Stotterer - wie verhalte ich mich als Gesprächspartner?
Wenn ich mich mit jemanden unterhalte der Sprachprobleme hat, dann verhalte ich mich eigentlich immer ganz normal und höre ihm oder ihr einfach geduldig zu. Ich sage keine Wörter vor. Allerdings mache ich das nicht, weil ich mein gegenüber nicht verletzen möchte. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es verletzend wäre, wenn man die Worte vorgesagt bekommt, ich denke einfach, dass es eher nervig wäre und schon unangenehm, wenn dies häufiger vorkommt.
Ich sage einfach nichts, weil ich der Meinung bin, dass es kontraproduktiv ist. Man sollte nie jemanden zu viel abnehmen, erst recht nicht was die Ausdrucksweise und die eigene Sprache angeht, denn dann kann derjenige, der die Sprachprobleme hat, schlechter lernen, mit ihnen umzugehen und sie eventuell zu überwinden. Daher halte ich es einfach für wichtig, dass man einem stotternden Menschen die Zeit gibt, die er braucht, um seine Wörter beieinander zu bekommen.
Wie schon gesagt wurde, du hast dich bis jetzt völlig richtig verhalten. Man sollte Menschen die stottern die Zeit geben, das Wort selber zu finden und auszusprechen und sie nicht direkt angucken, da dies sie noch mehr verunsichert.
Menschen die stottern, stottern oft schon seit ihrer Kindheit. Hier liegen die Auslöser oft darin, dass sie zum Einen sehr schüchtern sind und sich unwohl fühlen /gefühlt haben wenn sie mit Menschen sprechen mussten. Zum Anderen daran, dass sie oft nicht aussprechen durften oder konnten (zum Beispiel weil jemand anderes ihnen immer ins Wort gefallen ist). So wollten sie sich dann beeilen, um aussprechen zu können. Man verhaspelt sich oder denkt schneller als man spricht und so beginnt oft das stottern.
In der Schule früher hatte ich auch einen Mitschüler in meiner Klasse, der gestottert hat. Manchmal war es bei ihm mal mehr, mal weniger schlimm. Besonders anfangs ist mir das schon ziemlich aufgefallen und hat auch gestört. Besonders wenn er etwas vorgelesen hat, hatte man immer das Gefühl, ihn "ankurbeln" zu wollen, weil es einfach so lange gedauert hat, dass man schon ein wenig genervt war.
Einem Stotterer jedoch das Wort abzuschneiden, sollte man auf jeden Fall vermeiden. Für die betroffene Person muss das sehr schlimm sein, da sie nun mal nicht anders kann, auch wenn sie gerne wollte. Und wenn man sie dann so spüren lässt, dass man so genervt davon ist, muss das sehr verletzend sein, denke ich. Außerdem habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass der Stotterer dann noch unsicher wird und das Stottern vor lauter Bemühung, die Worte besser auszusprechen, noch schlimmer wird. Ein echter Teufelskreis also. Deshalb bin ich der Meinung, dass man im Umgang mit Personen, die Stottern oder auch einen sonstigen Sprachfehler haben, einfach sehr viel Geduld aufbringen muss, auch wenn es manchmal sehr schwer fällt.
Bei mir war es nach einiger Zeit außerdem so, dass ich das Stottern meines Mitschülers in einem normalen Gespräch gar nicht mehr so arg zur Kenntnis genommen habe und daran gewöhnt war. Einzig und allein das Problem beim Vorlesen blieb aber ich fand es immer schon bewundernswert, dass er sich nicht unterkriegen ließ und anstatt auf die mündliche Mitarbeit zu verzichten und sich zurückzuhalten, trotzdem aktiv am Unterricht teilgenommen hat und sich auch immer mit produktiven Beiträgen am Unterrichtsgeschehen und an Diskussionen teilgenommen hat.
Man sollte sie schon aussprechen lassen, auch wenn es lange dauert und nervig sein kann. Man merkt ja selbst, dass sich dieser Mensch bemüht, die Worte auszusprechen. Als Gesprächspartner darf man ihnen nicht direkt in die Augen sehen, wie es normal üblich ist. Das könnte zusätzlich noch verunsichern und nervös machen. Man merkt es oft am ganzen Körper, dass sich diese Menschen sehr anstrengen. Es ist geradezu ein Gefühl, das man selbst hat, dass sie sich ungeheuer bemühen, ein gutes, schnelles Gespräch zu führen, was leider meist nicht geht.
Ich hatte einen sehr netten jungen Mann als Kunden, der immer nur zu mir kam, bis er wegzog. Stets habe ich versucht, ein ganz normales Gespräch mit ihm zu führen, auch wenn es etwas länger dauerte. Anschließend strahlte er mich immer an, wenn er sich verabschiedete. Wenn ich krank war oder Urlaub hatte, wartete er, bis ich wieder da war. Er ging zu keinem anderen.
Ich habe auch einen Jungen in meiner Klasse, der zum Teil sehr stark stottert oder seine Sätze eben auch immer durch ein mehrfaches "ähm" unterbricht, was zum Teil sehr nervig ist. Aber da hilft eben wirklich nur eins: Sich zusammenreißen und die Leute in Ruhe ausreden lassen. Stottern entsteht in den meisten Fällen dadurch, dass die Leute sehr nervös sind, wenn es darum geht zu sprechen. Wenn man sie dann korrigiert oder nicht in Ruhe ihren Satz vollenden lässt, dann macht man das Ganze im Allgemeinen noch schlimmer, weil die Leute noch nervöser werden. Die meisten schämen sich auch für diesen Sprachfehler, obwohl sie nichts dafür können.
