Bundestag beschliesst künstliches Heroin auf Kassenrezept

vom 29.05.2009, 06:39 Uhr

Guten Morgen

Ich lese gerade, dass der Bundestag beschlossen hat, dass es für schwerstabhängige künftig künstliches Heroin auf Kassenrezept gibt. Man will somit den alteingesessenen Junkies helfen, bei denen Methadon nicht anspricht.

Wenn ich ehrlich bin mach mich das gerade ein bisschen wütend. Sie bekommen ihre Drogen von der Kasse bezahlt und ich muss gewisse Schutzimpfungen, meine Zähne, meine Brille, diverse Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft und und und selber zahlen. Das sind Sachen von denen auch mein Leben abhängt beziehungsweise das meiner Kinder. Ohne Brille und Zähne kann ich auch nicht sein.

Ich finde es einfach und kurz gesagt unfair. Man arbeitet sich den Rücken krumm um im Leben was auf die Beine zu stellen und wird auf eine Art und Weise dafür noch bestraft in dem man vieles in Punkto Gesundheit selber zahlen muss. Wenn ich mit meinem kranken Kind im Krankenhaus liege, muss ich das selber zahlen, weil der Arzt der Meinung war, dass meine Anwesenheit, bei einem 1 jährigen Kind nicht notwendig war.

Irgendwas läuft doch gewaltig schief, oder sehe ich das falsch und gar zu entstirnig? Von mir aus sollen sie ihre Drogen bekommen aber man darf doch den Rest der Gesellschaft nicht vergessen. Warum wird denn der rechtsschaffende Teil nicht mal belohnt? Warum wird nicht mal eine Prämie beschlossen für Menschen die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen?

Sollte ich was falsch verstanden haben, dann klärt mich bitte auf aber so wie es bei mir ankam finde ich es unfair und nicht gerecht.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Äh, wie bitte kommst du denn zu der Ehre, deine Brille und deine Zahnbehandlung selbst bezahlen zu müssen? Ich selbst bin nur gesetzlich krankenversichert und mir steht einmal pro Jahr eine neue Brille zu, die von der Krankenkasse zu fast 95 % bezahlt wird, meine Zannbehandlung wurde ebenfalls komplett übernommen. Wieso behauptest du, du müsstest sowas selbst bezahlen? Ich meine ja nur, dass du offenbar entweder nicht krankenversichert ist, dann kann dazu ja keiner was, oder du verstehst nicht, was dir zusteht und machst irgendwas falsch und dann ist das auch deine eigene Schuld.

Wieso vergisst man den Rest der Gesellschaft, wenn Schwerstabhängige Heroin auf Rezept bekommen? Nenn doch wenigstens mal EIN Beispiel (und bitte fang nicht wieder mit deiner Brille an, sondern such dir was aus, was wenigstens der Wahrheit entspricht). Wo wird die übrige Gesellschaft vergessen?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Eine Gramm Heroin kostet in der Produktion einen Euro. Das heißt wenn die Bundesregierung eine vernünftige Produktion einrichtet, dann kann sie einen Junkie für weniger als 50 €uro im Monat mit sauberem Heroin versorgen. Außerdem soll mit dem sauberem Heroin vermutlich ein schleichender Entzug betrieben werden, sodass der Süchtige nicht so lange zur Last fällt.

Methadon macht übrigens schwerstabhängig und der Entzug wird als ungefähr doppelt so schwer beschrieben wie der Heroinentzug, zudem ist es verdammt teuer. Also ich denke das es dann wirklich sinnvoller ist ihnen das billige Heroin zu geben und einen schleichenden Entzug zu betreiben als sie mit dem teurem Methadon jahrelang zu substitunieren.

Außerdem sind die von dir angesprochenen Dinge reguläre Kassenleistungen (außer die "Dritten"). Sogar die HPV-Impfung wird bezahlt und dabei ist nichteinmal die Wirksamkeit bewiesen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zum einen werden hier Äpfel mit Birnen verglichen, zum anderen erinnert mich die Art der Argumentationsführung eher an Stammtisch-Parolen.

