Hochzeit - altmodisch?

Über die Hochzeits- und Ehefrage mache ich mir in letzter Zeit auch immer viele Gedanken. Früher wollte ich unbedingt heiraten. Ich habe mir sogar bereits eine Gästeliste und einen Sitzplan beim Essen ausgedacht und auch das Kleid hatte ich mir schon ausgesucht. Ich war einfach ein kleines Mädchen, das den Traumprinzen heiraten und auf dem weißen Schimmel ins Schloss reiten wollte. Das war für mich ein absoluter Traum.

Jetzt bin ich älter und stelle mir auch die Frage, ob das denn sein muss. Ich wurde schon so oft enttäuscht von Menschen, ich will mich einfach nicht mehr darauf verlassen, dass etwas von Dauer sein könnte. Ich meine, ich bin auf jeden Fall treu, aber niemand kennt seinen Partner zu 100 Prozent. Ich dachte schon bei einigen Leuten, dass ich sie in - und auswendig kennen würde und dann haben sie es doch fertiggebracht, mich nach vielen Jahren Gemeinsamkeit so zu enttäuschen, wie ich es nie im Leben von ihnen erwartet hätte. Warum soll das dann in einer Ehe anders sein?

Ich weiß nicht, ob ich jemals diesem Menschen begegnen werde, der mich vom Gegenteil überzeugen und dem ich zu 100 Prozent vertrauen könnte. Derzeit kann ich einfach keinem vollends trauen. Ich bewahre mir immer ein kleines Rettungsboot, sodass ich im Falle einer Trennung immer sagen kann: Wie gut, dass Du nicht alles auf die eine Karte gesetzt hast. Und bei der Hochzeit setzt man nunmal traditionell alles auf eine Karte. Momentan sind Männer - wenn sie Beziehungspartner sein wollen - für mich nur das, was die Ärzte immer besingen: "Männer sind Schweine". Eine Hochzeit steht für mich im Moment daher völlig außer Frage.

Natürlich würde ich gerne einmal in meinem Leben dieses weiße Kleid tragen, wer möchte das als Frau nicht. Aber mit dem Kleid ist ja nicht nur ein Tag sondern eine lange Zeit verbunden. Ich habe so den Eindruck, als wäre das Kleid für die Frau ein Trostpflaster, weil sie mit der Ehe vieles aufgeben und vieles in Kauf nehmen müsste. Als wäre das Kleid die vorher ausgemachte Mitgift, die mir der Mann oder die Familie des Mannes mitgibt, damit ich ihn heirate, so eine Art Bestechung. Es müsste schon fast ein Jesus sein, der mich heiraten will, wenn ich tatsächlich ja sagen sollte.

Ich finde nicht, dass die Hochzeit altmodisch ist, aber ich finde, dass sie unsicher ist. So viele Ehen werden heutzutage irgendwann geschieden! Und früher wurden sie nicht geschieden, weil das viele Nachteile mit sich gebracht hätte und daher schlichtweg unvorstellbar gewesen ist. Gestritten hat man sich trotzdem bis auf's Messer. Inzwischen kann man aber auch sehr gut zusammen leben ohne, dass man den "Bund der Ehe" eingegangen ist. Und wenn es leider doch nicht halten sollte, kann man so immer ganz bequem auseinander gehen und muss sich nicht um die Kinder, den Besitz, das Guthaben und die Schulden streiten. Jeder nimmt dann das wieder mit, mit dem er gekommen ist und so gibt es weniger Streit. Die Verhältnisse sind von Anfang an geklärt. Der womöglichen Liebe tut eine Beziehung außerhalb der Ehe ja nicht weh.

Für mich ist die Ehe nicht wichtig. Entweder ich liebe jemanden und fühle mich so mit ihm verbunden, dass ich am liebsten immer mit ihm zusammen sein will - dann ändert da auch der Trauschein nichts dran. Oder die Liebe ist nicht besonders groß - dann hilft eine Hochzeit genausowenig, sie zu vergrößern. Das Fest an sich ist vor allem teuer, und wehe es wird bei den Einladungen einer vergessen, dem es wichtig gewesen wäre, zu der Hochzeit zu kommen, dann ist der nächste Krach schon vorprogrammiert.

Und inzwischen ist es doch gesellschaftlich zum Glück auch so, dass zusammenlebende Paare genauso behandelt werden wie verheiratete, auch wenn man Kinder haben möchte, ist das ja kein Nachteil. Und wenn es doch nicht gut geht, trennt man sich eben und fertig - keine sich ewig lang hinziehende Scheidung, die auch noch mal geld kostet und kompliziert ist.

Hi!

Für mich selber ist eine Hochzeit nicht altmodisch, sondern die Krönung einer Beziehung. Es ist einfach ein Zeichen für alle, wir lieben uns und gehören zusammen, so sehen es, mein Mann und ich.

Viele sehen, an einer Hochzeit nur den finanziellen Hintergrund. Die besseren Steuerklassen oder was eine Hochzeit alles kostet. Aber ihn meinen Augen sollen, solche Dinge nicht zusammen mit einer Hochzeit genannt werden. Den eine Hochzeit sollte statt finden, wenn beide, sich einig sind und ihre Gefühle, für so eine Bindung, stark genug sind.

Ob man, mit Trauschein oder ohne, zusammen ist. Das muß jedes Paar, für sich selber entscheiden. Den in der heutigen Zeit ist es egal und wird von der Mehrheit der Menschen respektiert.

Wie fast jedes kleine Mädchen, habe auch ich früher immer davon geträumt in weiß, in einem traumhaft schönen Kleid, mit Kutsche und einer großen Feier zu heiraten. Einmal im Leben wie eine Prinzessin fühlen, das hatte auch ich mir gewünscht.

Wenn man älter wird, relativieren sich die Träume recht schnell. Die erste Liebe hält nicht für ewig und bis man den Mann für den Rest seines Lebens findet, geht einige Zeit vorbei. Vor 10 Jahren habe ich meinen Traummann gefunden. Nach einer turbolenten Anfangszeit und einer großen Probe an unsere Liebe und an unsere Beziehung, haben wir 5 Jahre später geheiratet. Ganz unspektakulär nur standesamtlich und ganz heimlich. Nur wir zwei, unsere Liebe und sonst nichts. Niemandem dem man gerecht werden muss, niemandem dem man Rechenschaft ablegen muss, einfach nur wir!

Heiraten muss also nicht altmodisch sein. Heute kann jeder seine Hochzeit so persönlich gestalten wie man es gerne hat. Und wenn man es z.B. so macht wie wir und ganz klein und nur für sich selbst heiratet. Denn wichtig ist nicht die Feier, wichtig ist das Zusammengehörigkeitsgefühl das durch die Hochzeit noch mehr wird