Kochen mit Alkohol und Kinder
Ich denke nicht, dass man Alkohol komplett weglassen muss, weil Kinder mitessen. Ich kann nicht beurteilen, wie viel Restalkohol nach dem Kochen oder Backen in der Speise übrigbleibt, aber es ist meiner Meinung nach gar nicht schlimm, wenn ein Kind mal hier und da ein bisschen Alkohol mitisst.
Ich bin in einer relativ traditionellen jüdischen Familie aufgewachsen und habe sehr viele jüdische Traditionen schon sehr früh kennengelernt. Es ist zum Beispiel üblich, am Freitagabend oder auch an Feiertagen einen bestimmten Segen über ein Glas süßen Wein zu sprechen und dann davon zu trinken. Einige Leute ersetzen den Wein bei Kindern durch Traubensaft, aber in den meisten Gemeinden trinken wohl alle den echten Wein. Man trinkt davon nur einen Schluck und der Alkoholgehalt ist auch nicht sehr hoch, aber es ist eben schon ein Schluck Wein – dennoch werden jüdische Kinder nicht alle zu Alkoholikern. Ich persönlich mag zum Beispiel heute diesen Wein gar nicht mehr, er ist mir viel zu süß. Ich durfte auch abgesehen davon immer zu Silvester ein Glas Sekt trinken – früher eben ein kleines, später wurde es dann größer-, was ich sehr geliebt habe.
Meiner Meinung nach dürfen Kinder ruhig mal ein bisschen Alkohol kosten, da ist doch nichts dabei. Auch ein Kind ist nicht sofort von zwei Esslöffel Brandwein im Kuchen betrunken. Außerdem glaube ich, dass es gerade, wenn Kinder älter werden, auch wichtig ist, Alkohol als etwas darzustellen, was im Alltagsleben schon mal vorkommen kann, weil sonst die Versuchung sich total zu betrinken sehr groß sein könnte, sobald es auf der ersten Party ohne Eltern möglich ist.
Dann solltest du vielleicht mal folgenden Link anklicken. Denn schon kleinste Mengen Alkohol können bei Kindern schwere Schäden verursachen. Und mit dem Können ist es halt wie bei allen Dingen. Es muss nichts passieren, aber kann. Und wer da so unbedarft rangeht, der kann auch russisches Roulette spielen, oder?
Und wenn die Kinder den Geschmack von Alkohol kennen, aber deren Wirkung nicht, dann ist die Hemmschwelle eben weitaus niedriger, als wenn sie im jugendlichen Alter das erste Mal damit konfrontiert wurden. Bei uns war da immer mit 14 Jahren die Jugendweihe der Anlass wo man das erste Mal einen Schnaps trinken durfte.
Da hat man damals schon gesehen, wer da schon eher von zu Hause allein mit dem Geschmack konfrontiert worden ist. Dieser Teil der jungen Erwachsenen hat nämlich weitaus mehr konsumiert, wie die anderen wo es wirklich was ganz neues war.
Ich finde, dass du in dem Punkt recht hast, dass man den Kindern den Alkohol näher bringt, wenn man häufig damit kocht und sie praktisch daran gewöhnt. Ich habe das an einem ganz extremen Beispiel in meinem Bekanntenkreis erlebt. Zu Silvester waren wir einmal alle bei Freunden eingeladen. Meine Freundin brachte ihre 8 Jahre alte Tochter mit und die Gastfamilie hatte ebenfalls eine Tochter, die gerade 6 Jahre alt geworden war. Die Gastfamilie war eine recht wohlhabende Familie, wenn ich das mal so sagen darf. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass dort häufig Alkohol in Gerichte hinzukommt, es gab beispielsweise häufig Soßen die mit Wein verfeinert wurde, Eierlikörsoßen zu Eis und auch Rum oder Likör in Kuchen. Das ist an sich ja nichts schlimmes, aber ich finde dass sich das nicht gehört wenn man ein Kind im Grundschulalter zu Hause hat.
Zumindest kam es schließlich dazu, dass die Kleinen auch einen Schluck vom Sekt haben wollten. Ein Bekannter hat der 8 jährigen Tochter meiner Freundin einen Schluck gegeben, den diese dann angeekelt ausspuckte und davon lief um sich den Mund auszuwaschen. Die Reaktion der 6 jährigen Tochter meiner Bekannten war eine ganz andere. Die Kleine ließ es nicht bei einem Schluck, sondern hätte das ganze Glas ausgetrunken, wenn mein Bekannte es ihr nicht nach der Hälfte aus der Hand gerissen hätte. Ich finde an diesen Beispielen sieht man sehr genau, was für eine Wirkung Alkohol beim täglichen Kochen bei Kindern verursachen kann.
Ich selbst muss zugeben, dass ich sehr gerne mit Wein oder Rum koche und backe. Da ich aber einen jüngeren Bruder habe und auch oft Besuch im jüngeren Alter anwesend ist, habe ich es mir angewöhnt immer beides parat zu haben. So gibt es beispielsweise zu einem Mohn-Rum Kuchen als Alternative immer einen Käsekuchen und zu einer Weinsoße immer noch eine Tomaten- oder Käsesoße da. Das finde ich auch ganz in Ordnung so und ich achte auch genau darauf, dass keiner der Kinder sich ''versehentlich'' am falschen Essen bedient.
Subbotnik hat geschrieben:Vinhotrinker hat geschrieben:Der Alkohol verfliegt durch das Kocken/Backen und was zurückbleibt hat mit dem Ursprungsprodukt meines Erartens nur wenig zu tun. Was z.b. beim Verkochen von Weisswein übrig bleibt ist die Säure.
So ein Quatsch - der Alkohol verkocht niemals vollständig sondern maximal zu 70 %!
D. h. dass logischerweise immer "Restalkohol" übrig bleibt, weswegen sich Alkoholiker auch ungeheuer freuen wenn man etwas mit einem "Schuss" zubereitet und mit dem Argument kommt: "Das verkocht doch!?" - NEIN! Deswegen bleibt auch der Geschmack, denn die Säure an sich bildet diesen nicht.
Da stimme ich dir zu, aber der Restalkohol kann sogar unter Umständen gefährlicher sein, wegen der Aromen und vor allem wegen des Geschmacks in Veränderung mit der Speise. Gewisse Aromen des Alkohol kann sich das menschliche Gedächtnis sofort merken. Daher sollte man bei Kinder darauf total verzichten, weil eben jedes Kind auch später völlig verschieden auf Alkohol reagieren kann.
Meine Leute haben immer viel mit Alkohol gekocht und gebacken. Trotzdem brauchte ich einige Jahre leidvoller Partytestreihen, bis ich mich an den Geschmack von Alkohol auch nur ansatzweise gewöhnt hatte. Abgesehen von gewissen Likören (Stichwort: Beulchenwasser) von ich den Geschmack von Alkohol ziemlich bäh. Den Geschmack von einem richtig zubereiteten Risotto, von Kuchen mit Rumrosinen oder gewissen Sößchen mit Rotwein hingegen mochte ich sehr, auch schon als Kind.
Die Mengen an Alkohol, die man beim kochen und backen einsetzt sind für gewöhnlich eher gering. Ein Teil verdunstet bei der Zubereitung. Und das was bleibt macht aus keinem Kind einen Alki. Wichtiger als keinen Alkohol bei der Zubereitung zu verwenden ist es seinen Kindern durch das eigene Verhalten zu vermitteln, das es sowas wie einen vernünftigen Umgang mit Alkohol gibt.
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