Ab 2011 25 % Mehrwertsteuer?

vom 01.06.2009, 06:33 Uhr

Tururu hat geschrieben:Mann, Mann, Mann, wie überleben bloß die hinter dem Meer ganz ohne Umsatzsteuer?

Die überleben ganz einfach damit, dass es sie gibt (VAT & ST!) - so ein Quatsch dass es die hier nicht gibt! Dazu kommt, dass der amerikanische Staat fast ausschließlich alles über in Relation gesehen nicht gerade niedrige Steuern finanziert. Und wenn man kein kostspieliges Sozialsystem unterhalten muss wie in Deutschland hat man auch wesentlich mehr Geld zur Verfügung.

Nur mal als Idee - würden wir unser Sozialsystem (ALG, Rente, Krankenkassen) von heute auf morgen abschaffen wüsste unser Staat auch nicht mehr wohin mit all dem Geld. Im amerikanischen Staatshaushalt sind die einzigen großen Posten das Personal, die Armee und die Wirtschftssubventionen - und den Rest gibt`s im Grunde nicht.

Tururu hat geschrieben:Wird denn der vergünstigte Steuersatz auf Lebensmittel und Co bei 7% bleiben? Immerhin wird der Umsatzsteuer von 19 auf 25 gleich um 6 Prozentpunkte erhöht. Warum nicht auch den Rest mitziehen?

1. Überleg mal auf welche Produkte der verminderte Steuersatz und der normale entfällt! Um`s abzukürzen: Waren des täglichen Bedarfs (vermindert) und der Rest ("einmalige Anschaffungen") eben nicht.
2. Informier Dich mal darüber wie oft die USt schon erhöht wurde - und wie oft der geminderte Satz!

Im Grunde kann man sich die Antwort hierauf selbst geben warum diese geminderte Steuer nicht erhöht wird wenn man mal darüber nachdenkt wofür diese Steuern gezahlt werden müssen und dass die einen Artikel lebensnotwendig sind und die anderen eben nicht (="Luxusgüter")!

Der verminderte Steuersatz stieg in knapp 40 Jahren von 5 % auf jetzt 7 %! Nur mal soviel zu dessen Inflation! Hier mal eben 6 % äquivalent draufzuhauen entbehrt doch jeglicher logischen Nachvollziehbarkeit.

Tururu hat geschrieben:Zugegeben, es sind auch viele, aber alle Rentner (mit kleinen Renten), ALG-Empfänger, Studenten und Minijobber [...]

Also alle die, die auch bisher alle 5 - 8 Jahre regelmäßig ein neues Auto kaufen, neue Haushaltsgüter usw. - und eben alles was man sich nur leisten kann, wenn man nicht gerade wenig Geld auf der hohen Kante hat :wink:. Bleibt doch mal auf dem Boden der Tatsachen und seht euch mal das Konsumverhalten der verschiedenen Käuzfergruppen an - dummerweise geben nun einmal hauptsächlich fast nur diejenigen zwischen 16 und 56 mit eigenem, selbst erwirtschaftetem einkommen ihr Geld für Konsumartikel aus, die unter den normalen Steuersatz fallen. Egal ob 19 oder 25 %.

Das ist übrigens mal wieder die Gruppe die am stärksten davon profitieren würde :wink:. Und für den Rest, der sowieso kaum daran teilnimmt, egal ob früher mit 10 % (1968) oder heute mit 19 % (2009) oder bald vielleicht mit 25 %, bleibt eben alles +/- 0 gleich! Fpr die war es vor 40 Jahren das gleiche wie in 10 Jahren?

Was soll denn immer dieses künstliche Herbeigerede dass sich da soviel ändern würde? Menschen mit Niedrigeinkommen waren "traditionell" schon immer vom Konsum abseits der Waren des täglichen Bedarfs fast ausgeschlossen. Ich kann mich auch darüber aufregen, dass die Learjets, Luxushotels und Raketenstarts mal wieder teurer werden und ich mir das ja so nie leisten kann - wo ist der Sinn, wenn ich darauf nicht zurückgreifen kann?

