Der Stress während einer Polizeikontrolle

vom 14.06.2009, 11:57 Uhr

Ich gehöre der türkischen Nationalität, also ein Schwarzkopf, ein bisschen bräuner gebrannt, durch mein 4 jähriges Training im Fitness Center besser gebaut und durch die kleine Sehschwäche schaue ich ohne meine Brille ein bisschen "aggressiver". Das habe ich jetzt aufgezählt, damit ihr euch die Sache, welches ich euch erzählen möchte, besser verstehen könnt.

Ich werde im Monat mindestens einmal von der Polizei gestoppt oder angehalten. Nach einem Grund frage ich nicht, weil ich es mir denken kann. Auf jeden Fall, immer wenn ich von der Polizei gestoppt werde fühle ich eine Demütigung und eine Erniedrigung.

Jetzt erzähle ich euch mal ein Beispiel, wo ich mal angehalten worden bin. Ich hab ein kleines Gewerbe und arbeite an Wochenenden nebenberuflich für die DB als Zähler/Interviewer. Ich war im Zug von Nürnberg nach Frankfurt (über Würzburg). Auf jeden Fall war dieses Zug überfüllt, weil im München oder in Nürnberg an diesem Tag eine Mannschaft gespielt hat und diese Mannschaft sehr viele Fans hat. Diese Menschen im Zug waren alle angetrunken, waren meist sehr laut und störten den ganzen Verkehr.

Als wir dann in Würzburg ausgestiegen sind, wollte ich als letztes in die Unterführung laufen, damit ich nicht zwischen den ganzen betrunkenen Menschen gestört werde. In der Unterführung warteten ca 8 Polizeibeamte, damit sie bei einem Streitfall zur Stelle sind. Die ganze Mannschaft von Fans sind vorbeigelaufen (ca 450) ohne eine Kontrolle und als ich vorbeilaufen wollte kam schon das Gebrülle von "STOPP", "KONTROLLE", "AUSWEIS BITTE". Man konnte sogar sehen, dass ich gerade im Dienst war durch meine Marke an meiner Weste, aber die Polizei hat sich ja gedacht, das ein Türke zwischen deutschen Fans die feiern nur Probleme machen kann und mussten mich dann kontrollieren.

Ich fühlte mich natürlich wieder sehr klein und wollte nicht mal die Fragen beantworten die der Beamte gestellt hat und erwähnte sehr laut, dass ich gerade im Dienst bin und zum nächsten Zug muss. Das hat ihn natürlich nicht gejuckt und die Kontrolle ging weiter. Ich wurde sogar gefragt, was ich in diesem Zug mache und wieso ich zähle. Ich hab mich so bescheuert gefühlt und fand es wirklich sehr peinlich von diesem Beamten, der gedacht hat ich lüge ihn an wegen meiner Arbeit.

Wie findet ihr die Sache? Ich finde, dass die Beamten den Eindruck haben, dass ein "Ausländer" der zwischen einer Gruppe von feiernden Deutschen erscheint nur ein Störfall sein kann. Die alkoholisierten und randalierenden Fans sind keine Gefahr für die Polizei, aber ein junger Mann der arbeitet ist so gefährlich, dass alles streng kontrolliert werden muss. Findet ihr die Sache wirklich gerecht?

» ufuk » Beiträge: 328 » Talkpoints: 3,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube auch ohne entsprechenden Körperbau und den Blick hätten Sie dich gefilzt - dass es immernoch einen latenten Rassismus bei der Polizei gibt wird zwar immer gern bestritten aber wenn man sich mal so ansieht wer freiwillig dorthin geht... Ich würde mal sagen, in der Mehrheit sind das keine Freigeister oder Linksgerichtete, sondern eher das komplette Gegenteil, die sich in Hierarchien, vorgegebenen Meinungen usw. sehr wohl fühlen - und natürlich reizt auch die Macht, die man bekommt.

Alle die ich kenne, die sich nach der Schule zum Polizeidienst gemeldet haben konnte man schon in der Mehrheit als rechts(extrem) und alles andere als frei von Vorurteilen einstufen, wenn auch nicht alle. Ansichten, die ins vorige Jahrhundert gehören waren da noch völlig normal die sie natürlich auch mit in den Dienst nehmen.

Und wenn so jemanden dann einer mit "Migrationshintergrund" über den Weg läuft, dummerweise sieht man es Dir im Gegensatz zu einem Russen usw. eben an, hat er eben gleich einen vortrefflichen Grund sein Privatleben mal ein Stück in seinem Beruf auszuleben :wink:.

Klar, dass es niemals daran liegt sondern nur an einer reinen Routinekontrolle - komisch dass das einem nur nie so vorkommt :wink:, kenn ich sehr gut von einem Freund dem es früher und heute noch genauso ging wie Dir. Sein Pech: Er ist Schwarzer und wird noch häufiger von der Polizei abgeklopft, fast immer mit dem Verdacht er wäre Drogenhändler oder Illegaler (als in Deutschland geborener). Da fällt mir noch so ein komischer Zufall ein, den vor allem diejenigen erleben, die sich trotz alledem für einen Job bei der Polizei bewerben, z. B. dass sie häufiger abgelehnt und weniger bei Beförderungen berücksichtigt werden :wink:.

