Kind mehrsprachig aufwachsen lassen

vom 26.05.2009, 09:58 Uhr

Hallo!

Da ich mir mal wieder Vorwürfe machen lassen mußte, frag ich euch mal was ihr davon hält.Mein Mann und ich sprechen polnisch und deutsch miteinander. Die Kinder hören dieses natürlich auch und verstehen immer wieder mal einige Wörter. Dieses merke ich daran dass die Große es immer wieder ins deutsche übersetzt.

Mit den Kindern sprechen wir nur deutsch, da wir der Meinung sind dass sie erstmal Deutsch sprechen lernen müssen, da wir hier leben. Später wenn sie selber wollen können sie Polnisch lernen. Da es in den Genen ist, wird es auch sehr schnell gehen. Da bin ich mir sicher, da ich das selbe erlebt habe. Ich habe lediglich deutsch gesprochen und das seid 20 Jahren. Innerhalb von einem jahr habe ich so viel der polnischen Sprache gelernt, dass ich wirklich gar keine Probleme habe.

Aber mir wird vorgeworfen, dass ich den Kindern das Lernen einer zusätzlichen Sprache verweigere. Handeln wir schlecht? Sie dürfen die Sprache doch lernen, aber bitte erst wenn sie der deutschen Sprache mächtig sind. Was ist eure Meinung dazu?

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» marizza » Beiträge: 199 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!

Ich finde es auch wichtig, wenn sie für Kindergarten und Schule erst mal die Landessprache von dem Land in dem sie leben wirklich richtig können. Wenn ihr auch viel polnisch zu Hause sprecht, werden die Kinder diese Sprache nebenbei lernen und sie auchirgendwann beherrschen. Ich denke, dass es nciht falsch ist, wenn ihr eueren Kindern erst mal die deutsche Sprache beibringt. Denn für die Sozialisierung mit anderen Kindern ist es sehr wichtig.

Wir haben in einem Haus gewohnt, wo auch eine russische Familie wohnte. Das Kind konnte kein Wort deutsch. Erst im Kindergarten lernte es die duetsche Sprache und es kam mit den Kindern erst mal gar nicht klar, weil weder der Junge die anderen Kinder verstand noch er sich verständig machen konnte. Das zweite Kind der Familie lernt nun erst mal deutsch und wenn das Kind dann älter ist, werden sie dem Kind dann auch gezielt die russische Sprache weitergeben.

Meine Cousine ist nach Griechenland ausgewandert. Ihre damals noch kleine Tochter konnte kein Wort grieschisch, obwohl der Mann meiner Cousine Grieche war. Aber kurz vor der Auswanderung haben sie ihr die griechische Sprache beigebracht und nun kann sie perfektes griechisch und auch die deutsche Sprache ist perfekt.

Zweisprachig aufwachsen ist immer gut für das Kind. Aber ich denke, dass man erst die Landessprache des Landes in dem man lebt lernen sollte. Denn diese Sprache braucht das Kind eher als die Sprache, die die Eltern sprechen und auch die Eltern lernen viel von dem Kind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Je früher man eine Sprache spricht, desto besser ist es. Und einem Kind schadet es nicht, wenn man es zweisprachig aufwachsen lässt. Im Gegenteil. Sie lernen ja im Kindergarten und in der Kindergrippe schon sehr viel über die Landessprache. Wieso sollte es also schaden,wenn ihr daheim mit euren Kinder deutsch und polnisch sprecht?

Wenn die Kinder allerdings noch nicht in der Kindergrippe/Kindergarten sind, dann gebe ich dir vollkommen Recht. In dem Fall sollten sie wirklich erstmal deutsch sprechen können, weil sie sich sonst kaum verständigen und im schlimmsten Falle sogar ausgegrenzt werden (Ja, Kinder können auch grausam sein). Da du nicht schreibst, wie alt deine Kinder sind, kann ich nun nicht mehr dazu sagen.

