Restposten im Tierheim?

vom 13.06.2009, 19:43 Uhr

In der letzten Zeit habe ich vermehrt gehört und gelesen, dass Menschen der Ansicht sind, Tiere aus dem Tierheim seien "ungeeignet" zur Haltung oder als Haustier nicht tragbar. Wenn ein Tierheimtier Probleme macht liegt das meiner Meinung nicht daran das es nicht "tragbar" für den Besitzer ist, sondern weil entweder der Besitzer nicht geeignet ist ein Tier zu halten oder ein Schicksalsschlag geschehen ist oder sonstige Gründe. Wenn mehrere Leute so denken, dass ein Tier aus dem Tierheim der "klägliche" Rest ist, dann muss man sich nicht wundern wenn die Heime keinen Platz mehr haben, weil keiner den armen Lebewesen ein zu Hause geben möchte. Ich habe meine zwei Kater aus dem Tierheim und ich kann sagen das es mit Abstand die liebsten und wohl erzogensten Katzen sind die ich jemals hatte, kein Vergleich zu den Tieren die meine Eltern früher für viel Geld vom "Züchter" gekauft haben. Klar gibt es auch andere Fälle, aber ich würde IMMER zuerst im Tierheim nach einem Tier schauen, denn dort kann man wirklich ein Tier aus der Hoffnungslosigkeit holen.

Ich hatte früher auch Meerschweine, habe zweimal den Fehler gemacht und mir ein Tier aus einer Fachhandlung geholt (beide sind innerhalb eines Jahres gestorben), die Tierchen aus dem Tierheim waren Tierärztlich untersucht und haben ein erquickliches Leben geführt.

Wie ist eure Erfahrung mit Tierheim-Tieren? Ist ein Tier aus dem Tierheim für euch nur ein "Restposten" oder seit ihr ebenso wie ich der Ansicht das eher ein Tier aus dem Heim geholt werden sollte, bevor irgendwelche Züchter (nein, nicht verallgemeinernd gemeint) total überzüchtete Tiere verkaufen, die dann ihr Leben lang mit irgendwelchen Handicaps leben müssen, nur damit der Besitzer "optisch" das perfekte Tier hat?

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich weiss nicht, vielleicht bin ich irgendwie zu menschlich oder sehe Tiere nicht als Sache an, so wie du offenbar, denn wie man 'Restposten' in einem Atemzug mit einem Tier aussprechen kann, ist mir schon rätselhaft. Findest du das normal?

Ich selbst nehme auch lieber Tiere aus dem Tierheim als aus einer Zoo- bzw Tierhandlung, aber eher nicht weil ich einen Anti-Restpostengedanken hege, sondern weil ich es einfach nicht für nötig halte, mir ein 'neues' Tier zu kaufen, wenn es woanders welche gibt, die genauso auf ein neues zu Hause warten. Aber was das wiederum mit der Lebensdauer der Tiere zu tun haben soll, nur um mal dein abstruses Beispiel aufzugreifen, kapiere ich nicht. Man geht ja wohl IMMER mit einem Tier erstmal zum Tierarzt, egal woher man es hat.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo!

Ich denke eher, dass viele Menschen ihre Tiere nicht aus den Tierheimen aussuchen, da dort auch meistens hohe Gebühren genommen werden und es auch noch mit etwas mehr Aufwand verbunden ist, als wenn man sich ein Tier von privat holt. Ich habe mit jemandem gesprochen, der sich eine Katze im Tierheim ausgesucht hatte. Es handelte sich dabei, um eine Perserkatze. Allerdings sollte dafür eine Gebühr von 250 Euro gezahlt werden und für den Preis, würde man auch eine Katze bei einem Züchter bekommen, die noch dazu Papiere hätte.

Ich denke, dass die Meisten eben die Gebühren und der Aufwand mit Vorkontolle abschrecken. Wir hatten zu Hause auch einen Hund aus dem Tierheim. Er hatte auch so seine Macken, allerdings lag das daran, dass er im Welpenalter zu früh von der Mutter getrennt wurde und schlecht behandelt wurde. Aber sicher nicht daher, weil er im Tierheim war. Ich habe meine Tiere alle von Privat und muss sagen, dass ich bei meinen Katzen auch nicht viel Glück hatte. Mein Kater war sehr lange krank und braucht spezielles Futter. Meine Katze war sehr verwahrlost und fast verhungert. Daher denke ich, dass ich auch etwas gutes getan habe, obwohl ich sie nicht aus dem Tierheim habe.

