Japaner 17 Jahre unschuldig hinter Gittern

Bei den meisten wird ja schon während des Prozesses ganz klar die Schuld bewiesen. Und wenn man sich nicht 100 % sicher ist, dass man den Schuldigen hat, sollte eine Sonderkommission von eventuell zwei Ermittlern den Fall nochmals aufrollen, so wie ich schrieb. Wie oft kommt es vor, dass etwas Wichtiges übersehen wird und ein anderer Mitarbeiter findet es. Du hast Recht, es ist gut, dass man durch die DNA-Untersuchungen schon viel weiter gekommen ist als vor 17 Jahren. Ich denke, dass in absehbarer Zeit noch mehr Fälle neu aufgerollt werden.

Das ist doch aber unnötige Steuergeldverschwendung. Was soll dir denn der zweite Ermittler bringen? Kein Ermittler fällt das Urteil, dafür haben wir doch Gerichte, die nichts mit der Ermittlung zu tun haben um eben vorgefasste Meinungen nicht zu einem falschen Urteil führen zu lassen.

Im Einzelfall magst du sicher recht haben und jeder wäre froh, wenn er unschuldig im Gefängnis sitzt, dass sein Fall nochmal aufgerollt wird. Aber man muss es auch im Großen sehen. Allein was man da an Mitteln sowohl finanziell als auch personell binden würde um einige wenige Fälle nochmal zu kippen und bei vielen Fällen festzustellen, dass man doch richtig entscheiden hat. Das sind dann Mittel die im Tagesgeschäft einfach fehlen und es entstehen neue Löcher bei der Verbrechensbekämpfung.

Da muss eine Gesellschaft dann eben abwägen, für einen einzelnen ist sowas wirklich schwer, abzuwägen, wo man die Grenze zieht zwischen lieber Schuldige laufen lassen oder lieber Unschuldige ins Gefängnis zu bringen. Dafür bräuchte man mal einigermaßen verlässliche Zahlen, wie oft sowas denn wirklich vorkommt, dass Unschuldige Jahre im Gefängnis sitzen. All zu oft wahrgenommen habe ich jetzt eine Berichterstattung darüber nicht, zumindest nicht hier in Deutschland. Aber das muss ja nichts heißen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist ja noch nicht entschieden, ob der Mann nun als unschuldig anzusehen ist. Auch wenn sich das DNA-Gutachten nahelegt, dass der Mann wirklich unschuldig ist, ist das ja sicher nicht der einzige Faktor, der nun überprüft wird. Selbst wenn eine andere DNA gefunden wurde, schließt das doch erst einmal den Mann als Täter nicht aus.

Sollte der Mann wirklich unschuldig sein, ist das natürlich eine ungeheure Tragödie. Wenn ich mir vorstelle, dass ich so lange Zeit unschuldig im Gefängnis hätte sitzen müssen, wäre mir vermutlich jeder Lebenswille abhanden gekommen. Auch wenn sich die Unschuld irgendwann herausstellt, ist das Leben doch verpfuscht. Alle Ziele (berufliche und private) sind davon betroffen und nach 17 Jahren kann man das Meiste nicht einfach nachholen, was man verpasst hat. Auch mit Geld kann man das nicht wieder gut machen. So hoch kann keine Entschädigung sein, dass sie auch nur annähernd zur Wiedergutmachung beiträgt. Geld kann Freiheit niemals ersetzen.

Es wird sicher den einen oder anderen geben, der auch in Deutschland zu Unrecht verurteilt wurde. Jeder einzelne dieser Fälle, die es sicher gibt, ist schlimm. Dennoch gibt es keine Alternativen. Man kann ja schlecht einen Großteil der Leute freilassen, nur um bloß keinen Unschuldigen ins Gefängnis zu bringen. Wenn alle Fakten gegen den Angeklagten sprechen, bekommt man ja auch gar keinen anderen Eindruck. Dass ein Angeklagter immer wieder seine Unschuld beteuert, ist auch kein gutes Indiz dafür, dass er vielleicht unschuldig verurteilt wurde. Es gibt ja auch viele Täter, die ihre Taten auch nach Jahren und Jahrzehnten nicht zugeben und sich mit dem Spruch von der eigenen Unschuld die unverdiente Freiheit verschaffen wollen.

Was in diesem Fall wirklich passiert ist, wissen nur zwei bis drei Menschen - das Opfer (das ja nun leider tot ist), der Täter und dieser Mann - zumindest insofern, dass er weiß, ob er es war oder nicht. Wenn er es war, reduziert sich die Summe auf zwei Menschen, weil er dann identisch ist mit dem Täter.