Einen Vorwurf musst du dir sowieso nicht machen lassen. Ich denke eine Mutter sollte sowieso so entscheiden, dass es am einfachsten und besten für das Kind ist und wenn du das tust ist doch alles in Ordnung.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Es stimmt schon, dass es von Vorteil ist, wenn Kinder erstmal eine Sprache richtig lernen. Denn manchmal haben zweisprachig aufgewachsene Kinder in beiden Sprachen Grammatikprobleme.

Andererseits können Kinder nur mit zwei Mutterspraachen aufwachsen, wenn sie beide von Geburt an passiv und aktiv lernen. Ich glaube sogar gehört zu haben, dass man die Bereiche, wo die beiden Sprachen gesprochen werden, klar trennen soll, damit die Kinder beide ohne Einschränkungen lernen. Wenn sie die zweite Sprache erst später lernen, noch dazu in einem Land, in dem sie nicht offizielle Sprache ist, können sie damit sicherlich leichter Probleme bekommen.

Stimmt das denn wirklich, dass Muttersprache in den Genen liegt? Ich habe mich eine Zeit lang sehr für Sprachen interessiert und alles dazu gelesen, aber ich habe nur von Untersuchungen gehört, in denen das Gegenteil bewiesen wurde. Sprachen sind nicht angeboren, sondern müssen erlernt werden, die Fähigkeit, Sprechen zu lernen, ist hingegen schon angeboren Und Kinder haben beim Sprechenlernen einen Vorteil, wenn sie eine Sprache bereits im Mutterleib gehört haben.

Allerdings habe ich auch schon seit Längerem nichts mehr über das Thema gelesen. Deshalb würde es mich echt interessieren, ob inzwischen herausgefunden wurde, dass die Muttersprache mit den Genen weitergegeben wird?

» -luzie- » Beiträge: 99 » Talkpoints: -0,53 »



Ich finde es eine sehr gute Möglichkeit, wenn Kinder zweisprachig aufwachsen können und denke manchmal, dass es doch eigentlich nichts besseres gibt, denn in der Zukunft werden Sprachen das a und o sein, wenn es um Berufsperspektiven geht. Da geht dann einfach nichts dran vorbei. Und schließlich lernt man ja im Kindesalter auch leichter, als als Erwachsener.

Natürlich sollte man drauf achten, dass das Kind die offizielle Landessprache perfekt beherrscht, denn nichts ist schlimmer, als wenn das Kind beide Sprachen etwas kann, aber keine richtig. Ich denke, man müsste auch klar abgrenzen wann und in welchen Situation welche Sprache mit wem gesprochen wird. Sodass das Kind nicht verwirrt ist oder sich nicht traut zu reden, weil keine klaren Absprachen vorhanden sind.

Doch alles im allem finde ich es eine gute Idee und eine optimale Möglichkeit, wenn Kinder das Glück haben Zweisprachig aufzuwachsen. Manchmal wünsche ich mir sogar, dass ich die Möglichkeit gehabt hätte zweisprachig aufzuwachsen, es wäre auf jeden Fall ein Vorteil im Berufsleben.

» sweety06 » Beiträge: 165 » Talkpoints: -2,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wer auch immer dir das weiß machen wollte, liegt falsch. So wie du es geschildert hast, verweigerst du deinen Kindern doch keinesfalls polnisch zu lernen. Du lässt ihnen doch die Wahl und niemand kann dir vorschreiben mit ihnen polnisch zu sprechen, nur weil du der Sprache mächtig bist.

Wie du sagtest, ist es für die Kinder enorm schwierig zwei Sprachen gleichzeitig zu lernen, vor allem, wenn man keine der Sprachen schon richtig beherrscht. Da ist es durchaus der richtige Weg, sie erst später an die Zweitsprache heranzuführen. So können sie sich dann darauf spezialisieren und, wie du bereits sagtest, wird es ihnen leicht fallen, die Sprache zu erlernen.