Leider, denke viele Menschen, dass Tiere aus dem Tierheim immer eine Macke oder ein Problem haben. Es muss ja nicht so sein, aber das sehen die meisten nicht. Ich würde Tiere allerdings niemals als Restposten bezeichnen, egal um welche Tiere es sich handelt. Es gibt fast überall Vorurteile, also gibt es sie auch was Tierheime und deren Bewohner angeht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Meine Eltern haben ihren Hund auch aus dem Tierheim. Der wurde dort allerdings geboren und mein Bruder hat ihn damals schon als Welpe von dort geholt. Dadurch hatten wir natürlich auch keine Probleme, da er ja nun nicht wirklich vorbelastet war durch irgendwelche Traumata. Und er lebt bis heute ein sehr gutes Leben und ist auch eines der liebsten Tiere, die ich kenne.

Ich weiß zwar nicht ob es immer so ist, aber bei ihm war es so, dass mein Bruder schon mehrmals hin musste und Zeit mit ihm verbringen musste, damit sich beide aneinander gewöhnen. Also füttern, etwas spielen oder ein kleine Runde drehen. Und zumindest die Unkosten die das Tierheim hatte mussten auch bezahlt werden.

Als meine Freundin dann auch einen Hund wollte, haben wir einen vom Züchter geholt. Da war ich dann schon etwas überrascht, da wir den Hund sofort mitnehmen konnten und es den Züchter eigentlich gar nicht interessiert hat, ob wir mit dem Hund klar kommen und überhaupt einen Hund vernünftig halten können. Das wichtigste war das er sein Geld bekommen hat. Und wirklich teurer war es dort auch nicht.

So im Nachhinein fand ich das so einem kleinen Welpen gegenüber schon irgendwie gemein. Sie einfach so aus dem bekannten Umfeld rausholen und über Nacht ein ganz neues Zuhause mit neuem Herrchen und Frauchen zu haben. Der kleinen geht es zwar gut bei uns und ihr gefällt es soweit ich das beurteilen kann, auch sehr gut, aber irgendwie finde ich da die Tierheimlösung schon besser.

Aber wenn es in jedem Tierheim so gehandhabt wird, wie in dem wo mein Bruder damals den Hund her hatte, kann ich mir schon vorstellen, dass es für einige Leute zu viele Umstände sind, da mehrmals hinzufahren und dann vielleicht einen Hund zu bekommen, den man erst noch mal etwas umerziehen muss und dann genauso viel oder mehr als beim Züchter bezahlen soll.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Hallo!

Ich habe schon einige Tiere aus dem Tierheim geholt und bisher nie schlechte Erfahrung mit den Tieren gemacht. Ich finde es schon schlimm, wenn man diese Tiere als "Restposten" ansieht. Denn diese Tiere brauchen mehr Hilfe als jedes andere Tier und man sollte nicht sehen, dass es Tiere zweiter Wahl sind, nur weil sie unter Umständen viel mitgemacht haben.

Wenn man ein Kind aus dem Kinderheim annimmt ist es auch kein "Restpostenkind" und es braucht sehr viel Liebe und Zuwendung. Vielleicht solltest du diesen Gedanken aus dem Kopf bekommen, dass ein Tier aus dem Tierheim zweite Wahl ist. Denn nur so kannst du dich dem Tier auch voll und ganz widmen und dem Tier deine ganze Liebe geben, die es verdient. Oftmals vergessen die Tiere auch ganz schnell die vergangene Zeit und sind sehr dankbar dafür, dass man ihnen eine Chance gibt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also das Wort Restposten mit Tieren in einem Satz ist schon irgendwie scheiße. Ich kenne niemanden der Tiere aus dem Tierheim als Restposten bezeichnet. Mit diesem Menschen würde ich auch eher weniger zu tun haben wollen.

Ich habe 2 Katzen. Eine ist aus eigener Zucht von meiner Exschwiegermutter und den Kater den ich habe ich aus dem Tierheim geholt. Es war nicht leicht mit ihm. Er war völlig verstört und wollte keinen an sich ran lassen, doch jetzt total das Gegenteil von früher. Ich würde immer wieder Tiere aus dem Tierheim holen.

