Michel Friedmann und seine Frankfurter Leibstandarte :D
Und wieder ein Skandälchen für Ex-Vollzeit-Plauderer und ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedmann (wer ihn nicht kennen sollte). Nur leider handelt es sich diesmal weder um scharenweise Osteuropäerinnen und Betäubungsmittel auf einem Hotelzimmer, sondern um ein für Friedmann delikateres Thema.
Friedmann, der nicht umsonst aufgrund seiner einnehmenden und kompromissbereiten Art sehr beliebt ist, war ja seit jeher im Fokus rechtsextremer und rechtsradikaler Kreise. Das seine "Leibwächter" eben solchen entstammen, ist für Friedmann jetzt wohl nur schwer zu genießende und bittere Ironie.
Durch den im Vergleich eher milde zu sehenden Vorwurf, die Frankfurter Personenschützer, beheimatet im Frankfurter Polizeipräsidium, hätten bei Abrechnungen von Dienstreisen und Überstunden betrogen, kam der ganze braune Sumpf erst einmal kräftig ins Brodeln.
Bei den im folgenden eingeleiteten Durchsuchungen stießen die Ermittler nicht nur auf eine selbst gebastelte Urkunde eines Personenschützers, die ihn für seine Dienste bei der "Standarte M. F." (= Michel Friedmann, "Standarte" war ein im Dritten Reich sehr beliebter Ausdruck u. A. für Wach- und Ehrenregimenter) auszeichnete, auf dem Rechner des Kollegen gab es dazu passend das "Horst-Wessel-Lied", seines Zeichens ebenfalls (in Deutschland) verboten.
Ein anderer Schreibtisch gab zudem das Bildnis eines Personenschützers preis, der wahrscheinlich nur seine SS-Uniform auf Formgenauigkeit und Sitz prüfen wollte.
Das sich Friedmann darüber empörte („Das muss alles rückhaltlos aufgeklärt werden. Es handelt sich nicht um ein Kavaliersdelikt.“), wundert so gesehen dann doch wieder die wenigsten, schließlich ist es nicht das erste Mal, dass hier der Bock zum Gärtner gemacht wird, wenn auch diesmal mit einem eher glimpflichen Nachspiel für Michel Friedmann. Ob die persönliche Einstellung der Mitarbeiter des Frankfurter Polizeipräsidiums überhaupt, und wenn doch, wie und in welchem Umfang auf ihre Arbeit abgefärbt hat, wird auch noch zu ermitteln sein. Schließlich kann man davon ausgehen, das ein Mensch mit einer gewissen Grundhaltung sich in bestimmten Situationen weniger professionell verhält als jemand mit weniger Sympathien für bestimmte Kreise.
Ob diese jedoch so fern sind, bleibt abzuwarten, da sich einer der suspendierten Beschuldigten bereits dahingehend äußerte, im Fall einer Anklage mit weiteren Enthüllungen über „braune Umtriebe im Frankfurter Polizeipräsidium“ aufzuwarten. Ob es sich hierbei um eine hohle Drohung oder Insiderwissen handelt, wird sich zeigen. Unwahrscheinlich ist es meiner Meinung nicht, da eine solche Häufung von strafrechtlich bedeutenden "Kleinkram" eher auf eine recht aktive Gruppendynamik schließen lässt, anstatt auf mehrere Einzeltäter, die zufällig in der gleichen Dienststelle arbeiten (und bestimmt wesentlich mehr und bedeutendere "Memorabilia" gehortet hätten, mit schwererem Ausgangszugang).
Hessen ist zudem nicht gerade das fremdenfreundlichste Bundesland und glänzte noch nie mit besonderer Liberalität, gerade in Problemgegenden wie Frankfurt wird dies noch deutlicher. Vielleicht ist hier die Lage besonders begünstigt, bedingt durch das Aufeinandertreffen von Nordwest-, Banken- und Rotlichtviertel, die die krassen vorherrschenden sozialen Gegensätze noch mehr betonen, ähnlich Berlin-Reinickendorf.
Ein Beispiel in ähnlicher Sache wäre der vor kurzem bekannt gewordene Fall eines pädophilen Polizisten, der Pädophile jagen sollte und am Ende fast die ganze Abteilung mit auf die Anklagebank riss.
Zumindest scheinen sich die Beschuldigten nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen sich nicht mit dem falschen Abrechnen von Dienstreisen oder Überstunden strafbar gemacht zu haben. .
Kurzes Update: Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel teilte mit, das 2 der bereits im vergangenen Jahr eingeleiteten Verfahren gegen die Beamten im Alter von 26, 32 und 43 Jahren ohne weitere strafrechtliche Folgen eingestellt wurden.
Der 26-jährige wurde beschuldigt, sich in einer SS-Uniform fotografieren zu lassen, sowie diese Bilder in einem kleinen Kreis vorgezeigt zu haben. Außerdem habe er die bereits angeführte Urkunde "Standarte M.F.", die zudem noch mit Hakenkreuzen und mit den Worten "im Namen des Führers" versehen war, als Glückwunschkarte selbst gebastelt. Da beide "Dokumente" nur einem kleinen Kreis zugänglich gemacht wurden und nicht der Öffentlichkeit, habe es sich nicht um eine strafbare Aktion gehandelt und das Verfahren Ende Oktober letzten Jahres eingestellt.
