John Demjanjuks - KZ-Wächter in Sobibor

vom 12.05.2009, 16:10 Uhr

Hallo,

als ich heute morgen den Fernseher anschaltet, sah einen Bericht für den ex KZ Wächter John Demjanjuks. Er soll im 2. Weltkrieg sich zu einer Kooperation mit den Nazis entschieden haben. Er soll so in dem KZ Sobibor zusammen mit den Nazis ca. 250.000 Juden umgebracht haben. Jetzt will einer der Holocaust überlebenden gegen ihn aussagen. John ist mittlerweile 89 Jahre alt und sollte schon mehrere Male aus der USA nach Deutschland abgeschoben werden, dass ihm hier der Prozess gemacht werden kann. Dies scheiterte aber mehrere Male, weil er Herzversagen hatte. Heute ist er in Deutschland gelandet. Die Ärzte entscheiden nun, ob ihm der Prozess gemacht werden kann oder ob er es körperlich nicht aushält.

Was meint ihr bringt es jetzt noch einen 89 Jährigen eine Strafe aufzubrummen? Nach seiner körperlichen Verfassung wird er sie bei den schlechten Bedingungen eh nicht lange überleben. Der Krieg ist und ja auch 64 Jahre vorbei.

Meine persönliche Meinung ist ja, dass sie ihn trotz seines schlimmen Vergehens keine Strafe aufbrummen, sondern ihn einfach seine letzten Jahre in frieden Leben lassen. Ich denke er hat mit seinem Gewissen genug zu kämpfen. Würde mich freuen wenn ihr eure Meinung schreiben würdet.

MfG Calaglin

» Calaglin » Beiträge: 8 » Talkpoints: 0,15 »



Calaglin hat geschrieben: Ich denke er hat mit seinem Gewissen genug zu kämpfen.

Das er es bereut wage ich ehrlich zu bezweifeln, denn ansonsten hätte er sich nicht jahrzehntelang den deutschen Gerichten entzogen durch seine Flucht in die USA.

Aber ich stimme mit dir über ein, dass ein Prozess, in meinen Augen, sinnlos ist. Das kostet den Steuerzahler Unsummen an Geld nur damit der ins Gefängnis kommt und dann nach einem halben Jahr oder so krepiert. Da fehlt mir irgendwie die Verhältnismäßigkeit. Ich denke der Mann hat mit seinen 89 Jahren vermutlich eh schon mit dem Leben abgeschlossen und kann über den Prozess vermutlich nur müde lächeln.

Anderersseits muss man das natürlich auch aus der Sicht der Überlebenden sehen, die von Demjanjuk Monate wenn nicht Jahre schikaniert worden sind. Es ist selbstverständlich dass diese Menschen natürlich auf einen Prozess pochen, ich kann mir jedoch nicht vorstellen dass es einem Opfer Genugtuung bereitet ihn für ein halbes Jahr oder eventuell länger im Gefängnis zu sehen. Zumal Gefängnisse für Menschen in diesem Alter ehr einem Seniorenwohnheim ähnlich sind und somit auch nicht wirklich eine Strafe oder einen Ort dastellen wo man büßen muss.

» botter » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 12.05.2009, 16:59, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Naja ich finde es auch fast etwas übertrieben, einem 89 Jährigen noch den Prozess zu machen. Aber es stimmt natürlich schon, dass so schwere Verbrechen sicherlich noch bestraft werden sollten. Gerade gegenüber den Überlebenden und Angehörigen ist das sicherlich nur fair.

Allerdings halte ich die Hetzerei des Zentralrates der Juden etwas übertrieben. "Ein Spiel gegen die Zeit" wurde es genannt. Naja, wenn er während dem Prozess stirbt, hat er halt Pech gehabt. Es macht doch keinen Unterschied mehr, ob er den Rest seines Lebens in Untersuchungshaft verbringen muss, oder tatsächlich bestraft wird. Das hat dann nur noch symbolischen Charakter.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Leider darf die Frage nach dem Sinn dieser Angelage nicht gestellt werden, da die deutsche Staatsanwaltschaft im Falle nachhaltiger Beweise gegen Demjanjuk, Anklage erheben muss. Dennoch halte auch ich diesen Schritt für übertrieben und vor allem für viel zu spät. Immerhin ist die Deutsche Justiz nicht die erste die ihm den Prozess macht.

Schon in den 70ern tauchte der Name Iwan Mykolajowytsch Demjanjuk auf einer von der Sowjetunion veröffentlichten Liste mit Kriegverbrechern auf. Erst sechszehn Jahre später wurde er dann von den USA nach Israel ausgeliefert, wo ihm der Prozess gemacht und er zum Tode verurteilt wurde. Dieses Urteil wurde aber wieder aufgehoben, da es den Richtern im Endeffekt an Beweisen mangelte.

Im Jahr 2001 wurde Demjanjuk dann in den Vereinigten Staaten angeklagt, die damit endete, dass ihm die US-Staatsbürgerschaft entzogen wurde und er in sein Heimatland (Ukraine) abgeschoben werden sollte. Dies scheiterte bis zuletzt an Demjanjuk's Gegenklagen und dem mangelden entgekommen der Ukrainischen Regierung.