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Subbotnik hat geschrieben:Hallo,

in dem Punkt Geringverdiener hast Du Recht, aber auch nur wenn man den Blick ausschließlich auf die Arbeitslosenversicherung oder andere geringe Beiträge wie auf die Pflegeversicherung richtet. Wenn gesenkt wird, dann muss das natürlich bei den 2 Hauptpunkten Rentenversicherung und Krankenversicherung getan werden (und ggfs. die Einkommensteuer) die wiederum durch die Umsatzsteuererhöhung ausgeglichen werden müssen. Das funktioniert auch in anderen Ländern - bisher..

Natürlich hast du recht, dass davon auch Geringverdiener profitieren würden. Aber für die Krankenkassen haben wir ja den Einheitssatz, mit der Option, dass die Kassen Extrazahlungen erheben können. Hier kann der Staat doch also gar nicht einfach so die Lohnnebenkosten senken, wenn die Kassen nicht mitspielen. Das müsste man dann gleich wieder mit ändern.

Das Hauptproblem daran sehe ich aber eher, dass es gerade bei der Rentenversicherung und der Krankenversicherung nicht darum gehen sollte, wo das Geld herkommt, sondern das wir für beides zu viel ausgeben. Und daran ändert sich ja nun nichts ob du beides über eine Umsatzsteuer, Beiträge oder eine Mischung aus beidem finanzierst. Im Endeffekt müsste man ja versuchen genauso viel Steuern durch die Umsatzsteuererhöhung einzunehmen, wie man sie durch Senkung der Lohnnebenkosten verliert. Von daher ist es ja eigentlich egal, wie man es macht.

In meinen Augen macht das Ganze zudem eh nur dann Sinn, wenn man das ganze Steuersystem, so wie du es bei der Lohnsteuer ja schon angesprochen hast, wesentlich einfacher gestaltet und viele Ausnahmen abschaffen würde. Und nebenbei den Staatshaushalt saniert, was das wichtigste Ziel sein müsste. Wenn man sich nur vor Augen hält, was man alles mit den Zinsen auf unsere Schulden anstellen könnte, dann könnten wir uns auch wieder unser Sozialsystem leisten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Um jetzt mal wenig versiert und provokant zu antworten: Durch eine Mischkultur könnte man aber zumindest langfristig vorbauen, denn wer sich jetzt schon daran gewöhnt hat in 30 Jahren weniger Probleme damit wenn die "sozialen Altlasten" mit ihrem schön selber zusammengebastelten Generationenvertrag wegsterben und so die Kassen entlasten.

Dazu kommt, was jetzt natürlich nicht gerade positiv ist, dass wir auch in Deutschland mehr und mehr ein stärkeres Ansteigen des Konsums als der Löhne haben verbunden mit einer fast schon amerikanischen Schuldenkultur. Der Staat würde hier mehr oder weniger auf das schneller Pferd wetten.

Was wir an Zinsen zahlen, daran möchte ich auch nicht denken - schade dass wir die Suppe aber selber auslöffeln dürfen und die, die sie uns eingebrockt haben noch dafür von uns ihren Lohn einfordern :lol:. Und solange kein Umschwenk im Sozialsystem passiert, der eben zynischerweise sozial gerecht für alle nur dadurch erreicht werden kann dass die Kostenverursacher und der Mühlstein den sie darstellen langsam aus dem System ausscheiden um die anderen zu entlasten, gebe ich Dir da auch Recht dass da eine Umverteilung der Lasten nichts bringt - das praktizieren wir schließlich erfolglos und vorbildlich seit Jahrzehnten.

Dummerweise setze ich eher auf eine natürliche Erholung und Säuberung des demographischen Faktors anstatt dass wir eine so umfassende und notwendige Steuerreform bekommen werden, die das gleiche erreichen könnte - die findet ja nicht einmal in den Reihen geschlossen Zuspruch die sie am ehesten wollen müssten.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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