Dass dieses künstliche Heroin gar nicht so teuer ist, wurde bereits geschrieben. Beim "normalen" Heroin entsteht der hohe Preis vor allem auch auf der Straße und durch den illegalen Vertrieb. In der Herstellung ist es gar nicht so teuer, sondern wird dadurch teuer, dass es durch viele Hände geht, die jeweils ihren Anteil haben wollen, zum Beispiel Dealer.

Eine durchschnittliche Operation kostet viele tausend Euro. Besonders die Kosten für aufwändige Herzoperationen können in den sechsstelligen Bereich gehen. Viele dieser Geschichten liegen einem ungesunden Lebensstil zugrunde, der aus mangelnder Bewegung, übermäßigem Essen, Fettsucht und teilweise auch Alkoholabusus resultiert. Theoretisch sollte man den Leuten auch sagen, dass sie ihre Situation selbst verschuldet haben und für die Heilbehandlung dann selbst aufkommen müssen. Da wir aber in einem Sozialsystem leben, werden auch diese Kosten von der Allgemeinheit getragen, und die sind garantiert pro Jahr sehr viel höher als die Kosten für die vergleichsweise geringere Zahl von Drogensüchtigen.

Ja, diese Leute sind selbst daran schuld, dass sie Drogen nehmen und ich halte auch nicht viel von einer Kuschelmentalität, die alles immer mit der schlechten Familie oder sonstigen unschönen Begleitumständen erklären will. Dennoch gehören auch diese Personen zu unserer Gesellschaft und haben ein Recht darauf, als deren Mitglieder behandelt zu werden und nicht als Menschen zweiter Klasse.

Ich verstehe auch nicht, warum du dich darüber so aufregst. Du selbst kannst dir deinen Zahnersatz doch erstatten lassen, falls du regelmässig zur Vorsorgeuntersuchung gehst. In vielen Fällen benötigt man keinen Zahnersatz wenn man regelmässig zur Kontrolle geht, da Probleme dadurch frühzeitig erkannt werden. Das gilt übrigens in jedem medizinischen Bereich. Für Brillen gibt es auch gewisse Zuschüsse. Dass man davon keine schönen Gestelle namenhafter Designer bekommt, liegt auf der Hand. Da man nicht jeden Monat eine neue Brille braucht, sollten solche Ausgaben dann auch einfach mal drin sein.

Die anderen Beispiele kann ich nicht nachvollziehen, da hier offenbar einiges vertauscht oder missverstanden wurde. Die Krankenkassen leisten nämlich in der Regel sehr wohl ihren Beitrag zu Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen, sofern diese medizinisch indiziert sind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Sippschaft hat geschrieben:Äh, wie bitte kommst du denn zu der Ehre, deine Brille und deine Zahnbehandlung selbst bezahlen zu müssen? Ich selbst bin nur gesetzlich krankenversichert und mir steht einmal pro Jahr eine neue Brille zu, die von der Krankenkasse zu fast 95 % bezahlt wird, meine Zannbehandlung wurde ebenfalls komplett übernommen. Wieso behauptest du, du müsstest sowas selbst bezahlen?

Die Zahlung solcher Zuschüsse hängt sowohl von der konkreten Diagnose als auch vom Status als Versicherter ab. So bekomme ich auch einen Grundzuschuss zur Sehhilfe, weil ich eben eine bestimmte Augenerkrankung habe. Das reicht aber auch wirklich nur für das Grundmodell, dass mir beispielsweise nicht wirklich reicht.

Auch meine Zahnbehandlung wird zum größten Teil übernommen. Nur, will ich keine einfachen Füllungen muss ich zuzahlen und auch der Zahnersatz wird nicht komplett übernommen. Durch eine Fehlbehandlung eines anderen Zahnarztes musste aber schon mal in meiner Zeit als Student ein Zahn überkront werden. Diese Kosten hat wider Erwarten auch die Krankenkasse komplett übernommen. Es kann also durchaus sein, dass der eine Zuschüsse bekommt, ein anderer wiederum nicht. Und bei dem anderen kein Verständnis dafür herrscht.