Schlussendlich, zur "Freude" der US-Justiz, wurde die Münchner Staatsanwaltschaft aktiv, um den Ukrainer zur Hilfe bzw. zum Mitwirken an der Ermordung von mind. 29000 Menschen anzuklagen. Dass angesichts dieses Vorwurfs eine Anklage unumgänglich ist und dass die Hinterbliebenen der Opfer dadurch ein wenig Gerechtigkeit einforden, ist völlig logisch und nachvollziehbar.

Trotzdem ist ein Prozess gegen ein 90jährigen Mann, der körperlich schwer beeinträchtigt ist und der bei den meisten Leuten im Gerichtssaal eher Mitleid als Zorn erregen wird, schwer zu führen.Außerdem wird es aller voraussicht nach keine Zeugen geben und die Beweise der Anklage stützen sich angeblich "nur" auf alten SS-Dokumenten.

Meiner Meinung nach, hätte Demjanjuk vor mindestens 30 Jahren verurteilt werden müssen und dient ein wenig als Mittel zum Zweck die Justizfehler vieler voran gegangener NS-Prozesse zu revidieren.

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» Psychopatient » Beiträge: 29 » Talkpoints: 0,31 »



Psychopatient hat geschrieben:Erst sechszehn Jahre später wurde er dann von den USA nach Israel ausgeliefert, wo ihm der Prozess gemacht und er zum Tode verurteilt wurde. Dieses Urteil wurde aber wieder aufgehoben, da es den Richtern im Endeffekt an Beweisen mangelte.

Schon einmal falsch, denn es wurde zwar Demjanjuk der Prozess gemacht, aber dummerweise wurde er für Verbrechen angeklagt die er nicht begangen hatte. Dem lag eine Verwechslung zugrunde und bekanntermaßen kann man nicht für die Taten eines anderen verurteilt werden solang man die Schuld nicht aus irgendeinem Grund auf sich nimmt.

botter hat geschrieben:Aber ich stimme mit dir über ein, dass ein Prozess, in meinen Augen, sinnlos ist. Das kostet den Steuerzahler Unsummen an Geld nur damit der ins Gefängnis kommt und dann nach einem halben Jahr oder so krepiert.

Na wieviel kostet denn ein Prozess, vor allen Dingen dieser Prozess? Wenn man schon soviel Expertenwissen mitbringt sollte man es auch mal konkretisieren - ich weiß es (ungefähr) und Unsummen sind es nicht! Da bin ich mal auf die Experten Antwort gespannt.

So jetzt mal zum Thema an sich: Warum sollte man einem Schuldigen nicht den Prozess machen? Nebenbei geht es hier nicht um Kirschen im Nachbargarten klauen sondern um Kriegsverbrechen und hier dazu noch um ein besonders Perverses. Ob der gute Mann nun noch 50 Jahre oder 5 Monate im Bau sitzt ist völlig nebensächlich, hier geht es vor allen Dingen darum, dass er für das was er getan hat öffentlich schuldig gesprochen wird (oder nicht).

Wer sich etwas mit Opferbetreuung auskennt der kann sich denken, dass es für die meisten immernoch eine größere Genugtuung ist wenn ihr Peiniger bestraft wird als dass er ohne Schuldspruch ins Grab wandert - im letzteren Fall bleibt dann immernoch der beliebte Restzweifel und dass jemand sein Leben leben konnte ohne jemals Buße zu tun. Für die meisten Opfer ist sowas ein Schlag ins Gesicht!

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Na wieviel kostet denn ein Prozess, vor allen Dingen dieser Prozess? Wenn man schon soviel Expertenwissen mitbringt sollte man es auch mal konkretisieren - ich weiß es (ungefähr) und Unsummen sind es nicht! Da bin ich mal auf die Experten Antwort gespannt.

Es geht doch nicht bloß um die Prozesskosten. Er wurde extra nach Deutschland eingeflogen und ein Flugzeug fliegt schließlich nicht von Luft und Liebe, dann wird er noch rund um die Uhr von Pflegepersonal überwacht, die Kosten für die Zelle, ärztliche und psychologische Gutachten und und und. Aber da du ja vom Fach bist, ist dir das vermutlich alles bewusst.

Subbotnik hat geschrieben:im letzteren Fall bleibt dann immernoch der beliebte Restzweifel und dass jemand sein Leben leben konnte ohne jemals Buße zu tun.

Mit 89 Jahren hat man sein Leben ja auch noch nicht gelebt, nee da hat man ja noch die Hälfte vor sich. Da werden die Opfer, ihm die 5 Monate, die er noch im Knast sitzt sicher hoch anrechnen und endlich Frieden finden. Ausserdem wurde er in der Öffentlichkeit schon längst für schuldig befunden. Das Gericht wird diese Meinung nur nochmal unterstreichen.

» botter » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 14.05.2009, 10:22, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Der Prozess hat was für mich von: Wir müssen ihn verurteilen, egal wie es ihm geht, sonst denken andere das sie auch so davon kommen.