Es gibt Menschen die Angst haben vor so einer Herausforderung und wenn man mal überlegt das man dort für einen Katze mehr zahlt als beim Züchter manchmal kann ich verstehen das Menschen sich das 2 mal überlegen. ich jedoch würde nicht zögern. Doch Restposten würde ich die Tiere dort wirklich nicht bezeichnen.

» kirsche678 » Beiträge: 519 » Talkpoints: -2,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Erstmal finde ich das Wort "Restposten" hier überhaupt nicht schlimm. Natürlich ist ein Tier kein Baumarktartikel, aber das sollte doch nur ein Vergleich sein, dass manche Leute eben denken, die Tiere aus dem Tierheim sind "abgelaufen" oder "Fehldrucke". War sicher nicht böse gemeint.

Ich finde nicht, dass dieses Denken neu ist, und habe schon oft gehört, dass sich Leute keinen Hund aus dem Tierheim anschaffen wollen, weil sie meinen, die haben dort alle einen Schaden. Gegenüber Kleintieren und Katzen aus dem Tierheim habe ich noch nie solche Vorurteile gehört. Da schreckt die Leute wahrscheinlich vor allem die Kontrolle und der Preis im Tierheim ab.

Dass Tiere von Züchtern unbedingt kränker sind als Tierheimtiere wage ich aber zu bezweifeln. Ich denke, da kann man mit beiden Glück oder Pech haben. Es gibt ja nicht nur kerngesunde Mischlinge, sondern auch überzüchtete Rassetiere im Tierheim. Genauso wie es überhaupt auch kränkliche Mischlinge und gesunde Rassetiere gibt. Ich selber würde immer erstmal im Tierheim schauen. Da würde ich aber auch einen überzüchteten Optikhund nehmen, wenn er mir vom Wesen her zusagt. Beim Züchter würde ich deswegen nicht kaufen, weil mir die Papiere des Tiers völlig egal sind und unter den vielen heimlosen Tieren sicher ein passendes für mich dabei sein wird, und nicht, weil ich denke, die Tiere von dort sind generell kurzlebig.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Tiere aus dem Tierheim als „Restposten“ zu bezeichnen - da stellen sich bei mir schon sofort alle Nackenhaare auf. Das finde ich ganz schlimm - den schließlich ist jedes Tier ein Lebewesen mir seiner eigenen Würde.

Wir haben alle unsere Katzen aus dem Tierheim und hatten nie schlechte Erfahrungen. Tatsache ist doch nur, dass die Tiere, die man im Tierheim bekommt, aus einem ganz bestimmten Grund dort gelandet sind. Es können Fundtiere sein, ausgesetzte Tiere, aus schlechter Haltung. Oder dass sie auch abgegeben wurden, weil die Halter sie nicht mehr behalten konnten - was ich allemal besser finde, als das Tier einfach irgendwo abzusetzen.
Und so findet man im Tierheim in Grunde alle Rassen - auch gezüchtete Tiere - nur eben eventuell mit einer traurigen Vorgeschichte.

Das mag zu Anfang für den neuen Tierbesitzer etwas anstrengender sein - genauso wie für das Tier allerdings - denn aus Vorgeschichten resultieren oftmals Auffälligkeiten im Verhalten und andere zu Anfang unangenehme Eigenschaften. Meinen Erfahrungen nach legt sich das allerdings nach einiger Zeit - man muss als Mensch das Tier nur Verstehen, sein Verhalten erstmal akzeptieren und nur in kleinen Schritten zu ändern versuchen.
Mit ein wenig Engagement hat man irgendwann ein Haustier, das einem mehr Liebe gibt und Freude macht, als ein angeblich „wertvolleres“ Rassetier vom Züchter.

Warum die Tierheime Geld verlangen, wenn man ein Tier aufnimmt? Ganz einfach: Wenn sie es verschenken würden, würden alle möglichen - und vor allem unmöglichen - Leute sich ein Tier „kostenlos“ aus dem Tierheim holen. Und ob dem Tier damit geholfen ist oder ob es ihm vielleicht sogar im Tierheim besser gegangen wäre, darüber mag jeder selber nachdenken.