Gerecht ist das nicht, dass ist keine Frage - nur üben sich meiner Erfahrung nach die meisten Beamten so sehr in "Zurückhaltung" was gewisse eindeutige Dinge angeht die man kaum anders verstehen kann dass man hier auch keine echte Handhabe hat :(.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe drei Bekannte, die nach der Schulzeit zur Polizei wollten und es dann auch getan haben bzw. angenommen wurde. Alle drei kommen vom Dorf und sind ziemlich weltfremd, d.h. sie haben und hatten nie wirklich Interesse an anderen Ländern, wenn sie im Urlaub waren, dann nie weiter als bis zu den Kanaren oder Mallorca und da dann auch nur All Inclusive und nie aus dem Hotel raus. Und: Sie waren und sind es mit Sicherheit bis heute, sehr intolerant gegenüber anderen Kulturen und Menschen. Sie sie einfältig, beschränkt und in jedem Fall ein gutes Stück feindlich gegenüber Ausländern und Immigranten.

Auch wenn es wirklich schlimm ist und man lieber sowas antworten würden wie: 'Wie kommst du denn auf DIE Idee, dass das was mit deiner Nationalität zu tun hat?', kommt man ins Grübeln und es fallen einem die Leute ein, die bei der Polizei sind und man erinnert sich daran, dass die sich nie dadurch auszeichneten, dass sie offen und tolerant sind - Im Gegenteil. Ich würde dir raten, dir selbst bewusst zu machen, dass du über diesen Leuten stehst. Vielleicht hilft es dir bei der nächsten Kontrolle ein bisschen Mitleid zu haben still und leise und dir deinen Teil zu denken. Nur diskutieren bringt mit solche Typen eben gar nichts, im Gegenteil. Das würde ja nur bestätigen, was sie ohnehin über dich denken.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, dass bei der Polizei so viele heimliche Nazis arbeiten. Andererseits kann ich mir aber auch nicht wirklich vorstellen, dass die Polizisten überwiegend mit randalierenden Ausländern zu tun haben und kaum mit randalierenden Inländern.

Vielleicht ist es halt einfach so, dass die Beamten halt hauptsächlich Beruflich in Kontakt mit Ausländern kommen und dann halt überwiegend als Täter. Dadurch dass ihr privates Umfeld dann eben keine oder nur sehr wenige Ausländer beinhaltet, haben die dann bei jedem Ausländer ein verfälschtes Bild vor Augen, da sie es einfach nicht so kennen.

Was ich damit sagen möchte ist, dass ich nicht glaube, dass die Polizisten sich dahin stellen und sich sagen "heute demütigen wir mal ein paar Türken", ich denke einfach, es ist keine böse Absicht oder das Ziel Leute zu demütigen dabei.

Vielleicht ist es ja mit dieser Sichtweise einfacher die häufigeren Kontrollen zu verstehen.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Naja, ich vermute auch, dass man da einfach sehr kleinkariert denkt (oder überhaupt nicht) und dich deswegen herausfischt. Natürlich hat es was damit zu tun, welche Herkunft du hast und wie du aussiehst.

Fakt ist aber auch, dass man dich ja nur sieht und durch den optischen Eindruck einschätzen muss, ob von dir eine Gefahr ausgehen könnte oder nicht. Mit Sicherheit kann ein kleiner, schmächtiger Deutscher auch mehr Schaden anrichten - aber so einschätzen tut man es eben nicht. Und da die Beamten wenig Zeit haben, alle erst persönlich kennen zu lernen, stufen sie dich eben so ein, dass von dir potentiell mehr Gefahr ausgehen könnte, als von anderen.

Ich glaube nicht, dass das bedeutet, dass diese alles rassistisch sind. Ich glaube sogar, dass Männer mit starkem Körperbau und ohne Haare genauso herausgefilzt werden - auch wenn diese ungefährlich sind. Es steht ja nicht auf der Stirn.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


crissi hat geschrieben:Ich kann mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen, dass bei der Polizei so viele heimliche Nazis arbeiten.

Man kann auch rechtes Gedankengut in sich tragen oder rassistisch sein ohne ein Nazi zu sein, nur so :wink:. Rassist bedeutet nicht gleich Nazi, genauso wie es auch umgedreht nicht der Fall sein muss (wie man im EU Parlament sieht), aber eher die Regel ist.

