Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!
Da sieht und hört man in den Medien, ein Paar schlägt sich auf offener Straße. Nun handelt es sich auch noch um bekannte Menschen. Ist es denn noch zu fassen? Wer kümmert sich denn um die "normalen" Leute? Da gibt es viele: Frauen, die von Männern geschlagen werden; Männer, die von Frauen geschlagen werden und der schlimmste Fall: Kinder, die von Erwachsenen misshandelt werden.
Leider werden nur immer die spektakulären Fälle bekannt. Jeder zerreißt sich das "Maul" über seine Nachbarn, aber wenn solche Sache wie Kindesmisshandlung oder Gewalt im Haushalt stattfinden, hat keiner was bemerkt. Jeder Nachbar konnte mir früher sagen, wann ich in der Nacht nach Hause gekommen bin. Sind die Leute heute nicht mehr so neugierig oder wollen sie sich nur aus allem raushalten? Aber wehe, es kommt etwas an die Öffentlichkeit, dann sind nur die Behörden Schuld, wir haben ja nichts bemerkt. Also alles nach dem Motto der Heiligen Drei Affen?
Na ja. Das Sprichwort hat schon seine Daseinsberechtigung.
Ich erinnere mich gut an meine Studentenzeiten. Ich hatte damals eine Einzimmerwohnung und über mir hat ein Pärchen gewohnt. Besonderes Kennzeichen der beiden: Die waren immer braungebrannt wie zwei Brathähnchen, weil sie ein Solarium hatten.
Die Wände waren damals recht dünn. Das hat man in *äh* verschiedensten Situationen bemerkt. Oft haben die sich auch gestritten und dann hat man auch mal das Klatschen einer Ohrfeige gehört. Zu Beginn hat mich das ziemlich schockiert. Aber am nächsten Tag habe ich die beiden dann wieder engumschlungen durch die Stadt streifen sehen. Und diese Situation hat soch oft wiederholt, so dass man sich dann irgendwann nichts mehr dabei denkt.
Am Ende sind übrigens die beiden doch auseinander gegangen. Nach zig heftigen Streits und ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet. Damals habe ich dann übrigens auch den letzten heftigen Streit mitbekommen: Es ging darum, wer nach der Trennung das Solarium behalten darf...
Fazit: Ich glaube schon, dass bei manchen Leuten so etwas üblich ist und man ganz schnell auch dumm dasteht, wenn man eingreift. Eine andere Qualität hat das natürlich, wenn Kinder geschlagen werden. Denn diese sind schutzlos.
Hallo
Also ich glaube das mit dem Eingreifen der Leute hat sich schon sehr geändert. Ich denke das hat allgemein mit der Entwicklung der Zufriedenheit der Leute zu tun. Früher ging es den Leuten gut: man hatte ein Auto, einen Job, Geld und so weiter. Heute haben die Leute mehr mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Man nenne die Faktoren Harz 4 oder allgemein Arbeitslosigkeit, Terrorangst, Medien (Ja, auch Medien verbreiten meiner Meinung nach Schrecken.) und das sind nur Einige.
Wo man in der Zeit des Wirtschaftswunders und des Aufschwungs in den Urlaub gefahren ist und Partys feierte, traf man viele Leute. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: Das Leben war damals sozialer. Jeder kannte jeden und jeder wusste über den anderen Bescheid.
Was haben wir nun? Finanzkrise, Jobangst. Niemand traut sich mehr in die Öffentlichkeit. Jeder lebt sein kleines bescheidenes leben. Was der nette Nachbar macht? Wer er ist? Wen interessiert das? Heute werden keine Grillfeiern unter Nachbarn mehr gefeiert oder Willkommenspartys geschmissen. Heute macht man einen "netten Fernsehabend". Jeder macht sein eigenes Ding.
Deshalb will niemand mehr wissen, was andere machen oder was passiert. Schließlich will man nicht noch mehr Probleme haben als man schon hat. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass man tatenlos zusieht, wie ein Kind geschlagen wird. Ich will nur damit sagen, dass man heutzutage anders mit seinem Umfeld umgeht.
Ein weiterer Punkt ist der Unterschied zwischen Dorfleben und Stadtleben. Während man in der Stadt höchstens seinen Nachbarn kennt, kennt sich auf dem Land jeder.
