Dampf ablassen

vom 13.05.2009, 20:40 Uhr

Ich muss jetzt einmal Dampf ablassen und von meiner heutigen "netten" Erfahrung mit einem meiner Chefs berichten.

Kurz zur Hintergrundgeschichte: Kleinunternehmen mit ca. 30 Mitarbeitern, inkl. 2 Chefs, Frau eines Chefs. Die beiden Chefs bekriegen sich schon ewig und können sich gegenseitig nicht leiden, da gönnt der eine dem anderen nichts. Als ich beim Vorstellungsgespräch war, wurde mir versprochen von 7.00 - 16.00 Uhr arbeiten zu können, da es ja auch Gleitzeit gibt. Auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld sollte es in Form einer Gratifikation geben, die vom Jahresumsatz abhängt und deswegen nirgends niedergeschrieben sei. Überstunden dürfen abgegolten werden, indem man auch mal früher gehen kann.

Als ich dann dort angefangen habe, wusste niemand mehr etwas von den 3 oben genannten Punkten. Plötzlich war die Arbeitszeit von 8.00 - 17.00 Uhr, was für mich persönlich einfach furchtbar ist, zumal ich auch den angestrebten Nebenjob nicht mehr annehmen konnte. Aber gut, ich habe alles geschluckt, bis heute.

Die Chefs springen bei uns ziemlich grob mit den Mitarbeitern um, ist man mal länger krank z. B. mit einem Kreuzbandriß, ist man direkt unten durch. Mit gebrochenem Arm würd von einem Sachbearbeiter verlangt, dennoch in die Arbeit zu kommen, "Liegt Ihnen denn nichts an Ihrem Arbeitsplatz?". Muss man einmal um 13.00 Uhr gehen um den Opa zu beerdigen, so soll man doch bitte einen halben Tag Urlaub nehmen, die Überstunden gehören schließlich der Firma. Am schlimmsten aber ist der herablassende Tonfall, der von der Chefetage kommt.

Ich sollte heute bei einem Lieferanten nachfragen, wie viel ein Päckchen wiegt. Als ich die Information einem der Chefs mitgeteilt habe, durfte ich mir an den Kopf werfen lassen, wie dumm ich sei, ob ich denn mein Hirn gar nicht einschalten würde und wieso von uns niemand auf die Idee kommt, dass der Lieferant lügt und das Päckchen mind. 8 kg leichter sein muss. Da platzte mir der Kragen.

Mein Zwischenarbeitszeugnis habe ich bereits gestern angefordert und von daher passte heute alles perfekt zusammen. Ich habe daraufhin meinem Teamleiter mitgeteilt, dass ich in diesem Ton nicht mehr mit mir reden lasse und sollte so etwas noch einmal vorkommen, ich alles stehen und liegen lassen werde und heim gehen werde - ohne zurück zu kommen. Da mein Teamleiter ja weiß, dass ich mein Zwischenarbeitszeugnis angefordert habe, hatte er natürlich direkt Angst bekommen und wollte mich besänftigen, aber heute half das alles nichts mehr.

Ich lasse es mir eingehen, einen Anpfiff zu bekommen, wenn ich denn wirklich etwas vermasselt habe, aber nur weil dem Chef das Gewicht des Päckchen nicht passt? Nein, ich bin nicht der Punchingball für die miese Lage der Firma (der Firma geht es seit Jahren nicht gut, hat also nichts mit der momentanen wirtschaftlichen Situation zu tun).

Ich finde es einfach unmöglich so mit seinen Mitarbeitern umzuspringen, es geht ja nicht nur mir so, es werden gut 95% der Belegschaft runter gemacht. Erst gestern hatten wir eine Lohnerhöhung gefordert, da uns im vergangenen Jahr der Lohn gekürzt wurde, die Chefs teilten uns mit, dass es keine Lohnerhöhung gibt, wir arbeiten ja schließlich auch täglich keine Überstunden und würden sowieso nicht genug tun.