Nach Angaben des 32-jährigen Beschuldigten, der seinen Kollegen in der SS Uniform ablichtete und auf dessen Privat PC sieben Musikdateien mit rechtsradikalem Inhalt , wurde das Verfahren gegen ihn ebenfalls wegen geringen Verschuldens eingestellt.
Das Verfahren gegen den 43-jährigen Beschuldigten, auf dessen Rechner das verbotene "Horst-Wessel-Lied" gefunden wurde, läuft derzeit noch. Man könnte jedoch annehmen, dass das Verfahren ebenfalls aus den gleichen Gründen wie gegen 32-jährigen eingestellt wird, da der Sachverhalt ähnlich ist.
Michel Friedman äußerte sich gegenüber dem Nachrichtensender n-tv, das Rechtsextremismus nach wie vor in vielen beruflichen Bereichen auftritt, somit auch unter Polizisten. Rechtsradikalität ist nach Ansicht Friedmans eben kein Kavaliersdelikt. Der Staatsanwaltschaft warf er ebenfalls vor, in diesem Fall "etwas langsamer" zu ermitteln.
Abschließend sei noch zu erwähnen, das natürlich keiner der Beschuldigten mehr für die Personenschutzgruppe tätig ist. Der 26-jährige ehemalige Personenschützer sei zudem vom Dienst suspendiert, gegen die anderen laufen dienstaufsichtsrechtliche Ermittlungen, so das hessische Innenministerium.
Meiner Meinung nach verwundert es einen nicht zu sehr, das es solche Entwicklungen eben auch unter Polizisten gibt. Gerade Polizisten gehören meiner Meinung nach eben eher konservativen bis sehr konservativen Gruppen und Milieus an, daher ist der Sprung ins rechte Lager eben deutlich kürzer, linke und linksextremistische Grundhaltungen unter Polizisten trifft man im Vergleich dazu eher selten an, jedoch ist auch dies regional abhängig, da es z.B. ein politisches Nord-Süd-Gefälle von links nach rechts in Deutschland gibt (Norden = eher linksliberal, Süden = eher sehr konservativ). Wie schnell man selbst als Politiker am rechten Rand landen kann, kann man am Beispiel CDU/CSU/REP nachvollziehen.
Das Rechtsextremismus kein Phänomenen ist, das vor der Mittelschicht und dem Westen Deutschlands halt macht, wurde bereits durch die Wahlerfolge der Republikaner im Süden Deutschlands, als auch durch den annähernd gleich hohen Anteil an Schülern mit rechtsextremer Grundhaltung an (ost-)deutschen Haupt- und Realschulen, sowie an Gymnasien und prozentual leicht abfallend an Hochschulen, bestätigt. Selbst starke multikulturelle Einflüsse während der Erziehung stellen keine Prävention dar.
Man muss ja auch nur mal an diese ganzen Burschenschaften denken, ich glaube da baut sich sehr viel auf, war nicht irgendein Oberburschi ein hohes Tier bei der NPD geworden? Kann auch sein dass es sich um ein ASTA Mitglied handelte, jedenfalls ging es um die Uni Münster.
Ich finde das alles Wahnsinn, ich verstehe nicht, was im Kopf solcher Leute vor sich geht. Wie kommt man nur drauf, dass man selbst einer Rasse angehört, die andere bei weitem übertrifft? Diese Herrenmenschen Gedanken sind mit zutiefst zuwider! Im Fall Friedmann jedoch sehe ich es ein bisschen differenzierter.
Um es mal am Beispiel des einen festzumachen, der "verbotene" Musik auf seinem Rechner hatte: Musik zu verbieten ist Quatsch - verbotene Früchte schmecken immer am besten. Und WARUM verbietet man erwachsenen, denkenden Menschen bestimmte Lieder? ich finde es gehört zur Freiheit des Einzelnen die Musik anzuhören, die er möchte, solange er damit die Freiheit einer anderen Person nicht berührt!
Und das tut er ja nicht, wenn er sich das Lied einfach hin und wieder anhört, es aber nicht laut auf der Straße rumgrölt usw. Ich finde sowieso dass Deutschland mit dem Thema "Nazis" viel zu verkrampft um geht: Warum darf in Filmen die Hakenkreuzfahne munter im Wind flattern, in Computerspielen jedoch ist sie verboten? Wieso wird man immer, wenn man sich israelkritisch äußert, als Antisemit beschimpft?
ich bin weder rechts noch konservativ, aber ich finde, dass jeder seine Meinung vertreten darf, und sei die Meinung noch so blöde und absurd - so ist das nun mal in einer Demokratie. Werden Meinungen unterdrückt, breiten sie sich nur aus wie ein Lauffeuer und finden immer mehr Anhänger, darein fällt für mich auch die Debatte über ein mögliches NPD Verbot, ein beinahe wahnsinniger Gedanke wie ich finde.
Es geht jetzt schon soweit, das die Oppositionsparteien aufgrund der Vorfälle in Hessen den Rücktritt von Innenminister und Kochintimus Volker Bouffier fordern. Der Fraktionssprecher der Grünen in Hessen, Frömmrich: „Er schaut seit Monaten tatenlos zu“.
Der Fraktionssprecher der SPD in Hessen, Rudolph: „Bouffier muss Konsequenzen ziehen“. In der Debatte hatte sich natürlich auch Michel Friedman zu Wort gemeldet: „Ich bin erschüttert. Diese Herren sollten mich eigentlich vor Nazis beschützen, deren Geisteshaltung sie selbst hatten.“
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