Abschließend kann ich sagen, dass erst etwas passieren muss, damit man sich für jemanden interessiert. Das muss nicht unbedingt negativ sein. Eine Einladung zur Nachbarschaftsparty reicht da völlig aus. So machen wir das jedenfalls immer...
Das was du jetzt beschrieben hast, hat meiner Meinung nach nicht mit der eigentlichen Redewendung "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich" zu tun. Ich kenne das so, dass dieses Sprichwort ausdrückt, dass man nicht jeden Streit und jede Prügelei so ernst nehmen soll. Oftmals ist es so, dass sich die Leute kurze Zeit später wieder vertragen.
Dazu habe ich auch ein schönes Beispiel: Als ich noch in der Realschule war, gab es immer zwei aus der Klasse, die ja die "besten" Freundinnen waren. Aber dann haben die sich gestritten, schmissen sich alles an den Kopf und sagten Sachen wie, dass die andere nie wieder ankommen müsste und auf ewig verschissen hätte. Am nächsten Tag waren sie dann wieder die besten Freundinnen, Küsschen hier, Küsschen da.
Genau genommen bedeutet Pack schlägt sich, Pack verträgt sich! ja doch, dass auch ein Streit unter Pack - also schlechten Menschen - nicht bis in alle Ewigkeit dauert, sondern eher früher als später endet. Die Frage ist natürlich: was genau versteht man unter Pack? Und womit endet der Streit? So gesehen ist es doch schon so, dass man sich wirklich mal die Frage stellen sollte, wann man einen Streit wirklich zu schnell mit dieser altväterlichen Redensart abtut oder ob es berechtigt ist, so zu urteilen.
Die Frage ist aber auch, wenn man eingreift, wie viel Schuld man auf sich laden will. Aus meinem beruflichen Umfeld, habe ich erst vor einiger Zeit wieder erfahren, dass das Kind eines sehr jungen Paares vom Jugendamt aus der Familie genommen wurde, nachdem es gute sechs Monate Probleme gab. Eine Person, die auch vom zuständigen Helfer, um eine Stellungnahme gebeten wurde, wurde später ganz böse attackiert, weil sie wohl auch schuld sei, dass das Kind erst mal nicht bei seinen Eltern leben kann. Was wäre aber gewesen, wenn das Kind eines Tages in der Notaufnahme mehr sterbend als lebend Patient gewesen wäre oder andere schlimme Szenarien eingetreten wären. Ich denke, dass das auch ein Grund für die heutige Zurückhaltung ist, dass man es ohnehin keinem wirklich recht machen kann - also eben Augen zu und durch.
Warum die Menschen heute aber auch nicht mehr so viel auf ihre Nachbarn geben, könnte auch gut damit zu tun haben, dass man viel mehr zu tun hat. Freizeit-Stress ist hier ein Stichwort. Außerdem hat man dank Internet, Satelliten-Fernsehen und -Radio auch genug Ablenkung und genau genommen auch mehr als die Nachbarn bieten könnten. Da braucht man doch nur die gesamten inszenierten Reality-Formate anschauen.
Dass die Menschen sich heute nicht mehr so viel um andere kümmern, kann man übrigens nicht pauschal sagen. Meine Nachbarn könnten Dir sicher recht genau über meinen Tagesablauf Auskunft geben. Und wenn ich mal einfach in die Garage meiner Eltern schauen will, dann kann ich mir sicher sein, dass innerhalb der nächsten Minute mindestens zwei ihrer Nachbarn auftauchen werden um zu schauen, wer denn da ist.
Mit Pack assoziiere ich eigentlich nur Leute die einen asozialen Lebenswandel führen. Hier ist es oft so dass im Vollrausch untereinander geprügelt oder angepöbelt wird, die Polizei zum Schlichten gerufen wird und man sich dann wieder untereinander solidarisiert um gemeinsam über die Ordnungshüter herzufallen. Genauso ist es völlig normal dass man sich am nächsten Tag wieder zum gemeinsamen Saufen trifft und ganz friedlich nebeneinander sitzt obwohl am Vortag die Bierflaschen auf den Köpfen splitterten.
Bei dem von dir beschriebenen Fall würde ich eher auf so eine Art sexuelle Abhängigkeit oder auch auf eine allgemeine Abhängigkeit tippen. Frau wird regelmäßig verprügelt, kann aber nicht von dem Mann lassen (aus welchen Gründen auch immer) und verzeiht ihrem Mann regelmäßig oder sucht die Schuld bei sich. So etwas kommt wirklich häufiger vor als man denkt. Dieses hat aber wirklich nichts mit dem oben erwähnten Pack zu tun, das sind ganz normale Familiendramen.
