daher dieser Schritt.

Sicherlich wäre es unkomplizierter zu heiraten, statt Standesamt und Jugendamt wegen der verschiedenen Vorgänge zu besuchen. Meine Frau allerdings möchte nicht einfach nur einen Zettel unterschreiben, sondern wünscht sich etwas besonderes. Derzeit geht bei uns der Betrieb noch vor und wenn dieser sich irgendwann einmal alleine trägt, kann man immer noch übers heiraten nachdenken.

Ich finde die automatische Verknüpfung von zwei völlig unterschiedlichen Dingen ziemlich altmodisch und übertrieben. Wenn man jemanden heiratet, sollte das aus Liebe geschehen und als Zeichen, dass man den Rest seines Lebens mit dem anderen verbringen möchte, zumindest im Idealfall.

Ein Kind in die Welt zu setzen, hat jedoch nichts damit zu tun, ob man heiratet oder nicht. Vor allem sollte ein Paar niemals nur aus dem Grund heiraten, weil gerade ein Kind unterwegs oder zumindest geplant ist. Das ist für mich ein völlig falscher Ansatzpunkt.

Eine Ehe bringt vielleicht eine scheinbare Sicherheit mit sich, allerdings ist sie keine Garantie für die weitere positive Zukunft der Familie. Im Falle einer Trennung müsste der Vater ohnehin Unterhalt für das Kind zahlen, sofern dieses bei der Mutter aufwächst und er die Vaterschaft anerkannt hat.

Ich fände es absolut falsch, wenn dein Bruder seine Partnerin nun nur heiraten würde, weil sie das gerne möchte. Wenn er für sich immer schon wusste, dass er nicht heiraten möchte, dann soll er sich nun nicht dazu überreden lassen.

Jetzt werfe ich dann einfach mal ein "JA" in die Runde. Nach all den "Neins", die bisher genannt wurden.

Natürlich bringt eine Heirat der Beziehung keine zusätzliche Sicherheit! Eine Beziehung als echte Liebesbeziehung hält mit und ohne Trauschein genauso lange. Nur ist die Hürde, sich zu trennen einfach höher (ist dann zusätzlich ein Verwaltungsakt). Da besteht die Gefahr, zusammen zu bleiben, obwohl man schon lange kein Paar mehr ist. Gleichzeitig bietet es die Chance, sich wieder zusammenzufinden. Weil man für Außenstehende ja sowieso immer ein paar war.

Zu den Rechten die ein unverheirateter Vater hat, wurde ja schon alles geschrieben. Die ändern sich mit einer Heirat nicht. Etwas besser steht der trauscheinlose Vater da, wenn das Sorgerecht in der Beziehung geteilt wurde. Einen Anspruch darauf hat er aber nicht! In der Ehe ist das Sorgerecht immer geteilt.

Zu den Problemfällen: finanziell ist die Heirat sehr wohl eine Steigerung der Absicherung! Im Fall der Trennung des Paares steht der Frau (idR. bleibt sie der Arbeit fern um sich wenigstens in den ersten Monaten um das Kind zu kümmern) lediglich in den ersten drei Jahren Geld vom Kindsvater zu. Dann hat sie im Todesfall des Partners keinerlei Ansprüche auf eine Witwenrente. Lediglich die Kinder bekommen Halbwaisenrenten. Und auch die eigenen Rentenansprüche sind für die unverheiratete Frau von Nachteil, da sie keinerlei Punkte des Mannes angerechnet bekommt. Ein Stützpfeiler der Altersarmut bei Frauen. Ebenso gibt es was die gesetzliche Erbreihenfolge angeht, erhebliche Nachteile für Partner, die nicht verheiratet sind. Ebenso bei den Vermögenshöhen, die steuerfrei zu vererben sind.

Wenn man sowieso vor hat, zusammen zu bleiben, dann sollte meiner Meinung nach spätestens mit der Geburt der Kinder den Trauschein holen. Ein gemeinsamer Name ist kein muss und so kann man die coole Fassade des Nichtverheiratet-Sein nach Außen aufrecht erhalten.

Ich glaube, ich bin da eher "spießig" eingestellt und würde sagen, das Kinder nur in eine Ehe gehören, schon alleine haben die Väter mehr Rechte innerhalb der Ehe am Kind als wenn sie nur mit der Mutter zusammenleben. Liegt auch viel damit zusammen, das ich in einem Kreis groß geworden bin wo es quasi nie vorstellbar war, ein uneheliches Kind zu haben ( wobei sich die Meinung da schon geändert hat). In der Ehe hat man zum einen auch steuerliche Vorteile.

Ich selber hätte wohl nie ein Kind bekommen, wenn ich nicht verheiratet gewesen wäre, daher bin ich wirklich froh , das mein Mann die gleichen Ansichten hat wie ich. Er ist streng katholisch und das würde es bei denen auch nicht geben ein uneheliches Kind zu haben. Letztendlich muss das aber jeder für sich entscheiden, wie er es handhaben will, ich bin da schon ganz offen anderen gegenüber. Nur für mich wäre es nichts.

Heiraten muss man dafür sicherlich nicht, aber ich würde es trotzdem tun. Für mich gehört es irgendwie dazu, dass man das Kind auf ehelichem Weg bekommt. Ich würde mich auch damit besser fühlen und hätte zumindest gefühlt mehr Sicherheit.

Natürlich gibt es keine rechtliche Grundlage mehr, dass man unbedingt heiraten muss. Aber ich sehe das einfach so, dass es für mich als Kind nicht angenehm gewesen wäre, wären meine Eltern nicht verheiratet gewesen. Für mich gehört das dazu, wenn man ein Kind bekommt, dass man dann auch heiratet. Es sei denn natürlich, das Kind entsteht nicht in einer Liebesbeziehung, dann ist es vielleicht noch etwas anderes.

@Kathie
Ist das heute wirklich noch so, dass man als Vater mehr Rechte am Kind hat, wenn man verheiratet ist? Das kann ich mir kaum vorstellen. Wenn der Vater die Vaterschaft anerkennt, hat er genauso viele Rechte wie anders, oder nicht?