In Rente - ehrenamtlich arbeiten

Vor einem halben Jahr bin ich in Rente gegangen. Zuerst hatte ich mich auf die Zeit ohne Arbeit gefreut. Ich dachte, ich könnte das Leben nun endlich einmal in vollen Zügen genießen. Ich würde mir ein paar interessante Hobbys anschaffen und alles wäre gut. Von wegen. Ich hatte ja ganz vergessen, dass ich mit meiner Ilse verheiratet bin. Sie macht mir das Leben zur Hölle. Ständig nörgelt sie an mir herum, und nun muss ich auch noch anfangen zu putzen. Das halte ich nicht aus. Ich muss hier raus.

Kann ich nicht irgendwo wenigstens ehrenamtliche Arbeiten machen?

Ich würde dir raten, über deine Beziehung zu "deiner Ilse" nachzudenken, denn Probleme einfach durch Hobbies zu ignorieren, löst sie nicht. Aber das ist hier ja nicht das Thema.

Wenn du etwas Ehrenamtliches machen möchtest, dann ist die Wahl natürlich abhängig davon, was du so für Interessen hast. Beispielsweise gibt es viele Sportvereine, die sich über ehrenamtliche Mitarbeiter sehr freuen. Aber das bringt dir natürlich nichts, wenn du dich gar nicht für Sport interessierst.

Ebenso sieht es bei jeder anderen ehrenamtlichen Tätigkeit aus. Als Beispiel nenne ich mal jegliche Form von Vereinsarbeit, oder auch Tätigkeiten im sozialen Bereich, wie bei Behindertenhilfen, bei der Suppenküche (als Koch beispielsweise), bei Obdachlosenheimen, bei der Kleiderkammer. Oder vielleicht auch im Altersheim, sich mit noch älteren Menschen befassen, oder mit durch das Alter körperlich beeinträchtigten Menschen. Oder du gehst zur freiwilligen Feuerwehr.

Oder wie wäre es mit Naturschutz? Das muss nicht das Mülleinsammeln sein. Aber beispielsweise bestimmte Zählungen, die werden gerne an Ehrenamtliche abgegeben. Oder man engagiert sich beim Tierschutzverein, geht vielleicht mit Tierheimhunden hinaus. Und für Veranstaltungen von Stiftungen, da werden auch immer Menschen gesucht, für verschiedenste Tätigkeiten. Beispielsweise als Programmansager, Fotograf, oder vielleicht auch für Bühnenaufbaue und ähnliche Dinge.

Wie du siehst, es gibt unzählige Tätigkeiten. Da sollte für jeden Geschmack irgendetwas dabei sein. Vieles kann man auch ohne spezielle Vorkenntnisse machen.

Du kannst dich ja mal informieren, was bei dir in der Gegend gesucht wird. Auch online lassen sich zahlreiche Informationen finden, beispielsweise auf ehrenamtlich.de.

Ich denke auch, dass du überlegen solltest, ob dir diese Beziehung überhaupt noch das gibt, was du brauchst. Wenn es mit der Ilse so schlimm ist, dann trenne dich von ihr. Wenn man immer nur gestresst vom eigenen Partner ist, geht das auf Dauer nicht gut und endet dann damit, dass du entweder für die weiteren gemeinsamen Jahre frustriert bist, oder dass du dich dann eben nach einiger Zeit doch trennst. Aber das nur nebenbei.

Ich kann ja verstehen, dass deine Ilse möchte, dass du ihr im Haushalt hilfst. Wenn du sonst nichts mehr zu tun hast, kannst du doch mal ein bisschen putzen. Das ist doch keine große Sache und ich verstehe daher überhaupt nicht, worüber du dich aufregst. Falls du dem drohenden Putzmanöver nun aber trotz allem geschickt durch ein Ehrenamt ausweichen willst, solltest du dir überlegen, dass dieses unter Umständen mit viel Arbeit verbunden ist. Vielleicht belastet dich das noch mehr als das Putzen dich belasten würde. Und normalerweise würde ich erwarten, dass du erstens nach der ehrenamtlichen Tätigkeit dann trotzdem im Haushalt hilfst und zweitens, dass du aus Überzeugung ehrenamtlich arbeitest und nicht, weil deine Ilse dich zu hause mal ein bisschen fordert.

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, ehrenamtlich etwas zu tun. Was mir immer direkt einfällt, ist eine Tätigkeit bei der freiwilligen Feuerwehr. Allerdings musst du dann auch bereit sein, regelmäßig an den Übungen und vor allem auch an den Einsätzen teilzunehmen - notfalls auch mitten in der Nacht. Und danach wird die Ausrüstung wieder instandgesetzt - unter anderem auch geputzt. Da du ja ziemlich scheu bist, was diese Tätigkeit angeht, wäre das wohl nicht das Richtige für dich. Ansonsten könntest du dich auch in der Aids-Hilfe engagieren, allerdings solltest du dafür die Fähigkeit mitbringen, gut mit Menschen und vor allem im Team arbeiten zu können. Ob das etwas für dich wäre, musst du selbst entscheiden. Wie Wawa666 schon geschrieben hat, findet man im sozialen und sportlichen Bereich sehr viele Einrichtungen, in denen ehrenamtliche Mitarbeiter gerne gesehen sind. Auch im Tierheim kannst du ehrenamtlich tätig sein.

Wichtig ist, dass du dich wirklich mit der Arbeit identifizieren kannst. Das gilt grundsätzlich für jede Arbeit, aber für die ehrenamtliche Tätigkeit besonders, da der finanzielle Reiz für viele fehlt und diese Leute dann oft schnell wieder abspringen. Wenn du dich für eine Tätigkeit entscheidest, wäre es natürlich besser, wenn du sie auch wirklich mit Spaß ausübst und nicht, weil du zuhause rauskommen willst. Sonst bist du am Ende von allem genervt - von deiner Ilse ebenso wie von der neuen ehrenamtlichen Tätigkeit.

Das ist kein wirkliches Beziehungsproblem. Denn solche Reibereien kommen bei den meisten Leuten vor, wenn der Hauptverdiener plötzlich den ganzen Tag zu Hause ist. Man ist sich gegenseitig im Weg, weil man das Zusammenleben neu organisieren muss.

Deswegen ist die Idee mit dem Hobby gar nicht mal so schlecht. Da sich damit ein Partner zeitweise wieder ausser Haus aufhält, wo der andere die Arbeiten erledigen kann, wo er gern allein dabei ist.

Ob das nun unbedingt was Ehrenamtliches sein muss, ist dabei eine andere Frage. Denn auch wenn solche Leute oft gesucht sind, heisst es doch, das man sich langfrisitig binden muss. Es sind Termine und Absprachen einzuhalten, die dann auch mit der Ilse in Einklang gebracht werden müssen.

Deswegen ist es wohl eher sinnvoll sich ein Hobby zu suchen, wo man zeitlich nicht so von anderen abhängig ist. Und da ist die Auswahl wirklich groß und du solltest darüber nachdenken, wo deine Interessen liegen.