Große Lüge - Wahrheit erzählen?
Ich habe ein großes Problem, was mir schwer auf der Seele liegt, vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen, beziehungsweise eure Meinung dazu sagen.
Ich bin im Februar während einer Krankschreibung am letzten Tag der Probezeit gekündigt worden. Ich hatte und habe große Fußprobleme, durch Fehlstellung und Überlastung, es ging einfach nicht mehr und ich musste zum Arzt gehen und wurde krankgeschrieben. Zusätzlich hatte ich auch Urlaub. Das kann man nun sehen wie man will, zu spät ist es eh. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich plötzlich gekündigt werde. Ich habe hart gearbeitet (eben, weil ich mich in der Probezeit besonders beweisen wollte). Am letzten Tag wurde mir die Kündigung vorbei gebracht und ich musste sofort unterschreiben. Ich war völlig am Ende und geschockt.
Worum es nun eigentlich geht: Ich war völlig geschockt und weiß auch bis jetzt nicht so richtig wie es weitergehen soll. Ich kann wohl nicht mehr in meinem erlernten Beruf arbeiten, weil ich nicht mehr lange stehen oder gehen kann. Ich habe dann solch starke Schmerzen, dass ich sitzen muss.
Ich habe fast niemandem davon erzählt, nur meinem Freund, meinen Eltern und den (mittlerweile Ex-) Kollegen. Das ist soweit auch okay, denn das muss nicht jeder wissen, es geht die meisten einfach nichts an. Vor allem das Gerede wäre für mich unerträglich (wohne in einer Kleinstadt, da macht das schnell die Runde).
Über eine andere Freundin habe ich eine Freundin, die bis vor kurzem eher eine Bekannte war. Nun entwickelt sich aber immer mehr eine richtige Freundschaft, wir unternehmen viel. Und jedes Mal lüge ich sie an und denke mir irgendwelche Dienste aus und Geschichten was so auf Arbeit los ist. Wie gesagt, lange war sie eigentlich nur die Freundin einer Freundin und nur meine Bekannte. Auch im Februar war das Verhältnis noch nicht so eng.
Nun überlege ich schon es zu erzählen, aber ich habe sie natürlich angelogen, aber aus dem Grund, weil ich nachwievor am Ende bin. Es ist mir auch sehr unangenehm, ich bin nicht gern zuhause und kümmere mich darum schnell aus dieser Situation rauszukommen. Ich habe Angst davor wie sie reagiert, es wäre schade wenn die Freundschaft nun zerbricht. Ich weiß natürlich, dass eine Lüge nie richtig ist. Aber ich konnte lang mit niemandem darüber sprechen.
Was meint ihr und wie würdet ihr an ihrer Stelle reagieren, wenn ihr es nun nach doch recht langer Zeit erfahren würdet?
Mein Motto ist da immer, Lügen haben kurze Beine. Ich kann deine Situation verstehen und hätte wahrscheinlich ähnlich gehandelt. Aber irgendwann solltest du einer so nahen Bekannten ( das ist sie ja geworden), schon reinen Wein einschenken. Ich würde ihr erklären, das es dir halt peinlich war und du nicht wolltest das in deiner Stadt getratscht wird. Ausserdem würde ich sie darum bitten, es für sich zu behalten.
Wir hatten im Freundeskreis mal einen jungen Mann der immer wieder erzählte wie stressig sein Job ja sei. Gleichzeitig wusste er aber echt jeden Tag, was Thema diverser Nachmittags- Talkshows war. Die konnte er, wenn er wirklich arbeiten war, gar nicht gesehen haben. Zumindest nicht in der Häufigkeit in der er über den Inhalt der Talkshows berichtete. Anfangs ist das für uns Freunde ja noch recht amüsant gewesen. Aber irgendwann war es ehrlich gesagt, nur noch peinlich. Und wenn man ihn fragte, ob er arbeitslos sei, verneinte er das vehemment. Gut wird Freunde arbeiteten alle oder gingen noch zur Schule oder waren in einer Ausbildung. Aber jeder von uns hätte dafür Verständnis gehabt und sicherlich auch versucht ihn zu unterstützen. Und für uns auch Arbeitslosigkeit nichts war, für das man sich schämen musste. Besonders betrüblich war auch, das seine Freundin entweder auch nicht wusste das er arbeitslos ist oder uns genauso anlügte wie er.
