Die Kinder des neuen Jahrtausends - Jan Udo Holey

vom 06.06.2009, 16:47 Uhr

Als ich eine Phase der Esoterikbessessenheit hatte, kaufte ich mir dieses Buch von Jan Udo Holey. Ich habe es verschlungen, da es genau dieser Zeitpunkt war, als meine kleine Tochter unterwegs war.

Es geht in diesem Buch über Kinder, die mediale Fähigkeiten haben. Natürlich schienen mir ein paar dieser medialen Fähigkeiten, wie z. B. mit den Ohren ein Buch lesen zu können sehr suspekt und ich glaube auch nicht alles, was mir auf dem Goldtablettchen serviert wird. Aber es ist schon so, dass ich vor allem bei meiner Tochter merke, wie sich die Interessen der Kinder in einem gewissen Alter verändern oder wie sie von Dingen erzählen, die wir Erwachsenen als Träumerei oder Ängste abtun.

Die einen Kinder können Verstorbene sehen, die anderen können kleine Naturhelfer wie Elfen oder Zwerge sehen und mit ihnen kommunizieren. Es ist schon sehr plausibel beschrieben, wie sich diese Fähigkeiten äußern. Auch von Kindern, die einmal zu einer anderen Familie gehörten, ist die Rede. Sie haben alles über eine Familie gewusst, in der sie früher gelebt haben, richtig unheimlich.

Nun meine Frage an euch (vom Autor müssen wir natürlich gar nicht sprechen, da dieser sehr umstritten ist): Ist das alles nur Humbug oder ist da wirklich etwas dran?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 06.06.2009, 17:25, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Hallo,

Ich muss ehrlich sagen, ich halte soetwas für einen ziemlichen Humbug. Nicht nur, weil Holey ja auch sonst ziemlich "fragwürdige" Dinge geschrieben hat.

Ich schließe es dabei gar nicht aus, dass es mehr gibt, als wir sehen können oder heute kennen, ich bin also kein Mensch, der sich streng an die Wissenschaft hält, die übrigens auch in manchen Bereichen sehr auf Hypothesen beruht, und sagt: "Anders kann es nicht sein". Aber dennoch meine ich, dass es einfach übertrieben und wirklich unlogisch klingt, wie Holey bestimmte Dinge Kindern zuzuschreibt.

Wenn Kinder Elfen oder Zwerge "sehen", oder erzählen, dass sie Tote sehen, dann würde ich sagen, ist das einfach Fantasie. Kinder haben eben doch oft noch mehr Fantasie, als viele Erwachsene. Außerdem wissen sie unter Umständen einfach nicht zwischen Gedanken und Träumen und der Realität zu unterscheiden. Wenn sie also sich vorstellen, dass es Elfen gäbe, oder wenn sie von Elfen geträumt haben, dann "ist" das für sie real, weil sie noch nicht gelernt haben, Traum und Wachzustand zu unterscheiden. So kommt es zu Verwechselungen. So würde ich mir fantastische Kindererzählungen einfach erklären. Da spielt nicht zwangsläufig irgendetwas Esoterisches, Übernatürliches eine Rolle.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Holey - "Hohl, ey" wäre wohl oft passender. Dass der umstritten ist darf dich aber nicht wundern - denn wer rechtsextremistisch-faschistisches und dazu auch noch antisemitisch stark belastete Bücher verfasst hat, deren Inhalt er teilweise von anderen obskuren Autoren bzw. Rechtsradikalen / bekennenden Faschisten / Rassisten lose zusammengeklaut hat und dessen Bücher (nicht alle, leider :() deswegen nicht umsonst verboten wurden hat schon einmal einen schweren Stand. Wenn dazu noch abstruse, im Grunde hanebüchene und haarsträubende Theorien kommen, pseudowissenschaftliches Verschwörungsblabla eben, wird es nicht unbedingt besser ;).

Zum Buch: Verschwörungstheorien, pseudowissenschaftliches Gesabbel, Horoskope und anderes esoterisches Blabla haben immer eins gemeinsam - in der Regel weiß jeder, sobald man es hört, dass der oder diejenigen die sie äußern bescheuert sind oder zumindest nah dran, weil das was sie sagen, oft auch schon von Kindern, als Blödsinn entlarvt wird da es dem gesundem Verstand und der einfachen Logik widerspricht. Im Grunde ist jedem Menschen klar, dass dieser ganze Hokuspokus völliger Unsinn ist.

Zumindest solang, ohne Dich beleidigen zu wollen, bis er damit auf Bildungslücken stößt wo man selber eben nicht weiß: Kann das stimmen oder nicht? Einfach weil man nicht die Antwort weiß. Und wenn sich dann bei fehlendem Wissen die eigene Fantasie und Interpretation, vorbelastet durch die gelesene "Interpretation", aktiviert und man Kleinigkeiten bestätigt findet, na dann hält man den Schund, mit dem auch Holey seine Brötchen verdient, auf einmal für wahrscheinlich.