Könnte ich es mir leisten, hätte ich dem Verein schon lange gekündigt. Seit Monaten hasse ich diese monotone Tippsenarbeit, denn Entscheidungen darf man nicht treffen (wir haben ja alle kein Hirn) und das Betriebsklima ist natürlich entsprechend schlecht. Erst diesen Monat haben zwei Mitarbeiter gekündigt und pro Jahr sind es mind. 10. Lt. Statistik bleibt ein Mitarbeiter max. 2 Jahre in dieser Firma.

Wie steht ihr zu so etwas? Was würdet ihr machen?

» que_Linda » Beiträge: 688 » Talkpoints: 9,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Es ist wirklich traurig und es tut mir sehr leid für dich, wie bei dir in der Firma mit den Mitarbeitern umgegangen wird, leider ist es durchaus kein Einzelfall, auch bei uns ist es teilweise so.

Du fragst nun, was du machen sollst. Zuallererst stell die eine perfekte Bewerbungsmappe zusammen und fang an, die Jobangebote zu durchforsten und hinterlege eventuell eine Bewerbungsmappe bei einer Vermittlungsfirma. Schau in die Samstagsausgaben der Zeitungen und geh auf das zuständige Arbeitsamt, tu halt alles, um einen anderen Job zu finden. Da du sogar einen Nebenjob machen wolltest, wird es wohl nciht in Frage kommen, dass du kündigst, bevor du einen neuen Job hast, nehme ich an. Also würde ich suchen, suchen, suchen.

In de Zwischenzeit kannst du nur entweder das Gespräch mit deinem Chef suchen und ihn ganz klar darauf hinweisen, was die nicht gefällt, oder einfach Ohren zuklappen. Und wenns ganz arg wird, dann halt wieder einmal bei deinem direkten Vorgesetzten "ausheulen".

» wolfsmama » Beiträge: 216 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Erst einmal finde ich es gut, dass du den Mund aufgemacht hast und deine Meinung geäußert hast. Deiner Erzählung nach, werden deine Chefs dies aber wahrscheinlich wirklich nicht zum Anlass nehmen, mal über deine Worte nachzudenken.

Dennoch kann ich mich in deinem Fall nur meinem Vorredner anschließen und dir dazu raten, dir was Neues zu suchen, denn auf Dauer ist so ein Betriebsklima nicht auszuhalten. Wenn du eine Stelle in Aussicht hast, dann kannst du ja nochmal versuchen mit dem Chef zu sprechen und ihm ins Gewissen reden. Nutzt dir vielleicht nicht mehr, aber den anderen Mitarbeitern vielleicht.

Ansonsten kann ich dir nur den Tipp geben, dass du dir jede Überstunde und auch jede versprochene Zusatzleistung /Zahlung zu notieren und diese dann nach dem du was Neues hast und dort kündigst ihm in Rechnung zu stellen und ggf. ein zu klagen. Ich weiß aus meinen Schulungen mit einem Richter in Arbeitsrecht, dass es keine unbezahlten Überstunden gibt. Auch nicht, wenn es im Arbeitsvertrag steht. Das ist rechtswidrig. Wenn du länger arbeitest, dann muss du dafür entweder frei bekommen, oder er muss die bezahlen. Schreib dir deine tatsächlichen Arbeitsstunden also in einen Kalender, welches dann als Nachweis vor Gericht ausreicht. Der Chef muss dann beweisen, dass du am Tag X nicht bis 17 Uhr gearbeitet hast und nicht du musst nachweisen, dass du dort gearbeitet hast.

Und die versprochenen zusätzlichen Gratifikationen (Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld) hast du zwar nicht schriftlich, aber ich wette, dass das den anderen Mitarbeitern damals auch versprochen wurde. Streiten deine Chefs das also ab, dann lässt du die anderen Mitarbeiter als Zeugen vor Gericht auftreten. Ich zwar nicht schön für die anderen, wenn sie Aussagen müssen, aber ist ja schließlich dein Geld.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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