Lass dir also bitte nicht einreden und verwirre deinen Kleinen nicht, indem du sie mit verschiedenen Sprachen bombardierst ;)

» tomtom241 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 0,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Genau das Gegenteil ist der Fall! Bis zu einem Alter von vier Jahren können die Kinder eine Zweitsprache wie ihre Muttersprache (also akzentfrei erlernen)! Also ja nicht warten, bis die Kinder im Kindergarten oder gar in der Schule sind. Meine kleine Tochter ist jetzt zweieinhalb Jahre alt und kennt die Begriffe, die sie auf Deutsch kann auch auf griechisch. Ich staune immer, da sie akzentfrei die griechische Sprache spricht. Ich muss dazu sagen, dass ich ebenfalls sehr sprachbegabt bin aber so wie sie spricht, kann ich mir wirklich noch eine Scheibe davon abschneiden, sowas von perfekt.

Also wenn ich euch einen Rat geben darf, beginnt jetzt schon so früh wie möglich, die Kinder beidsprachig (zweisprachig) aufwachsen zu lassen, denn ab dem vierten Lebensjahr sprechen sie die Fremdsprache mit Akzent und das wäre ja schade, denn dann merkt man auch im Heimatland Polen dann, dass sie Ausländer sind.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Hallo martinezoki,

ich kenne deine Probleme. Ich spreche beide Sprachen- deutsch und polnisch- fliessend, mein Sohn hat polnisch jedoch nie gelernt. Es hätte sich vielleicht ergeben, wenn ich mit meinem Partner zusammengeblieben wäre- so könnte er mit ihm deutsch, ich polnisch sprechen. So ist es eigentlich optimal bei mehrsprachigen Familien. Das Kind identifiziert die Sprache durch die Personen, die sie sprechen, und kann sie auf diese Art auseinanderhalten. Die Sprachen werden dadurch im Gehirn quasi richtig sortiert- bei mama heisst es "pies", bei Papa "Hund".

Das Dummste, was man einem Kind antun kann, ist, wenn EINE Person in mehreren Sprachen mit dem Kind spricht, und dazu die eine Sprache vielleicht gar nicht richtig beherrscht. So kommen alle möglichen Fehler zustande, miserable Grammatik, kein Sprachgefühl, und es dauert gewisse Zeit, bis das Kind sich festlegt, welche Sprache es bevorzugt- bestimmt wird es die des Landes sein, in dem es lebt.

Es ist ein Wunschdenken, daß ein Kind, das außerhalb des Heimatlandes der Eltern oder eines Elternteils geboren und aufgewachsen ist, deren Sprache perfekt erlernt. Ich habe das lebende Beispiel in meiner Familie, wo die Tochter meiner Cousine, gerade 23 Jahre geworden, von ihrer Oma betreut als Kleinkind, in polnischer Sprache, zwar fast alles in polnisch versteht, jedoch nicht lesen kann, und ihre Äusserungen auf süßeste Art radebrecht :wink:.

Mein Sohn hat sich mit polnischen Sprache nie identifiziert, zudem alle in seiner Umgebung auch deutsch sprachen. Natürlich werde ich ab und an von nationalistischen Polen beschimpft, daß ich ihn germanisiert habe, sich Polen und den Traditionen abgewandt habe, das eigene Nest beschmutze, und andere Nettigkeiten, die du dir sicherlich vorstellen kannst :twisted:.

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» eraser » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,20 »


Ich kann den meisten meiner Vorredner hier nicht so ganz zustimmen. Meiner Meinung nach ist es eher wichtig, Kindern so früh wie möglich Sprachen beizubringen.

Deutsch lernen sie bald sowieso im Kindergarten, auf der Straße, im Supermarkt. Kinder lernen so etwas sehr schnell, wenn sie mit anderen Kindern zusammen sind. Ob jemand später Grammatikprobleme in einer Sprache hat, hängt im Wesentlichen davon ab, welche Bildung ihm zuteil wird. Wenn mit einem Kind korrekt gesprochen wird (egal in welcher Sprache) und es vielleicht noch zusätzlich Erfahrungen mit Büchern (auch vorgelesen!) macht, sollte es keine Probleme haben, korrekt zu sprechen.