Ich finde es auch völlig unsinnig, ihn jetzt noch auszuliefern und zu verurteilen. Ich habe vor Wochen mal einen Bericht gesehen wie sie ihn im Rollstuhl aus seinem Haus oder seinem Wagen getragen haben.

Ich bezweifel auch das er bereut, sonst hätte er sich auch schon stellen können. Dennoch halte ich es unnötig ihn nun noch zu verurteilen um ein Exempel zu statuieren, denn mehr ist es in meinen Augen nicht.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@botter
Also hast Du keine Ahnung, nun ja, hab ich mir ja fast gedacht :wink:.

Und nur weil der Pöbel jemand für schuldig hält muss er es nicht sein. Soll ich jetzt mal anfangen verschiedene Personen aufzuzählen die man alle für schuldig hielt und die per Freispruch das Gericht verließen? Na da wird es aber eng...

botter hat geschrieben:Da werden die Opfer, ihm die 5 Monate, die er noch im Knast sitzt sicher hoch anrechnen und endlich Frieden finden.

Richtig, da hast Du mal was gut verstanden - denn wenn die meisten Opfer, die selber nicht mehr allzulange leben werden wissen dass ihr Peiniger parallel im Knast dahinvegetiert und stirbt - für viele ist das zumindest eine kleine Form der Gerechtigkeit.

aries24 hat geschrieben:Ich finde es auch völlig unsinnig, ihn jetzt noch auszuliefern und zu verurteilen.

Warum? Weil die Ermordung von mindestens 29.000 Menschen ja im Grunde nichts besonderes ist? Sowas macht man ja mal eben schon im Kindergarten...

aries24 hat geschrieben:Ich habe vor Wochen mal einen Bericht gesehen wie sie ihn im Rollstuhl aus seinem Haus oder seinem Wagen getragen haben.

Jaja, das Mitleidsfernsehen zieht mal wieder :wink: - komisch, dass er zeitgleich prozessieren und vor nicht von ihm und seiner Familie bestellten Kameras fröhlich umherlaufen kann. Dass hier echt noch Leute auf das Affentheater von ihm hereinfallen, welches schon in den USA als solches entlarvt wurde ist teilweise echt peinlich - aber naja, manche denken ja auch, Richterin Barbara Salesch wäre echt :wink:.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Tja subbotnik, dann rate mal wer seine Ärzte bezahlt, seine Medikamente, seinen Aufenthalt, das Flugzeug. Hast du auch nur im entferntesten eine Ahnung wie teuer es ist ein Flugzeug für eine einzige Person über den halben Globus zu schicken, dass dazu noch medizinisch ausgestattet sein muss? Offensichtlich nicht sonst würdest du hier nämlich nicht so einen Stuss verzapfen.

Und dass die Opfer es als Genugtuung empfinden, wenn ein 89 Jahre alter Mann im Knast "dahinvegetiert" sei mal dahin gestellt. Zumal du offensichtlich keine Ahnung hast wie es in den deutschen Gefängnissen aussieht, dahin vegetieren tut man dort unter Garantie nicht.

Nebenbei noch, ich habe nirgends gesagt, dass ich denke das der arme alte Mann schwer krank ist. Jemand der von selbst ohne Probleme aufrecht gehen kann ist mit Sicherheit nicht schwer krank. Dennoch muss medizinsches Personal bei ihm dabei sein, eben auf Grund seines Alters. Ich hoffe du weißt schon, dass es bei einem 89 jährigen schonmal schnell passieren kann das er einen Herzinfarkt oder ähnliches bekommt. Zumindest schneller als bei einem Jungspund wie dir.

» botter » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Na komm, wer sülzt denn hier mal wieder ohne Ahnung dummes Zeug daher und wird pampig wenn er dabei erwischt wurde?

Zur Aufklärung, die bei Dir wohl mehr als nötig ist:
1. Die Abschiebungskosten trägt die USA - und hier wird nicht extra ein Jumbojet angemietet. Auch hier setzt die USA auf bestehende Mittel.
2. Die Kosten für die medizinische Betreuung entstehen auch nicht für Demjanjuk allein, hier wird auf bestehende Infrastruktuen in den Haftanstalten zurückgegriffen. Es mag für Dich überraschend sein, aber Gefängnisse haben ihren eigenen Krankenhäuser, Gefangene werden nicht in öffentliche abgeschoben. Mehrkosten = 0.
3. Demjanjuks Verfahren ist auch nicht teurer als das gegen andere Schwerverbrecher.

Soviel zu deiner lustigen Unsummentheorie.

4. Von sich aus nicht aufrecht gehen - träum weiter. Demjanjuk wird sicherlich keinen Hürdenlauf mehr antreten, nur von A nach B kommt er noch alleine. Da gibt`s auch entsprechendes Bildmaterial dass das belegt, bitte sei mal weniger naiv als sonst und vertrau nicht nur auf das, was seine Familie veröffentlicht hat.

Und ein 89jähriger, der nicht in den Bau will wird wohl die Freiheit nicht mehr so schnell erlangen - und Einzelhaft ist ebenfalls wahrscheinlich. Überspitzt gesagt fällt das unter "dahinvegetieren".

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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