Schummel hat geschrieben:Jeder zerreißt sich das "Maul" über seine Nachbarn, aber wenn solche Sache wie Kindesmisshandlung oder Gewalt im Haushalt stattfinden, hat keiner was bemerkt.
Meine Schwester ist Polizistin und berichtet desöfteren über Einsätze, denen häusliche Gewalt zugrunde liegt und die durch Nachbarn bekannt gemacht wurden. Ich denke, man kann insofern nicht verallgemeinern, dass die Menschen heutzutage zwar neugierig sind, im Fall eines Falles aber meinen, dass sie das nichts angeht, was ja nichts anderes heißen soll als: "Ich halt mich raus, dann passiert mir auch nichts."
So ein Verhalten gibt es natürlich und auch nicht sonderlich selten, wie ich finde. Gerade auf dem Land höre ich solche Aussagen sogar sehr häufig. Trotzdem kommt es auch hier immer wieder zu Polizeieinsätzen, weil Nachbarn, die in ihrem Haus Gebrüll hören, das sich nach einer tätlichen Auseinandersetzung anhört, die Polizei verständigt haben.
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Da sieht und hört man in den Medien, ein Paar schlägt sich auf offener Straße. Nun handelt es sich auch noch um bekannte Menschen. Ist es denn noch zu fassen? Wer kümmert sich denn um die "normalen" Leute? Da gibt es viele: Frauen, die von Männern geschlagen werden; Männer, die von Frauen geschlagen werden und der schlimmste Fall: Kinder, die von Erwachsenen misshandelt werden.
Dass bei Prominentenpärchen über körperliche Auseinandersetzungen berichtet wird, heißt aber noch lange nicht, dass da irgendein Nachbar die Polizei alarmiert hat und denen grundsätzlich eher geholfen wird als dem Normalo-Bürger. Die Berichterstattung gibt es doch nur, weil es sich um Personen des öffentlichen Interesses handelt und mit Berichten dieser Art eben Geld zu verdienen ist.
Im Übrigen gibt es auch hier Zeitungsberichte, wenn es einmal zu heftigeren tätlichen Übergriffen zwischen Ehegatten kam, nur werden da in der Regel keine Fotos veröffentlicht, wie das gern mal bei Prominenten der Fall ist. Und dass darauf im Fall des Normalbürgers verzichtet wird, ist sicher auch besser so für den Betreffenden, das hat aber nichts mit Ignoranz zu tun.
Um nochmal auf den Eingangs-Thread zurückzukommen: Medien existieren, weil sich andere Menschen von ihrem Leben ablenken müssen. Hierbei beziehe ich mich nicht auf Nachrichten und Co. sondern auf die allgemeinen Zuschauer-Magnete wie damals Sam auf Pro 7 oder RTL II News. Das sind ja auch keine Nachrichten. Die Sender wollen Aktion, theatralische Gefühle und Drama, Drama und nochmals Drama. Aber wozu? Klar, für die Einschaltquoten. Denn die bringen schlußendlich Geld in den Laden. Und natürlich ist Gott und die Welt über die Situation bestürzt, wenn ein Promi-Pärchen sich vor laufender Kamera prügelt. Die Masse gibt dieses Gefühl des Bestürzt-Seins auch vor. Den Zuschauern wird suggeriert: "Du brauchst Dich um nichts mehr zu kümmern, wir, die Medien, haben das alles soweit im Griff". Und dann kann der Zuschauer seiner Gefühlswelt voll und ganz ausleben - schließlich braucht er dafür nichts zu tun. Er braucht noch nicht mal helfen, denn das Problem ist viel zu weit weg.
Und hier kommt der Punkt des Eingreifens in der Nachbarschaft. Viele sind sich einfach nicht mehr sicher, ob das nun normal ist, was der Nachbar da macht oder nicht. Und wenn sie denken es ist nicht normal, dann wird sich mit Bekannten / Freunden darüber unterhalten. Diese werden aber auch nur in den seltesten Fällen den ersten Schritt wagen und eingreifen. So ist der Mensch nunmal. Aber das war früher nicht anders. Auch heutzutage weiß der Nachbar, wann man nach Hause kommt, aber er weiß nicht, was in der Wohnung vor sich geht.
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