Das hat nichts damit zu tun, wie viele Sprachen das Kind spricht. Es ist wirklich von Vorteil, eine zweite Sprache so früh wie möglich zu lernen, da sie dann erstens besser aufgenommen wird und es zweitens mit jeder beherrschten Sprache leichter wird, weitere Sprachen zu lernen.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hi erstmal, ich bin froh, dass ich mich in diesem Forum zu diesem Thema aeussern darf, da es auch ein Thema ist, mit dem ich mich in meiner Kindheit konfrontieren musste.

Also erstmal sollte ich sagen, dass ich selber als Sohn eines Aegypters und einer Deutschen geboren wurde. Mein Vater war der Meinung, dass die arabische Sprache fuer mich total wichtig sei, da ich unsere wurzeln nicht vergessen darf und meine Mutter bestand darauf, dass auch die Deutsche Sprache fuer mich und meine 2 Jahre aeltere Schwester total wichtig ist.

Wir sind also 2-Sprachig aufgewachsen, was eigentlich folgendermassen aussah: Mit meinem Vater, seiner Familie (die aber in Aegypten wohnt, und zu der wir halt nur in den Sommerferien flogen, so dass wir mitihnen nur einmal die Woche telefoniert haben) und mit meiner Schwester musste ich immer arabisch reden (Wobei ich und meine Schwester meistens mehr Deutsch geredet haben, was mein Vater bemerkte. Das fuehrte dazu, dass mein Vater halt am Abend von der Arbeit kam und sagte "Ein VOgel hat mir heute zugezwitschert, dass ihr Deutsch geredet habt").

Mit meiner Mutter, ihrer Familie und meinen Freunden in der Schule durfte ich dann natuerlich auch Deutsch reden. Doch als ich 7 Jahre alt wahr verstarb mein Vater. Wie das Schicksal es halt so will, folgte eins auf das andere: Meine Schwester sprach mit mir nur noch Deutsch, wir verloren langsam den Kontakt zur arabischen Familie und so verlernte ich halt mein Arabisch. Das nervte mich wirklich sehr, weil ich sehr stolz auf meine Arabischen Wurzeln war.

Letztes Jahr im September zog ich dann (obwohl ich kein Arabisch mehr sprach) nach Kairo. Ich denke ich wagte diesen Schritt einfach, weil ich die Sprache neu erlernen wollte. Meine Familie half mir dann die Sprache zu lernen und gottseidank spreche ich jetzt wieder Arabisch auf einem hohen Level. Ich mache hier gerade Abitur auf einer Deutschen Privatschule mit Kindergarten. Durch diesen Kindergarten und den ersten paar Grundschulklassen sehe ich immer wieder Kinder, die ebenfalls in zwei Sprachen aufwachsen. Meistens sind das dann Kinder, die spaeter dann sehr inteligent sind, was ich daher weiss, dass ich hier auch mit vielen von solchen "Doppelmuttersprachlern" befreundet bin.

Zu deiner Frage: Ich denke, beziehungsweise ich WEISS aus eigener Erfahrung, dass es fuer Kinder einfacher ist, wenn sie mehrere Sprachen als Kinder lernen, als dass sie als Erwachsene dann neue Sprachen lernen. Ich denke deine Kinder werden sich dann auch dafuer bedanken, da sie mit ziemlicher Sicherheit spaeter etwas ueber ihre Herkunft haben moechten und es ihnen peinlich sein koennte, wenn sie ihre "eigene Sprache" nicht sprechen koennen.

Ich hoffe sehr, dass dir mein kleiner Beitrag weiterhelfen konnte. Doch du musst deine eigene Entscheidung treffen, es geht hier schliesslich um deine Kinder, die du auf deine eigene Art und Weise erziehen musst. Es gibt keine falschen Entscheidungen, es gibt immer nur bessere und schlechtere. Und ob du dich richtig entschieden hast, wirst du erst mit der Zeit erkennen.

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» Klartext » Beiträge: 98 » Talkpoints: 1,10 »


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