So funktionieren im Grunde auch Horoskope :wink:: Frag mal jemand, der an Horoskope glaubt - der gibt offen zu, dass da 90 % nicht stimmen, aber in meinetwegen 10 % der Fälle lagen sie (mit allgemeinen Aussagen!) eben seiner Meinung nach nah dran oder richtig an dem was passiert ist. Und das reicht so jemandem als Rechtfertigung, dass sie wahr sind - auch wenn diese für tausende Menschen, die das gleiche Käseblatt lesen, genauso funktionieren, eben aufgrund allgemeiner Aussagen, die oft sehr viel eigene Interpretation zulassen (z. B. "Heute wird Ihnen etwas Schönes passieren!"). Gleiches gilt hier: Da erscheinen Dir viele Geschichten als reiner Schwachsinn - und auf einmal soll der Autor die Weisheit mit Löffeln gefressen und einen Volltreffer gelandet haben? Spontane Intelligenzmutation mit anschließendem Abfall während des Schreibens des Buches - oder wie :wink:?

Und bei Holey vermischt sich immer wirres mit pseudowissenschaftlichem Gerede (wenn`s mal nicht geklaut ist sogar von ihm selber) wie auch bei anderen Autoren solcher Färbung. Da wird solange mit Fremdworten, haarsträubenden Geschichten und Theorien, teils erfunden oder zurechtgebogenen Beispielen argumentiert bis sich die Balken biegen und beim Leser halt das Fragezeichen über dem Kopf auftut, ob das denn so stimmen kann (wo man vorher halt aufgrund des eigenen Wissens noch locker alles verneinen konnte).

Dazu kommt eben, dass Kinder immer viel Fantasie an den Tag legen, wäre ja auch schlimm wenn nicht. Schlimm wird`s nur wenn sich das mit der der Eltern mischt und dann das Interpretieren losgeht. Klar, dass sich Kinder auch recht komplexe Dinge ausdenken können, die sich dann aber oft in Details widersprechen (was man dann ignoriert, siehe Horoskopglauben). Da wundert es mich immer, dass die Storys als wahr und mediale Eingabe verstanden, aber die Widersprüche mal eben so vom Tisch gewischt anstatt hinterfragt werden. Wenn man Dir an der Tür klingelt und Dir jeden Tag die immer gleiche, sich leicht ändernde und widersprechende Geschichte erzählt wie man das große Geld gemacht hat und Du einem deines geben sollst - würdest Du demjenigen dann eher vertrauen oder misstrauen?

Gut, hier fehlt auch die emotionale Bindung zum Kind und das Eltern im Grunde immer ihr Kind für etwas besonderes halten (wollen) - deswegen ist ja auch jeder zweite hierzulande hochbegabt und wenn`s dafür nicht reicht halt der nächste Ballack, Becker oder Fernsehstar. Oder eben ein Engelskind, das ein Nachtalb ist und Fische sehen kann oder was weiß ich. Und da kommt noch soviel mehr dazu: Eltern, die selber so einen Krimskrams wie Holey glauben und das auf ihre Kinder übertragen und diese als Beweis hochhalten und Details dazu schildern, die man auch an seinem Kind beobachten kann - ja, weil sie eben völlig natürlich sind und es erschreckend wäre, wenn es nicht so wäre. Und dann gibt´s da die religiösen Spinner und Realitätsverweigerer, denen das Kind unter den Händen weggestorben ist und die es als "kleinen Christus" stilisieren und in anderen Kindern entdecken und mit irgendwelchen Geschichten daherkommen, wie sich das Kind aus dem Jenseits mitteilt über das Klopfen in der Heizung oder Morsezeichen (:wall: - Woher kennt es die?) bei Regen.

Letzteres habe ich selber schon im entfernten Bekanntenkreis erlebt - beim plötzlichen Kindstod kann man manchmal gut beobachten, wie vorher komplett rationale und vernünftige Menschen sich aus nicht überwundener Trauer so langsam in den Wahnsinn reinsteigern und für ihre Umwelt langsam unheimlich werden (was immer ein gutes Argument für die ausgiebige, psychologische Betreuung für diesen Fall ist).

Wir haben früher auch immer im Wald Krieg gespielt und uns jede Menge Feinde ausgedacht und ne Story dazu und die dann unseren Eltern erzählt - trotzdem habe ich da keine tausend Geister in echt gesehen und zusammen mit meinem Cousin in 2 Stunden im Wald in einer heroischen Seeschlacht besiegt :wink:. Wenn mein Cousine früher mit ihren Puppen ein Teekränzchen gemacht hat und da fantasievoll zu jeder Figur eine Geschichte erdacht hat, warum die Puppe soundso heute nicht am Tisch sitzen darf...

Naja, ich denke Du kannst Dir denken worauf ich hinaus will: Übernatürlich ist da nichts, eher völlig natürlich. So wie Holeys Drang, Geld zu verdienen, indem er abstruse Geschichten erfindet - das machen andere, z. B. Dan Brown, halt auch: nur verkaufen sie einem diese eben auch als fiktive Stories, was bei eher unbekannten Schreiberlingen halt negativ auf die Auflage wirkt. A pros pros Holeys Fantastereien, abstruse Geschichten und Dan Brown: Es gibt jetzt schon sehr viele Menschen in den USA die meinen, dass Dan Brown mit Illuminati und Sakrileg usw. keine fiktiven Romane, sondern konkrete, historisch und inhaltlich wahre und korrekte Tatsachenberichte veröffentlicht hat - des Menschen Glaube ist halt sein Himmelreich :wink: (und der wehr sich sogar noch im Gegensatz zu Holey gegen solche Behauptungen anstatt einfach ja zu sagen und mehr Geld einzustreichen :lol:).

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