Und auch zu den anderen angesprochenen Leistungen, beispielsweise Kind im Krankenhaus, das kommt sehr auf den Arzt und die Klinik an, die man sich unter Umständen sogar aussuchen, wie auch andere Ärzte. Beim Krankenhausaufenthalt meines Sohnes musste ich sogar das Pflegepersonal mehrmals darauf hinweisen, dass ich mein Kind kenne und es daher nicht zu jeder Behandlung begleiten wollte, weil das kontraproduktiv gewesen wäre. Solche Dinge haben aber weniger etwas mit der allgemeinen Situation der Krankenversicherungen zu tun sondern mit den konkreten Personen, die eben Leistungen erbringen und dabei auf etliche Vorschriften achten müssen.

Aber mal zurück zum Thema. Die Argumentation empfinde ich auch als Stammtisch-Debatte. Neben den von TuDios und CologneBoy angesprochenen Problemen finde ich es auch wichtig, dass man sich immer wieder mal bewusst wird, dass wir im Bereich des Sozialversicherungswesens immer noch in einer Solidargemeinschaft leben. Das heißt eben, dass Leistungen nach Bedürftigkeit und nicht nach Risiko erbracht werden. Klar mag es im ersten Moment ziemlich ungerecht erscheinen, dass dann den Drogenabhängigen solche Dinge bezahlt werden. Aber andererseits gibt es gerade im Bereich der Krankenversicherung die kostenlose Familienversicherung, die doch auch gern genutzt wird, oder? Ob das nicht manch Kinderloser nicht auch ungerecht findet? Außerdem sollte man vielleicht auch mal überlegen, dass mit der Versorgung Schwerstabhängiger eventuell langfristig wieder andere Kosten gespart werden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Sorry, aber Du hast hier einige Denkfehler drin.

stance hat geschrieben:Das sind Sachen von denen auch mein Leben abhängt beziehungsweise das meiner Kinder. Ohne Brille und Zähne kann ich auch nicht sein.

Wer schwerstabhängig ist, kann auch nicht ohne Heroin sein :wink:. Und für die Fixer, die hierfür in Frage kommen hängt auch ihr Leben davon ab! Wenn man am Drogenkonsum stirbt, dann liegt das sehr selten an der Droge selbst sondern:
- an verunreinigten Drogen oder
- Überdosis aufgrund schwankender Anteile der Wirkstoffe (weil das Zeug nun einmal stets schwankend gestreckt wird)

Für beides ist das Pack verantwortlich, was Drogen illegal verkauft - denn die sind nicht an den Kunden sondern nur an ihrem Profit interessiert. Man kann durch eine staatliche Abgabe gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen:
- "gesündere" Drogen, da der Staat diese eben nicht panscht und kontrolliert
- teilweise Ausschaltung des Schwarzmarktes und damit einer der Hauptfinanzierungsquellen der Kriminellen / Mafia - damit trifft man diese härter als mit jedem zufälligen Drogenfund

Das Leben der Junkies hängt also entscheidend davon ab, wie ihr Stoff beschaffen ist. Dadurch dass der Staat sich hier einmischt steigt deren Überlebensquote rapide an.

TuDios hat geschrieben:Das heißt wenn die Bundesregierung eine vernünftige Produktion einrichtet, dann kann sie einen Junkie für weniger als 50 €uro im Monat mit sauberem Heroin versorgen.

Die muss sie gar nicht einrichten, "Heroin" wird seit knapp einem Jahrhundert schon von den Pharmaunternehmen produziert, nur eben ohne Rauschanteil. Ansonsten wäre die staatliche Abgabe wie gesagt deutlich billiger - so gesehen profitiert der Staat zynischerweise sogar davon, da die Kaufkraft der Abhängigen gestärkt wird da sie keine Horrorpreise auf dem Schwarzmarkt bezahlen müssen und Kriminellen gleichzeitig der Geldhahn teilweise zugedreht wird was deren Finanzierung erschwert und die Polizei entlastet.

stance hat geschrieben:Man arbeitet sich den Rücken krumm um im Leben was auf die Beine zu stellen und wird auf eine Art und Weise dafür noch bestraft in dem man vieles in Punkto Gesundheit selber zahlen muss.

Wo zahlst Du denn etwas selber? Die paar Euro, die hier als solidarischer Zuschuss verlangt werden? Ein Tag Krankenhaus kostet je nach "Art des Aufenthalts" zwischen 130 und 1.200 Euro, dazu kommen teure Medikamente sowie Operationen die selten unterhalb des 5stelligen Bereichs angesiedelt sind. Und wieviel bezahlst Du hiervon mit realistisch gesehen irgendwelchen Zwangsabgaben? 0,1 % wenn es hoch kommt! Soviel zum "selber zahlen müssen" :wink:.