Ich denke deshalb, dass die Leute auch meist ein bisschen sauer sind, wenn man sie nicht ausreden lässt. Du selbst würdest dich ja auch ärgern, wenn du in der Situation wärest und dir ein bestimmtes Wort nicht einfällt oder ähnliches und die Leute dann ständig deinen Satz vollenden. Deswegen sollte man sich dann einfach mal in ihre Situation versetzen und sich vorstellen, wie es ist, wenn man stottert.
Außer einem Großonkel oder sonstwie eher entfernten Verwandten vor mir, den ich zuletzt gesehen habe, als ich noch ein Kind war, habe ich noch keinen Stotterer kennengelernt. Ich würde jedenfalls versuchen, mich im Gespräch mit einem solchen möglichst so zu verhalten, wie bei jedem anderen Gesprächspartner auch. Das heißt, ich würde ihn ausreden lassen und auf jeden Fall versuchen, ihm nicht durch irgendwelche Gesten oder sonstige Reaktionen das Gefühl zu geben, dass ich irgendwie genervt oder gelangweilt bin. Wäre ich auch sicherlich nicht, wenn es ein netter Mensch wäre.
Für mich ist so etwas immer sehr schwierig, weil ich normalerweise automatisch die Leute verbessere und ihnen auf die Sprünge helfe. In letzter Zeit versuche ich aber, mir das abzugewöhnen, weil es ja doch etwas unhöflich ist.
Ich habe ja auch vor einiger Zeit in einer Schule gearbeitet und da gab es auch vereinzelt Kinder, die große Sprachstörungen hatten. Ich habe dann aber auch immer darauf gewartet, dass sie ihre Wörter selber finden und nur teilweise geholfen, wenn sie auch nach einer Weile noch nicht weiter wussten. So würde ich es mit deinem Bekannten auch machen. Es ist sicherlich angenehmer für ihn, wenn du ihm die Zeit gibst, alles andere wird wohl für ihn erniedrigend sein, auch wenn man es natürlich nur gut meint.
Man sollte das nicht verallgemeinern. Genauso wie wir uns alle unterscheiden, sind auch Stotterer normale Menschen, die ein verschiedenes Wesen haben und unterschiedlich reagieren können. Ich habe mittlerweile schon mit vielen Stotterern zu tun gehabt, die aus verschiedensten Gründen gestottert haben. Sei es Krankheitbedingt, durch eine Gehirnstörung oder durch andere Ursachen - ich habe gelernt, jeden Stotterer anders zu behandeln und mich ihm vorsichtig zu nähern.
Was man auf keinen Fall machen sollte, ist, einem Menschen, der stottert, ins Wort zu fallen und es zu verbessern oder ihm "auszuhelfen". Denn viele haben den Drang das Wort selbst zu finden; aus einfachen Gründen. Sie wollen ihre Krankheit herunterspielen und müssen sich sehr konzentrieren, um richtig flüssig zu sprechen und möglichst wenig zu stottern. Fällt man einem stotternden Menschen in das Wort, verliert dieser sehr oft den Faden und kommt anschließend nicht wirklich weiter. Daher versuche ich ihn immer aussprechen zu lassen und gebe erst vorsichtig fragend einen Vorschlag, wenn die Person eine längere Pause macht.
Wenn er allerdings in dieser Pause so wirkt, als würde er sich sammeln und intensiv nachdenken, dann bin ich ruhig und lasse ihm die Zeit, seine Worte zu ordnen und auszusprechen. Habe ich aber das Gefühl, dass er verzweifelt und nicht weiß, wie es weiter gehen soll, dann versuche ich ein Wort zu finden, das meiner Meinung nach in den Kontext passt oder wechsle das Thema. Beides kommt unterschiedlich bei Menschen an. Während man mit einem vorgeschlagenen Wort meist richtig liegt und ihn auf den richtigen Weg bringt, kann man durch einen Themenwechsel oft dafür sorgen, dass die Person entspannter wird und ihm eventuell das vorher gedachte einfällt und verbalisiert werden kann. Man muss das also ausprobieren, aber Zeit lassen, ist nie falsch.
Am besten ist es, wenn man versucht sich ganz normal zu verhalten. Und wenn es etwas länger dauert, bis sie ein Wort sagen, dann am besten nicht helfen. Es ist zwar manchmal schwer, sich "normal" zu verhalten, aber das ist das beste Verhalten!
Ich habe mich eigentlich noch nie mit einem Stotterer unterhalten, allerdings würde ich ihm ruhig und geduldig zuhören. Immerhin kostet es die Person eine sehr große Überwindung, um mit mir zu kommunizieren. Ich glaube, dass ich ihm auch nicht mehr als einmal bei der Wortsuche helfen würde, da es sich für die Person wahrscheinlich sehr unangenehm anfühlt. Ich würde auch mal woanders hinschauen, also mir beispielsweise ein Glas Wasser einschenken und die Person zwischen durch auch anlächeln, damit sie nicht denkt, dass ich sie anstarren würde.
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