Das Tierheim kontrolliert aber schon vor der Abgabe dies Tieres dessen neue „Heimat“ und bei uns kamen sie später noch einmal zur Nachkontrolle. Schon das kostet Geld - selbst wenn es oft ehrenamtliche Mitarbeiter sind, das Fahrgeld bekommen sie trotzdem ersetzt. Das Geld, was ich zahlen musste, um meine Tierheimkatzen zu bekommen, hat sich im Endeffekt sowieso gerechnet. Denn die Katzen waren, als ich sie abholte, schon komplett tierärztlich grundversorgt, d.h. untersucht und geimpft. Dazu habe ich das erste Jahr sämtliche Untersuchungen und Impfungen vom Tierheim kostenlos gemacht bekommen und das Kastrieren und Tätowieren auch. Wenn man das zusammenrechnet, hätte mich das beim Tierarzt fast das Doppelte gekostet.

Wenn ich ein Tier von privat hole, ist es sicher nicht untersucht und geimpft. Und wenn man glauben kann, was so über manche Tierzüchter berichtet wird, dann wäre ich mir bei denen auch nicht immer sicher.

» raggy » Beiträge: 127 » Talkpoints: 13,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,
ich finde den Titel "Restposten" auch schon schlimm, aber es ist ja leider so, das immer weniger Leute sich ein Tier aus dem Tierheim holen, da dort doch horrende Gebühren anfallen. Wenn man aber die Kosten bedenkt wie impfen etc. und das sind sie ja, dann empfinde ich die Höhe der Gebühr nicht so groß.

Ich selber hatte/habe einen Hund aus dem Tierheim und ich hatte mit ihnen nur kleine Probleme, die man aber in den Griff bekommen konnte. Leider denken viele, das im Tierheim nur Problemtiere sitzen und deshalb sitzen viele bis ins hohe Alter da. Ich jedenfalls würde immer wieder ein Tier aus dem Tierheim holen.

» fenasofia » Beiträge: 530 » Talkpoints: 22,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


"Restposten" klingt so abfällig. Jedenfalls mag ich das Wort für Lebewesen gar nicht. Ich hab viel Erfahrung mit Tierheimtieren, besonders Hunden. Die allermeisten Hunde dort sind ganz normale, freundliche Tiere, die problemlos gehalten werden können. Aber: Es gibt auch welche, die schwer verhaltensgestört sind und wirklich nur in die Hände sehr erfahrener Leute gehören. Prozentual gesehen sind das wirklich nur wenige Hunde, aber sie fallen nunmal dadurch mehr auf, als die vielen braven, problemlosen Tiere.

Ein gutes Tierheim kontrolliert, wohin das Tier vermittelt wird, in vielen Tierheimen ist es so, dass sich Mitarbeiter dann auch ansehen, wo der Hund hingekommen ist und wie es klappt. Tierheimtiere sind für gewöhnlich geimpft und kastriert, werden außerdem tierärztlich durchgecheckt und wenn das Tier chronische Krankheiten hat oder ein Leiden, das noch behandelt werden muss, erfährt der neue Besitzer das auch.

Klar, bei einem älteren Tier kennt man in den allermeisten Fällen nicht die Vorgeschichte. Aber meist waren die Hunde (oder Katzen) ja länger im Tierheim und Auffälligkeiten (wie mag keine Katzen / mag keine anderen Rüden, nicht zu kleinen Kindern, usw) werden natürlich mit angegeben.

Zu den Kosten: Nein, viel ist das wirklich nicht, wenn man bedenkt, was das Tierheim alles schon vorlegen musste. Dazu ist es so, dass Tierheime meist auf ehrenamtliche Helfer und Spenden angewiesen sind. Besonders die kleineren Tierheime haben oft kaum Geld. Wichtig ist aber vor allem, dass die Chemie zwischen Mensch und Tier stimmt. Man sollte nie vorschnell entscheiden und gerade bei Tierheimtieren gibt es ja auch die Möglichkeit, dass man erstmal kommt und mit dem Hund spazierengeht. Bei den meisten Tierheimen sind solche Gassigeher übrigens grundsätzlich gern willkommen, egal, ob sie nun ein Tier kaufen möchten oder nur helfen wollen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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