Während der Probezeit gekündigt werden ist heute schon fast gang und gäbe. Klar belastet es dich. Aber ich finde Ehrlichkeit immer noch am Besten. Zumindest dem engsten Kreis gegenüber. Ein einfaches: du ich muss dir was erzählen. Ich schon während der Probezeit gekündigt worden und hatte ja noch dazu Probleme mit meinem Fuß und das hat mich so belastet, das ich erstmal nicht wollte das da jemand von weiss. reicht meistens.
Also ich kann dich schon verstehen, denn als Arbeitsloser Mensch sinkt der soziale Stellenwert in jeden Fall. Auch wenn unbewusst. Mann denkt irgendwie ungewollt anders über diese Menschen.
Ich an deiner Stelle, würde ihr nicht gerade sagen, dass du gelogen hast, sondern einfach mal erzählen, dass du nun gekündigt wurdest, weil sie Stellen abbauen oder so. Und da du ja noch nicht so lange dabei bist, warst du die erste.
Damit ist der Knackpunkt, dass du nun arbeitslos bist raus und du musst nicht aufpassen was du sagst. Im Gegenteil du kannst sie ja mal einspannen, ob sie vielleicht bei der Arbeitssuche behilflich sein kann. Vielleicht, kann sie deine Bewerbung mal in Ihrer Firma abgeben?
Wenn man im erlernten Beruf nicht mehr arbeiten kann, besteht die Möglichkeit bei der ARGE eine Umschulung zu machen, z.B. zu einem Bürojob.
Hallo,
vielen Dank für eure Antworten.
Ich an deiner Stelle, würde ihr nicht gerade sagen, dass du gelogen hast, sondern einfach mal erzählen, dass du nun gekündigt wurdest, weil sie Stellen abbauen oder so. Und da du ja noch nicht so lange dabei bist, warst du die erste.
Hierzu muss ich sagen, ich würde in dem Moment ja wieder lügen, ich hatte auch schon paar Mal darüber nachgedacht, mir einfach etwas auszudenken, aber das kann nicht richtig sein. Ich bin ja nicht arbeitslos geworden, weil ich mich falsch verhalten habe oder, weil ich meine Verpflichtungen nicht erfüllt habe. Dass ich Probleme mit den Füßen habe, weiß sie ja und auch, dass ich deswegen einige Wochen krankgeschrieben war.
Nach Hilfe nach der Arbeitssuche habe ich schon mehrere Leute gefragt (ob in ihrem Unternehmen was frei ist). Ich habe zugegeben, dass ich eine neue Stelle suche, eben wegen meinen gesundheitlichen Problemen, habe es aber immer so scheinen lassen, als würde ich im Moment eben noch arbeiten.
Bei der ARGE stecke ich schon voll in der Vermittlung, aber wie das nun wieder typisch ist, seit Wochen tut sich nichts, ich sollte eventuell zum Medizinischen Dienst, noch habe ich leider keine Nachricht. Daraufhin soll erst entschieden werden, wie es beruflich für mich weitergeht. Ich will ja unbedingt so schnell wie möglich wieder ins Berufsleben zurück.
Ich würde ihr ehrlich sagen, das du es halt nur im engsten Familienkreis erzählt hast und dich halt sonst geschämt hast. Kann man ja noch ein wenig netter formulieren.
Wie der Zufall es will, kennt deine neue Bekannte eventuell jemand aus deiner alten Firma und erfährt dann, das du ja schon länger nicht mehr dort beschäftigt bist. Dann stehst du blöder da als jetzt.
Zum Thema wieder Arbeiten wollen. Auch wenn es enorm viel Disziplin erfordert, würde ich erst die amtsärztliche Untersuchung abwarten und darauf warten was man dir rät. Wenn du den Fehler machst und jetzt eventuell einen Job annimmst, den du an sich aufgrund deiner gesundheitlichen Probleme gar nicht machen solltest, denkt sich das Arbeitsamt wahrscheinlich, die kann ja doch arbeiten, warum sollen wir ihr helfen oder ihr gar eine Umschulung finanzieren. Und als ausgebildete Kraft ist man immer besser vermittelbar. Und eine ausgebildete Kraft wärst du ja auch durch eine Umschulung.
