Nationalsozialistische Literatur
I. Allgemeines
Der nationalsozialistische Staat war intensiv bestrebt nicht nur das öffentliche, sondern auch das private Leben seiner Bürger zu kontrollieren und versuchte dazu nicht nur die hohe Dichtung und die politischen Schriften, sondern auch die Unterhaltungsliteratur für sich zu nutzen. Diese erreichte nicht nur ein ausgesuchtes Klientel, sondern war tatsächlich Massenliteratur, die von großen Bevölkerungsgruppen gelesen wurde.
Hitler verlangte "volksnah-gemeinschaftsfördernde" Werke, Texte, die die Wertvorstellungen und politischen Ziele der Nationalsozialisten unterstützten und propagierten. Sie sollten die "ewige Deutsche Gegenwart" darstellen und die Differenz zwischen Vergangenheit und Heute unmerklich auslöschen. Themen der NS-Literatur waren damit vor allem die Idealisierung von Bauerntum und Volksgemeinschaft, Kriegs- und Heldendarstellungen, sowie die Blut-und-Boden Ideologie. Dabei wurden oft germanisch heidnische Mythen aufgegriffen; die Hellenen, allen voran das Kriegertum Spartas, als arische Völker des Altertums verehrt. Die katholische Religion dagegen galt als artfremd.
Als Unterabteilung der Reichskulturkammer wurde darum im November 1933 die Reichsschrifttumskammer geschaffen, die sich mit allen schriftlichen Medien, Büchern wie Zeitungen und Zeitschriften, befasste und deren Inhalte auf Systemkonformität hin kontrollierte. Künftig war es notwendig ihr anzugehören, um zur Veröffentlichung von Texten berechtigt zu sein, Nichtmitglieder erhielten Berufsverbot. Entsprachen die vorgelegten Schriften nicht den Kriterien wurden sie gar nicht erst publiziert.
Oftmals wurden Autoren aufgegriffen, die sich bereits vor der Ära des Dritten Reiches etabliert hatten, sofern ihre Werke in die Vorstellungen der Nationalsozialisten passten. Ein Beispiel hierfür ist Hans Grimm, der sein Werk „Volk ohne Raum“, das deutsche Expansionsbestrebungen als notwendig deklarierte, bereits 1925 veröffentlicht hatte. Auch Hans Zöberlein bot mit seinem „Der Glaube an Deutschland“, einem Kriegsroman, Inhalte, die den Nationalsozialisten entgegenkamen.
II. Textgattungen und Autoren des dritten Reiches
Typische literarische Gattungen der Massenliteratur, die diese Elemente aufgriffen, waren der völkische Bauernroman und der der historische Roman, der sich aus dem ersteren entwickelte. Der Bauernroman fungierte als Medium für Blut-und-Boden- und Rassenideologie, im historischen Roman konnten deutsche Größe, deutsches Heldentum und ein NS-konformes Geschichtsbild dargestellt werden. Der Bauernroman verlor aber mehr und mehr an Bedeutung, während der historische Roman in den Mittelpunkt rückte, weil er für die Synthese von heroischer Vergangenheit und deutscher Gegenwart gut geeignet war. Beim historischen Roman lassen sich noch der völkische und der nationalrevolutionäre Roman unterscheiden.
Neben dem schon genannten Werner Beumelburg waren Hans-Friedrich Blunck und Erwin Guido Kolbenheyer die bekanntesten Autoren der historischen Romane des dritten Reichs.
Kolbenheyers Romane behandeln oft die Zeit der deutschen Mystik, die nordisch-germanische Seele muss sich im Kampf gegen die Unterdrückung gegen die katholische Kirche behaupten. Ein Beispiel dafür ist „Das gottgelobte Herz“(1938). Hier steht die Nonne Margarete Ebner im Mittelpunkt, die zum Opfer des Konflikts zwischen dem Drängen ihrer Seele und dem kirchlichen Dogma wird. Sie leidet sehr unter diesem inneren Widerstreit und erst nach langen Qualen erkennt sie ihre wahre Bestimmung(nämlich Frausein und Mutterschaft) und kehrt auf den rechten Weg zurück.
Beumelburg zählt dagegen zu den Vertretern der nationalrevolutionären historischen Romane, seine 1935 veröffentlichte „Preußische Novelle“ gilt als Paradebeispiel für die nationalrevolutionäre historisierende Literatur. Der Protagonist Werner von Romin, Soldat im preußischen Eliteregiment seines Vaters im siebenjährigen Krieg, der sich zu Beginn der Novelle nach Frieden und Liebe sehnt, macht im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch. Er stirbt zwar am Ende bei der Verteidigung einer Festung, kann so aber seine frühere Wankelmütigkeit sühnen und aufgrund seines Heldenmuts in die Reihe seiner Ahnen aufgenommen werden, weil er nun seine preußische Pflicht erfüllt hat. Beumelburg verwendet dabei nicht, wie sonst üblich, den herausragenden Führer als Leitmotiv sondern greift im Gegenteil auf einen mittleren Helden zurück, der sich aber zum Ehrenmann entwickelt.
Abschließend ist festzustellen, dass für die Bücher im dritten Reich weder Stil noch Strömung von entscheidender Relevanz war, sondern der Inhalt im Vordergrund stand. Es gab aber gewisse formale Kriterien, denen die Texte entsprechen mussten, es wurden z.B. ein auktorialer Erzählerstil, die Verwendung von Archetypen, sowie eine stereotype Unterscheidung von „Freund“ und „Feind“ verlangt.
Das wichtigste Buch hätte man auch erwähnen können. Ohne Hitlers "Mein Kampf" wäre das Dritte Reich nicht vorstellbar gewesen. Fast jeder bekam es zu irgendeiner Gelegenheit. Heute würden wir über dessen Inhalt lachen und damals hat es wohl auch kaum jemand richtig gelesen. Wir müssen es glücklicherweise auch nicht kennen.
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