Fahr mal hier in die USA, hier ist es fast schon Standard, dass viele ihr Haus verkaufen, ihre Altersvorsorge auflösen und sich hoch verschulden müssen wenn sie (trotz Krankenversicherung!) z. B. eine schwere OP haben. Da kann man wirklich von "selber zahlen" sprechen.

Dazu kommt halt das hier schon oft gebrachte Argument der Solidarität - da kann ich mich auch JotJot anschließen. Ich muss(te) auch einen Teil in irgendwelche Kassen einzahlen, die ich nie im Leben in Anspruch nehmen werde (Rente z. B.) oder deutlich mehr Steuern abdrücken als ich vom Staat summa summarum "wiederbekommen" habe (z. B. durch kostenlose Bildung) - unter`m Strich für mich ein absolutes Minus- und Zuschussgeschäft. Da könnt ich mich auch beschweren, warum ich hier eigentlich Hinz und Kunz mit durchfüttern muss, die mehr nehmen als geben - aber so läuft es nunmal nicht und das ist zum Glück auch bei uns so, sonst sähe es hier ganz anders aus.

stance hat geschrieben:Warum wird denn der rechtsschaffende Teil nicht mal belohnt? Warum wird nicht mal eine Prämie beschlossen für Menschen die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen?

Gibt es doch - ich erinnere nur an die zahlreichen Bonusprogramme der Krankenkassen die es gibt / gab, auch wenn die durch neue tolle Ideen unserer Regierungen wunderbar ausgehebelt wurden. Als Privatversicherter bekommt man sowas in Form der jährlichen Beitragsrückerstattung z. B. auch bzw. viel stärker. Ich bekomme z. B: jährlich 5 Monatsbeiträge zurückgezahlt, weil ich in den letzten Jahren einfach nie großartig zum Arzt musste bzw. die Krankenversicherung "belastet" habe.

Bei der Drogenabgabe hat man sich schon etwas dabei gedacht, nur der "Freundeskreis zur Förderung der Kriminalität" (CDU) hat hier mal wieder etwas zu meckern, schließlich sägt man damit ja an seinem Stuhl (keine Panikmache mehr möglich wegen ansteigender Kriminalität). Dazu kommen positive Erfahrungen aus anderen Ländern, dass dadurch sogar die gesellschaftliche Reintegration Schwerstabhängiger in die Gesellschaft möglich ist und diese damit nicht nur Kosten produzieren sondern wieder aktiv senken (indem sie z. B. arbeiten gehen und fleißig Steuern zahlen).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich glaube, dass ist eine gute Lösung. Gerade bei der Kostenfrage.

Vor Jahren habe ich mit Drogenabhängigen gearbeitet und weiß, was Drogen, die auf dem Schwarzmarkt anrichten können. Durch die Streckungen des Heroins befinden sich oft schmutzige und Krankheitsbringende Subtanzen in der Droge. Das führt häufig zu Entzündungen und neuen Krankheitsbildern. Das kostet richtig Geld. Oft sind diese Nebenwirkungen so heftig, dass dauernde Schäden auftreten und eine ständige ärztliche Betreuung erforderlich wird.

Allerdings sollte die Ausgabe nur unter ärztlicher und kontrollierter Aufsicht erfolgen. Der Grundgedanke des Entzugs und der Therapie darf dabei nicht vergessen werden. Ich kann gut verstehen, dass es vielen schwer fällt, diese Sucht als Krankheit zu akzeptieren, aber es ist leider so.

Von fair und ungerecht zu sprechen, halte ich für eine falsche Einstellung. Wäre es fair, den Suchtkranken die Hilfe zu verweigern? Das Problem liegt doch ganz woanders. Warum werden Menschen drogenabhängig? Wie können wir unsere Jugend schützen. Bevor die Ursache bzw. der Auslöser nicht geklärt ist, sollten wir jeden hilfreichen Weg unterstützen.

» whitebird » Beiträge: 51 » Talkpoints: 0,18 »



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