Wenn es dir schwer fällt, tatenlos daheim rumzusitzen, kannst du einiges anderes machen. Zum Beispiel dir bestimmte Sachen am PC aneignen. Sowas kannst du für einen Bürojob an sich immer brauchen. Oder du kannst dich mal erkundigen, ob es in deiner Nähe einen Freiwilligenverein gibt und dort deine "Dienste" anbieten. Muss ja nicht direkt in deiner Kleinstadt sein, vielleicht findest du was in der nächsten grösseren Stadt. Hier werden an sich immer Leute gesucht. Und die Angebote was man machen kann, sind recht vielfältig. Hausaufgabenhilfe, Hilfe bei der Tafel, alten Menschen helfen, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.
Du steckst in einer schwierigen Situation, allerdings sind deine Beweggründe durchaus nachvollziehbar. Der Beruf eines Menschen ist nicht nur für das Individuum selbst wichtig, sondern er sichert auch einen gewissen Status in der Gesellschaft. Aus dieser Perspektive kann ich verstehen, dass du deine Arbeitslosigkeit verschwiegen hast. Zudem handelte es sich ja ursprünglich nicht um eine engere Bekanntschaft zu dieser Frau und man möchte ja auch nicht jeden entfernten Bekannten in sein Leben und in Problemsituationen einbinden. Da du zum damaligen Zeitpunkt nicht offen mit dieser Frau über deine berufliche Situation gesprochen hast und sich euer Verhältnis mittlerweile intensiviert hat, wurde diese Lüge zum Selbstläufer.
Ich fände es falsch, jetzt diese Lügen aufrecht zu erhalten. Offenbar hast du einen recht guten Kontakt zu der Bekannten aufgebaut und fühlst dich ihr schon recht verbunden. Ihr verbringt sicher öfter Zeit miteinander und ich stelle es mir sehr schwierig vor, ihr permanent etwas vorlügen zu müssen. Ich finde zwei Aspekte überlegenswert.
Zum einen finde ich, dass gute Bekannte und enge Vertraute ein gewisses Recht darauf haben, am Leben des anderen teilzuhaben. Wenn ich von einem guten Bekannten über einen längeren Zeitraum belogen würde und dann irgendwann selbst dahinter kommen würde, wäre ich schon ziemlich enttäuscht.
Der andere entscheidende Punkt ist dein eigenes Wohlbefinden. Für dich ist es ja eine zusätzliche Belastung, permanent dieses Lügengebäude zu erhalten und neue Geschichten zu erfinden. Zudem musst du immer Angst haben, dass du dich verplapperst oder die Wahrheit anderweitig ans Tageslicht kommt.
Unter anderem aus den beiden oben genannten Gründen würde ich mit der Bekannten sprechen und ihr die Wahrheit sagen. Vielleicht wird sie zunächst enttäuscht sein, allerdings solltest du ihr auch deine Beweggründe schildern. Sag ihr, wie es dir mit dieser Situation bisher ergangen ist und welche Sorgen und Probleme du hast. Wenn du von nun an ehrlich und offen mit ihr redest und ihr auch etwas an ihr gelegen ist, wird sie deine Lage sicher verstehen und dein Handeln nachvollziehen können.
Je länger du wartest, desto länger belügst du sie und desto schwieriger wird es, die Wahrheit zu sagen.
Übrigens finde ich es nicht sinnvoll, ihr jetzt zu erzählen, dass du erst kürzlich deinen Job verloren hast. Das wäre eine erneute Lüge und ich denke, dass du die alte Lüge nicht mit einer neuen Lüge erklären solltest.
Ich verstehe zwar nicht, warum du gelogen hast, schließlich wird dich niemand deswegen verurteilen, weil du nichts zu erzählen hast. Aber ich würde ihr trotzdem nichts erzählen. Offensichtlich waren es ja nur kleinere Lügen, in Bezug auf besondere Ereignisse an deiner Arbeitsstelle. Mach das einfach nicht wieder.
Aber das ist natürlich nicht damit vereinbar, dass du ihr eigentlich erzählen solltest, dass du eigentlich keine Arbeit mehr hast, das war dann schon eine etwas größere Lüge. Du musst selber wissen, ob eure Freundschaft schon so stark ist, dass sie das abkann, oder ob du es doch lieber nicht riskierst, es kann nämlich durchaus passieren, dass eure Freundschaft an einer so großen Lüge zerbricht.
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