Bei der CSU kannst Du mit rechtem Gedankengut mit einer starken Tendenz ins Braune auch in hohe Ämter kommen - trotzdem würden die sich selbst (und auch ich nicht) als Nazis sehen oder bezeichnen.

crissi hat geschrieben:Andererseits kann ich mir aber auch nicht wirklich vorstellen, dass die Polizisten überwiegend mit randalierenden Ausländern zu tun haben und kaum mit randalierenden Inländern.

Also wenn ich mir mal die Hooligans so ansehe, die mir bisher über den Weg gelaufen sind, na da waren Ausländer oder die danach aussahen eher Mangelware. Schau Dir mal die gewaltbereiten Fankreise von einigen Fußballvereinen an, da stellen die oft nur eine Minderheit dar.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann mir vorstellen, dass Polizisten schon viel nach dem Äußeren gehen und eben, gerade Menschen raus picken, die durch ihre Statur und ihre, vielleicht düstere Erscheinung auffallen. Allerdings finde ich es auch schon komisch, dass die Polizisten so viele Fragen gestellt haben. Oft fragt man sich da auch, ob sie wirklich so viel fragen dürfen.

Bei den allgemein Verkehrskontrollen, ist es ja auch meistens so, dass gerade alte Autos oder getunte und aufgemotzte Autos, raus gewunken werden. Bei diesen Autos wird dann wohl mal eher Vermutet, dass etwas Fehlerhaftes gefunden wird. Oder bei den Tuningautos irgendwas nicht eingetragen sein könnte. Ich denke, dass es so in Etwas auch bei den anderen Personenkontrollen ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Da mein Vorredner das mit der Verkehrskontrolle angesprochen hat möchte ich noch eine kurze Geschichte von heute erzählen als ich frühs um 5 Uhr kurz meine Partnerin abholen musste.

Ich wohne in einem kleinen Dorf und musste nach XXX fahren, das sind ca 20 km. Da mein Auto in der Werkstatt ist, habe ich das Auto von meinem Bruder geliehen. Er hat ein VW Polo 6N, Sportauspuff, tiefer gelegt usw. Also genau das, was man von einem typischen Ausländer erwartet.

Als ich in XXX reingefahren bin wurde ich sofort gestoppt und wurde nach den Papieren gefragt, als ich diese vorgezeigt habe wurde nach dem erste Hilfe Kasten gefragt. Nachdem ich alles vorgezeigt habe, hat irgendwie einer von den Beamten Anzeichen von Drogenabhängigkeit an mir entdeckt (so hat er es erwähnt). Er hat gemerkt dass ich gezittert habe. Das war aber normal für mich, weil ich dieses Auto zum ersten mal gefahren bin und ich keine Ahnung hatte was für Sachen er im Auto versteckt und da ich ungerne Ärger mit der Polizei habe war es für mich eine Stresssituation.

Misstrauisch wurde ich befragt ob ich schon einmal Drogen zu mir genommen habe, da ich aber zum Glück den Einstellungsberater in der Polizeiinspektion XXX kenne, weil ich mich als Polizist im mittleren Dienst beworben habe, konnte ich leicht ein wenig Glaubwürdigkeit den zwei Beamten schenken, da es Schwachsinn ist, dass ein Bewerber Drogen zu sich nimmt. Aber das hat mir nicht weiter geholfen. Gleich danach wurde ich gefragt, was ich um diese Uhrzeit mache und wohin ich fahren möchte. Als ich den Beamten gesagt habe, dass ich meine Partnerin abholen möchte wurden sie misstrauischer. Nach einer kleinen Diskussion durfte ich dann endlich gehen.

Jetzt kommen wir aber zum Höhepunkt der kleinen Spritztour. Kurz bevor ich an der Haustür klingeln wollte kam ein Anruf von meiner Partnerin und sie hat mir gesagt, dass ich sie nicht abholen muss, da sie mit dem Zug fahren möchte. Ich habe mir nichts dabei gedacht und hab sie auch nicht abgeholt vom Bahnhof, da sie schon eine Fahrkarte gekauft hat. Als ich aus XXX rausfahren wollte sahen mich, so blöd wie es ist, die gleichen Beamten in ihrem Streifenwagen als sie in die entgegengerichtete Richtung gefahren sind. Im Rückspiegel habe ich bemerkt, dass sie sofort gebremst haben um irgendwo dann zu wenden. Ich bin einfach weitergefahren, da sie weder Lichthupe, oder irgendwie anders bemerkbar gemacht haben, dass sie hinter mir her sind.

Ich weiß jetzt nicht wie die Beamten diese Sache aufgefasst haben. Sie denken bestimmt, dass ich sie angelogen habe. Deswegen wollte ich kurz mal fragen, ob ich noch weiteres von denen hören werde? Die können ja sagen, dass ich "Beamten getäuscht" und dann später einen "Fluchtversuch" gestartet habe.

Ist so etwas möglich? Es kann sein, dass ich an diesem Beruf interessiert bin, aber die Konsequenzen von manchen Sachen kenne ich leider noch nicht.

» ufuk » Beiträge: 328 » Talkpoints: 3,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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